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Personal in dezentral organisierten Weiterbildungsprogrammen

2. Theoretische Hinführung

2.3. Personal in dezentral organisierten Weiterbildungsprogrammen

Aus-gestaltung der Angebote unterschiedlich, jedoch bedarf es aufgrund der dezentralen Ange-bundenheit immer einer wissenschaftlichen Studiengang-, Studien- oder auch Programmlei-tung11 und einer organisatorisch, verwaltend tätigen Koordinationsstelle. Im Kontext des Ver-bundprojekts „WM³ Weiterbildung Mittelhessen“ werden die Begriffe der akademischen Ge-samtleitung und der Studiengangkoordination12 verwendet. Im Folgenden wird der Blick auf das direkt am Angebot beteiligte Personal gerichtet.

2.3.1. Akademische Gesamtleitung

Die akademische Gesamtleitung wird nach Pellert durch eine Professur wahrgenommen und ihre Aufgaben bestehen vor allem in der Konzeption, Entwicklung und qualitätsentwickelnden Begleitung des Weiterbildungsprogramms. Ihre Berufsfeld- und Praxiskontakte tragen zur Entwicklung von Angeboten bei und es ist ihre Aufgabe, diese Kontakte zu pflegen (vgl. Pel-lert 2013, S. 31). Hansen führt ebenfalls aus, dass die Studienleiterinnen und Studienleiter den Weiterbildungsstudiengang entwickeln sowie das didaktische Konzept verfassen. „In Zusammenarbeit mit der Abteilungsleitung [gemeint ist hier die Leitung eines zentralen Wei-terbildungszentrums; Anm. d. Autorin] bewirtschaften Sie die Ressourcen und verantworten die Organisation, Durchführung und Auswertung des Weiterbildungsstudiengangs“ (Hansen 2010, S. 14).

Hier wird deutlich, dass die akademische Gesamtleitung eines Weiterbildungsprogramms den Rahmen der Implementierung und Umsetzung setzt. Sie oder er übernimmt auf einer übergeordneten Ebene die Verantwortung für finanzielle Ressourcen, Kontaktpflege und

11 Die Bezeichnung der Leitungsstelle wird ebenfalls sehr unterschiedlich gehandhabt.

12 Sowohl im Konzept „Eckpunkte für die Entwicklung von berufsbegleitenden, weiterbildenen Masterstudiengän-gen im Rahmen von WM³ an der Philipps-Universität Marburg“

http://www.wmhoch3.de/images/dokumente/Leitfaden_zur_Konzepterstellung_Master_der_UMR.pdf als auch im Konzept „Eckpunkte für die Entwicklung von berufsbegleitenden, weiterbildenden Zertifikatsprogrammen im Rahmen von WM³ an der Philipps-Universität Marburg“

http://www.wmhoch3.de/images/dokumente/Leitfaden_zur_Konzepterstellung_Zertifikate_der_UMR.pdf wurden unter dem Stichpunkt Verantwortlichkeiten diese Begriffe angelegt.

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Auswertung des Angebots. Diese sind meist im jeweiligen Fachgebiet des Angebots ein-schlägige Professorinnen oder Professoren, die bereits die Entwicklung der Angebote ange-stoßen haben bzw. in diese involviert waren.

2.3.2. Studiengangkoordination

Nicht nur in der wissenschaftlichen Weiterbildung, sondern auch im grundständigen Be-reich13 der Hochschulen entstehen immer mehr Funktionsstellen, die vor allem Tätigkeiten in der Koordination von einzelnen Studiengängen oder Bündeln von Studiengängen überneh-men. Studiengangkoordinationen, die nur ein Angebot koordinieren, übernehmen oftmals

„alle Aufgaben des laufenden Studiengangbetriebs, Qualitätssicherung und Weiterentwick-lung des Studiengangs sowie die Kommunikation zu Studierenden, Lehrenden, Praxisein-richtungen und Alumni […], teilweise ergänzt um eigene Lehrtätigkeit“ (Moes/Stender 2010, S. 74).

Die Funktion und das Tätigkeitsspektrum der Studiengangkoordination in der wissenschaftli-chen Weiterbildung ist eng mit der organisationalen Verortung der Weiterbildungsprogramme an der jeweiligen Hochschule verknüpft (vgl. Gronert/Rundnagel 2018, S. 180). Dies wird auch deutlich an den unterschiedlichen Bezeichnungen, die in der Praxis, wie beispielsweise an den unterschiedlichen Hochschulen des Bund- und Länderwettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: Offene Hochschulen“ zu finden sind14:

 Studiengangsmanagement (HS Albstadt-Sigmaringen, Universität Kassel, Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg)

 Studiengangskoordination (HS Albstadt-Sigmaringen, Universität Ulm, Hochschule Eberswalde, Hochschule Harz, HAW Hamburg)

 Studiengangkoordination (Philipps-Universität Marburg, Justus-Liebig-Universität Gießen, Technische Hochschule Mittelhessen)

 Koordination (Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg, FernUniversität Hagen)

 Programmmanagerin, Programmmanager (Ruhr-Universität Bochum)

 Studiengangsleitung (FernUniversität Hagen)

 Fachliche Koordination; Kursorganisation und Teilnehmerbetreuung (Hochschule Harz)

Diese Aufzählung verdeutlicht, dass sowohl in der organisationalen Anbindung als auch in der Bezeichnung unterschiedliche Konzepte an den Hochschulen vorherrschen (vgl.

Gronert/Rundnagel 2018, S. 182).

13 Hiermit sind die grundständigen Bachelor und konsekutiven Masterstudiengänge, sowie alle Studiengänge mit dem Abschluss Staatsexamen gemeint, die staatlich finanziert an Hochschulen angeboten werden.

14 Diese Bezeichnungen resultieren aus einer Recherche auf den Homepages der Projekte im Wettbewerb „Auf-stieg durch Bildung: Offene Hochschulen“. Falls keine Angaben auf den Internetseiten gemacht wurden, werden die Hochschulen nicht aufgeführt.

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Pellert reflektiert in ihrer Betrachtung die Strukturen der Deutschen Universität für Weiterbil-dung. Ihr folgend benötigt die hauptamtlich tätige Studiengangleitung15 in der wissenschaftli-chen Weiterbildung, die in ihrer Betrachtung auf Postdoc-Level sind, sowohl entsprewissenschaftli-chende Kenntnisse des Berufsfelds als auch eine einschlägige hochschulische Ausbildung. Darüber hinaus sollte sie Kompetenzen im Projektmanagement und die Bereitschaft zur Auseinan-dersetzung mit Vertriebsformen und Marktforschung sowie spezielles Wissen in der Didaktik mitbringen (vgl. Pellert 2013, S. 31f.). Sie führt weiter aus, dass „die Verknüpfung der wis-senschaftlich-inhaltlichen Fachkenntnisse mit sozial-kommunikativen Fertigkeiten“ (ebd., S.

33) von großer Bedeutung ist, da sie die wichtigste Anlaufstelle für Teilnehmende und Do-zentinnen und Dozenten darstellt. Kloke und Krücken unterstützen dies empirisch, denn die von ihnen befragten Mitarbeitenden der wissenschaftlichen Weiterbildung messen insbeson-dere Beratungs- und Verhandlungskompetenz, Kenntnissen des Wissenschaftssystems und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen eine große Bedeutung bei (vgl. Kloke/Krücken 2010, S.

46).

Hansen legt den Fokus ihrer Betrachtung stärker auf ein Konstrukt, in dem die akademische Leitung des Studiengangs unterstützt wird durch administratives Personal, welches vor allem die Administration der Teilnehmenden (bspw. im Anmeldeprozess) übernimmt und darüber hinaus Präsenzlisten und Leistungsnachweise sammelt. Zusätzlich unterstützt dieses Perso-nal die akademische Leitung in organisatorischen Angelegenheiten (vgl. Hansen 2010, S.

14). Dies macht deutlich, wie unterschiedlich die Tätigkeiten der Studiengangkoordinationen bzw. des in dieser Funktion tätigen Personals gesehen werden und welche vielfältigen Auf-gabenfelder diesen dementsprechend zugeordnet sind.

Trotz der dargestellten zentralen Rolle der Studiengangkoordination und der bereits anklin-genden Vielfältigkeit der Aufgaben bzw. Ausgestaltung des Tätigkeitsfeldes sind diese eher in befristeten und vom Erfolg des Angebots abhängigen Arbeitsverhältnissen beschäftigt. So führt Bade-Becker aus, dass Personal, welches organisatorische, verwaltende und techni-sche Tätigkeiten wahrnimmt, aufgrund der grundsätzlich bestehenden Abhängigkeit von fi-nanziellen Ressourcen nur befristet in (Teil-)Zeitverträgen beschäftigt sein können (vgl. Ba-de-Becker 2017, S. 176). Daraus resultiert eine höhere Personalfluktuation, mit der Folge, dass Wissen und Kompetenzen auf dieser Ebene verloren gehen (vgl. ebd.).

2.3.3. Dozentinnen und Dozenten

Dozentinnen und Dozenten sind diejenigen, die „Präsenzphasen mit Fokus auf die Vertie-fung berufspraktischer Handlungskompetenzen gestalten“ (Pellert 2013, S. 30). Diese sind meist Hochschullehrende (Professorinnen und Professoren, wissenschaftliche Mitarbeitende)

15 Hier bezieht sie sich auf die Funktion der koordinierenden Stelle, dies ist in diesem Forschungsbericht die Stu-diengangkoordination.

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sowie Expertinnen und Experten aus der Praxis (vgl. Pellert 2013, S. 30). In ihrer Tätigkeit übernehmen die Dozierenden die fachliche Betreuung, Beratung und Begleitung der Teil-nehmenden in den Präsenzphasen (vgl. Hanft 2014, S. 95), sowie Aufgaben in der Vermitt-lung (Lehre) und FeststelVermitt-lung von Wissen (Prüfung) (Davie u.a. 2017, S. 57).

In der Betrachtung des Personals in dezentral organisierten Weiterbildungsprogrammen zei-gen sich zum einen sehr unterschiedliche Bezeichnunzei-gen und auch Funktionen in der kon-kreten Ausgestaltung der Weiterbildungsprogramme an Hochschulen. Zum anderen wird außerdem deutlich, dass die jeweiligen Funktionsträger mit unterschiedlichen Aufgabenbe-reichen betraut sind, die von verschiedenen Faktoren abhängig sind. Im Folgenden werden nun die Aufgaben, die in der wissenschaftlichen Weiterbildung generell übernommen wer-den, ausgeführt und daran anschließend Aufgaben, die konkret in der Studiengangkoordina-tion relevant sind, fokussiert.