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online-Lehrveranstaltung – Vor- und Nachteile

FH-Prof. Dr. Michaela Kröppl, MSc, Fachhochschule Oberösterreich

Abstract

Der Umstieg auf online-Lehre im März 2020 kam für alle Lehrenden der FH OÖ sehr abrupt.

Trotz knapper Vorbereitung hat die Umgestaltung meiner Lehrveranstaltungen aber gut geklappt und ist nun bereits längst Routine. Ich möchte hier meine Erfahrungen zusammen-fassen.

Zu Beginn standen der BigBlueButton von Moodle sowie MS Teams als mögliche on-line-Tools für Videokonferenzen zur Auswahl. Bei MS Teams stellte sich die Verbindung als stabiler heraus und ist so seitdem standardmäßig im Einsatz. Es bietet gute Funktionen für die online-Lehre und wurde von der FH OÖ auch sehr gut eingerichtet, sodass es einfach ist, sich mit Studierenden in einem für alle Lehrveranstaltungen angelegten Kurs zu treffen.

Weiters können im Kurs Unterlagen hochgeladen, Applikationen wie z. B. Powerpoint oder Whiteboard geteilt und die Lehrveranstaltung aufgezeichnet werden.

Auch Prüfungen lassen sich online abhalten, wobei die Studierenden die Fragen über Bild-schirmteilung präsentiert bekommen, die Fragen am Papier beantworten, mir ihre Aufzeich-nungen für einen Screenshot in die Kamera halten und anschließend das abphotographierte oder eingescannte Dokument umgehend an mich schicken.

Trotz des relativ einfachen Umstiegs auf online-Lehre muss jedoch festgestellt werden, dass unter der Distanz die Interaktion aller TeilnehmerInnen und der Lehrperson leidet. Hier bietet die seit kurzem vorhandene Möglichkeit der „Breakout rooms“ in MS Teams eine gute Ver-besserung.

Vorteilhaft ist der Einsatz von online- bzw. Hybrid-Lehrveranstaltungen aber generell, um Stu-dierenden verschiedenster Studienrichtungen die Teilnahme an Lehrveranstaltungen wie z. B.

einem Campus-übergreifenden Freifach zu ermöglichen. Durch die Möglichkeit zur Aufzeich-nung der Vorträge können sie diese auch bei Terminkonflikten mit Pflicht-Lehrveranstaltungen zu einem anderen Zeitpunkt ansehen.

So kann ich insgesamt zusammenfassen, dass die online-Lehre recht einfach umzusetzen ist und auch als Ergänzung zur Präsenz-Lehre (z. B. als Hybrid) genutzt werden kann.

1 Ausgangslage

Der Umstieg auf online-Lehre im März 2020 kam für alle Lehrenden der FH OÖ sehr abrupt.

Trotz knapper Vorbereitung hat die Umgestaltung meiner Lehrveranstaltungen aber gut

geklappt und ist nun bereits längst Routine. Ich möchte hier meine Erfahrungen zusammen-fassen.

2 Verwendung von MS Teams für die online-Lehre

2.1 Auswahl des online-Tools

Knapp vor Beginn des Distance learnings gab es an der FH OÖ knappe und gute Einschulun-gen zur BigBlueButton-Funktion im Moodle und zu MS Teams. Nach den ersten online-Lehr-veranstaltungen, die ich mit dem BigBlueButton durchführte, beurteilten die Studierenden die Verwendung von MS Teams gegenüber der BigBlueButton-Funktion im Moodle als stabiler, weshalb MS Teams somit von mir nun seitdem standardmäßig verwendet wird. Nur sehr sel-ten gibt es, wahrscheinlich wegen des hohen Dasel-tentransfers, Probleme und die Verbindung zu MS Teams bricht kurzfristig ab.

2.2 Funktionalitäten von MS Teams

In MS Teams können verschiedene Gruppen bzw. Kurse angelegt werden. So wurden von der FH OÖ-IT zu allen Vorlesungen und Übungen MS-Teams-Kurse mit den Lehrveranstaltungs-bezeichnungen eingerichtet, wo sich Studierende und Lehrende einfach zur Lehrveranstal-tung verbinden können.

In diesen Kursen können auch Unterlagen hochgeladen werden. Weiters können Applikatio-nen – Internet und Programme wie Excel, Powerpoint, pdf oder auch ein über USB ange-schlossenes Whiteboard – mit den TeilnehmerInnen geteilt werden. Diese Funktionalitäten ermöglichen so für den Unterricht ähnliche Möglichkeiten wie mit Tafel und Beamer in der Präsenz-Lehre.

Ein weiterer Vorteil, um die Lehrveranstaltung ähnlich der Präsenz-Lehre zu gestalten, ist die Möglichkeit, dass sich Lehrende und TeilnehmerInnen über Mikrofon bzw. auch durch Verwendung einer Kamera – zumindest für kürzere Sequenzen, um den Datentransfer nicht zu überlasten – austauschen können. Dies war bis vor kurzem nur innerhalb der gesamten Video-Konferenz möglich. Seit einigen Wochen gibt es aber die zusätzliche Möglichkeit, sogenannte „Breakout rooms“ anzulegen, um so TeilnehmerInnen in einer eigenen Konferenz zusammenzubringen (um z. B. über ein Thema zu diskutieren, etwas auszuarbeiten ...) und sie dann wieder in die allgemeine Video-Session zurückzuholen. Als Vortragende/r kann man dann die einzelnen Breakout rooms besuchen und so direkt Inputs geben, Fragen beant-worten, in der Diskussion einsteigen und auch nachfragen wie weit die Studierenden in der Diskussion oder bei Ausarbeitungen sind.

2.3 Prüfungsmodus

Den Prüfungsmodus habe ich folgendermaßen festgelegt. Die Studierenden müssen sich wie zur Lehrveranstaltung im MS Teams-Kurs verbinden und dann die Kamera auf ihre Schreibunterlagen richten. So kann ich während der Prüfung sehen, was die Studierenden tun, und keine unerlaubten Hilfsmittel verwendet werden. Die Prüfungsfragen werden von mir als geteilte Applikation angezeigt. Bei mehreren Folien wird von mir nach angekündigter Zeit weitergeblättert. Die Studierenden beantworten die Fragen auf eigenem Papier.

Da-durch, dass Studierende nicht selber im Prüfungsdokument herumblättern oder die Fragen in einem Moodle-Prüfungskurs beantworten können, wird verhindert, dass Prüfungsteil-nehmerInnen auf der Tastatur hantieren und dadurch unter Umständen auch Internet oder Unterlagen öffnen oder sich mit KollegInnen austauschen und so an Lösungen gelangen können.

Am Ende der Prüfung bitte ich alle PrüfungsteilnehmerInnen, ihre beschriebenen Papiere im Querformat in die Kamera zu halten und mache Screenshots von allen beschriebenen Seiten.

So wird verhindert, dass bis zum Schicken der Unterlagen an meine Email-Adresse Ergän-zungen oder Änderungen gemacht werden. Nach den Screenshots senden mir die Prüflinge umgehend ihre Schriftstücke als Photos oder Scans per Email. Die Korrektur kann anschlie-ßend einfach im pdf-Format durchgeführt werden.

2.4 Positive und negative Erfahrungen von MS Teams 2.4.1 Positive Erfahrungen

Durch die Möglichkeit, den Bildschirm oder einzelne Applikationen mit den TeilnehmerInnen teilen zu können, ist ein Unterrichten ähnlich wie in der Präsenz-Lehre möglich und Teilneh-merInnen können dem Vortrag einfach folgen.

Das über USB angeschlossene und ebenfalls als Applikation teilbare Whiteboard bietet ähnli-che Funktionalitäten wie die Tafel in der Präsenz-Lehre.

Die Breakout rooms können gut für den Austausch (wie Diskussionen zu einem Thema, Aus-arbeitung von Aufgabenstellungen ...) zwischen Studierenden genutzt werden. Als Lehrende/r kann man die Breakout rooms besuchen und so Inputs geben, Fragen beantworten oder den Fortschritt überprüfen.

Vorteilhaft ist auch die Möglichkeit, den Vortrag aufzunehmen. So können die Studierenden den Stream gleich zur Wiederholung des Lehrstoffs und zur Prüfungsvorbereitung nutzen.

2.4.2 Negative Erfahrungen

Um den Datentransfer möglichst gering zu halten, und so das System nicht zu überlasten, sind die Kameras der Studierenden standardmäßig ausgeschaltet. Das wirkt sich allerdings negativ auf die Interaktion zwischen Lehrperson und Studierenden und auch zwischen den Studierenden aus. Um dies etwas zu minimieren schalte ich immer wieder mal meine Kamera zu, da es so für die Studierenden persönlicher ist, dem Vortrag zu folgen und dadurch auch die Interaktion erleichtert.

Trotzdem habe ich als Lehrende teilweise den Eindruck, den Vortrag ohne Publikum zu halten.

Durch Fragen an die Studierenden können diese zwar zur Interaktion animiert werden – es lassen sich jedoch häufig nur einige (wenige) Studierende zu einem aktiven Beitrag aktivieren.

In Präsenz-Lehrveranstaltungen kann man als Lehrperson hingegen direkt anhand der Reak-tion der Studierenden (Blicke, Gemurmel, …) einfach erkennen, ob etwas unklar ist. So kann man dann gleich darauf eingehen und Unklarheiten beseitigen. Oder auch mit dem Lehrstoff rascher fortfahren falls sich herausstellte, dass manches aus anderen Lehrveranstaltungen bereits bekannt ist.

Manchmal ist etwas unangenehm, wenn man für kleine Erklärungen extra auf das Whiteboard umschalten und dann wieder zum Vortrag zurückschalten muss, was man ansonsten neben-bei an der Tafel erklärt hätte.

Nachteilig bei den online-Prüfungen ist, dass die Studierenden im Gegensatz zu ausgedruck-ten Prüfungsunterlagen bei einer Präsenz-Prüfung, die Fragen nicht in ihrem eigenen Tempo und nach ihrerReihenfolge durcharbeiten können. Und natürlich dauert es, bis alle Prüfungen geschickt wurden und dann im richtigen Format zur Korrektur vorliegen. Bei einigen Prüfun-gen müssen zuerst die Photos zu einem pdf-Dokument umgewandelt werden, um sie dann in diesem Format korrigieren zu können.

In der jetzigen MS Teams-Version können immer nur neun Personen mit Kamera angezeigt werden. So muss man einzelne Personen immer anpinnen und wieder wegpinnen, wenn man mehr als neun Prüflinge zu beaufsichtigen hat.

2.4.3 Wünsche

Schön wäre es, wenn bei einer Video-Konferenz über MS Teams immer die sprechenden TeilnehmerInnen groß dargestellt werden würden. In der jetzigen Version sieht man immer nur kleine Bilder.

Praktisch wäre auch, wenn über MS Teams mehr als 9 Personen gleichzeitig mit Video ange-zeigt werden könnten, oder es zumindest die Möglichkeit gäbe, die TeilnehmerInnen nachein-ander durchzuklicken. Das würde zur Interaktion beitragen und auch die Beaufsichtigung von online-Prüfungen erleichtern.

3 Zusammenfassung

Lehrveranstaltungen in distance learning als online- oder Hybrid-Lehrveranstaltung abzuhal-ten, funktioniert besser als man vermutlich vor der Corona-Pandemie gedacht hätte.

MS Teams bietet gute Funktionalitäten wie das Teilen von Applikationen, das Aufnehmen von Vorträgen und die Breakout rooms als Möglichkeit der verbesserten Interaktion.

Dennoch kann es Präsenz-Lehrveranstaltungen – besonders auf Dauer – nicht ersetzen.

Manche Studierende lerne ich persönlich erst Monate später und evtl. auch erst nach Ende der online-Lehrveranstaltung im Chemie-Labor in Präsenz kennen. Und erst dann kann sich ein Austausch zwischen Studierenden und Lehrperson wirklich entwickeln. Und die Barriere, Fragen zu stellen, ist auch viel geringer, wenn man sich direkt begegnet.

Für manche Lehrveranstaltungen, die z. B. für mehrere Studiengänge angeboten werden, ist online- oder Hybrid-Lehre aber gut einsetzbar. So überlege ich, z. B. das Freifach „Ge-schichte der Naturwissenschaften“ in Zukunft weiterhin als online- oder Hybrid-Lehrveran-staltung anzubieten und die Vorträge aufzunehmen, da es so für die TeilnehmerInnen aus mehreren unterschiedlichen Studiengängen und Semestern am Campus Wels einfacher ist, am Freifach teilzunehmen. Durch die Aufzeichnung der Vorträge können sie diese auch bei

Terminkonflikten mit Pflicht-Lehrveranstaltungen zu einem anderen Zeitpunkt ansehen.

Insgesamt kann ich zusammenfassen, dass die online-Lehre recht einfach umzusetzen ist und auch als Ergänzung zur Präsenz-Lehre (z. B. als Hybrid) genutzt werden kann.

Zur Autorin

FH-Prof.in Dr.in Michaela Kröppl, MSc. ist Professorin für Chemie an der FH OÖ Fakultät Wels. Seit 2005 unterrichtet sie an der FH OÖ Chemie und damit verwandte Fächer in verschiedensten Studienrichtungen. 2011 hat sie auch ihre Dissertation in Chemie über die Verwertbarkeit von Biomasseaschen abgeschlossen. Mit viel Begeisterung bringt sie den Studierenden Grundlagen der Chemie näher. Dafür nutzt sie Tafel, Powerpoint-Folien, Internet-Videos und verschiedenste Tests, Spiele und Methoden, um Neues abwechslungs-reich zu erlernen oder gerade Erlerntes zu festigen. Weiters interessiert sie sich sehr für die Geschichte der Chemie und bringt auch das in ihrem Unterricht und im Freifach „Geschichte der Naturwissenschaften“ ein.

E-Mail: michaela.kroeppl@fh-wels.at

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