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Selbsteinschätzung der Tutorinnen und Tutoren fachinhaltlicher und fachdidaktischer Modulinhalte

Im Dokument Lehrkräftebildung neu gedacht (Seite 69-72)

Leonie Lieber, Julia Ortmann, Ira Caspari & Nicole Graulich

3. Selbsteinschätzung der Tutorinnen und Tutoren fachinhaltlicher und fachdidaktischer Modulinhalte

Um eine persönliche Entwicklung der Tutorinnen und Tutoren im Rahmen des DFT-Moduls zu erheben, haben sie anonym vor und nach dem Modul Selbstein-schätzungsbögen ausgefüllt, die auf subjektiven Einschätzungen der jeweiligen Stu-dierenden ihrer eigenen Fachkompetenz und fachdidaktischen Methoden basierte.

Abbildung 4 zeigt die Verteilung der subjektiven Kompetenzeinschätzung exempla-risch für fünf Fragen. Diese Fragen stellen eine Auswahl dar, decken aber alle Fragen-bereiche ab. Die Tendenz der gezeigten Antworten stimmt mit den anderen Fragen überein. Die Studierenden haben jede Frage beantwortet, jedoch den Aussagen nicht immer zugestimmt. Es ist zu erkennen, dass die zehn Studierenden ihre Kompetenz zu Beginn (orange) niedriger eingeschätzt haben im Vergleich zum Ende des Moduls (blau). Dabei ist zu unterscheiden, ob Studierende Kompetenzen eingeschätzt haben, die sie bereits im Verlauf weiterer Module vertiefen konnten oder bei denen sie erst-malig die Gelegenheit zur Anwendung hatten. Bei der Bearbeitung von pH-Wert-Aufgaben oder Reaktionsmechanismen hatten die Studierenden bereits Fachmodule, weshalb die Vermutung naheliegt, dass sie ihre Kompetenz in diesen Fachinhalten bereits zu Beginn relativ hoch einschätzen (71,9%–75,0%). Im Vergleich dazu hatten die Studierenden bisher weniger Möglichkeiten der Diagnose der Lernausgangslage und der Erstellung von Diagnoseaufgaben, was sich auch in der Selbsteinschätzung widerspiegelt (34,4%-37,5%). In Bezug auf die fachdidaktischen Fähigkeiten stei-gerte sich die Kompetenz auf Grundlage ihrer Selbsteinschätzung, besonders beim Diagnostizieren der Lernausgangslage und der Erstellung von Diagnoseaufgaben. In Bezug auf die Verknüpfung von fachinhaltlichen und fachdidaktischen Thematiken äußerte eine Tutorin, dass sie sich im bisherigen Verlauf ihres Studiums entweder mit fachdidaktischen oder fachinhaltlichen Aspekten auseinandersetzen musste. DFT hat ihr dabei nach eigenen Aussagen erstmals die Möglichkeit geboten, diese Thematiken miteinander zu verknüpfen. Neben der Selbsteinschätzung der Modulinhalte haben

Abb. 4: Kompetenzselbsteinschätzung (N = 10) vor (orange) und nach (blau) dem Modul.

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die Studierenden Fragen erhalten, wie sie das Modul evaluieren würden. Neben einer durchweg positiven Einschätzung des Moduls ergab sich beispielsweise eine Zustim-mung von 93,4% bei der Frage, ob den Studierenden das Modul DFT für ihre Arbeit im Studium und in der Schule weitergeholfen hat. Mehrere Tutorinnen und Tutoren spezifizierten diese Äußerung damit, dass DFT ihnen einen „Safespace“ geboten hat, in dem sie sich angstfrei bewegen und Lehrerfahrungen sammeln konnten.

4. Fazit

DFT wird als Wahlmodul sehr gut von den Studierenden angenommen, auch wenn der Zeitaufwand und die Eigeninitiative der einzelnen Studierenden mitunter hoch sein kann. Da das Modul DFT anspruchsvoll ist, bekommen die Studierenden zu je-dem Zeitpunkt die Möglichkeit, sich Hilfe bei der Seminarleitung zu holen und die Materialien und Tutoriumsplanung zu diskutieren. Die Schwierigkeiten, die auftreten, sind in der Regel fachinhaltlicher Natur, da auf diese Thematiken nur aufgebaut wird.

Die fachdidaktischen Aspekte sind häufig neu für die Studierenden und werden des-halb detaillierter besprochen. Die Rückmeldung der Studierenden ist dabei durchweg positiv, wobei das Modul immer weiter evaluiert und weiterentwickelt werden muss (Design-Based Research Collective, 2003). Als Seminarleitung ist festzustellen, dass die Tutorinnen und Tutoren innerhalb des DFT-Seminars selbst einige Aha-Momen-te erleben, wenn sie FachinhalAha-Momen-te durch Aha-Momen-teilweise neue Methoden aufarbeiAha-Momen-ten. Dabei werden die Kompetenzen der Studierenden sowohl bezogen auf fachinhaltliche als auch auf fachdidaktische Aspekte gefördert. DFT bietet damit eine gute Möglichkeit, Studierende in der Lehramtsausbildung im Fach Chemie auf das spätere Berufsle-ben vorzubereiten. Das Prinzip des Moduls kann allerdings auch auf andere Kontexte angewendet werden. Dabei sind der Fachrichtung zunächst keine Grenzen gesetzt, solange erfahrenere Studierende mithilfe des pädagogischen Doppeldeckers sowohl selbst fachinhaltliche und fachdidaktische Aspekte ihrer Fachrichtung erfahren als auch mit unerfahreneren Studierenden in Form von Tutorien erproben können.

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Historische Experimente in die Lehrkräftebildung

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