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Prinzip der Methode:

5. DISKUSSION DER ERGEBNISSE

5.1. Untersuchung von Serumproben auf Neospora-Antikörper Alle 299 entnommenen Blutproben wurden im IFAT auf N.-caninum-Antikörper

5.1.1. Neospora-Infektionen in Deutschland

Aus Deutschland liegen bisher nur wenige Berichte über Neospora-Infektionen bei Hunden vor (BURKHARDT et al. 1992, KORNBERG u. KOSFELD 1997, HECKEROTH et al. 2000, PETERS et al. 2000). Auch zur Seroprävalenz von N.

caninum bei Hunden gibt es bisher nur eine Studie aus Deutschland, bei der eine Seroprävalenz von 4 % anhand einer Stichprobe von 50 Tieren festgestellt wurde.

Bei den untersuchten Proben handelte es sich um Seren, die zur Untersuchung auf Sarcoptes-Antikörper in ein Labor in Süddeutschland eingeschickt wurden (KLEIN u.

MÜLLER 2001). Da es sich dabei um eine sehr kleine Stichprobe sowie um vorselektiertes Untersuchungsmaterial handelte, können meine Untersuchungen diese Daten sinnvoll ergänzen. Sie geben einen Hinweis auf die Seroprävalenz von N. caninum bei Hunden in Rheinland-Pfalz. Allerdings ist zu bedenken, dass die Proben nur in einer kleinen geographischen Region von Rheinland-Pfalz genommen wurden, was zu einer Verzerrung hinsichtlich der tatsächlichen Prävalenz der Neospora-Infektion in der gesamten Hundepopulation dieser Region führen kann.

144 5. Diskussion der Ergebnisse

Auch die Tatsache, dass die Hunde, denen Proben entnommen wurden, alle als Patienten in derselben Tierarztpraxis vorgestellt wurden, kann zu einer solchen Verzerrung führen.

Bei Rindern in Deutschland wurde N. caninum als Abortverursacher beschrieben (SCHARES et al. 1997, 1998). SÖNDGEN et al. (2001) untersuchten Rinderföten, die an das Staatliche Veterinäruntersuchungsamt Arnsberg in Nordrhein-Westfalen zur Abortdiagnostik gesandt worden waren. Die histologische und immunhistologische Untersuchung von 135 Gehirnen in dieser Studie ergab, dass 17 Föten (12,6 %) mit N. caninum infiziert waren. CONRATHS et al. (1996) untersuchten 388 Seren aus 22 Milchkuhbetrieben mit Abort- und Fruchtbarkeitsproblemen aus Nordhessen im IFAT auf Antikörper gegen N. caninum und stuften 4,1 % der Seren als Neospora-positiv ein. SCHARES et al. (2003) führten eine Studie an Sammelmilchproben von etwa 90 % der Milchviehherden in Rheinland-Pfalz durch. Sie entwickelten einen ELISA, dessen Cut-off-Wert so gewählt wurde, dass er spezifisch Herden mit einer Seroprävalenz über 10 % nachwies, und fanden so eine Prävalenz sammelmilchpositiver Herden von 7,9 %. In ihrer Studie gab es große regionale Unterschiede bei der Verteilung sammelmilchpositiver Herden. Die Prävalenzen waren höher in Regionen mit höherem Urbanisationsgrad. Die Autoren untersuchten mithilfe der logistischen Regression verschiedene Faktoren bezüglich ihres Einflusses auf die Epidemiologie der bovinen Neosporose. Sie fanden Hinweise darauf, dass es zusätzlich zu den Risikofaktoren, die nur den individuellen landwirtschaftlichen Betrieb betreffen, auch andere Risikofaktoren gibt. So spielen Faktoren, die sich auf die Lokalisation des Betriebes beziehen, wie die Hundedichte in der Umgebung und klimatische Faktoren, eine wichtige Rolle. In einer weiteren Studie fanden SCHARES et al. (2004) heraus, dass den auf dem Gehöft gehaltenen Hunden in Rheinland-Pfalz eine größere Bedeutung zukommt als der Zahl der Hunde in dieser Region.

Von den in meiner Studie untersuchten Hunden wurden 26 auf einem Gehöft oder Bauernhof gehalten. Zwei dieser Hunde waren seropositiv für N. caninum.

5.1.2. Zusammenhang zwischen den Eingangsdiagnosen und Neospora-Infektionen

In der Untersuchung von BARBER und TREES (1996) besaßen alle klinischen Neosporosefälle Titer ≥1:800.

Nur drei Hunde der vorliegenden Studie wiesen Titer von 1:800 auf. Diese hatten folgende Eingangsdiagnosen: Otitis, Chalazion sowie gutartiger Zehentumor. Hierbei

handelte es sich um keine Erkrankungen, die typisch für eine Neosporose waren. Bei allen seropositiven Hunden dieser Studie gab es als Eingangsdiagnosen je zweimal Pyo- oder Mucometra sowie gutartiger Hauttumor und je einmal gutartiger Mammatumor, gutartiger Zehentumor, Leishmaniose, Gastroenteritis, Otitis, Chalazion, Zahnstein oder Zahnsanierung sowie Kastration einer Hündin. Bei einem seropostiven Hund war die Eingangsdiagnose unbekannt. Es ist unwahrscheinlich, dass die Infektion mit N. caninum die Entstehung eine der aufgeführten Erkrankungen gefördert hat. Somit konnte in dieser Studie kein Zusammenhang zwischen Eingangsdiagnose und Neospora-Infektion gesehen werden.

5.1.3. Zusammenhang zwischen dem Alter der Hunde und Neospora-Infektionen

Das Alter der untersuchten Hunde wurde erfasst, um herauszufinden, in welchem Alter sich die Hunde infizieren. Im t-Test fiel ein p-Wert von 0,0583 für den Unterschied der Mittelwerte des Alters zwischen seronegativen und seropositiven Hunden auf. Es war eine Tendenz erkennbar, dass die negativen Hunde (66,95 ± 46,08 Monate) jünger als die positiven Hunde waren (91,54 ± 31,98 Monate). In Fisher’s exaktem Test war die Seroprävalenz bei Hunden, die jünger als 3 Jahre waren (n=101), mit 0 % statistisch signifikant niedriger (p=0,0053) als bei Hunden, die 3 Jahre oder älter waren (6,81 %, 13 von 191 Hunden). Eine weitere Unterteilung in mehrere Altersstufen war für statistische Auswertungen nicht möglich, weil das untersuchte Hundekollektiv dafür zu klein war. Da jedoch der jüngste positive Hund dieser Studie 3 Jahre alt war und gezeigt wurde, dass Antikörper gegen N. caninum mehrere Jahre persistieren können (BARBER u. TREES 1998), kann ich dennoch schließen, dass die meisten hier untersuchten Hunde postnatal infiziert wurden.

Die Beobachtung, dass die Seroprävalenz in der Gruppe der älteren Hunde höher ist, stimmt mit den Ergebnissen einiger früherer Studien überein. So konnten BARBER et al. (1997b) signifikant (p<0,01) niedrigere Seroprävalenzen bei Hunden bis zu 5 Jahren im Vergleich zu Hunden, die 6 Jahre und älter waren, feststellen. SAWADA et al. (1998) fanden bei Hunden unter einem Jahr signifikant (p<0,05) niedrigere Seroprävalenzen als bei Hunden, die 1 bis 3 Jahre oder 4 bis 6 Jahre alt waren.

Auch BASSO et al. (2001) sahen einen signifikanten (p=0,001) Anstieg der Seroprävalenz mit zunehmendem Alter: 13 % der unter 12 Monate alten Hunde (n=46), 12,9 % der 13 bis 24 Monate alten Hunde (n=31), 34,3 % der 25 bis 48 Monate alten Hunde (n=32) und 45,4 % der über 48 Monate alten Hunde (n=44) waren seropositiv. WANHA (2002) fand ebenfalls einen ansteigenden Trend mit zunehmendem Alter, der allerdings nicht signifikant war. In der Gruppe der bis zu 6 Monate alten Hunde (n=65) gab es einen positiven Hund (0,1 %), in der Gruppe der

146 5. Diskussion der Ergebnisse

6 bis 12 Monate alten Hunde (n=84) drei (0,2 %), in der Gruppe der 1- bis 4-jährigen Hunde (n=214) vier (0,3 %), in der Gruppe der über 4- bis 7-jährigen Hunde (n=253) zehn (0,8 %), in der Gruppe der über 7- bis 10-jährigen Hunde 0,9 % und in der Gruppe der über 10-jährigen Hunde 1,2 % positive Tiere. Für die letzten beiden Gruppen werden keine absoluten Zahlen genannt.

Im Unterschied zu den zuvor aufgeführten Studien beobachteten WOUDA et al.

(1999b) einen signifikanten (p<0,05) Anstieg der Seroprävalenz bis zum Alter von 7 Jahren, danach allerdings einen leichten, nicht signifikanten Abfall ab einem Alter von 8 Jahren. Die Autoren vermuten, dass der Abfall der Seroprävalenz bei Hunden über 8 Jahren dadurch bedingt ist, dass die Antikörpertiter mit der Zeit wieder sinken.

Der Anstieg der Seroprävalenz mit dem Alter deutet darauf hin, dass postnatale Infektionen beim Hund relativ häufig vorkommen (BARBER et al. 1997b, BASSO et al. 2001b). WOUDA et al. (1999b) folgern aus diesen Ergebnissen, dass die meisten Hunde postnatal infiziert werden und die vertikale Übertragung beim Hund nicht effizient ist. BARBER et al. (1997b) sehen allerdings auch noch eine andere mögliche Ursache für den Anstieg der Seroprävalenz mit dem Alter: die Exposition der Hunde gegenüber diesem Parasiten könnte in den letzten Jahren abgenommen haben. Hierfür geben die Autoren keine weitere Erklärung.

Die Bedeutung postnataler Infektionen beim Hund wird durch eine Studie von SAWADA et al. (1998) gestützt. Bei Hunden eines Collie-Züchters, bei dem ein Welpe an Neosporose gestorben war, fanden die Autoren eine signifikant (p<0,01) höhere Seroprävalenz als bei Hunden aus städtischen Regionen und Hunden von Milchviehfarmen, auf denen bovine Neosporose vorgekommen war. Ferner waren alle Hunde unter einem Jahr, die auf Milchviehfarmen gehalten wurden, und alle 2 Monate alten Welpen des Collie-Züchters seronegativ. Die Autoren untersuchten die Hunde dieses Colliezüchters zu zwei verschiedenen Zeitpunkten, die 1,5 Jahren auseinander lagen. Zu beiden Zeitpunkten waren alle über 7 Monate alten Hunde seropositiv. Die Autoren schlossen aus diesen Ergebnissen, dass die transplazentare Infektion nicht der einzige Übertragungsweg für Hunde ist und die horizontale Übertragung bei Hunden relativ häufig vorkommt.

Es gibt jedoch auch Studien, in denen kein Zusammenhang zwischen Seroprävalenz und Alter gefunden wurde. TREES et al. (1993) teilten ihr Patientenmaterial in drei Altersgruppen auf. In der Gruppe der unter 1 Jahr alten Hunde (n=33) waren vier (12,1 %), in der Gruppe der 1- bis 5-jährigen Hunde (n=50) sieben (14,0 %) und in der Gruppe der über 5-jährigen Hunde (n=75) zehn (13,3 %) seropositiv. Aus dem in ihrer Studie fehlenden Anstieg der Seroprävalenz mit dem Alter schlossen die Autoren, dass postnatale Infektionen selten stattfinden, dass die konnatale

Übertragung auch beim Hund den Hauptinfektionsweg darstellt, und dass die Antikörper und möglicherweise auch die Infektion lebenslang persistieren.

RASMUSSEN und JENSEN (1996) teilten ihre Hunde in dieselben Gruppen auf wie in der Studie von TREES et al. (1993) beschrieben. In der Gruppe der unter 1 Jahr alten Hunde gab es zwei seropositive und zwei seronegative, in der Gruppe der 1- bis 5-jährigen Hunde vier seropositive und 37 seronegative und in der Gruppe der über 5-jährigen Hunde acht positive und 34 negative Hunde. Auch zwischen diesen Gruppen gab es keinen signifikanten Unterschied. Ebenso konnten PATITUCCI et al.

(2001) keinen Unterschied in der Seroprävalenz bezüglich des Alters finden.

5.1.4. Zusammenhang zwischen der Rasse der Hunde und Neospora-Infektionen

Eine Signifikanzprüfung auf das Vorliegen einer Rassendisposition konnte aufgrund des zu kleinen untersuchten Hundekollektivs nicht durchgeführt werden. Es war keine Rasse auffällig überrepräsentiert.

Die positiven Hunde meiner Studie gehörten folgenden Rassen an: Boxer, Deutsch Kurzhaar, Dobermann, Golden Retriever, Hovawart, Rauhaardackel, Rottweiler, Setter. Außerdem waren Mischlinge infiziert. Bei der Betrachtung der einzelnen Rassen fiel auf, dass die seropositiven Hunde überwiegend zu den großen, kräftigen Rassen gehörten. Die Ausnahmen stellten ein Rauhaardackel und ein Mischling unter 20 kg dar. Diese Tendenz ist auch bei den seropositiven Hunden in den Publikationen von TREES et al. (1996), BARBER et al. (1997b), CHEADLE et al.

(1999) und WANHA (2002) zu erkennen.

Um diese Tendenz weiter zu untersuchen und um Aussagen zu Rassenprädispositionen zu bekommen, wäre es sinnvoll, zusammen mit Züchtern oder Zuchtverbänden möglichst viele Daten zu bestimmten Rassen zu erheben, um dann genaue Aussagen über die Seroprävalenzen bei verschiedenen Rassen zu erhalten und somit auch Rassenprädispositionen zu erkennen.

Auch bei der Einteilung der Hunde in verschiedene Gruppen in Anlehnung an die FCI-Klassifizierung konnte keine Häufung seropositiver Tiere in einer bestimmten Gruppe festgestellt werden. Da die FCI-Unterteilung auch Wesensmerkmale und Verhaltensweisen der Hunde mit einbezieht, konnte ich mithilfe dieser Einteilung keine bestimmte Charaktereigenschaft oder Verhaltensmerkmale der Hunde finden, die zu einer höheren Seroprävalenz führen könnten.

148 5. Diskussion der Ergebnisse

5.1.5. Zusammenhang zwischen dem Gewicht und Schulterhöhe der Hunde