• Keine Ergebnisse gefunden

Transfer des Lehrveranstaltungsdesigns

Eine Diskussion der Potenziale und Grenzen

3 Transfer des Lehrveranstaltungsdesigns

3.1 Didaktisches Konzept

Für die Didaktik wurden aus der Analyse des bestehenden Formats und der Abwägung der Möglichkeiten in der virtuellen Lehre folgende Schlussfolgerungen abgeleitet:

»Die Arbeitsphasen werden in der virtuellen Lehre angepasst. Statt von 8:00 – 12:00 und von 13:00 – 17: 00 wird von 9:00 bis 12:00 und von 13:00 – 16:00 gearbeitet. Da die virtuelle Lehre tendenziell für Studierende anstrengender ist, werden die Arbeitsphasen verkürzt, um trotzdem die Aufmerksamkeit so hoch wie möglich zu halten.

»Begleitend dazu werden Inhalte ins Selbststudium ausgelagert. Inhalte der Lehrveran-staltung, die im Selbststudium erarbeitet werden können, werden ausgelagert (z. B. für eine eigenständige Vorbereitung von Design-Thinking-Grundlagen im Vorfeld der LVA). Hier wird besonders darauf geachtet, dass die verwendeten Medien der Zielgruppe entsprechen und für eine eigenständige Vorbereitung geeignet sind (z. B. Videos, Mitschnitte von

Expertenin-terviews oder auch ansprechend aufbereitete Leitfäden zu den relevanten Themen) »Der Lernprozess wird transparenter und klarer strukturiert. Die Freiheiten, die sonst

das Format der Innovation Week prägen, werden bewusst etwas eingeschränkt. Um die Gruppen virtuell nicht zu verlieren und auch die Gruppendynamik auf die Ferne steuern zu können, werden die Lernprozesse etwas weniger offen gestaltet. Dies schränkt zwar die Lernerfahrung im Innovationsprozess etwas ein, stellt aber sicher, dass die Motivation im Prozess bestehen bleibt und sich Gruppen nicht verlieren.

»Die Aufgabenstellung wird an das digitale Format angepasst. Für digitale Design-Thin-king-Prozesse eignen sich nur Design Challenges, die später auch in einem digitalen Proto-typen umgesetzt werden können. Themen, bei denen bspw. eine physische Produktion oder ein Produkt vor Ort verstanden werden muss, sind für virtuelle Formate nicht geeignet. Der Design-Thinking-Prozess muss somit von den Lehrenden vorab durchdacht und potenzielle Möglichkeiten der Lösung antizipiert werden können, um den Studierenden letztlich auch die Chance zu geben, den Prozess auch erfolgreich abzuschließen.

»Es braucht einen virtuellen Raum, in dem alle Insights und Ideen dokumentiert werden können. Der Design-Thinking-Prozess im „klassischen“ Format lebt davon, umfassend visualisiert zu sein. Die Teams bilden ihre Erkenntnisse, Insight und Ideen fortlaufend ab und können so Zusammenhänge verstehen und Iterationschleifen ziehen. Diese Visualisierung im Präsenzformat braucht auch eine Übersetzung im virtuellen Format. Hier ist es wichtig, Werkzeuge zu finden, die diese Arbeitsweise unterstützen.

»Das Coaching des Prozesses muss stärker geplant werden. Während nämlich die Coachingtätigkeit im Präsenzformat oft spontan und situativ passiert und der Coach in der Situation beobachten und entscheiden kann, wann er in die Diskussion eingreift bzw. den Prozess steuert, muss das Coaching im virtuellen Format viel besser geplant sein. Dies schränkt zwar wiederum die Gruppendynamik und –freiheiten etwas ein, stellt aber auch sicher, dass der Coach den Prozess nicht „verliert“ und die Ergebnisqualität trotzdem hoch-gehalten werden kann. Gruppendynamische Prozesse und Stimmungen sowie Dissonanzen im Team sind virtuell als externer Prozessbegleiter schwer erkennbar. Es braucht regelmäßi-ge Meet-ups und klare Arbeitsanweisunregelmäßi-gen bzw. auch Diskussionen mit dem Coach. Diese müssen in das didaktische Konzept eingearbeitet werden.

»Die Vortragssequenzen müssen kürzer und öfter sein. Da die Aufmerksamkeitsspanne im virtuellen Format kürzer ist und eine Diskussion im Plenum nur schwer durchführbar, braucht es für die Anleitung der Aufgaben mehrere, aber dafür kürzere Input-Sequenzen.

Die bedeutet auch, dass die Lehrveranstaltungsunterlagen adaptiert werden müssen und dieser didaktischen Vorgabe Rechnung tragen müssen.

»Der Austausch mit den Studierenden muss konkret angeleitet werden. Fragen ins Plen-um sind nur schwer möglich.

3.2 Methodik und Unterstützung durch Software

Für die Umsetzung der LVA als digitales Format war die Auswahl geeigneter Methoden und Tools der nächste notwendige Schritt. Bis zu diesem Zeitpunkt stand der Fakultät für Wirtschaft und Management in Steyr die Plattform ILIAS als Online-Lernplattform zur Verfügung und wur-de für die Online-Lehre in wur-der gegenständlichen Lehrveranstaltung nur mäßig genutzt. Mit wur-der Verkündung der 100 %igen Online-Lehre aufgrund des Lockdowns wurde an der gesamten FH OÖ mit wirklich beeindruckender Geschwindigkeit MS Teams eingeführt und für die Lehre zur Verfügung gestellt. Dieses Tool wurde dann auch für die Lehrveranstaltung wie folgt genutzt:

»Die LVA-Unterlagen wurden im Teams unter Dateien zur Verfügung gestellt

»Die Gruppen wurden als Kanäle im Teams angelegt und konnten so in eigenen virtuellen Räumen ihre gruppenbezogenen Aufgaben bearbeiten

»Die Aufgabenstellungen wurden je Phase als Aufgaben definiert und sequentiell vergeben.

Wenn die allgemeine Einführung zu Phase im Innovationsprozess erfolgt war, wurde auch die Aufgabe freigegeben. Dies führte zu einer besseren Orientierung der Studierenden im Arbeitsprozess.

»Die kreativen Aufgabenstellungen und Visualisierungen wurden durch das Tool „Mural“

unterstützt. Hier waren nach Recherche und Sichtung möglicher Tools „Miro“ und „Mural“ in der Endauswahl. Da „Mural“ unbürokratisch Zugänge für Bildungseinrichtungen vergibt, fiel die Wahl auf diese Software. In Mural wurden sämtliche Arbeitsblätter für die gemeinsame Bearbeitung hinterlegt und die Links zu den jeweiligen Aufgabenstellungen in MS Teams bei den Aufgaben hinterlegt. So konnten sich die Studierenden leicht zurechtfinden, und es wurde sichergestellt, dass die Arbeitsblätter auch in der richtigen Reihenfolge bearbeitet werden.

Diese Anleitung bzw. Orientierungsunterstützung im Prozess ist in digitalen Formaten wesent-lich kritischer zu sehen, als in Präsenzformaten. Die Mögwesent-lichkeit, gleichzeitig als Team Ideen auszutauschen und Gedanken bzw. Skizzen zu formulieren und mit allen Mitgliedern zu teilen, ist ein wichtiger Bestandteil jedes Kreativprozesses und muss unbedingt ein virtuelles Pendant finden. Ohne diesen Austausch wäre ein Kreativprozess im Online-Format nahezu unmöglich.

»Für den Austausch von Ideen und Erkenntnissen in der Klein- oder auch Großgruppe ist es sehr empfehlenswert, nicht nur auf die Audio-Funktion in MS Teams zurückzugreifen, sondern auch die Video-Funktion zu nutzen. Diese ist aufgrund der Bandbreiten in großen LVA-Gruppen zwar zu moderieren und es schalten sich immer nur die Studierenden per Video hinzu, die gerade einen Beitrag leisten möchten – die Qualität des Prozesses wird aber durch diese virtualisierte Präsenz der SprecherInnen enorm verbessert und die Aufmerksamkeit der Zuhörer stark gesteigert.

3.3 Umsetzung des virtuellen Lehrveranstaltungskonzepts

Folgende Grafiken und Bilder geben einen Einblick in die virtuelle Umsetzung der LVA:

Abbildung 1. Warm-up-Übung in Mural

Abbildung 2 und 3. Gruppen-Arbeitsplätze in Mural

Abbildung 4. Zeitplan und Arbeitspakete auf MS Teams