• Keine Ergebnisse gefunden

2. Literatur

2.4 Bekämpfungsmaßnahmen

2.4.3 Impfung

2.4.3.1 Impfstoffe und Adjuvantien

Eine erfolgreiche Therapie der PCVD ist bislang nicht bekannt, so dass eine wirksame Kontrolle nur auf dem Wege der Prophylaxe erreicht werden kann. Die Erfolge des Einsatzes von Serum rekonvaleszenter Tiere zur passiven Immunisierung junger Schweine sind umstritten, der Aufwand ist hoch und die Methode ist unter seuchenhygienischen Gesichtspunkten kritisch zu hinterfragen (MADEC et al. 2008). MAHE et al. (2000) beschreiben die antigenen Eigenschaften des ORF 2 codierten Kapsid Proteins des PCV-2. Dieses im ORF 2 kodierte Protein wird auch von BLANCHARD et al. (2003) als hochimmunogen und essentiell für die Entwicklung eines Impfstoffkonzepts gegen PCV-2 bewertet. Das Protein wird mittels eines Baculovirus/ Insektenzell-Expressionssystems produziert (siehe unten).

Nachdem es seiner Arbeitsgruppe erstmals gelang den Nutzen einer Subunit-Vakzine (Injektion von Baculovirus-exprimiertem ORF 2 Protein) und einer DNA-Vakzine (Injektion von ORF 2 Expressionsplasmiden, d.h. „nackter“ DNA) zur Minderung PCV-2 assoziierter Schäden darzustellen, wurde die Entwicklung kommerzieller Impfstoffe gegen das PCV-2 von verschiedenen Herstellern

Literatur

vorangetrieben. Einen Überblick über die in Deutschland eingesetzten Impfstoffe gegen das PCV-2 gibt Tabelle 1 (Stand der Bundesanzeiger - Veröffentlichung Nr.

334 vom 08.03.2009 (ANONYM 2009d, a). In Nordamerika sind die Impfstoffe seit 2006 auf dem Markt. Porcilis® PCV ist die Bezeichnung des PCV-2 Impfstoffes von Intervet in Europa, in den USA wird ein PCV-2 Impfstoff unter dem Namen Circumvent® geführt.

Literatur

Tabelle 1: In Deutschland gegen das PCV-2 eingesetzte Impfstoffe Produktname Ingelvac

CircoFLEX® Porcilis®PCV Suvaxyn® PCV2 Circovac® Hersteller Boehringer

Ingelheim Intervet Fort Dodge Merial

Antigen PCV-2

ORF 2 Protein PCV-2

ORF 2 subunit Antigen Chimäres

PCV-1-2 Virus Inaktiviertes PCV-2

Adjuvans Carbomer (ImpranFLEX®)

D,L-α-Tocopherolacetat + flüssiges Paraffin (+Polysorbat 80 etc.) (X-Solve)

Anwendung 1-shot 2-shot 1-shot

Wdh.: 2 - 4 W

Ganzzellvakzine nein Nein ja ja

Abkürzungen:

Alle Impfstoffe gehören zu der pharmakotherapeutischen Gruppe der inaktivierten Vakzinen. Es handelt sich also nicht um attenuierte Organismen (Lebendimpfstoffe), d.h. der Erreger hat die Fähigkeit Zellen zu infizieren und sich zu replizieren verloren.

Alle Vakzinen basieren auf dem PCV-2 Genotyp 2. Im Gegensatz zu Circovac®, der bislang nur für die Anwendung bei Sauen zugelassen ist handelt es sich bei den drei anderen Impfstoffen um rekombinante Vakzinen. Auf den Impfstoff Circovac®,

Literatur

dessen Zulassungserweiterung für die Anwendung bei Ferkeln beantragt ist (NIENHOFF u. TABELING 2009), wird im Folgenden nicht näher eingegangen.

Der Impfstoff Ingelvac CircoFLEX® ist zur aktiven Immunisierung von Schweinen ab einem Alter von zwei Wochen gegen PCV-2 zugelassen. Laut Zulassungsunterlagen bewirkt die Impfung eine Reduktion der Mortalität sowie klinischer Anzeichen und Läsionen von lymphatischen Geweben, die durch PCV-2 Erkrankungen (PCVD) bedingt sind. Der Impfstoff ist geeignet, die nasale Ausscheidung von PCV-2, den virus load im Blut und im lymphatischen Gewebe sowie die Dauer der Virämie zu reduzieren. Nicht zugelassen ist der Impfstoff für die Anwendung bei Sauen während Trächtigkeit und Laktation (ANONYM 2009a).

Bei dem Impfstoff Ingelvac CircoFLEX® handelt es sich um eine Subunitvakzine. Das Antigen ist das Haupt Kapsid Protein (major capsid protein) des PCV-2, welches durch das ORF 2 Gen (open reading frame 2 gene) kodiert wird. Die Herstellung des ORF 2 Proteins erfolgt mittels des Baculovirus-/ Insektenzell-Expressionssystems:

Nachdem das Baculovirusgenom durch Einbau des ORF 2 Gens mittels Plasmidvektor modifiziert wurde, werden Insektenzellen mit diesem rekombinanten Baculovirus inokuliert. In deren Zytoplasma findet die Expression und Sekretion des ORF 2 Proteins respektive Antigens statt.

Das Adjuvans ist ein cross-linked carbomer-polymer in wässriger Lösung. Durch die wässrige Formulierung und der damit verbundenen niedrigen Viskosität im Vergleich zu Wasser-in-Öl Adjuvantien, wird ein Minimum lokaler Entzündungsreaktionen an der Injektionsstelle angestrebt und die Möglichkeit einer Kombination mit anderen Vakzinen offen gehalten. Das Produkt enthält keine Konservierungsstoffe. Als Nebenwirkung ist in der Packungsbeilage für den Tag der Impfung eine vorübergehende, leichte Erhöhung der Körpertemperatur beschrieben.

Der Impfstoff Porcilis® PCV von Intervet ist ebenfalls eine Subunitvakzine. Ziel der Anwendung ist es, die Virusbelastung im Blut und in den lymphatischen Geweben sowie Gewichtsverluste zu verringern, die mit einer PCV-2 Infektion in der Mastperiode einhergehen. Der Impfstoff ist ebenfalls nicht für die Anwendung während der Trächtigkeit und Laktation zugelassen. Die Packungsbeilage sieht eine zweimalige Applikation einer 2 ml Dosis im Abstand von 2 bis 3 Wochen vor.

Literatur

Bei dem Antigen dieser Vakzine handelt es sich ebenfalls um ein PCV-2 ORF 2 Protein, hergestellt durch das Baculovirus Expressionssystem (siehe oben).

Das Adjuvans enthält dünnflüssiges Paraffin (Mineralölbasis) mit einem Vitamin E Zusatz. Die Packungsbeilage enthält besondere Hinweise zu Vorsichtsmaßnahmen für den Fall, dass es zur Selbstinjektion kommt. Als mögliche Nebenwirkung wird eine vorübergehende lokale Reaktion in Form einer harten, warmen und manchmal schmerzhaften Schwellung von bis zu 10 cm Durchmesser aufgeführt. Außerdem wird auf mögliche systemische, überempfindlichkeitsartige Reaktionen hingewiesen, die sich in geringgradigen neurologischen Symptomen wie Zittern oder Erregung äußern und innerhalb einiger Minuten ohne Behandlung abklingen können.

Vorübergehend kann die Körpertemperatur bis zu 2 Tage nach der Impfung ansteigen. Die Packungsbeilage führt als Nebenwirkung außerdem Aktivitätsminderung bei einigen Ferkeln und eine um bis zu fünf Tage verminderte Futteraufnahme sowie eine verringerte Wachstumsrate auf. Im Gegensatz zu der Produktinformation von Ingelvac CircoFLEX® wird in der Packungsbeilage von Porcilis® PCV als möglicher Effekt der Impfung keine geringere oder kürzer andauernde Virusausscheidung aufgeführt.

Im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung nach §17c des Tierseuchengesetzes darf Porcilis® PCV derzeit auf Antrag auch als One-Shot Impfstoff eingesetzt werden (NIENHOFF u. TABELING 2009).

Der Ferkelimpfstoff Suvaxyn® PCV 2 von Fort Dodge ist in Deutschland noch nicht zugelassen. Der Einsatz erfolgt im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung nach §17c des Tierseuchengesetzes (NIENHOFF u. TABELING 2009). Das Impfantigen dieser Vakzine ist die inaktivierte Version des rekombinanten chimären PCV-1-2 Virus (OPRIESSNIG et al. 2007). Voraussetzung der Impfstoffentwicklung war die Charakterisierung der Viruschimäre und die Beschreibung seiner immunogenen Eigenschaften (FENAUX et al. 2003; 2004). Der chimäre PCV-1-2 Klon wird konstruiert, indem das immunogene ORF 2 Kapsid Gen des (pathogenen) PCV-2 in das Genom des apathogenen 1 kloniert wird. Das ORF 2 Kapsid Gen des PCV-1 wird also ersetzt. Durch Inokulation des Klons in SPF Schweine wird das Virus attenuiert und ruft eine humorale Immunantwort gegen das PCV-2 Kapsid Protein

Literatur

hervor (FENAUX et al. 2003). FENAUX et al. (2004) beschrieben zuerst die Induktion einer protektiven Immunität gegen das PCV-2 Feldvirus in Schweinen durch intramuskuläre Applikation des chimären infektiösen PCV-1-2 DNA Klons sowie des attenuierten chimären PCV-1-2 Lebendvirus.

2.4.3.2 Studienergebnisse zur Effektivität und Verträglichkeit kommerziell