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Das Böse: Neurose oder Defekt? Absolute und relative (humanistische) Ethik

5. VISIONEN EINES NEUEN HUMANISMUS

5.1. Grundzüge einer humanistischen Ethik

5.1.5. Das Böse: Neurose oder Defekt? Absolute und relative (humanistische) Ethik

Überall in der Ethik lauert die Frage im Hintergrund, ob der Mensch gut oder böse sei. Je nach Zeitalter, Religion, Erziehung und sozio-kultureller Situation fällt die Antwort dazu unterschiedlich aus.

Das Alte Testament, Augustinus, Luther und Calvin z.B. waren der Meinung, daß der Mensch ein sündiges Wesen wäre. Freud und die Moderne bevorzugen eine Mischung von beidem: Die gute Seite (Aufklärung und Vernunft) kämpft gegen die bösen Mächte des Todestriebes und der Triebhaftigkeit. Fromm widerspricht Freuds Todestrieb-Theorie, indem er die Destruktivität als „Folge ungelebten Lebens“ (ebd. S.137) erklärt.

Das Böse existiert nicht unabhängig und für sich; es ist das Nichtvorhandensein des Guten, das Scheitern des Versuchs zu leben (ebd.

S.138).

Ein Beispiel für ungelebtes Leben ist die Neurose. Wie kommt es aber, daß viele unproduktive Menschen nicht neurotisch werden? Fromm erläutert dies mit dem Unterschied zwischen Defekt und Neurose: Er nennt einen Menschen defekt, wenn er Reife, Spontaneität und Erfahrung des Selbst nicht erreicht. Die Mehrzahl der Menschen übernimmt die kulturellen Schablonen, die einem „Kulturdefekt“302 entsprechen. Wer in der modernen Gesellschaft wie ein (defekter) Automat funktioniert, fühlt sich einigermaßen sicher; wem dieser Schutz aber abhanden gekommen ist, weist neurotische Symptome wie Ängste, Depressionen oder Zwänge auf. Daraus leitet Fromm auch ab, daß Neurose ein moralisches Problem beinhaltet, da der Neurotiker nicht zur Reife im Sinne der Vollwertigkeit gelangt ist.303

Während die autoritär inspirierte Ethik in der Erziehung versucht, (böse) Leidenschaften und Impulse zu unterdrücken und zu verdrängen, steht die humanistische Ethik dagegen auf dem Standpunkt, daß weder Verdrängung noch Nachgeben, sondern Überwindung des Bösen durch produktive eigene Entwicklung am erfolgreichsten ist. Es sollte Aufgabe der Gesellschaft sein, ihren Mitgliedern die Voraussetzungen dafür zu liefern, sich entfalten und wachsen zu können.

Wer mit dem Wachstum beginnt, gerät in einen „Tugendkreis“ (circulus virtuosus, ebd. S.145), denn Erlebnisse von Freude und Glück steigern und fördern wiederum den Reifungsprozeß.

Jede Steigerung der Freude, die eine Kultur bieten kann, wird mehr zur sittlichen Erziehung beitragen als alle Strafandrohungen und Tugendpredigten (ebd. S.145).

Bisherige Moralvorstellungen basierten auf einer „absoluten Ethik“ mit unveränderlichen und „ewigen“ Werten. Beispiele dafür sind die theistischen Religionen mit ihren Verboten und Geboten. Wer sie nicht einhielt, hatte mit harten Strafen — bis zum Tod — zu rechnen.304 Aus dem Geist dieser Ethik stammt auch Dostojewskis These: „Wenn Gott tot ist, ist alles erlaubt“ (in Die Brüder Karamasov). Die postulierte Alternative ist jedoch falsch. Es müßte heißen: „Wenn der Mensch lebendig ist, dann weiß er, was erlaubt ist.“

Anders die relative Ethik, welche Entscheidungen im Sinne des humanistischen Gewissens (Förderung der Individualität) als höherwertig ansieht. Daraus könnte sich — was wünschenswert wäre — eine universale Ethik entwickeln, welche die „volle menschliche Entwicklung aller ihrer Glieder“ über aktuell gültige (defekte) Normen und Werte in der Gesellschaft setzt.

Die moderne Variante der autoritären Ethik besteht darin, die Mehrzahl der Menschen zu betäuben und in Sicherheit zu wiegen. Deshalb ruft Fromm zur Wachsamkeit auf, um geistige Freiräume, in denen Vernunft regiert, zu erhalten und zu

302 Die Frage, ob eine Gesellschaft ebenfalls „krank“ sein kann, ist auch Thema von 4.1.2.

303 Das bedeutet aber auch — was Fromm nicht erwähnt —, daß der Durchschnittsbürger ebenfalls ethisch defekt ist.

304 In unserer Zeit hat sich dieser „Fundamentalismus“ in einigen Ländern wieder durchgesetzt.

verteidigen. Wir leben auch in einer Epoche des Übergangs, in der eine Fülle von Möglichkeiten vorhanden sind. Es liegt somit bei jedem Menschen selbst, über gut oder böse zu entscheiden.305

Sie (die Zukunft) hängt von seinem Mut ab, er selbst und um seiner selbst willen zu sein (to be himself and to be for himself) (Schluß, ebd. S.157).

Fromm nahm in anderen Werken ebenfalls zu Fragen der Ethik Stellung und gab z.B. in Wege aus einer kranken Gesellschaft306 (1955) einen historischen Überblick über ethische Gedanken seit dem Beginn des Patriarchats (ca. 4000 v. Chr.). Die Beschreibung umfaßt Lao-tse, Buddha, Jesaja, Heraklit, Sokrates, Jesus, die Apostel, in Amerika Quetzalcoatl sowie Mohammed und zeigt auf, daß diese „die Ideen von der Einheit aller Menschen, von Vernunft, Liebe und Gerechtigkeit als die Ziele, die der Mensch anzustreben habe“ (ebd. S.247) verkündet hatten.

5.1.6. Ist der Mensch gut oder böse?

Als eine Art Zusammenfassung der Frommschen Gedanken zum Wesen des Menschen und als Vorstudie zur Anatomie der menschlichen Destruktivität (1973) kann das Buch Die Seele des Menschen. Ihre Fähigkeit zum Guten und Bösen (The Heart of Man, 1964)307 gelten. Der Autor lanciert folgende These: Gewalttätige Menschen wie Diktatoren und Machthaber wären weder grausam noch bösartig; sie würden „im normalen Leben wahrscheinlich mehr Gutes als Böses bewirken“:

Der normale Mensch mit außergewöhnlicher Macht ist die Hauptgefahr für die Menschheit — nicht der Unhold oder der Sadist (ebd. S.168).308

Hinter der „bösartigsten und gefährlichsten Form menschlicher Orientierung“ steckten jedoch drei Strebungen: Die Liebe zum Toten (Nekrophilie, siehe 4.7 und 4.9), der bösartige Narzißmus und die symbiotisch-inzestuöse Fixierung. Diese drei Orientierungen machen das „Verfallssyndrom“ aus,

welches den Menschen dazu treibt, um der Zerstörung willen zu zerstören und um des Hasses willen zu hassen (Hervorhebungen durch Fromm, ebd.

S.168).309

Der Autor erläutert neben der harmlosen und „spielerischen“ verschiedene Formen der Destruktivität wie Gewalt310 aus Frustration, Neid, Eifersucht, Rachsucht, erschütterten Glauben, Lebens-Unfähigkeit, Sadismus und archaischen Blutdurst. Bei letzterem finde eine rauschhafte Regression und Transzendenz an die Natur („Blut und Boden“) statt. Als Beispiel dafür verwendet Fromm eine Erzählung von Gustave Flaubert (Die Legende von St. Julian dem Gastfreundlichen), in der von einem Mann berichtet wird, der mit lustvollen Tötungen von Tieren beginnt, Heerführer wird und schließlich seine Eltern (irrtümlich) umbringt. „Am tiefsten Punkt der Regression ereignete sich bei ihm die große Umkehr. Er wurde nun tatsächlich ein Heiliger, der sein Leben den Armen und Kranken weihte“ (ebd.

S.177).

Die Nekrophilie als eine der drei Tendenzen, welche „das Wesen des wahrhaft Bösen“ ausmachen, wird an der Antwort des spanischen Philosophen Unamuno (1864-1936) auf eine Rede des faschistischen Generals Astray expliziert, der wieder einmal sein Lieblingsmotto „Es lebe der Tod!“ ausgerufen hatte.

305 Zum Zeitpunkt dieser Niederschrift war Fromm in Bezug auf die Moderne noch relativ hoffnungsvoll.

Dagegen meinte er 1970, daß im Jahre 2020 „wahrscheinlich“ kein Leben mehr auf der Erde existieren werde.

306 EF: Wege aus einer kranken Gesellschaft (1955). GA Bd.4

307 EF: Die Seele des Menschen. Ihre Fähigkeit zum Guten und Bösen (1964). In: GA Bd.2, S.159 308 Der Zusammenhang zwischen Sadismus und Macht war Fromm anscheinend nicht klar.

309 Liegt hier nicht eine Erklärung durch Verdoppelung vor? Der Trieb zu zerstören sei die Ursache des Zerstörens.

310 Für die Definition von Gewalt verwendet Fromm Simone Weils Aussage, daß darunter die Fähigkeit gemeint sei, einen Menschen in einen Leichnam zu verwandeln.

Als der General seine Ansprache beendet hatte, stand Unamuno auf und sagte: „Gerade eben habe ich einen nekrophilen und sinnlosen Ruf gehört:

„Es lebe der Tod!“ ... Es schmerzt mich, denken zu müssen, daß General Millán Astray uns die Psychologie der Massen diktieren könnte. Ein Krüppel311, dem die geistige Größe eine Cervantes fehlt, sucht sich gewöhnlich dadurch eine fragwürdige Erleichterung, daß er alles rings um sich her verstümmelt (ebd. S.179).

Der nekrophile Mensch ist von Totem, Verwesendem, Nacht, Rückkehr in den Mutterschoß sowie Höhlen und Trollen (Peer Gynt) angezogen. Fromm zieht zur Erläuterung Mythen, Träume und Metaphern heran und nennt C.G. Jung einen typisch nekrophilen Charakter. Jung hätte den Konflikt dadurch gelöst, daß er seine destruktiven Kräfte durch den Beruf des Seelenarztes ausglich. Aber auch Eichmann, der kalt, leblos und zwanghaft pedantisch die Ordnung liebte, sei nekrophil gewesen. Fromm nennt die Nekrophilie eine „echte Perversion“ (ebd. S.185); sie wäre „die morbideste und gefährlichste unter allen Lebensorientierungen“.

Im Gegensatz dazu bedeutet „Biophilie“ Liebe zum Leben. Sie ist mit der produktiven Orientierung identisch. Fromm schwebt dabei als Idealtyp Spinoza vor Augen:

Der rein nekrophile Mensch ist geisteskrank; der rein biophile Mensch ist ein Heiliger (ebd. S.187).312

Der moderne Menschentyp ist von Organisation, Automatismus, Mechanik und vom Toten fasziniert. Deshalb auch seine Verherrlichung von Krieg, Technik, Geschwindigkeit, Aggressivität, Militarismus, Patriotismus, anarchistischer Vernichtungswut und Verachtung des Weibes, wie es im „Gründungsmanifest des Futurismus“313 zu Anfang des 20. Jahrhunderts angepriesen wurde.

Der Narzißmus als zweite Kategorie der Nekrophilie führe — im Gegensatz zu Freuds Ansicht — nicht generell zu Geisteskrankheit, was Fromm an den Pharaonen, römischen Kaisern, Hitler und Stalin aufzeigen möchte, die mit ihrem Narzißmus

„zwischen Normalität und Geisteskrankheit“ (ebd. S.202) gestanden hätten. Hitler als narzißtischer Mensch z.B. wäre an manifester Psychose erkrankt, wenn er nicht von Millionen Unterstützung und Bestätigung erhalten hätte.314

Der „gutartige Narzißmus“ wird am besten an guten Künstlern beobachtet; hier gibt es genügend Beispiele dafür, daß deren Eitelkeit der Produktivität nicht im Wege stand. Beim „bösartigen Narzißmus“ sei der Mensch jedoch auf etwas stolz, was er an Besitz, Aussehen, Reichtum usw. hat und nicht darauf, was er tut und wie er handelt.

Diese Eitelkeit werde bösartig, weil sie sich nicht in Beziehungen korrigieren lasse.315 Darüber hinaus differenziert der Autor noch einen „gesellschaftlichen Narzißmus“, der sich in fanatischer und destruktiver Richtung wie beim Rassismus oder der dogmatischen Kirche, aber auch in Richtung humanistischer Vorkämpfer wie bei Erasmus von Rotterdam oder Thomas Morus und deren Anhänger entwickeln könne.316

Der dritte Faktor des „Bösen“ liegt in den „inzestuösen Bindungen“. Auch hier greift Fromm auf psychoanalytische Kriterien zurück, indem er den Grad der Regression dafür verantwortlich macht, ob eine „inzestuöse Symbiose“ gutartig oder bösartig wird. Er beschreibt verschiedene Ebenen und Differenzierungen innerhalb dieser Mutterbindung, wobei er unter „Mutter“ auch andere „Objekte“ subsumiert, die Schutz, Macht und Liebe

311 Astray war kriegsversehrt.

312 Wie so oft, bezieht Fromm seine Wertungen aus der Religion.

313 Fromm bezieht sich in mehreren Schriften auf den Futurismus, eine Strömung innerhalb der Kunst, die sich z.B. durch Marinetti auch zum Faschismus bekannte. Literatur: Baumgarth, Ch.: Geschichte des Futurismus. München 1966

314 Mit anderen Worten erhielt er Anerkennung und Bestätigung von Menschen, die seine Phantasien und Motive teilten.

315 Hier liegt u.E. eine Verwechslung von Ursache und Wirkung vor: Der Mensch wird eitel, weil er nicht sozial eingestellt ist.

316 Man ist versucht, ein zwanghaftes Dualitäts-Denken bei Fromm anzunehmen, das ihn dazu bringt, so disparate Dinge wie Rassismus und Humanismus auf einen Nenner zu bringen.

versprechen. Charakteristisch für die bösartige Regression sind Träume von „Mutter-Familie-Blut-Boden-Bindung“ (ebd. S.230).

Die Kombination von Narzißmus und inzestuöser Fixierung ergibt die „Erklärung für jeden nationalen, rassischen, religiösen und politischen Fanatismus“ (ebd. S.234).

Wenn noch die Nekrophilie wie bei Hitler dazu kommt, entsteht ein „archaisches Verfallssyndrom“.

Fromm beantwortet die Ausgangsfrage nach der guten oder bösen Natur des Menschen dahingehend, daß das Böse ein menschliches Phänomen ist, das durch Regression auf „Vormenschliches“ ausgelöst wird. Der Mensch entwickelt destruktive Verhaltensweisen, wenn er sich „der Last des Menschseins“ (der Freiheit) entledigen möchte und sich in Selbsttäuschungen, Lügen und moralisch fragwürdige Aktionen verwickelt. Damit verbaut er sich den ohnehin kleinen Spielraum der freien Entscheidung und findet keinen Weg, um sich aus dem Netz der irrationalen Leidenschaften zu lösen.

Destruktivität und Bösartigkeit entstehen also nicht aus der Natur des Menschen, sondern aus fehlender Einsicht und mangelnder Entscheidungskraft.

Die Erziehung sündigt in der Regel dadurch, daß sie den Kindern nicht Selbstvertrauen, Mut, Können und Wissen vermittelt, welche für die Entwicklung zum Guten erforderlich sind.317 Wer sich hingegen dem menschlichen Wesen — das durch Vernunft, Liebe und Freiheit charakterisiert ist — annähert, wird gut.

Obwohl sich das Herz des Menschen verhärten und unmenschlich böse werden kann, wird es doch niemals „nicht-menschlich“ (ebd. S.267). Wir können allerdings die Fähigkeit einbüßen, von der Not eines anderen menschlichen Wesens angerührt zu werden und den freundlichen Blick eines anderen und den Gesang eines Vogels nicht mehr zu bemerken:

Wenn der Mensch dem Leben gegenüber gleichgültig wird, besteht keine Hoffnung mehr, daß er das Gute wählen kann. Dann ist sein Herz in der Tat so verhärtet, daß sein „Leben“ zu Ende ist. Sollte das der ganzen menschlichen Rasse oder ihren mächtigsten Mitgliedern geschehen, dann könnte es dazu kommen, daß das Leben der Menschheit ausgelöscht wird

— in seinem verheißungsvollsten Augenblick (Schluß, ebd. S.268).

Wenige Jahre vor seinem Tod (1977) wurde Fromm gefragt, ob er vom Leben Abschied nehmen könnte. Er sagte:

Mit geht es wie dem Psalmisten, der bekennt, daß er das Leben in Fülle gelebt habe und satt an Jahren sei. Ich wüßte nicht, wo ich mein Leben nicht gelebt hätte, so daß ich mir nirgends sagen kann, im Leben zu kurz gekommen zu sein.318

Damit wollte Fromm aussagen, daß Der Wille zum Leben319 sich bei ihm nicht auf eine nekrophile „Haben-Orientierung“ gestützt hatte, sondern auf die biophile Entfaltung seines Selbst und des Lebens.

Dieser Aufsatz beschäftigt sich mit der Frage, warum sich die Menschen so wenig darum kümmern, das Leben zu erhalten und zu verlängern: Viele Menschen gehen erst zum Arzt, wenn es zu spät ist, und stoßen sich nicht daran, daß das Leben der Menschheit durch Atomwaffen und ökologische Vernichtung der Welt bedroht ist.

Wer sich nicht um die Tatsache des Todes kümmert und sie verdrängt, hängt möglicherweise der Illusion an, unsterblich zu sein. Wenn diese Illusion z.B. durch eine schwere Krankheit zerstört wird, zerfällt oft auch der Lebenswille. Darüber hinaus gründet unsere Gesellschaft auf den Prinzipien „des Egoismus und der uneingestandenen Selbstsucht“ (ebd. S.394). Dies hat zur Folge, daß Elend, Unterdrückung und Tod des Nächsten sowie der nachfolgenden Generationen keine solidarischen Gefühle und humanitäre Aktionen auslösen, um das Leben zu erhalten und zu verbessern.

317 Das sind die Aufgaben, welche die Psychotherapie zu erfüllen hat. Dieser Standpunkt wird allerdings nicht von allen „Schulen“ vertreten.

318 Funk, Rainer: Anmerkungen. In: GA Bd.9, S.535 319 EF: Der Wille zum Leben (1976). In: GA Bd.9, S.393

Fromm verweist auch auf seine Ausführungen über die Nekrophilie, die als unbewußter Charakterzug bei „vielen Menschen ziemlich stark ausgeprägt ist“ (ebd.

S.395) und Destruktivität und Lebenshaß ausbrütet.

Die weit verbreitete Angst vor dem Tod bedeutet allerdings noch nicht, daß Lebenswillen vorhanden ist:

Die Angst vor dem Tod wächst mit dem Gefühl, nicht richtig lebendig gewesen zu sein, das heißt, ein Leben geführt zu haben, das ohne Freude und Sinn war (ebd. S.396).

In diesem Aufsatz prangert Fromm auch die (moderne) inhumane Medizin und die Ärzte an, welche die Patienten zum passiven, unwissenden und ohnmächtigen Objekt degradieren. Dies hat zur Folge, daß der Patient nur noch zum Arzt geht, wenn es nicht mehr zu umgehen ist. Aus verständlichen Gründen nehmen derart enttäuschte Patienten die an sich gute Möglichkeit einer Prophylaxe durch ärztliche Kontrollen nicht wahr.

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