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5. Diskussion

5.1 Material und Methode

5.1.2 Telefonische Befragung als Untersuchungsinstrument

In Anbetracht der großen Anzahl der zu führenden Interviews (jeweils Befragung von Tierarzt und Tierhalter bei 305 Herden) bot sich die telefonische Befragung wegen des vergleichbar geringen Zeit- und Kostenaufwandes als Untersuchungsinstrument an (SEIPEL u. RIEKER 2003).

response

Die response Rate von 79,7% lag im oberen Bereich der für telefonische Befragungen als üblich angegebenen Rücklaufquoten (60 – 80 %) (ANONYM 2009d).

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Die Studienpopulation bildete somit den größten Teil der Grundgesamtheit ab. Die Vorbereitung der Befragung durch ein Anschreiben, in dem die Untersuchung angekündigt und erklärt wurde, erleichterte den Gesprächseinstieg, trug zu einer Vorbereitung der Interviewten und vermutlich auch zu der hohen response Rate bei.

Dauer der Interviews

Die Dauer der Telefoninterviews (Höchstdauer Tierarztinterview 17 Minuten, Tierhalterinterview 18 Minuten) lag im Bereich dessen, was für diese Sonderform der mündlichen standardisierten Befragung als üblich angegeben wird (nach SEIPEL u.

RIEKER 2003: 10 bis 30 Minuten, in Einzelfällen bis zu 90 Minuten). Es ist nicht davon auszugehen, dass noch mehr (Frei-)Zeit in Anspruch nehmende Interviews ohne direkt absehbaren Nutzen von den befragten Tierärzten und Tierhaltern akzeptiert worden wären.

Qualität der Daten

Nach SEIPEL u. RIEKER (2003) sowie STEGE et al. (2001) kann dadurch, dass alle Interviews von einer Untersucherin durchgeführt wurden, eine inter-observer variation weitgehend ausgeschlossen werden. Die Anwendung eines standardisierten Fragebogens gewährleistete ein hohes Maß an Vergleichbarkeit der gegebenen Antworten.

SEIPEL u. RIEKER (2003) bewerten die Qualität von Daten, die auf Telefoninterviews beruhen, nicht geringer als die derjenigen, die auf persönliche Interviews zurückgehen. Die Autoren gehen wegen der anonymeren und unpersönlicheren Befragungssituation sogar von einer geringeren Beeinflussung des Befragten durch den Interviewer aus und bewerten die Zuverlässigkeit und Wahrheitstreue gegebener Antworten als höher. Allerdings kann auch eine Tendenz bestehen im Sinne anerkannter Werte zu antworten. STEGE et al. (2001) beschrieben für eine Untersuchung zu subklinischen Salmonella enterica Infektionen in Dänemark deutliche Diskrepanzen zwischen zuvor im Interview angegebenen Parametern und aktuellen Szenarien vor Ort: Für 50 % der Herden mussten die Untersuchenden eine oder mehrere Antworten im Nachhinein korrigieren.

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Eine Überprüfung von Daten vor Ort war für die vorliegende Untersuchung nicht vorgesehen. Die Einschätzung der Zuverlässigkeit der Daten stützt sich deshalb auf folgende Überlegungen:

Wie von STEGE et al. (2001) beschrieben war es sinnvoll, verschiedene Fragen zu demselben Thema zu stellen, da auf diese Weise nicht konsistente Antworten identifiziert, überprüft und korrigiert werden konnten. Der Parameter „Belegung der Mastställe nach dem Rein-Raus Prinzip“ wurde nicht sehr zuverlässig beantwortet wie ein Vergleich mit den Angaben zum Parameter „Verbleib von Restbeständen bei Neueinstallung“ ergab (siehe 5.2.2.2; Management der Mastschweine). Sonstige Vergleiche dieser Art (z. B. Angabe zum Lebensalter in Tagen bei Impfung gegen PCV-2 resp. M. hyopneumoniae etc. mit Angaben zu gleichzeitig mit CircoFLEX® verabreichten Injektionen) und der Vergleich von Parametern, die sowohl im Tierhalter- als auch Tierarztinterview erhoben wurden (Alter bei Impfung, zeitgleich mit der Impfung applizierte sonstige Arzneimittel, Absetzalter, Dauer der Anwendung von Ingelvac CircoFLEX®, Bestandstyp) ergaben ein hohes Maß an Übereinstimmung.

Auch der Umstand, dass die Untersuchende während des Gesprächs mit dem Tierhalter den Bestand durch das Interview mit dem Tierarzt schon „kannte“ und auf der anderen Seite auch der Tierarzt Kenntnis hatte, dass der Tierhalter anschließend noch befragt werden würde, während gleichzeitig beide Seiten nicht wussten, inwieweit sich Inhalte der Befragung überschnitten, dürfte die Zuverlässigkeit der Angaben erhöht haben (indirekte Kontrolle).

Insgesamt wird aus diesen Überlegungen eine zufriedenstellend hohe Zuverlässigkeit der Angaben gefolgert.

Ob die Qualität von Daten abhängig davon, ob diese vom betreuenden Tierarzt oder vom Tierhalter erfasst wurden, unterschiedlich bewertet werden muss, ist nach Kenntnisstand der Autorin für Befragungen in der Veterinärmedizin nicht untersucht.

Auch für die Humanmedizin konnten keine entsprechenden Studien recherchiert werden.

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Art der Erhebung einzelner Parameter

Die Auswertungen haben gezeigt, dass folgende Frageformulierungen hätten präzisiert oder gar nicht in den Fragebogen aufgenommen werden dürfen, um resultierende Schwierigkeiten bei der Auswertung zu reduzieren:

1) Statt einer möglichen Mehrfachnennung von Gründen für die Impfstoffanwendung in der Herde, hätte die Nennung eines primären Grundes oder zumindest die Angabe einer Rangfolge nach Wichtigkeit die Auswertung der Antworten erleichtert. So bestand eine Tendenz, einfach alle, auch seltener in der Herde festgestellte Krankheitssymptome, aufzuzählen. Die Anzahl möglicher Antwortkombinationen bei dieser Frage bedingte eine entsprechend große Anzahl an Kategorien (Fragen I.3.1.1. bis 1.3.1.7 und II.15.2.1 bis II.15.2.7).

2) Der Versuch, Umfang und Zeitraum der vor Anwendung des Impfstoffes im Bestand durchgeführten Diagnostik zu erfassen, war wenig zielführend: Die Untersuchungen lagen oft mehrere Monate zurück und die Ergebnisse waren üblicherweise nicht schnell zugänglich dokumentiert worden. Noch nachvollziehbar war aber, ob überhaupt diagnostische Untersuchungen durchgeführt worden und wenn ja, welche Untersuchungsmethoden angewandt worden waren und zu welchem Ergebnis die Untersuchungen geführt hatten. Hier hätte, anstelle der teilweise offen formulierten Fragen nach Zeitraum und Art diagnostischer Untersuchungen (Fragen 1.4.2.1 bis 1.4.7) eine geschlossene Frage wie beispielsweise: „Wurde das PCV-2 mittels eines PCR Untersuchungsverfahrens in den letzten 12 Monaten vor Anwendung des Impfstoffes in diesem Bestand nachgewiesen?“ eine Aufgliederung in zahlreiche Antwortmöglichkeiten verhindert und die Auswertung erleichtert.

3) Der Parameter „Beurteilung der Tiergesundheit im Bestand vor Anwendung des Impfstoffes Ingelvac CircoFLEX® auf einer Schulnotenskala“ (Fragen I.14 und II.23), bereitete den Befragten wiederholt Schwierigkeiten, da die Tiergesundheit oftmals

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nur in Teilbereichen der Produktion Probleme bereitete und dieser Umstand auf Grund der Fragestellung nicht ausreichend berücksichtigt werden konnte.

4) Die Antworten auf offene Fragestellungen hätten bei Einzelauswertung der Angaben zu jeder Herde neue Aspekte aufzeigen können; außerdem lockerten sie einzelne Gesprächssituationen auf. Allerdings waren, wie auch von SEIPEL u.

RIEKER (2003) beschrieben, nicht nur Beantwortung und Dokumentation der Angaben (zeit-) aufwändig, sondern diese im Rahmen der Auswertung der vorliegenden umfangreichen standardisierten Untersuchung nicht praktikabel zu berücksichtigen. Im Sinne der Optimierung zukünftiger Untersuchungen mit ähnlichen Fragestellungen sollten Fragen ohne Antwortvorgaben auf ein Minimum reduziert werden.

Fazit zum Untersuchungsinstrument

Trotz der kritischen Überlegungen zu der telefonischen Befragung als Untersuchungsinstrument war diese geeignet, innerhalb weniger Monate unter Einbeziehung sowohl der betreuenden Tierärzte als auch der Tierhalter mit einer hohen response Rate Daten von ca. 240 Herden zu erheben, die insgesamt als zuverlässig eingeschätzt werden. Eine hohe Anzahl an Herden (cases) wiederum war zwingende Voraussetzung für eine statistische Auswertung der Beziehungen der zahlreichen Variablen zueinander und damit für aussagekräftige Resultate (DOHOO et al. 1997).

Für zukünftige Untersuchungen sollte auf ein noch höheres Maß an Standardisierung des Untersuchungsinstrumentes Fragebogen (geschlossene Frageformulierungen etc.) geachtet werden.