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Leitfadengestützte Experteninterviews

3. Methodische Vorgehensweise

3.2. Methodentriangulation

3.2.1. Leitfadengestützte Experteninterviews

Im Folgenden werden die Auswahl der Interviewmethode, die Samplekonstruktion sowie die Durchführung der Interviews ausgeführt.

3.2.1.1. Methodenauswahl

Da sich die Interviews insbesondere auf das „Betriebswissen“ aber auch Kontextwissen (vgl.

Meuser/Nagel 2009, S. 471) der befragten Personen in Bezug auf die Durchführung von Weiterbildungsprogrammen an den beiden Universitäten sowie deren Einschätzungen bzw.

Selbsteinschätzung beziehen, kommt das „explorative Experteninterview“ (Bogner/Menz 2002, S. 37) zur Anwendung. Betriebswissen umfasst dabei das eigene Handeln der Exper-tin bzw. des Experten mit seinen institutionellen Vorgaben und das Kontextwissen, das sich auf „die Kontextbedingungen des Handelns anderer“ bezieht (Meuser/ Nagel 2009, S. 470;

vgl. auch Kahl/Lengler/Präßler S. 297f.). Beide Wissensformen liegen dieser Studie zugrun-de, da sowohl Studiengangkoordinationen selbst, als auch akademische Leitungen und Hochschulleitung zu ihrer Expertise in Bezug auf die Durchführung von Weiterbildungspro-grammen an den Universitäten befragt wurden.

Die Befragten stehen zum einen in ihrer Funktion als Expertinnen bzw. Experten für das weilige Handlungsfeld und andererseits als Repräsentantinnen und Repräsentanten der je-weiligen Untersuchungsgruppe (vgl. Flick 2011b, S.214). Der Begriff der Experten bzw. Ex-pertinnen beschreibt nach Gläser und Laudel die spezifische Rolle des Interviewpartners bzw. der Interviewpartnerin „als Quelle von Spezialwissen über die erforschenden sozialen Sachverhalte. Experteninterviews sind eine Methode, dieses Wissen zu erschließen“ (Gläser/Laudel 2010, S.12). Die interviewten Personen werden als Funktionsträgerinnen und -träger angesehen und die Interviews dienen der Hebung ihres Expertinnen- und Experten-wissens, welches als „sozial institutionalisierte Expertise“ (Sprondel 1979 zit. n. Meu-ser/Nagel 2009, S. 469) beschrieben werden kann.

Unterstützend zur Hebung des Wissens der Expertinnen und Experten und um ein thema-tisch sortiertes, kontrolliertes und vergleichbares Vorgehen der beiden Forscherinnen sicher-zustellen, wurde ein Interviewleitfaden für jede einzelne Untersuchungsgruppe erstellt,

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cher nicht im Sinne eines strukturierten Fragebogens, sondern als Orientierungsrahmen so-wie Gedächtnisstütze diente (vgl. Witzel 1982, S. 90; vgl. auch Habeck 2015, S. 82).

3.2.1.2. Sampling und Feldzugang

Grundlegende Zielsetzung der Auswahl der Befragten war es, einen möglichst eingehenden Einblick in die Aufgabenfelder und Professionalisierungsbedarfe von Studiengangkoordinati-onen aber auch Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Erwartungen der Anspruchs-gruppen, zu erfassen. Im Fokus des Interesses stehen hier, wie bereits ausgeführt, sowohl das Betriebs- als auch das Kontextwissen der an der Durchführung der Weiterbildungspro-gramme direkt bzw. indirekt beteiligten Personen.

Mit dem Fokus auf die beiden Wissensformen und die grundsätzliche Zielsetzung bilden alle Beschäftigten der Hochschule, die konkret in der Umsetzung von Weiterbildungsprogram-men hauptamtlich Beschäftigten sowie Personen, die aufgrund ihre institutionellen Rolle ein umfassendes Wissen über Strukturen der wissenschaftlichen Weiterbildung bzw. des Perso-nals der wissenschaftlichen Weiterbildung haben, die Stichprobe. Grundlegend wichtige Vo-raussetzung für die Auswahl der Befragten war die Verortung dieser in laufenden Weiterbil-dungsprogrammen bzw. ihr direkter Bezug zur wissenschaftlichen Weiterbildung.

Als laufende Weiterbildungsprogramme wurden Zertifikats- und Masterprogramme definiert, die sich bereits in der Umsetzung befinden, unabhängig davon, ob sie in der ersten Förder-phase durch das Verbundprojekt entwickelt worden sind oder bereits früher. Zum Zeitpunkt der Erhebung waren dies an der Justus-Liebig-Universität Gießen sechs Master- und drei Zertifikatsprogramme und an der Philipps-Universität Marburg sieben Master und zwei Zerti-fikatsprogramme.

Aufgrund der vom Verbundprojekt entwickelten Zielsetzung, der Bearbeitung von Komplexi-tät sowie Implementierung und Optimierung der bestehenden Weiterbildungsprogramme im Rahmen von 6 Forschungs- und 4 Entwicklungs-Teilprojekten mit teilweise sehr ähnlichen Samplezusammensetzungen, aber unterschiedlichen Erkenntnisinteressen, wurde recht schnell eine hohe Beanspruchung des zu beforschenden Weiterbildungspersonals deutlich.

Um dies möglichst zu vermeiden, wurde eine Übersicht der Sample aller Teilprojekte und möglichen Interviewpartnerinnen und –partnern von Seiten der Projektkoordination erstellt und eine Zuordnung, die Doppelbefragungen vermeidet, vorgenommen.

Von hoher Relevanz für dieses Teilprojekt in der Samplezuordnung war die mehrperspektivi-sche Anlage der Studie. Aus diesem Grund sollten daher Personen auf Hochschulleitungs-ebene, auf der Ebene der akademischen Gesamtleitung und im Schwerpunkt der Ebene der Studiengangkoordinationen befragt werden. Im Idealfall waren die akademischen Leitungen

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im selben Angebot tätig und somit direkte Vorgesetzte der befragten Studiengangkoordinati-onen.

Kontaktiert wurden alle Interviewpersonen mit einem Anschreiben per E-Mail. Bei allen be-stand jedoch bereits im Vorhinein Kontakt zu Projektmitarbeitenden des Verbundprojekts.

Aufgrund der bereits beschriebenen Gefahr bzw. des Gefühls der Überforschung waren nicht alle Anfragen erfolgreich. Befragt wurden daher insgesamt acht Studiengangkoordinationen, fünf akademische Leitungen als direkte Vorgesetzte der Studiengangkoordinationen und zwei Hochschulleitungen der jeweiligen Universitäten. Ergänzend wurden Personen, die im grundständigen Bereich der Hochschule ähnliche Tätigkeiten übernehmen, wie z.B. die der Studiengangkoordination, befragt.

Justus-Liebig-Universität Gießen

Philipps-Universität Marburg

Hochschulleitung 1 1

Akademische Gesamtleitung 2 3

Studiengangkoordinationen 3 5

Ergänzende Befragungen 2 1

Abbildung 3: Samplezusammensetzung Einzelinterviews (eigene Darstellung)

3.2.1.3. Durchführung

Im Zeitraum von Oktober 2015 bis Ende März 2016 wurde die Interviewerhebung durch die beiden Projektmitarbeiterinnen der Verbundhochschulen realisiert. Alle Personengruppen wurden mit Hilfe eines Interviewleitfadens befragt. Die Leitfäden sind auf der Grundlage von Erkenntnissen zur wissenschaftlichen Weiterbildung16, des bereits bestehenden Konzepts zu Aufgabenfeldern von Studiengangkoordinationen an den beiden Universitäten17 sowie auf Grundlage vorhergehender Forschungsergebnisse18 entstanden. Diese enthalten je nach Untersuchungsgruppe unterschiedliche Themenfelder, welche jedoch grundsätzlich einen Bezug zu Aufgabenfeldern, Rahmenbedingungen und Professionalisierungsbedarfen der Studiengangkoordinationen herstellen und sich in der Auswertung der erhobenen Daten auf-einander beziehen lassen.

16 Wilkesmann 2010; Pellert 2013

17 Konzept „Aufgabenfelder von Studiengangsentwickelnden und Studiengangskoordinierenden in der

wissen-schaftlichen Weiterbildung“

http://www.wmhoch3.de/images/dokumente/Aufgabenfelder_Studiengangskoordinator.pdf

18 Siehe dazu auch Kahl/Lengler/Präßler 2015

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Abbildung 4: Themenfelder Interviewleitfaden Untersuchungsgruppen (eigene Darstellung)

Die Fragestellungen sind innerhalb der Themenfelder der jeweiligen Untersuchungsgruppe angepasst worden. Die so vorstrukturierte Vorgehensweise ermöglichte die thematische Auswertung des Datenmaterials (vgl. Kapitel 3.4.1.).

Alle 18 Einzelinterviews wurden mit Hilfe des vorstrukturierenden Leitfadens durchgeführt, dabei digital aufgezeichnet und anschließend bestimmten Vorgaben folgend transkribiert und anonymisiert (vgl. Kapitel 3.3).