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Themenzentrierte Gruppendiskussionen

3. Methodische Vorgehensweise

3.2. Methodentriangulation

3.2.2. Themenzentrierte Gruppendiskussionen

Im Folgenden werden die Auswahl dieser Methode, die Samplekonstruktion sowie die Durch-führung der Gruppendiskussion anhand eines thematischen Leitfadens ausgeführt.

21 3.2.2.1. Methodenauswahl

Erkenntnisziel dieser Erhebung war es, einen weiteren Einblick in die Aufgabenfelder der Studiengangkoordinationen aus der Perspektive der Weiterbildungsteilnehmenden zu ge-winnen. Die Gruppendiskussion wird definiert als „ein Gespräch einer Gruppe zu einem be-stimmten Thema unter Anleitung eines Moderators unter ‚Labor‘-Bedingungen“ (Lamnek 1998, S. 34). Sie bietet zum einen Raum zur persönlichen Reflexion der Teilnehmenden über die im Leitfaden thematisierten Schwerpunkte und schafft zum anderen ein kommunika-tives, entspanntes Setting, in dem weitere Aspekte mit Bezug zum Weiterbildungsprogramm diskutiert werden können.

In dieser Erhebung wurde die ermittelnde Form der Befragung gewählt, da die Erfassung von bestimmten Angaben der Befragten im Mittelpunkt steht. Klassische Beispiele sind sozial-wissenschaftliche Befragungen oder auch Markt- und Meinungsforschungsbefragungen, die unter anderem darauf ausgerichtet sind, Informationen und Befunde grundlegender Art sowie gruppendynamische Prozesse zu erfassen (vgl. Lamnek 1998, S. 29). Letzteres stand nicht im Fokus dieser Erhebung; in dieser waren die Intention, Meinungen und Einstellungen von einzelnen Teilnehmenden und der ganzen Gruppe sowie die Perspektive der Weiterbildungs-teilnehmenden als „Kunden“ des Weiterbildungsprogramms zu erheben.

Die Besonderheit der in diesem Teilprojekt durchgeführten Gruppendiskussionen ist die Zu-sammensetzung (siehe Kapitel 3.2.2.2.) und die Tatsache, dass die Teilnehmenden an der Gruppendiskussion „Betroffene“ der durchgeführten Weiterbildungsprogramme sind und die-se gleichzeitig gemeinsam beurteilen, bewerten und in einem gewisdie-sen Sinne evaluieren.

Nach Lamnek kann „gerade die Gruppendiskussion […] die unterschiedlichsten Facetten und Perspektiven aufdecken und so zu einem abgerundeten Bild und einem tendenziell ganzheit-lichen Eindruck beitragen“ (Lamnek 1998, S. 68). Insbesondere im Sinne einer Professiona-lisierung von Studiengangkoordinationen in der wissenschaftlichen Weiterbildung, die stark mit der Qualität der Weiterbildungsprogramme verknüpft scheint, soll ein ganzheitliches Bild mit Betrachtung aus Sicht der „Kunden“ erstellt werden. Diese fließt in der Ergebnisdarstel-lung in unterschiedlichen Kategorien mit ein.

3.2.2.2. Sampling und Feldzugang

Zielsetzung bei der Auswahl der Befragten in den Gruppendiskussionen war die Erstellung eines ganzheitlichen Bildes der Tätigkeiten von Studiengangkoordinationen und die Betrach-tung der Tätigkeiten, um die Perspektive einer Anspruchsgruppe zu erweitern. In Ergänzung zur Befragung der direkten Vorgesetzten der Studiengangkoordination eines Angebots wur-den im gleichen Angebot auch die Weiterbildungsteilnehmenwur-den befragt. In drei Fällen sind auf der Angebotsebene somit beide Anspruchsgruppen in direktem Bezug zur jeweiligen

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Studiengangkoordination befragt worden. Die Auswertung fand allerdings nicht fallspezifisch statt, sodass diese Informationen nur indirekt aufeinander bezogen wurden.

Abbildung 5: Anspruchsgruppen auf Angebotsebene (eigene Darstellung)

Von besonderer Relevanz war bei diesem Sampling auch die Voraussetzung, dass die ent-sprechende Kohorte der Weiterbildungsteilnehmenden nicht am Anfang der Durchführung des Programms steht, sodass davon ausgegangen werden kann, dass bereits Wissen über die Tätigkeiten bzw. die Zusammenarbeit mit der Studiengangkoordination vorhanden ist.

Angefragt wurden daher die Studiengangkoordinationen als „Gatekeeper“ bzw. Kontaktper-sonen zu den Weiterbildungsteilnehmenden.

Mit den Studiengangkoordinationen wurde in einem ersten Schritt ein Termin zur Gruppen-diskussion an einem der Präsenzwochenenden des Weiterbildungsprogramms vereinbart.

Diese hat dann in einem nächsten Schritt ein formales Anschreiben an die Teilnehmenden weitergeleitet, in dem Informationen zum Projekt, eine Einladung zur Teilnahme sowie die Daten der Befragung übermittelt wurden. Da die Termine im Anschluss der Präsenzveran-staltung stattfanden, war es auf diese Weise möglich, den Teilnehmenden eine gesonderte Anfahrt zu ersparen, um allen so die Teilnahme ohne zusätzlichen Aufwand ermöglichen zu können.

An der Philipps-Universität Marburg wurden zwei von drei Anfragen an die Teilnehmenden weitergeleitet, da auch hier, wie bereits in Kapitel 3.2.1.2. ausgeführt, eine Übersättigung an Forschungsanfragen gegeben war und die Studiengangkoordination eine übermäßige Inan-spruchnahme der Weiterbildungsteilnehmende vermeiden wollte. Es wurden zwei Gruppen-diskussionen durchgeführt. An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurden zwei Anfragen an die Teilnehmenden von Weiterbildungsangeboten weitergeleitet, aufgrund von terminli-chen Schwierigkeiten konnte nur eine Gruppendiskussion durchgeführt werden. An den Gruppendiskussionen haben insgesamt 17 Personen in annähernd gleichgroßen Gruppen teilgenommen.

23 3.2.2.3. Durchführung

Die Gruppendiskussionen an beiden Universitäten wurden im November 2015, Februar 2016 und April 2016 von beiden Projektmitarbeiterinnen durchgeführt. Wenn es möglich war, wur-den diese jeweils hauptverantwortlich von einer Projektmitarbeiterin als Moderation angelei-tet und durch eine Person als Assistenz unterstützt. Diese Assistenz übernimmt vor allem

„kontrollierende Unterstützungsleistungen“, macht aber auch Notizen und reflektiert in einer Nachbesprechung die Gruppendiskussion mit der Moderation (vgl. Lamnek 1998, S. 144f.).

Alle Gruppendiskussionen wurden durch einen differenzierten Leitfaden (questioning route),

„bei dem die Fragen bereits vorformuliert und in ihrer Reihenfolge mehr oder weniger (aber eher weniger) festgelegt sind“ (Lamnek 1998, S. 88) vorstrukturiert. Vorteile der gewählten Leitfaden-Umsetzung stellen u.a. eine höhere Qualität der Analyse, weil die Frageformulie-rungen keiner Interpretation bedürfen, eine höhere Konsistenz bei unterschiedlichen Mode-ratorinnen sowie das Auffangen von Unerfahrenheit in der Diskussionsleitung dar (vgl. Krue-ger 1998, S. 11f.). Der in den Gruppendiskussionen verwendete Leitfaden diente insbeson-dere der Vorstrukturierung dieser; folgende Struktur wurde daher gewählt:

1. Einführung 2. Überleitung 3. Eröffnung

4. Themenbereich „Erfahrungen bzgl. Aufgaben und Kommunikation“

5. Themenbereich „Positive Erlebnisse und Probleme“

6. Themenbereich „Erwartungen und Empfehlungen“

7. Abschluss

In der Einführung wurden Moderation und ggf. Assistenz vorgestellt, Hinweise zur Aufzeich-nung der Diskussion und Anonymität der Befragten gegeben, daran anschließend wurde in der Überleitung der Projektrahmen und das Forschungsanliegen geklärt. Wichtig war in die-sem Schritt auch, das Verhältnis des Projekts zu den Studiengangkoordinationen der Ange-bote auszuführen und ggfs. Sorgen bzgl. der Weitergabe von Informationen an diese auszu-räumen. Zur Eröffnung der Gruppendiskussion wurde eine Vorstellungsrunde initiiert, in der die Teilnehmenden sich selbst und ihren Weg ins Weiterbildungsprogramm vorstellten. Diese sollte als „Eisbrecher“ für die eigentliche Diskussion wirken (vgl. Lamnek 1998, S. 133). Im Anschluss daran fand die Diskussion zu den unterschiedlichen Themenbereichen statt, bei der die Moderation an wenigen Stellen durch Nachfragen in die Diskussion eingriff, die Dis-kussion aber den Großteil der Zeit durch die Gruppen selbst geführt wurde. Zentral dabei war das Stellen von offenen Fragen und Herstellen eines persönlichen Bezugs der Teilneh-mende zum Forschungsthema, der grundsätzlich bereits durch die Teilnahme am

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dungsprogramm selbst gegeben ist. Zum Abschluss der Gruppendiskussion gab es für die Teilnehmenden noch die Möglichkeit, nicht genannte Inhalte zu nennen oder Kommentierun-gen vorzunehmen. Dies diente einer nachträglichen Themensetzung von für die Gruppe re-levanten Themen, die in der Diskussion selber möglicherweise keinen Platz hatten.

Alle drei Gruppendiskussionen wurden digital aufgenommen und anschließend bestimmten Vorgaben folgend transkribiert und anonymisiert.