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Herausforderungen im Studium und theoretischer Hintergrund

Resilienz als notwendige Ressource für die Bewältigung eines Studiums im Vollzeit- und

1 Herausforderungen im Studium und theoretischer Hintergrund

Das Ziel in diesem Beitrag besteht darin aufzuzeigen, wie zwingend notwendig Resilienz als eine von weiteren personalen Ressourcen ist, damit künftige Erwerbstätige gesund, leistungs-

und arbeitsfähig bleiben. Besonders trifft dies auf Personen zu, die neben einem Studium bereits im Berufsleben verankert sind und somit eine Mehrfachbelastung auf dem Weg zum akademischen Abschluss auf sich nehmen.

Studieren neben dem Beruf ist in Deutschland zwar bekannt, aber noch kein fester Be-standteil (Hanft, 2020: 29ff.). Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat mit der Initiative „ANKOM – Übergänge von der beruflichen in die hochschulische Bildung“ untersucht, wie eine Verbesserung der Bedingungen der Studienaufnahme bei berufsbegleitend studierenden Personen gelingen kann. Die „Hinwendung zur Ressourcenför-derung“ (Freitag et al., 2015: 22) wird als gelingend hervorgehoben. Luzens und König (2015:

201) weisen auf folgende Problematik dieser Studierendengruppe hin:

„Die größte Herausforderung für berufsbegleitend Studierende besteht darin, Beruf, Fami-lie und Studium in Einklang zu bringen. Sie steigen während ihres Studiums nicht aus den bisherigen Berufs- und Familientätigkeiten und ihrem sozialen Kontext aus und agieren damit permanent gleichzeitig in den unterschiedlichen Rollen.“

Sie schließen daraus (ebd):

„Es kommt folglich darauf an, Strategien zu entwickeln, um mögliche Konflikte und Krisen rechtzeitig zu erkennen und reduzieren bzw. bewältigen zu können.“

Insofern besteht Interesse in der Erforschung von Ressourcen, welche es Studierenden in Vollzeit- und besonders auch berufsbegleitenden Formaten erlauben, erfolgreich einen aka-demischen Berufsabschluss zu erwerben und die vorgenannten Belastungen zu meistern. Die Rolle von Resilienz als Bewältigungskompetenz für Herausforderungen im Beruf und Studium wird neben anderen Ressourcen in Bezug auf die Gesundheit betrachtet. Die Ausführungen zielen darauf ab, in welchem Ausmaß es Unterschiede in der Ressourcenausprägung und des gesundheitlichen Befindens zwischen beiden Studienformaten gibt. Mittels einer empirischen Untersuchung werden die Forschungsfragen: (1) Wie schätzen die befragten Studieren-den ihre psychische Gesundheit und ihre Ressourcen ein? und (2) UnterscheiStudieren-den sich die Selbsteinschätzungen bezüglich des Gesundheitszustandes und der Ressourcenausprägung zwischen Studierenden in den Studienformaten Vollzeit und berufsbegleitend? beantwortet.

Daraus lassen sich Konsequenzen für die Gestaltung von Studiengängen ableiten, die in diesem Beitrag vorgestellt werden.

Gesundheit gilt als wichtiges Kriterium von und für den Studienerfolg (vgl. Buddeberg-Fischer, 2004: 16; Heinze, 2018: 87). Sie bildet bereits in der Zeit des Studiums eine Voraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss und trägt auch anschließend entscheidend zur langfristigen Leistungsfähigkeit im Berufsleben bei (vgl. Bauer & Jenny, 2015: 211). Lebenslanges Lernen gilt heutzutage als unverzichtbar für den Erhalt der Arbeitsfähigkeit (vgl. Treier, 2016: 18) für deren Umsetzung Gesundheit eine Voraussetzung darstellt. Die Wissenschaft bietet eine Vielzahl von Definitionen für Gesundheit an. Da in diesem Beitrag stärker auf die psychische Gesundheit ein-gegangen wird, bleibt die soziale und körperliche Gesundheit als weitere Aspekte des Gesund-heitsverständnisses (vgl. Udris et al., 1992: 12; WHO 1946) außerhalb der Betrachtung. Gesund im psychischen Sinne lässt sich beispielweise nach dem Forscherteam um Galderisi (nach einer Übersetzung von Hurrelmann & Franzkowiak, 2018) folgendermaßen klassifizieren:

„Psychische Gesundheit ist ein dynamischer Zustand des inneren Gleichgewichts, der es Ein-zelnen ermöglicht, ihre Fähigkeiten im Einklang mit den universellen Werten der Gesellschaft zu nutzen. Wichtige Komponenten der psychischen Gesundheit sind: grundlegende kognitive und soziale Fähigkeiten; die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu erkennen, auszudrücken und zu modulieren sowie sich in andere einzufühlen; Flexibilität und die Fähigkeit, mit nega-tiven Lebensereignissen und Funktionen in sozialen Rollen umzugehen; eine harmonische Beziehung zwischen Körper und Geist. Diese tragen in unterschiedlichem Maße zum inneren Gleichgewicht bei.“

Personale Ressourcen zählen nach dieser Beschreibung zu den gesundheitserhaltenden Faktoren und besitzen eine hohe Bedeutung bei der Bewältigung von Anforderungen. In Studien wird häufig anhand ausgewählter Einzelressourcen deren Zusammenhang zur Gesundheit von Erwerbstätigen bewiesen. Ressourcen nehmen dahingehend Einfluss, dass sie das Gesundheits- und Wohlbefinden steigern sowie die Stärke von psychischen und körperlichen Beeinträchtigungen verringern (vgl. Sonnentag & Frese, 2003: 575).

Resilienz, auch als psychische Widerstandsfähigkeit bezeichnet, gilt als Bündel spezi-fischer personaler Ressourcen, welche Personen unterstützen, bei Belastungen und Risiken gesund zu bleiben, während andere Menschen unter ähnlichen Bedingungen negative Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden erleiden (vgl. Rutter 1995;

Rutter 1999).

Den gesundheitsförderlichen Zusammenhang sowie die günstige Wirkung von Resilienz und Resilienzfaktoren wurde in einer Studie mit verschiedenen Erwerbstätigengruppen (Unternehmer, Angestellte mit und ohne Führungsverantwortung sowie staatlich geförder-te Beschäftiggeförder-te in einer Eingliederungsmaßnahme, N = 298) gezeigt. Knospe (2013) weist nach, dass mit standardisierten Fragebögen erhobenen Ressourcen (gesundheitsrelevantes arbeitsbezogenes Verhalten, Selbstwirksamkeitserwartung, Resilienz, Problemlösefähigkeit, Selbstmanagement und soziale Unterstützung) auf Gesundheitsvariablen (wie beispiels-weise allgemeiner psychischer Gesundheitszustand, Engagiertheit, Stresserleben und Burnoutneigung) einen signifikanten Zusammenhang und in unterschiedlichem Ausmaß einen signifikanten Einfluss zeigen. Interessant ist der Befund, dass die Ressourcenanzahl ebenfalls einen deutlichen Beitrag in Bezug auf die psychische Gesundheit leistet. Fehlen Erwerbstätigen nach eigener Einschätzung eine der vorgenannten erhobenen Ressourcen, steigt das Risiko für Stresserleben um das Zehnfache und für Burnoutsymptome um das Sechseinhalbfache. Schätzen die befragten Personen zwei oder mehr der sechs erfassten Ressourcen als fehlend ein, steigt das Risiko für Stresserleben um das 24-Fache und für Burnoutsymptome um das 16-Fache.

Die Schilderung des theoretischen Hintergrunds inklusive ausgewählter Forschungsergebnis-se zur Wirkung von Ressourcen und Resilienz auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben zeigt, wie wissenschaftlich relevant das Thema bereits seit einigen Jahren ist.

Da Resilienzfaktoren erlernt und trainiert werden können, spielt bereits in der Ausbildungs-phase die Entwicklung dieser Ressourcen eine entscheidende Rolle für die spätere Arbeitsfä-higkeit. Daher besteht Forschungsbedarf im Hinblick auf Resilienz und deren Auswirkungen im Studium. Mit der folgenden Untersuchung hilft der Beitrag die wissenschaftliche Lücke weiter zu verringern.

2 Ressourcen und Gesundheit bei Studierenden der