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Sozial-politische Stellungnahmen

4. KULTURANALYSE UND KULTURKRITIK

4.10. Sozial-politische Stellungnahmen

Es kommt (leider) recht selten vor, daß ein Tiefenpsychologe sich für Politik interessiert und darüber auch Fundiertes auszusagen hat. Bei Fromm war dies bereits in frühen Jahren der Fall, als er sein Studium der Soziologie abschloß und die herrschenden Verhältnisse aus der Perspektive eines marxistischen Sozialismus betrachtete. Seine Einsichten verhalfen ihm bekanntlich zur rechtzeitigen Emigration in die USA. Im folgenden sollen einige Beiträge zur Politik erörtert werden, da sie eine Seite von Fromm offenbaren, die weniger bekannt ist.

Aus verständlichen Gründen befaßte sich Fromm in den USA anfangs vorrangig mit dem kriegführenden Deutschland, über das zahlreiche Vorurteile im Umlauf waren.

Der Artikel Fragen zum deutschen Charakter272 aus dem Jahre 1943 behandelt die Frage, ob es überhaupt einen „Nationalcharakter“ gebe und wie er allenfalls zu bestimmen wäre. Überall auf der Welt kursierte z.B. die Meinung, daß „die Deutschen“

ordnungslieb, diszipliniert und verantwortungsbewußt wären, andererseits auch kleinlich, pedantisch, sadomasochistisch und starrköpfig. Darüber hinaus seien sie zu transzendentem Denken begabt, das aber ins Phantastische und Satanische umschlagen könne.

Am Beispiel der deutschen Mittelschicht erläutert Fromm, daß die „Charakter-Matrix“ primär weder gut noch böse ist, sondern das Resultat einer „jahrhundertealten Wechselwirkung von Charakter, Ideen und gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten“ (ebd. S.7). Tugenden und Laster werden durch die von Klasse zu Klasse wechselnden Bedingungen geprägt.

Fromm hat in mehreren Schriften auf die Entstehung des kleinbürgerlichen Charakters in Deutschland hingewiesen (siehe 4.7). Sobald die gesellschaftlichen Bedingungen Freiheit, Solidarität und Wachstum zulassen und fördern, entfalten sich auch die positiven Charakterzüge der Deutschen. Voraussetzung dafür ist allerdings erst die „völlige Vernichtung der nationalsozialistischen Herrschaft und all derer, die an ihr interessiert sind oder waren“ (ebd. S.7).

Anläßlich eines Rundgespräches in den USA, an dem unter anderem Bertrand Russell und Sigrid Undset teilnahmen, trug Fromm den Aufsatz Was soll mit Deutschland geschehen?273 vor. Darin kritisiert er ein Buch des Psychiaters R.M.

Bricker, der 1943 ein Buch mit dem Titel Ist Deutschland unheilbar? geschrieben hatte, in dem dieser den Deutschen einen paranoiden Charakter attestierte. Für diese These verwandte er Aussagen von Schriftstellern, die Fromm als reaktionär und nationalistisch bezeichnet. Wenn der Autor wissenschaftlich vorgegangen wäre, hätte er feststellen müssen, daß spezifische soziale, ökonomische und politische Verhältnisse die erwähnten paranoiden Züge hauptsächlich beim deutschen Mittelstand, aber nicht bei der Mehrzahl der Deutschen ausgebildet hatten. Im übrigen deckt er noch andere Mängel dieses Buches auf.

Im Essay Der gegenwärtige Zustand des Menschen274 aus dem Jahre 1955 greift Fromm die Themen der Freiheit des modernen Menschen nach dem Mittelalter und die Entfremdung wieder auf. Der Mensch des 20. Jahrhunderts kann hauptsächlich durch die Eigenschaften der Passivität und Marktorientierung charakterisiert werden. Passiver

272 EF: Fragen zum deutschen Charakter (1943). In: GA Band 5, S.3 273 EF: Was soll mit Deutschland geschehen? (1943) In: GA Band 5, S.9 274 EF: Der gegenwärtige Zustand des Menschen (1955). In: GA Band 5, S.267

Konsum von Nahrung, Vergnügen, Abenteuer und Sex dominieren bei dieser „oralen“

Haltung. Die Industrie macht den Konsumenten manipulativ glauben, daß er nur mit diesen oder jenen Produkten glücklich werde; dafür arbeitet er automaten- und roboterhaft. Vor den Produkten sinkt er dann in die Knie und betet die seine Lebenskräfte in entfremdeter Form verkörpernden technischen Götzen an. Ein Teufelskreis von

„schizoider Selbstentfremdung“ erzeugt Sinnlosigkeitsgefühle, senkt das Kulturniveau und erhöht das destruktive Potential.

Fromm schlägt eine Renaissance der geistigen Werte (Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit) sowie eine Umstrukturierung der Gesellschaft in Richtung eines demokratischen Sozialismus vor.

Ähnliche Kriterien stellt der Autor im Aufsatz Die moralische Verantwortung des modernen Menschen275 (1958) auf. Als Gegengewicht zum modernen Werterelativismus sollten die in der Natur des Menschen begründeten Grundwerte wieder zur Geltung gebracht werden, was bedeutet, daß jeder mit den Mitmenschen und der Natur „in Beziehung treten müsse“.

Aus den bereits erwähnten Kritikpunkten am modernen Charakter leitet Fromm die „Aufgaben der Gegenwart“ ab. Dazu zählen: Die Spaltung von Denken und Fühlen überwinden; an die Stelle des Konsumierens schöpferisches Handeln (Kreativität) setzen und den Menschen als höchstes Ziel anstreben, d.h. ihn nicht zum Mittel degradieren.

Während des „kalten Krieges“ rüsteten die Blöcke wahnwitzig auf. Fromm nahm 1960 dagegen in Gründe für eine einseitige Abrüstung276 Stellung. Da die jahrelange gegenseitige Bedrohung den Frieden nicht voranbrachte, schlägt der Autor vor, daß die westliche Seite mit gutem Beispiel vorangehe und schrittweise einseitig abrüste. Die Vernunft würde dann auch bei den kommunistischen Staaten siegen. Voraussetzungen dafür wären der Abbau eigener Vorurteile und Fehleinschätzungen sowie das In-Frage-Stellen der Allmacht des Staates. Fromm klärt über Sachverhalte auf, nimmt die Argumente der Gegner ernst und setzt sich mit ihnen sachlich, aber kritisch auseinander.

Wie in der Psychotherapie deckt er Illusionen, Projektionen und versteckte Motivationen auf und erläutert sie.

Für die Festschrift zu Ehren von Daisetz T. Suzuki (den Zen-Buddhisten) schrieb Fromm über Die prophetische Auffassung vom Frieden277 (1960). Darin rekurriert Fromm auf die Propheten des Altertums, um deren Vorstellung eines friedlichen Zusammenlebens der Menschen darzulegen (siehe 2.4).

Eine größere Abhandlung über die Politik erfolgte in: Es geht um den Menschen! Eine Untersuchung der Tatsachen und Illusionen in der Außenpolitik278. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Staatsform die Sowjetunion verwirklicht hat und ob sie unter Stalin und Chruschtschow tatsächlich die Weltrevolution — wie allgemein behauptet wurde — anstrebte.

Fromm entlarvt zahlreiche „Fiktionen“279 der Großmächte, die sich gegenseitig

„Weltherrschaft“ bzw. „kapitalistische Ausbeutung“ vorwerfen, um das eigene Machtstreben zu kaschieren. Die Sowjetunion (SU) ist, entgegen ihren Verlautbarungen,

„ein konservativer, totalitärer Managerstaat und kein revolutionäres System, das nach Weltherrschaft strebt“ (ebd. S.167). Beide Systeme ähneln sich, da die Macht in den Händen der Manager und der Bürokraten liegt.

Man kann auch in der Politik ein gesundes und pathologisches Denken unterscheiden. Wie beim Individuum kommen dabei psychische Mechanismen wie Paranoia, Projektion, Fanatismus (Narzißmus), manipulatives und suggestives Denken in Frage. Fromms Kritik läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig:

275 EF: Die moralische Verantwortung des modernen Menschen (1958). In: GA Bd.9, S.319 276 EF: Gründe für eine einseitige Abrüstung (1960). In: GA Bd.5, S.213

277 EF: Die prophetische Auffassung vom Frieden (1960). In: GA Bd.6 278 EF: Es geht um den Menschen! In: GA Bd.5, S.43

279 „Fiktion“ ist ein Begriff, den der Neukantianismus (Vaihinger) oft anwandte, um die menschliche Orientierung in der Welt zu verdeutlichen. Adler übernahm diesen Begriff und charakterisierte damit die neurotische Phantasie, die häufig mit Fiktionen (von Stärke, Schönheit und Edelmut) arbeitet.

Technisch und intellektuell leben wir in einem Atomzeitalter, emotional leben wir noch in der Steinzeit. ... Trotz all seiner intellektuellen und technischen Fortschritte ist der Mensch noch immer befangen in der Verehrung seiner Götzen: der Bande des Blutes, des Besitzes und der Institutionen (ebd.

S.64).

Fromms Ausführungen zur sowjetischen Geschichte, zur russischen Revolution, zu Lenin, Stalin und Chruschtschow sind kenntnisreich, differenziert und — wie immer — spannend zu lesen. Lenin z.B. befürwortete (gegen die Marxschen Vorstellungen) eine elitäre Staatsführung, welche der Diktatur Stalins Vorschub leistete. Er erlitt 1922 den ersten Schlaganfall; 1924 starb er. In der Zwischenzeit hatte er die Kapitalisten dazu gebracht, wieder in Rußland zu investieren. Stalin verwandelte die kommunistische in eine „Manager-Revolution“. Die Industrialisierung, in die er die SU mit Gewalt und Terror trieb, schaffte er innert 30 Jahren. Nach Stalin kam Chruschtschow an die Macht und beendete die Gewalt. Fromm ist der Meinung, daß die Bevölkerung hinter dem Kommunismus stehe; sie hätten nur noch Angst vor Krieg: „Ganz sicher möchten sie es nicht durch ein System wie den Kapitalismus ersetzt wissen“ (ebd. S.74).280

Die Staatsbürokratie übernahm in der SU die Macht und sicherte sich Privilegien wie eh und je. Das sowjetische System war ein zentralistisch verwaltetes Wirtschaftssystem, das dem Menschen nicht die Möglichkeit der freien und ganzheitlichen Entfaltung — wie es der Sozialismus vorschlug — gab. Als konservatives Land strebte es nicht mehr nach der „Weltrevolution“ und zeigte auch — laut Fromm — keine imperialistischen Ansichten.281

Das „Problem China“ ist ebenfalls Thema dieses Buches. Der Mensch werde in der chinesischen Revolution wie Rohmaterial zur gewaltsam vorangetriebenen Industrialisierung verwendet. Wer China in die Isolation treibt, fördert auch dessen Aggression. Deshalb empfiehlt Fromm, China Kredite zu gewähren, ihm den Zugang zum freien Markt zu ermöglichen und es in die UNO eintreten zu lassen; der freie Markt werde eine friedliche Koexistenz bewirken.

Die Stellungnahmen Fromms zum „Problem Deutschland“ sind aus verständlichen Gründen von Vorsicht geprägt. Lange Zeit hielt sich Deutschland daran, sich nicht wieder zu bewaffnen. Inzwischen (1961) wurde Deutschland wieder „die stärkste Militärmacht Europas“ (ebd. S.140); die meisten Generäle würden auch eine Atombewaffnung befürworten. Wie so oft könnte es wieder zu einer Allianz zwischen Industrie und Militär kommen.

Das neue Deutschland besitzt nicht nur das industrielle und militärische Potential, um aufs neue eine aggressive Rolle zu spielen, sondern auch das nationalistische Potential, dessen man sich für aggressive Pläne bedienen kann (ebd. S.143).

In den „Vorschlägen zum Frieden“ (siehe Teil 5) setzt sich Fromm für weltweit kontrollierte Abrüstung, den Status quo der amerikanisch-russischen Beziehungen sowie die Beibehaltung von Ostberlin und der DDR ein. Denn die „Wiedervereinigung“ könnte

„nicht ohne Krieg“ (ebd. S.170) vonstatten gehen. Die Bundesrepublik würde stets auch den Zwist zwischen den USA und Rußland anfachen, um eine Verständigung zu verunmöglichen.

Als Beispiel eines demokratischen Sozialismus erwähnt Fromm Titos Jugoslawien, dessen Regierung wie in Ägypten, Indien und China „nach allen Berichten“

(ebd. S. 177) nicht korrupt wäre.

Die Außenpolitik der USA wird scharf kritisiert. Fromm prangert paranoide Gedankengänge und verbrecherische Interventionen z.B. in Südamerika an, wobei sie bedenkenlos im Dienste von Wirtschaftskartellen korrupte Diktatoren unterstützte.

280 Hinter diese Behauptung muß man heute zweifellos ein Fragezeichen setzen.

281 In Bezug auf Macht und Herrschaft erweist sich Fromm als relativ naiv und unerfahren. Kuba, Korea und die verschiedenen Intervention der SU wären strategische Faktoren im Kalkül der Regierung gewesen.

Während der Kuba-Krise (deren Vorgeschichte er schildert) wäre Chruschtschow praktisch gezwungen gewesen, Fidel Castro zu unterstützen, um den chinesischen Einfluß abzuwehren. (Im Nachwort aus dem Jahre 1963 schreibt Fromm, daß Castro inzwischen aber auch Kommunist geworden sei und Kuba zum Polizeistaat gemacht hätte. Deutschland und Frankreich hätten die Absicht, das Machtzentrum des „Neuen Europa“ zu werden, möglichst unter Ausschluß Großbritanniens.)

Ebenfalls 1961 nahm Fromm zum Kommunismus in Kommunismus und Koexistenz. Das Wesen der totalitären Bedrohung heute282 Stellung. Es handelt sich dabei um eine Analyse der Erklärung der 81 Kommunistischen Parteien, die sich 1960 in Moskau getroffen hatten. Rußland hatte sich zur wohlhabenden Industrienation entwickelt, während China noch immer zu den unterentwickelten, armen Staaten zählte.

China warf einigen kommunistischen Ländern vor, „Revisionisten“ zu sein, die sich den Erzfeinden, den Kapitalisten, anschließen würden. Chruschtschow und die russischen Anhänger setzten ihre Thesen von der friedlichen Koexistenz und des wirtschaftlichen Wettbewerbs durch. Sie nahmen deutlich gegen den kalten Krieg und das „Balancieren am Rande des Krieges“ (vor allem der USA) Stellung. Die Nichteinmischung in die innerstaatlichen Angelegenheiten anderer Länder wurde besonders hervorgehoben.

Fromm erblickte in der Erklärung die Bestätigung der friedlichen Absicht Chruschtschows, die Koexistenz und die Abrüstung voranzubringen. Kennedy dagegen malte die russische Weltrevolution als Gefahr an die Wand und hätte damit die

„ritualisierte kommunistische Ideologie mißverstanden“ (ebd. S.211).283

Gemeinsam mit Michael Maccoby verfaßte Fromm 1962 den Artikel Die Frage der Zivilverteidigung284. 1961 spitzte sich die Berlin-Frage zu, als die Berliner Mauer errichtet wurde. Chruschtschow und Kennedy bedrohten sich gegenseitig. Der letztere plante ein 207 Millionen-Dollar-Projekt für Schutzräume vor dem Atomkrieg. Herman Kahn, der die USA-Politiker beriet und ein einflußreicher Verfechter der Zivilverteidigung war, versuchte in seinen Schriften285, die Auswirkungen eines Atomkrieges zu verharmlosen. Die Autoren gehen Kahns Argumenten sorgfältig nach und betonen, daß im Falle eines Atomkrieges stets auch die wehrlosen Städte angegriffen und damit Millionen Zivilisten vernichtet werden. Danach wäre auch jahrzehntelang kein normales Leben mehr möglich. Der Verfasser behauptete nämlich, daß sich das Leben selbst nach den zwei Weltkriegen wieder normalisierte. Dagegen stehen die Erfahrungen der Pestjahre (1348 und 1349) und der Kriege, nach denen stets Depression, Neid, Haß, Verbrechen und brutale Tyrannei (Stalin, Hitler) entstanden waren.

Marschiert Deutschland bereits wieder? (1966)286 ist eine Frage, die Fromm nach einem Besuch der BRD im Jahre 1965 beschäftigte. Darin wird seine Skepsis gegenüber der Wirtschaftsmacht Bundesrepublik deutlich, an deren Spitze Adenauer und Franz Josef Strauß agierten. Vor allem der letztere sprach sich offen für die Ausrüstung der BRD mit Atomwaffen aus und plädierte für die „Notstandsgesetze“, welche die Bevölkerung mittels des Zivilschutzes wieder militarisieren und disziplinieren wollten.

Fromm hörte schon damals die ewig gestrigen imperialistischen und rechts stehenden Stimmen, welche die Ostgebiete, Schlesien und das Sudetenland „zurück haben“ wollten.

Strauß galt ihm als der „bei weitem verschlagenste und rücksichtsloseste“ (ebd. S.17) Politiker der damaligen Zeit.

Die Anmerkungen zur Entspannungspolitik287 aus dem Jahre 1975 enthalten in geraffter Form Fromms politische Einschätzungen zur Gegenwart, wie er sie 1974 vor dem Senatsausschuß für Auswärtige Beziehungen unter Senator Fulbright vortrug (andere Geladene waren unter anderem Henry Kissinger, Eugene288 McCarty und Dean

282 EF: Kommunismus und Koexistenz. Das Wesen der totalitären Bedrohung heute. In: GA Bd.5, S.199 283 Man erkennt in diesen Stellungnahmen Fromms Eigenheit, gegen das „Establishment“ (der USA) den

besseren Glauben der Gegenseite anzunehmen, was wohl fragwürdig ist.

284 EF und Maccoby, M.: Die Frage der Zivilverteidigung. In: GA Bd.5, S.225 285 Kahn, H.: On Thermonuclear War. Princeton 1960

286 EF: Marschiert Deutschland wieder? (1966) In: GA, Bd.5, S.14 287 EF: Anmerkungen zur Entspannungspolitik (1975). In: GA Bd.5, S.259

288 Der Republikaner Joseph R. McCarthy war der Kommunistenverfolger von 1950-54, nicht der

Rusk). Fulbright war ein Verfechter der Entspannung und des Abbaus der Waffen (SALT-Gespräche).

Fromm legt dar, daß die SU nicht vorhätte, durch Revolutionen die Weltherrschaft zu übernehmen, so daß die wahnwitzige Aufrüstung überflüssig wäre. Stalin hätte einen konservativen Staat errichtet, der auf „Pflicht, Patriotismus und Arbeit“ setzte. Es gab inzwischen genügend Hinweise auf seine Kollaboration mit antirevolutionären Kräften:

Koalition mit den Nationalsozialisten gegen die Sozialdemokraten; Liquidation von Revolutionären in Spanien; Verweigerung von Hilfe an die griechischen Kommunisten und Unterstützung Allendes in Chile.

Die kommunistischen Parolen sind nichts weiter als „ritualisiertes Gerede“ zur Stütze der Ideologie. Beide Blöcke sind von paranoidem Denken befallen, in dem man das Mögliche für wahr nimmt, um sich durch Aufrüstung abzusichern. Auf politischem Gebiet muß man jedoch zwischen „realistischen Wahrscheinlichkeiten und abstrakten Möglichkeiten“ unterscheiden, um den gegenseitigen Selbstmord durch Krieg mit Atomwaffen zu verhindern.

Demokrat Eugene McCarthy.

5. Visionen eines neuen Humanismus

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