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IMC Rise ® : Eine Case Study über die Stärkung von Resilienz im virtuellen Kontext

3 Das Programm IMC Rise ®

Basierend auf eingangs präsentierter wissenschaftlicher Evidenz wurde ein Programm entwi-ckelt, welches den Studierenden Tools für die Bewältigung der Pandemiesituation vermittelt.

So sollten sie dadurch nicht nur mit dem Studienalltag in dieser herausfordernden Zeit besser zurechtkommen, sondern auch ihre Resilienz und Salutogenese stärken, um den mentalen Herausforderungen besser begegnen zu können.

3.1 Konzept und Design

Das Programm IMC Rise® beinhaltet folgende Schwerpunkte:

»Entspannung von Körper und Geist

»Stärkung von Selbstreflexion sowie der eigenen Ressourcen

»Strategien zur Integration der neu gewonnen Erkenntnisse und Co-Kreation

Ziel ist es, die Selbst- und Sozialkompetenz der Studierenden zu fördern, sie zu lehren, wie sie ihr geistiges und emotionales Potential voll ausschöpfen, ihre eigenen Stärken erkennen und gezielt einsetzen können. Sie üben sich in authentischer Selbstpräsentation und erhalten Techniken für gesunde Kommunikation und Konfliktmanagement. Wie oben genannte Studien bestätigen, kann dies die psychische und emotionale Stabilität, Resilienz und Gesundheit steigern.

Studierende haben im Programm die Möglichkeit, ihr emotionales und mentales Innenleben besser kennenzulernen, Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst und anderen zu erhöhen, sowie neue Glaubenssätze und Werte auf mentaler und körperlicher Ebene zu integrieren.

Als strukturelle, inhaltliche Basis dienen die sogenannten logischen Ebenen, die „Ebenen der Veränderung“, wie von Dilts et al. (2013) beschrieben. Dieses Modell dient dazu, nachhalti-ge Veränderunnachhalti-gen von belastenden Strukturen/Gedankenprozessen und mentalen Mustern hervorzurufen. Folgende Ebenen einer Person werden dabei behandelt:

»ihre Umwelt »ihr Verhalten »ihre Fähigkeiten

»ihre Werte und Glaubenssätze »ihre Identität und Zugehörigkeit

»die der Person übergeordnete Ebene der Sinngebung und Zielfindung, die sogenannte überindividuelle Ebene

Alle genannten Ebenen werden durch prozessorientierte Methoden und durch Übungen aus dem Mentaltraining, durch Coping-Strategien zur Stressreduktion sowie Meditation und Yogaübungen adressiert, um im Sinne der Salutogenese zu ganzheitlichem Wohlbefinden und Gesundheit beizutragen. Die Studierenden können sich zu persönlichen Themen austauschen und voneinander lernen. Damit bietet die IMC FH Krems Studierenden neue Möglichkeiten der Vernetzung und des Austauschs.

3.2 Ablauf

Das IMC Rise® Programm wurde im Wintersemester 2020/21 erstmals virtuell durchgeführt.

Trotz dieser Herausforderung zeigte sich, dass virtuelle Mindfulness-Angebote (Messer et al., 2015), die oben angesprochenen Effekte bewirken können. IMC Rise® wurde in acht Einheiten zu je 75 Minuten einmal wöchentlich abends sowohl in Deutsch als auch in Englisch für die Studierenden angeboten. Knapp 360 Studierende (ca. 12 % der Studierenden der IMC FH Krems) registrierten sich für dieses online Angebot wobei von diesen knapp 260 aktiv waren (mehr als fünf Aufrufe des Angebots).

Das Programm war gemäß eines Coachingprozesses aufbauend gestaltet, aber trotzdem stand jede Einheit mit einem gewissen Themenschwerpunkt für sich, und die Studierenden konnten jederzeit einsteigen. Um das Angebot möglichst breit verfügbar zu machen, war es nicht nur möglich, regelmäßig „live“ daran teilzunehmen, sondern auch Übungen nachzu-sehen. Der Ablauf wurde wie folgt unterteilt: Begrüßung mit einer Fragerunde zum Wohlbe-finden der Teilnehmer*innen, Erläuterung des Themas für die jeweilige Session, praktische Übungen, Verabschiedung. Zur Vorstellung und Erklärung der Themen wurden teilweise Powerpoint-Folien eingebaut. Die Struktur wurde hinsichtlich der praktischen Übungen teil-weise sehr flexibel gehandhabt. In manchen Einheiten wurde beispielsteil-weise direkt mit einer praktischen Übung begonnen. Die Kameraeinstellung folgte dem Rhythmus des Ablaufs der jeweiligen Einheit und wechselte so zwischen Nah- und Fernaufnahmen: Begrüßung, Themenvorstellung und Erklärungen sowie Verabschiedung direkt vor der Kamera in Groß-aufnahme der beiden Workshopleiter; bei den Yoga- und Körperübungen dann ein auf den ganzen Raum gerichtetes Bild.

3.3 Integriertes Feedback und Evaluation

Nach Abschluss des Workshops wurde Feedback der Studierenden in Form eines kurzen Fragebogens eingeholt. Dieser enthielt hauptsächlich offene Fragen und wurde an alle aktiven

Teilnehmer*innen des letzten Workshops online verteilt. Die Reaktionen zeigten, dass das Programm wesentlich dazu beitragen konnte, eine innere mentale Ausgeglichenheit und kör-perliche Entspannung im Distance Learning Modus zu erlangen. Eine Teilnehmerin beschrieb dies wie folgt:

„IMC RISE war eine unglaublich tolle Möglichkeit, in den stressigen Lernphasen abzuschalten und zu sich zu finden“ und „[…] Jeden Donnerstag gehe ich entspannt, glücklich und erfüllt aus dem Workshop“.

Darüber hinaus konnte durch IMC Rise® auch die soziale Interaktion gefördert werden. Diese war gerade in Lockdown Zeiten von besonderer Bedeutung. An den Workshops nahmen Studierende aus sehr unterschiedlichen Studienrichtungen teil und sorgten so für ein Zusam-menwachsen über die Studiengänge hinweg in eine größere Gruppe. Auch gelang es, Sprach-barrieren zu überwinden. Manche Studierenden nahmen entweder an den deutschen oder den englischen Sessions teil oder wechselten je nach zeitlicher Verfügbarkeit. Das Workshopleiter-paar hielt immer erst die Session auf Deutsch und danach dieselbe auf Englisch. Somit wurde ein hoher Level an Integration möglich. Darüber hinaus war es den Teilnehmer*innen freigestellt, die Kameras einzuschalten. Interessanterweise war dies aber nur am Beginn der Session – zur Begrüßung – bei einigen wenigen der Fall. Es kann daher angenommen werden, dass ihnen das Abschalten und Entspannen besser gelang, in dem die Kameras ausgeschaltet blieben.

Somit waren nur die beiden Workshopleiter im Bild. Die Kommunikation untereinander war eine Mischung aus sprachlichem Artikulieren und Kommentare in die Chatbox zu schreiben.

Sich unter Gleichgesinnten zu befinden und verstanden zu werden, gehörte für manche Teilnehmer*innen zu den wichtigsten Kriterien, an den Sessions teilzunehmen. So konnten diese Online-Gruppen Zugehörigkeit vermitteln, obgleich sie sich von tatsächlichen physi-schen Treffen unterscheiden mögen. Als Vorteil erwies sich jedenfalls die Flexibilität dieses Online-Modells. So kann online ein größerer Kreis an Studierenden teilnehmen, weil sie weder örtlich noch zeitlich gebunden sind. Einige Teilnehmer*innen befanden sich beispielsweise gerade auf Erasmus-Exchange und konnten so von anderen Ländern aus unkompliziert dabei sein. Als sehr international ausgerichtete Fachhochschule waren die Studierenden der IMC FH Krems rund um den Globus verteilt – mit teilweise erheblichen Zeitunterschieden zu Österreich (z. B. Mexiko).

Ein weiterer besonderer Aspekt, der im Feedback hervorgehoben wurde, war die Ausge-wogenheit der Übungen. Den meisten Zuspruch bekamen jedoch die geführten Meditatio-nen, um dem starken Bedürfnis nach Entspannung und Abschalten zu begegnen. Auch die Selbstreflexionen, in denen die Teilnehmer*innen über Ihre Erfahrungen mit den diversen Übungen erzählten und zu einem besseren Verständnis eigener mentaler Strukturen beitru-gen, wurden hervorgehoben. Die Tipps und Tricks, so wie es die Teilnehmer*innen bezeichne-ten, wurden als sehr wertvoll empfunden:

“Iris und Rainer haben uns wertvolle Tipps für das tägliche Leben gegeben”.

Auch ein weiterer Kommentar drückt diese Erfahrung aus:

“IMC RISE ermöglicht es, abzutauchen und die alltäglichen Sorgen und/oder Probleme hinter sich zu lassen. Iris und Rainer vermitteln verschiedene Tricks, um schwierige Erlebnisse zu verarbeiten oder einfach entspannter durch den Tag zu gehen“.

Des Weiteren wurde der Enthusiasmus und das Engagement des Workshopleiterpaares betont. Eine Workshopteilnehmerin meinte dazu:

“Die Leidenschaft der Workshop-Leiter Iris und Rainer ist richtig ansteckend”.

Dies impliziert wie wichtig für den Erfolg eines Workshops nicht nur das Charisma der Workshopleiter ist, sondern auch deren Fähigkeit, andere zu begeistern, zu leiten und dabei authentisch zu sein.