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TUNICATEN VON JAN MAYEN

Im Dokument ÖSTERREICHISCHE POLARSTATION (Seite 124-127)

GESAMMELT VON

DH. F. FISCHER,

ARZT DER ÖSTERREICHISCHEN EXPEDITION AUF lAN KAYEN.

BEARBEITET VON

DH. RICHARD FHEIH. VON DRASCHE.

MIT TAFEL

vm,

1. SYNASCIDIAE.

Die nähere Bestimmung der zusammengesetzten Ascidien musste ich als undurchfl1hrbar aufgeben. Wir besitzen über diese Thiere aus den nördlichen Meeren nur höchst unvollkommene Beschreibungen von Sa r s, Dalyell, Stimp s o n, Verrill u. A., deren Vergleichung mit conservirten Exemplaren zu keinem irgendwie sicheren Resultate führt, da die Artencharaktere hauptsächlich der Farbe und der Form des Cermus entnommen sind. Mit der Errichtung von etlichen neuen Arten, gestutzt auf ungenügendes Material, würde nur der Ballast von Namen überflüssigerweise vermehrt werden. Ich sehe darum von einer näheren Beschreibung der mir vorliegenden 6-7 Arten gänzlich ab und erwähne nur, dass sie den Gattungen Botrylloides} Amaroucium und Leptoclinumangehören.

2. ASCIDIAE SIMPLICES.

Die Ausbeute an einfachen Ascidien ist eine geringe zu nennen, sowohl was die Zahl der Arten als der Indi-viduen betrifft. Die Thiere zeichnen sich sämmtlieh durch geringe Grösse aus. Sie vertheilen sich auf 5 Arten:

Chelyosoma Maclayanum Brod. und Sow. (1 Exemplar).

Ascidia complanataFabr. (4 Exemplare).

Ascidia fallaa: n. sp. (1 Exemplar).

Styela grossulariav. Ben. (2 Exemplare).

Eugyra symmetran. sp. (4 Exemplare).

Ich gebe in Folgendem die Beschreibung der zwei neuen Arten sowie jene von Ase. complanota, welche noch nicht genügend genau charakterisirt ist.

Aseuuacom;plwnataFabricius.

Fig.l.

1780. Fabricius, Fauna Groenlsndica, p. 332.

1871. Verrill, Deseription of some imperfectly known snd new Ascidians from New-England, Amer. JOllrn. of se. etarts, 3. serie,I. Bd. p. 98, Fig. 11.

1872. Verrill, Recent additions to the MolIlIsc/ln Fauna ofNew-England. Am.Journ. 3. serie, Bd. III, p.214, Taf.VIII,Fig. 8.

Aus s e r es. Gestalt oval, zusammengedrückt, links mit grosser Fläche aufsitzend. Die freie convexc Fläche entspricht dem grössten Theile der rechten und einem Theile der der Rückenlinie zunächst liegenden

102 R. Freih. v. Drasche,

linken Seite. Die Branchialöffnung ist sub terminal, die Kloakenöffnung liegt etwas vor der Mitte auf der linken Seite der freien Fläche. Beide Öffnungen sitzen auf kurzen kegelförmigen Siphonen, welche von tiefen longitudinalen Furchen durchsetzt sind, und zwar entsprechen der Ingestionsmttndung 7-8, der Egestions-mnndnng 6 solche Wttlste. Die Testa ist ziemlich glatt, von gelblicher Farbe, nicht zu dünn, durchscheinend und mit zahlreichen Gefä.ssverzweigungen versehen. Das grösste der Exemplare hatte eine Länge von 25mm und eine Breite von 20mm

Der Man telÜtt derb. Die beiden Siphone zeigen von der Te(lta befreiteÜlQgelbl~Qe fiLrbung. An den 6 Lappen der Kloakenöft'nung bemerkt man 6 orangenrothe Oceellen.

Tentakeln sind über 50 vorhanden. Sie sind dicht aneinander gedrängt und von verschiedener Länge und Stärke.

Der Hypophys en tuberkelistfast kreisförmig, die Flimmerrinnen sind hufeisenförmig, mit dem linken Horn schwach nach einwärts gebogen.

Die D0r s al falt e ist vorn sehr breit, stark eingerollt. Sie ist linkll io regelmässigen Abständen sehr deutlich gerippt, der Rand derselben ist gezähnt und zwar entspricht jeder Zahn dem freien Ende einer Rippe.

Auf der rechten Seite des Einganges zum Oesopbagns findet sich eine mit stumpfen Läppchen versehene Falte.

Das vordere Ende des Endostyls springt wenig vor.

Der Kiemensack ist derb. Die inneren Längsgefässe sind breit und tragen Papillen von zweierlei Grösse. Die breiten Quergefasse setzen sich mit einer Verbreitung innen an die Längsgefässe an und sind so in Verbindung mit den grossen Papillen. Diese Anordnung erinnert stark an jene von Corella. Die kleinen regelmässig zwischen den grossen liegenden Papillen entsprechen den Kreutzungsstellen der intermediären schmalen Quergefasse mit den Längsgefässen, Oft fehlen anch diese dünnen Gefässe vollständig. Immer nach

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8 breiten Quergefässen treten ungewöhnlich breite, stark pigmentirte Quergeflisse auf, welche stellen-weise schon mit freiem Auge die Kieme quergestreift erscheinen lassen. Zwischen je zwei Längsgefäasen liegen 10-12 schmale Stigmen. Der Kiemensack ist in zahlreiche sehr deutliche Falten gelegt, was haupt-sächlich von anssen gut ersichtlich ist. Ve rri 11 (1. c.) gibt von der Aussenseite der Kieme eine ganz gute Abbildnng.

V e rrill identifizirt diese Art mit AsC'idz'a callosa S tim p s0n (Proeeedings of the Boston 80ciety Irr. Bd., 1851, p. 228) und erhebt in einem blossen Artenverzeichniss ohne nähere Diagnosen (1. e,llI. Bd., p. 214) diese Species zum Typus einer neuen Gattung, die er Ascidiopsisnennt, ohne dieselbe indess mit elaem Worte zu charakterisiren. Sehr nahe verwandt mit Ase. complanataIst Herdman 's Asc.falciqera(Tunicata Voyage of H. M. S. Challenger Zoologie, Bd. IV, pag, 211, Taf. 32, Fig. 1~6) von der KUste VQU:NeurSchottlaud., Der Kiemensack ist jedoch nicht gefaltet und die Papillen sind anders geformt. In deuselben Forwenkrei& g~höNq auch gewiss Ase. mollisVerrill von Hancock und .Ase. abliqua Alder, wie Herdman hervorhebt.

Der bisher bekannte Verbreitungsbezirk von Ase. complana,t<lsind der ucrdwestliche und arktische Theil des atlantischen Oceans.

Ä..ScüUtJfa11,amn.•p,

Fig. 2 und 3.

Ä

u s s e res: Gestalt regelmässig eiförmig, links an der Ansatzstelle etwas abgeplattet, vorn etwas breiter als hinten. Die Branehial- und Kloakenöffnung sind sitzend, erstere subterminal und undeutlich achtlappig, letztere sechs lappig und nur 5mm von daI' andern entfernt. Die Tests. isi sehr durchscheinend und dünn, von zahlreichen sich in feine Adernetze verzweigenden Gefässnetzen durchzogen, welche ihr ein milchweisses Aus-sehen verschaffen. Das einzige Exemplar war 19mmlang und hatte 14mm grössteBreite.

Tentakeln konnte ich circa 30 zählen. Sie stehen ziemlich weit auseinander und sind YPlllltbWßQhseln-der Grösse.Auf der Rttckenselte sind einige besonders kurze zu erwähnen.

Der Hypophysentuberkel ist oval, die Öffnung des trichterförmig ang~8cbwol1en6n G~Dge8jst halb-mOlldf<irmig. Dalf Ganglion itt litark in die Länge gezogen Und sehr dick. Die vprd~rß LluJ)~lltt der pOli.

..

physe'n'tnberk'el, in dessen

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eg'end sie eine nach innen g'erichtete 'sackfmmige Ausbreitung bildet, Die beider-seits blind endigende Hypobrancbialrinne ist seht lang und ihte linke sehr breite Lamelle stark nach rechts umgeschlagen.

Die Duraalfa lt e ist anfangs schmal, wird in der Mitte etwas breiter, umsichdann gegend~ Oeso-pbaguseingang zu langsam zu verlieren. Sie ist anf der linken Seite gerippt und ihr Rand sehr schwach lind unregelmässig gezähnt. Rechts 'Von der Oesopbagusspalte liegt eine schmale mit 6-7 stumpfen Zähnen versehene Falte. Das vordere Ende des Endostyls Uberragt nicht die Peribranehialrinne.

Der Kiemensack überragt um ein kleines StUck den Magen; er ist von sehr zarter Beschd·enheit.

Die inneren schwachen Längsleisten tragen grosse knopfförmige Papillen an den Kreuzungsstellen mit den stärkeren Q'nerget'assen und schwache Papille an den Vereinigungspunkteu mit den dazwischen liegenden schwachen Querfttmellen, welche theilweise auch ganz wegfallen. Zwischen je zwei inneren Lingsleisten liegen drei 1'e'6bt breite, unregelmässige Stigmen, Im Kiemensack sowohl als im Mantel liegen 'Zablr~e Pigmenthaufen t'er'Sti'ent.

Der Mag en ist gross und längsgefaltet ; sowohl er als der Darmaind mit zahlreiehenNierenblä,schen bedeckt, Der After ist mit zwei häutigen balbmondförmigen, nach hinten zurückgeschlagenen Klappen versehen. Die Ovarien liegen in der Eingeweideschlinge und umspinnen den vorderen Theil des Darmes. Der Geschlechtsgang führt längs des Enddarmes zum After, der in gleicher Höhe mit der vorderen Krümmung der Eingeweideschlinge liegt.

Diese Art ist ihrem Äussern nach mit Ase. prunum O. F. Mn11 e r leieht zu vetwechseln (siehe die genaue Beschreibung dieser Art: Die Expedition zur phys. ohem, und biol. Untersuchung der Nordsee in Sommer 1872, Tunieata, von Ku pffer, pag. 211), unterscheidet sich jedoch innerlich wesentlich von derselben durch die Glätte der Praebranehialzone und die Afteranhänge.

19u9trr

a S1/t1IIt'tWtra n, sp, Fig.4-6.

Ä u s s eres: Körper eiförmig, regelmässig, nirgends eine Ansatzstelle ersichtlich, mit grobem vulkani-schen Sande allseitig bedeckt. Testa sehrdünn und durchsichtig. Die nahe an einander liegenden Öffnungen sitzend. Länge 1CID, Breite6IDID

Ma n tel sehr zart mit schwacher Muskulatur.

Tentakeln sind 16 vorhanden von viererlei Grösse, Die Auordnung derselben ist jedoch bei verschie-denen Exemplaren nicht constant und weist keinerlei Gesetzmässigkeit auf. Die Tentakeln sind wenig verästelt und derb; die vom Hauptstamme entspringenden spärlichen, an der Spitze abgerundeten Lappen sind nicht wieder getheilt.

Der Dorsaltuberkel ist rund und hat eine ellipsoidische Öffnung, welche in den am Ende kolbig angeschwollenen Hypophysencanal führt, Die Dorsalfalte nimmt nach hinten bedeutend an Breite zu.

Der K i e m e n s a e k hat keine Falten. Er trägt beiderseits fünf breite innere Längsrippen. Bei einem der zwei von mir untersuchten Exemplare fand ich noch eine sechste kurze Rippe, die sich jedoch nur vom Oesophaguseingang bis etwa ein Dritttheil der Länge des Branchialsackes nach vorn erstreckt. Der Kiemen-sack besteht beiderseits aus sechs Querreihen von Doppelspiralen, welche viereckig gestaltet sind, Diese sogenannten "Trichter" sind jedoch änsserst flach und nur sehr wenig nach Innen gerichtet. Die Spiralen haben nie mehr als acht Umgänge. Die Quergefasse sind breit und faltig und senden zum Centrum der Spirale radiale Äste. Ansser diesen vier radiären, die Ecken der viereckig gekrummten Spiralen mit einander verbin-denden Gefässen treten noch vielfach unterbrochene intermediäre auf. Die Centren der beiden entgegen-gesetzt gewundenen Spiralen sind entweder getrennt, wie Fig. 4 zeigt, oder gemeinschaftlich (s, Herdman Tnnicata: Voyage of H.M. S. Challenger, Taf. 6, Fig, 8 bei Eugvra kerguelenensis)..

104

R. Freih.

1).

Drasche, Tunicaten.

l )

r

Der Darmeanal liegt auf der linken Seite. Der Oesophagns führt in einen mit einer grossen, grünen, stark gefalteten Leber versehenen Magendarm. Die Darmschlinge ist offen und der After besitzt einen zackigen Rand. Auf der rechten Seite liegt als wurstförmiger Körper die Niere.

Die Geschlechtsorgane sind paarig und liegen symmetrisch auf der rechten Seite und links in der Eingeweideschlinge. Die Ovarien münden in zwei lange bis zur Kloake führende Ovidncte und werden in einem nach hinten offenen Bogen von dcn flaachenförmigen Hodensäckchen umgeben, deren feine Aus-führungsgänge, entweder einzeln oder zu einem gemeinschaftlichen Vas deferens sich vereinigend, in den Peri-branchialraum hineinragen.

Eugym symmetra ist dem Äussern nach sehr ähnlich der Eugyra arenosa Hancock's. Durch die paarige Anlage der Geschlechtsorgane aber ist sie von allen hieher gehörigen Arten auf das schärfste unterschieden.

Obwohl nun Alder und Hancock als einen der Charaktere der von ihnen gegründeten Gattung Eugyra (Ann. et Mag. of Nat. Hist., 4. Serie, 1870,4. Bd., p. 367) die Einseitigkeit der Geschlechtsorgane hervorheben, so glaube ich doch, dass im vorliegenden Falle die Beschaffenheit der Kieme den Ausschlag geben muss. Der Branehialsaek mit seinen fast ebenen Spiralen erinnert sehr an jene vonEugyra kerguelenensisHerdman (1. e, Taf. VI, Fig. 8), welch letztere indess die doppelte Anzahl von Umgängen aufweisen.

Im Dokument ÖSTERREICHISCHE POLARSTATION (Seite 124-127)