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4 BESCHREIBEN UND BEWERTEN DER UMWELT UND IHRER

4.1 Schutzgut Menschen

4.2.9 Schutzgut Tiere

4.2.9.1 Grundlagen und Werthintergrund

Tiere sind als eigenständiges Schutzgut im Natur- und Umweltrecht verankert. Sie sind als Bestandteil des Naturhaushaltes in ihren Lebensgemeinschaften und in ihrer natürlichen und historisch gewachsenen Artenvielfalt zu schützen, zu pflegen und wiederherzustellen (vgl.

§§ 1 und 2 BNatSchG).

Die Lebensmöglichkeiten von Tieren hängen entscheidend von der jeweils spezifischen Ausprägung der abiotischen Faktoren sowie von der unterschiedlichen Art und Intensität der Flächennutzung ab. Eine besondere Bedeutung kommt hierbei Landschaftsausschnitten zu, die seltenen oder gefährdeten Arten als Lebensraum bzw. Teillebensraum dienen.

Eine besondere Bedeutung bei der Erfassung der Tierarten kommt den nach den Roten Lis-ten geschützLis-ten ArLis-ten, sowie den AnhangsarLis-ten der FFH-RL und VS-RL zu.

4.2.9.2 Beurteilungsgrundlage

Die Bearbeitung des Schutzgutes Tiere im Bereich der Ausbauflächen am NOK bzw. den terrestrischen Verbringungsflächen erfolgt auf der Grundlage faunistischer Erfassungen fol-gender Organismengruppen:

Mollusken im Bereich der Kalktuffquellen Zoo- und Phytoplankton

Makrozoobenthos Fische

Libellen Heuschrecken

Tagfalter und Widderchen Hautflügler

Laufkäfer Amphibien Reptilien Brutvögel

Zug- und Rastvögel Fledermäuse

Kleinsäuger

Eine Zusammenfassung der zur Bewertung des Schutzgutes Tiere verwendeten Grundla-gendaten inklusive Quellenangaben zeigt nachfolgende Tabelle:

Tabelle 4-13: Beurteilungsgrundlagen

Thema Grundlagen/ Quelle

Nord-Ostsee-Kanal, terrestrische Verbringungs-flächen, Spülfeld Flemhude

Fachbeitrag Flora und Fauna (ARGE TGP, PU, LEGUAN GMBH 2009)

Ostsee Untersuchung der Besiedlung potenzieller

Verbringungsstellen für Baggergut aus dem NOK

Stand: 04.12.2009 81

Thema Grundlagen/ Quelle

in der Ostsee, Untersuchung September 2008.

(BIOCONSULT 2008):

Anpassung Oststrecke NOK – Abwägung der Umweltbelange für mögliche Materialumlage-rungsflächen in der Ostsee (ARGE TGP,PU, LEGUAN GMBH 2009)

Untersuchungen von neuen Verbringungsstellen in der Kieler Bucht und von Nassbaggergut aus dem Nord-Ostsee-Kanal Kkm 80-92

(BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE, 2009) Orientierende Benthosuntersuchung im Bereich potenzieller Verbringungsstellen für Baggergut aus dem NOK in der Ostsee (BIOCONSULT 2008)

4.2.9.3 Ausbaubereich einschließlich der terrestrischen Verbringungsflächen Bestandsbeschreibung

Mollusken im Bereich der Kalktuffquellen

Im Rahmen der Untersuchung der 11 ausgewählten Kalktuffquellen im Bereich des NOK wurden insgesamt 39 Arten nachgewiesen. Das nachgewiesene Artenspektrum umfasst nur terrestrisch oder amphibisch lebende Schneckenarten. Muscheln wurden nicht gefunden.

Das Artenensemble setzt sich im Wesentlichen aus relativ unspezialisierten Weichtier-Elementen der mesophilen bis frischen Standorte zusammen. Eine detaillierte Auflistung der nachgewiesenen Molluskenarten ist im Fachbeitrag Flora und Fauna (ARGE TGP, PU,

LEGUAN, 2009) enthalten.

Zoo- und Phytoplankton

Als Plankton werden Organismen bezeichnet, die sich schwebend oder schwimmend im frei-en Wasser haltfrei-en. Zum Zooplankton zählfrei-en alle planktischfrei-en Organismfrei-en, die im Gegfrei-ensatz zum Phytoplankton keine Photosynthese betreiben, sondern sich von anderen Organismen ernähren.

Bei der Untersuchung des Phytoplanktons konnten insgesamt 84 Arten (Taxa) unterschieden werden, bei denen es sich etwa zur Hälfte um Arten und zur anderen Hälfte um Gattungen oder höhere taxonomische Gruppen handelte. Die Kieselalgen dominierten mit 51 Formen das Artenspektrum, gefolgt von den Grünalgen, Flagellaten, Feueralgen und einer Rotalge.

Das Phytoplankton wurde insgesamt aus eher unauffälligen kleineren Arten gebildet. Große, empfindliche Arten, die eher in Seen oder von größeren Schiffen ungestörten Fließgewäs-sern vorkommen, konnten nicht nachgewiesen werden. Dies gilt auch für den Flemhuder See.

Bei der Untersuchung des Zooplanktons mittels vertikaler Netzzüge konnten insgesamt 31 Arten unterschieden werden.

Die Gesamtabundanzen des Zooplanktons im NOK zeigten eine deutliche Saisonalität mit geringen Häufigkeiten (Abundanzen) im März und den höchsten Werten im Juni und Juli.

Danach wird die Zooplanktondichte geringer und war im Oktober ähnlich der Abundanz im März. Während aller Probenahmetermine dominierten die Krebstiere (Crustacea) deutlich;

nur im Juli sind die Rädertierchen (Rotatoria) quantitativ etwas bedeutsamer als die Krebstie-re. Die Kleinkrebse des Zooplanktons ernähren sich als Konsumenten vom Phytoplankton und regulieren so den Pflanzenwuchs. Gleichzeitig stellt das Zooplankton jedoch auch direkt oder indirekt die Nahrungsgrundlage sämtlicher Großorganismen der Gewässer (z.B.

Fi-Stand: 04.12.2009 82 sche), da sie von diesen entweder direkt gefressen werden oder als Nahrung für die größere Beute dienen.

Der Einfluss des erhöhten Salzgehaltes in Ostseenähe spiegelte sich mit Ausnahme der Mol-lusken nicht deutlich im Zooplankton wieder. Die höchsten Zooplanktondichten ließen sich im Kanal im Bereich des Flemhuder Sees finden, was auf einen möglichen Effekt durch das im Flemhuder See reich vorhandene Phyto- und Zooplankton schließen lässt.

Der Flemhuder See zeigt einen vergleichbaren Jahresgang zum NOK, allerdings mit deutlich höheren Abundanzen. Nicht nur die Dichte sondern auch die Dominanzverhältnisse sind im Flemhuder See deutlich anders als im NOK. Im Flemhuder See wird das Zooplankton fast vollständig von der Gruppe der Rädertierchen gebildet. Eine detaillierte Auflistung der nach-gewiesenen Arten sowie deren Verteilung, Struktur und Abundanzen findet sich im Fachbei-trag Flora und Fauna (ARGE TGP,PU,LEGUAN, 2009, Unterlage 5-7)

Makrozoobenthos

Bei der Untersuchung des Makrozoobenthos wurden insgesamt 88 Arten differenziert (vgl.

Fachbeitrag Flora und Fauna, ARGE TGP,PU, LEGUAN, 2009). Die Verhältnisse im Untersu-chungsgebiet sind als mesohalin bis oligohalin einzuschätzen. Während Untersuchungen des gesamten NOK starke Veränderungen des Artenspektrums zwischen dem westlichen und dem östlichen Ende des Kanals zeigen, sind die Veränderungen innerhalb des unter-suchten Teilabschnitts weniger deutlich bzw. nur für einzelne Arten (z.B. Leptocheirus pilo-sus) deutlich. Der Gradient zeigt sich aber auch insgesamt in höheren Artenzahlen und Abundanzen im östlichen Abschnitt des Untersuchungsgebietes. Der Kanal stellt einen Brackwasserlebensraum dar, der eine typische Flora und Fauna und insgesamt 11 Arten auf den Roten Listen ((RACHOR 1998,GOSSELCK et al. 1996, JUNGBLUTH & VON KNORRE 1995, vgl. Tabelle 4-14 beherbergt.

Tabelle 4-14: Liste der erfassten gefährdeten Arten nach Angaben der Roten-Liste; G: gefährdet; e: vor wiegend in der Ostsee; w: vorwiegend in der Nordsee; P: potenziell gefährdet; 2: stark ge-fährdet; 3 gefährdet).

Taxa RL (RACHOR

1998)

RL-Ostsee (GOSSELECK et al.

1996)

RL (JUNGBLUTH &

VON KNORRE 1998) HYDROZOA

Clava multicornis G (e) P

Cordylophora caspia2 G (e) P

GASTROPODA

Theodoxus fluviatilis littoralis 2

BIVALVIA

Cerastoderma lamarcki 2 (w)

Parvicardium ovale G (w)

POLYCHAETA

Harmothoe impar G

Streblospio benedicti G

CRUSTACEA

Cyathura carinata2 3

Gammarus duebeni2 P

2Echte Brackwasserart

Stand: 04.12.2009 83

Das Makrozoobenthos dieser Studie besteht zum größten Teil aus beweglichen (vagilen) und/oder festsitzenden (sessilen) epibenthisch lebenden Arten. Zu den vagilen Arten, die sich gut auf und im Substrat bewegen können, gehören vorwiegend die Krebstiere (Crusta-cea) und Vielborster (Polychaeta), während die sessilen epibenthischen Arten zu den Grup-pen der Nesseltiere (Hydrozoa) und Moostierchen (Bryozoa) gehören, die ein festes Sied-lungssubstrat benötigen. Endobenthisch lebende Weichsubstratarten (z.B. Vielborster Capi-tella capitata und Heteromastus filiformis) kommen nur in geringer Anzahl vor. Die Artzu-sammensetzung ist zum einen durch die Probenahme zu erklären (überwiegend Dredgepro-ben) und ist zum anderen durch die vorherrschenden Sedimente bedingt, die größtenteils aus Sanden oder Kies bestanden.

Fische

Hinsichtlich der Fischfauna wurden vorhandene Daten und Unterlagen im Rahmen eines Gutachtens zur Betroffenheit der Fischfauna im NOK und im Flemhuder See ausgewertet (LEGUAN, 2009).

Im Untersuchungsraum des NOK zeigt sich ein außerordentlich großes Artenspektrum (vgl.

Tabelle 4-15) und eine ökonomisch wichtige Bedeutung einiger Arten für die Berufsfischer.

Im Ostabschnitt dominieren dabei Hering, Strand- und Sandgrundeln (entsprechend Häufig-keiten bei KAFEMANN 2004), Flundern und Aal. Die Kleinfischarten im NOK sind wichtige Fut-terfische für fischereilich genutzte Fischarten und spielen eine Rolle als Zooplankton- und Zoobenthosprädatoren. Im Vorhabensgebiet sind Laichgebiete des Herings vorhanden. Der Laicherfolg im Planungsgebiet hat indirekt Auswirkungen für die Fangerträge der Berufsfi-scher in anderen Abschnitten. Als wertgebende Arten sind vor allem die Neunaugen und der Ostseeschnäpel (vgl. Tabelle 4-16) zu erwähnen, die nach der Roten Liste Schleswig-Holsteins als gefährdet/stark gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht eingestuft werden.

Vielen Fischarten dient der Kanal nicht direkt als Laichgebiet aber als Wanderroute zu den Laichplätzen in den angrenzenden Fließgewässern (z. B. Meerforelle und Bachforelle).

Flachwasserbereiche, z. B. exemplarisch zwischen den Ausweichstellen Schülp und Königs-förde, bieten mit ihrem Nahrungsreichtum (z. B. Schwebegarnelen) ideale Bedingungen für Aal, Barsch, Zander, Plötze, Brasse und Strandgrundel (NEUKAMM 2007).

Tabelle 4-15: Artnachweise im Nord-Ostsee-Kanal in den Jahren 1984 - 2007, in der Oststrecke des NOK in den Jahren 1998-2007 durch Fangerträge von Sportfischern, Berufsfischern und KAFEMANN (2004) und im Flemhuder See in den Jahren 1998-2007 nachgewiesen durch Sportfischer. Einzelnachweise blieben unberücksichtigt (modifiziert nach CZERNY 2008a).

Art Gesamter

NOK

Oststrecke Flemhuder See

Kanalkilometer 1,65-97,70 65,39-93,16

Hering X X

Stand: 04.12.2009 84

Art Gesamter

NOK

Oststrecke Flemhuder See

Barsch X X X

Karpfen X X

Dorsch X X

Stint X X

Aalmutter X X

Aland X X

Regenbogenforelle X X

Meerforelle X X X

Hecht X X X

Kaulbarsch X X

Bachforelle X X

Schleie X X

Rotfeder X X

Güster X X

Gründling X X

Karausche X X

Quappe X X

Wittling X X

Zwergdorsch X X

Dreistachliger Stichling X X

Zwergstichling X X

Seeskorpion X X

Seehase X X

Sandgrundel X X

Strandgrundel X X

Sprotte X X

Ostseeschnäpel X X X

Lachs X X

Flussneunauge X X

Meerneunauge X X

Ukelei X

Glasgrundel X X

Moderlieschen X

Tabelle 4-16: Nachgewiesene Arten der Roten Liste Schleswig-Holsteins (NEUMANN 2002) innerhalb des Vorhabensgebietes zwischen Kkm 80,0 und 92,0

Art RL SH

Flussneunauge 3

Meerneunauge 2

Ostseeschnäpel 1

Bachforelle 2

Meerforelle 2

Hecht 3

Stand: 04.12.2009 85

Art RL SH

Aal 3

Die Fischfauna des Flemhuder Sees weist eine sehr gute Situation der Fischnährtiere (Floh-krebse, Schwebegarnelen, Muscheln, Schnecken, Asseln) aus. Zur Übersicht sind die nach-gewiesenen Arten des Flemhuder Sees in Tabelle 4-15 dargestellt. Die Fische im Flemhuder See werden nur von Sportfischern genutzt. Es dominieren Hering, Barsch und Aal als Sport-fischerfänge. Verschiedene Arten wie z. B. Stint, Aalmutter, Aal, Flunder, Zander und Meer-forelle wandern aus dem NOK für eine kurze Zeit in den Flemhuder See, ohne sich dort zu reproduzieren (PELZ 1994). Von den 9 nachgewiesenen Arten im Flemhuder See sind 4 Ar-ten auf der RoAr-ten Liste Schleswig-Holstein geführt (vgl. Tabelle 4-17). Dies zeigt die beson-dere Bedeutung des Flemhuder Sees für einige Arten. Meerforellen kommen dabei fast nur durch Besatzmaßnahmen in den Zuflüssen vor. Hechte sind sehr selten vertreten. Seit der Salzgehalt abgenommen hat, kommen Ostseeschnäpel vermehrt vor.

Tabelle 4-17: Nachgewiesene Arten des Flemhuder Sees in der Roten Liste Schleswig-Holsteins (NEUMANN 2002)

Art RL SH

Ostseeschnäpel 1

Meerforelle 2

Hecht 3

Aal 3

Libellen

Im Rahmen von fünf Begehungen von Mai bis August 2008 wurden die Libellen im Untersu-chungsgebiet erfasst. Diese Erfassung orientierte sich in erster Linie an den aquatischen Lebensräumen, wie z. B. temporären und permanenten stehenden Gewässern, Fließgewäs-sern oder Entwässerungsgräben. Dabei konnten 26 Libellenarten innerhalb des Untersu-chungsgebietes nachgewiesen werden. (vgl. Fachbeitrag Flora-Fauna, ARGE TGP, PU,

LEGUAN, 2009)

Tabelle 4-18: Liste der innerhalb des Untersuchungsgebietes nachgewiesenen gefährdeten Libellenar-ten. RL BRD = Rote Liste Bundesrepublik Deutschland (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ 1998), RL SH = Rote Liste Schleswig-Holstein (BROCK et al. 1996), 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Arten der Vorwarnliste, G = Gefährdung anzunehmen, + = nicht gefährdet.

Artname (lat) Artname (dt) RL BRD RL SH

Anax imperator Große Königslibelle + 3

Brachytron pratense Kleine Mosaikjungfer 3 3

Cordulia aenea Gemeine Smaragdlibelle V 3

Erythromma najas Großes Granatauge V +

Erythromma viridulum Kleines Granatauge + G

Lestes dryas Glänzende Binsenjungfer 3 +

Leucorrhinia rubicunda Nördliche Moosjungfer 2 3

Libellula fulva Spitzenfleck 2 2

Sympecma fusca Gemeine Winterlibelle 3 2

Sympetrum flaveolum Gefleckte Heidelibelle 3 +

Stand: 04.12.2009 86 Entlang des Nord-Ostsee-Kanals wurden im Bereich von geplanten Abgrabungen und Auf-schüttungen 5 Libellengewässer (NOKOd12, NOKOd20, NOKOd20a, NOKOd22, NOKOd24) untersucht. Dabei traten nur am Fundort NOKOd12 in einem Kleingewässer westlich der Schinkeler Au vereinzelt Arten ( Kleine Mosaikjungfer, Gemeine Smaragdlibelle) auf, die nach der Roten Liste Schleswig-Holsteins als gefährdet eingestuft sind.

Im Bereich des Flemhuder Sees befindet sich die größte Anzahl an relevanten Lebensräu-men für Libellen. An diesen Fundorten konnten die meisten Arten beobachtet werden. Die Gewässer in den Spülflächen am Flemhuder See und der See selbst sind aufgrund ihrer großen Wasserflächen gegenüber den Gewässern des übrigen Untersuchungsgebiets her-vorzuheben. Die gem. RL BRD bzw. RL S-H als stark gefährdet eingestuften Arten Nördliche Moosjungfer, Spitzenfleck und Gemeine Winterlibelle treten nur am Flemhuder See auf.

Im Bereich der Verbringungsfläche Gut Warleberg ist das zentral gelegene Stillgewässer hervorzuheben, da dort insgesamt 10 verschiedene weit verbreitete Arten beobachtet wur-den.

Heuschrecken

In drei Begehungen bei Tage zwischen Mitte Juli und Mitte September 2008, sowie einer nächtlichen Begehung im Juli 2008 wurde das gesamte Artenspektrum und die Abundanzen der Heuschrecken ermittelt. Dabei wurden 32 Probeflächen im Bereich des NOK sowie des Spülfeldes Flemhude untersucht, welche schwerpunktmäßig potenziell bedeutsame Lebens-räume und Bereiche mit nachgewiesenen Vorkommen repräsentieren.

Insgesamt wurden im gesamten Gebiet 13 Heuschreckenarten nachgewiesen. Damit wurde in diesem Gebiet etwa ein Drittel der Arten gefunden, die es landesweit in Schleswig-Holstein gibt.

Für die Bundesrepublik Deutschland wird die hier an einem Viertel der Standorte gefundene Kurzflügelige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis) auf der Vorwarnliste geführt. Eben-falls auf dieser Vorwarnliste ist der Feld-Grashüpfer (Chorthippus apricarius) zu finden. Die Sumpfschrecke (Stetophyma grossum) ist gemäß der Roten Liste Schleswig-Holsteins als gefährdet eingestuft. (vgl. Tabelle 4-19). Alle weiteren Arten sind ungefährdet und in Schles-wig-Holstein weit verbreitet.

Tabelle 4-19: Liste der nachgewiesenen Heuschreckenarten, die nach den jeweiligen Roten Listen des Landes Schleswig-Holstein (WINKLER 2000) und der Bundesrepublik Deutschland (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ 1998) als gefährdet bzw. auf der Vorwarnliste einge-stuft sind (V = in der Vorwarnliste geführt, 3 = gefährdet)

Artname (lat) Artname (dt) BRD SH

Chorthippus apricarius Feld-Grashüpfer V +

Conocephalus dorsalis Kurzflügelige Schwertschrecke V +

Myrmeleotettix maculatus Gefleckte Keulenschrecke + V

Stetophyma grossum Sumpfschrecke + 3

Die vorhandenen Lebensräume am Nord-Ostsee-Kanal zeichnen sich überwiegend durch ein Nebeneinander von lehmigen Substraten unterschiedlicher Bindigkeit aus. Der Nährstoff-reichtum des Gebiets ermöglicht überdies ein starkes Wachstum von Ruderalpflanzen. Es gibt zudem Bereiche, z. B. dort wo es Hangrutschungen gibt, wo die Böden teilweise extrem stark verdichtet sind. Die einzige in Schleswig-Holstein als gefährdet geführte Art, die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum), wurde auf einem Grünland nördlich der Weiche Groß Nordsee (NOKHeu18), nördlich des Nord-Ostsee-Kanals nachgewiesen, wo eine klei-ne stabile Population lebt.

Im Bereich der Spülflächen Flemhude ist das fast vollständige Fehlen von Arten der Trocken-lebensräume jeglicher Ausprägung sehr auffällig. Dabei stellt das Feld A einen

Sonderstand-Stand: 04.12.2009 87 ort für Heuschrecken dar, da auf einem Trockenrasen, südöstlich auf dem Spülfeld (NOK-Heu16), die Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus), als einzige typische Art der Trockenrasen bzw. Heiden nachgewiesen wurde.

Tagfalter und Widderchen

Insgesamt wurden 26 Arten der Tagfalter und Widderchen nachgewiesen. Bundesweit wird der Schwalbenschwanz auf der Vorwarnliste geführt. Für Schleswig-Holstein wird für diese Art eine Gefährdung angenommen. Landesweit werden Aurorafalter, C-Falter und Nieren-fleck-Zipfelfalter auf der Vorwarnliste geführt, das Blutströpfchen wird als gefährdet einge-stuft (vgl. Tabelle 4-20).

Tabelle 4-20: Liste der nachgewiesenen Tagfalter- und Widderchenarten die nach der jeweiligen Roten Listen der Bundesrepublik Deutschland (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ 1998) und des Landes Schleswig-Holstein (KOLLIGS 1998) als gefährdet bzw. auf der Vorwarnliste eingestuft sind. (3 = gefährdet, V = in der Vorwarnliste geführt, G = Gefährdung anzu-nehmen)

Artname (lat) Artname (dt) RL BRD RL SH

Anthocharis cardamines Aurorafalter + V

Papilio machaon Schwalbenschwanz V G

Polygonia c-album C-Falter + V

Thecla betulae Nierenfleck-Zipfelfalter + V

Zygaena filipendulae Blutströpfchen + 3

Insbesondere im Bereich westlich des Flemhuder Sees heben sich verschiedene Fundorte durch das Vorkommen einer besonders hohen Artenzahl hervor. Dazu zählen eine Trocken-rasenfläche (NOKTag12), ein mesophiles Grünland (NOKTag18) sowie eine Ruderalfläche mit Gebüschen feuchter und frischer Standorte (NOKTag20).

Im Bereich der Verbringungsfläche Warleberg wurde beidseitig an einer Straße verlaufenden Knickstruktur (Redder) als einzigster Fundort (NOKTag24) der Nierenfleck-Zipfelfalter fest-gestellt.

Keine der nachgewiesenen Tagfalter- und Widderchen-Arten zählen zu den nach § 10 (2) Nr. 11 BNatSchG streng geschützten Arten.

Hautflügler

Der Untersuchungsraum weist mit den am Kanal gelegenen Böschungen und den Abgra-bungsflächen bei Flemhude Sonderstandorte auf, die ein hohes Potenzial für spezialisierte Bienen- und Wespenarten bieten. Insgesamt wurden 17 Probeflächen untersucht, von denen sich 13 entlang der Kanalböschung auf der nördlichen Seite des Nord-Ostsee-Kanals und 4 im Bereich westlich des Flemhuder Sees befinden. In der Roten Liste Schleswig-Holsteins gelten drei Arten als vom Aussterben bedroht, zwei Arten sind stark gefährdet, 6 Arten gelten als gefährdet und vier Arten werden in den Kategorie „Vorwarnliste“ oder „Gefährdung anzu-nehmen“ geführt. Für eine detaillierte Auflistung aller nachgewiesenen Hautflügler wird auf den Fachbeitrag Flora und Fauna (ARGE TGP,PU, LEGUAN, 2009) verwiesen.

Die vorkommenden gefährdeten Arten sind überwiegend erdnistende Arten, die Offenlandle-bensräume besiedeln. Ein Teil der Arten bevölkert bevorzugt oder ausschließlich Sandle-bensräume. Fast die Hälfte der nachgewiesenen gefährdeten Arten gehört in die Gruppe der parasitischen Bienen und Wespen. Diese Arten betreiben nicht eigenständig Brutfürsorge, sondern legen als „Kuckucksbienen“ oder „Kuckuckswespen“ ihre Eier in die Nester ihrer Wirtsarten. Die überwiegende Zahl der nachgewiesenen gefährdeten und spezialisierten Arten ist auf trockenwarme, schütter bewachsene Sonderstandorte angewiesen.

Die voll- oder überwiegend sonnenexponierten Böschungen und Hangbereiche entlang des Nord-Ostsee-Kanals weisen charakteristisch eine hohe Präsenz der Sandbienenarten

Stand: 04.12.2009 88 Andrena flavipes, Andrena gravida, Andrena cineraria, Andrena nigroaenea und der Wes-penbiene Nomada fucata sowie der Furchenbienenart Lasioglossum morio auf. Diese Arten besiedeln unterschiedliche Bodentypen, d. h. neben sandigen werden auch lehmige Böden angenommen, die, wie im Bereich der Kanalböschungen, durchaus verfestigt sein dürfen. In Schleswig-Holstein gefährdete Arten treten im Bereich der Böschungen und Hangflächen am nördlichen Kanalufer mit mehreren z.T. stark gefährdeten Arten und z.T. in höheren Abun-danzen auf. Insbesondere an den Hängen und Böschungen mit größerem Offenbodenanteil wie NOKHym06, NOKHym08, NOKHym10, NOKHym11, NOKHym12 treten gefährdete Arten in höherer Artenzahl und Abundanz auf. Neben den in hoher Siedlungsdichte auftretenden gefährdeten Bienenarten finden sich an diesen Standorten mehrere gefährdete, stark ge-fährdete und vom Aussterben bedrohte Goldwespen und solitäre Faltenwespen. Auch wenn diese Arten jeweils nur mit wenigen Individuen nachgewiesen werden konnten, sind ihre Vorkommen charakteristisch: Als Besiedler von Lehmwänden und ebenerdigen Offenboden-stellen finden sie in den Steilkanten und Böschungen entlang des Kanals die für ihre Nestan-lagen wichtigen Strukturen. Hinsichtlich der Artenzahl gehören die Hangbereiche und Bö-schungen mit höherem Offenbodenanteil zu den Flächen mit den höchsten Artenzahlen im gesamten Untersuchungsraum.

Die offenen Sandflächen auf den Spülfeldern Flemhude zeichnen sich im Unterschied zu den Flächen entlang des Kanals insbesondere durch das Vorkommen typischer Pionier- und Sandarten aus. Hinsichtlich der Artenzahl gehören die Flächen NOKHym01, NOKHym14, NOKHym15 und NOKHym17 sowie NOKHym06 zu den artenreichsten Flächen innerhalb des Untersuchungsraumes. In Schleswig-Holstein gefährdete Arten treten im Bereich der Spülfeldflächen westlich des Flemhuder Sees in geringer Artenzahl und Abundanz auf.

Laufkäfer

Die Erfassung der Laufkäfer erfolgte repräsentativ an insgesamt 13 Fundorten im Untersu-chungsgebiet. Dabei wurden schwerpunktmäßig potenziell bedeutsame Lebensräume im Bereich des Flemhuder Sees und ausgewählter Ackerflächen am NOK untersucht.

Die Laufkäferfauna des Untersuchungsraumes ist artenreich und das Artenspektrum ist le-bensraumtypisch. Insgesamt konnten 96 Arten nachgewiesen werden. Die Art Carabus con-vexus (Gewölbter Großlaufkäfer) ist bundesweit gefährdet (RL D 3, TRAUTNER, MÜLLER -MOTZFELD &BRÄUNICKE 1998), 11 Arten wurden in die Vorwarnliste Deutschlands (V) aufge-nommen. In Schleswig-Holstein werden 11 Arten als gefährdet eingestuft (RL SH 3) 2 Arten sind stark gefährdet (RL SH 3, ZIEGLER &SUIKAT 1994).

Tabelle 4-21: Liste der nachgewiesenen Laufkäferarten die nach der Roten Liste Schleswig-Holsteins als gefährdet eingestuft wurden, RL D = Rote Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands (TRAUTNER,MÜLLER-MOTZFELD &BRÄUNICKE 1998); RL SH = Rote Liste der in Schleswig-Holstein gefährdeten Käferarten (ZIEGLER & SUIKAT 1994). Kategorien: 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet

Artname (lat.) Artname (dt.) RL D RL SH

Agonum sexpunctatum Glanzlaufkäfer + 3

Amara eurynota Kamellaufkäfer V 3

Amara ovata Kamellaufkäfer + 3

Asaphidion pallipes Tomentlaufkäfer V 3

Bembidion obtusum Ahlenlaufkäfer + 3

Calathus micropterus Kleiner Kahnläufer V* 3

Carabus auratus Goldener Großlaufkäfer + 3

Carabus convexus Gewölbter Großlaufkäfer 3 3

Chlaenius nigricornis Schwarzhörniger Samtlaufkäfer V* 3

Harpalus signaticornis Feldlaufkäfer + 2

Stand: 04.12.2009 89

Artname (lat.) Artname (dt.) RL D RL SH

Laemostenus terricola Laufkäfer + 2

Omophron limbatum Grund-Laufkäfer V* 3

Poecilus cupreus Laufkäfer + 3

Die Arten zeigen dabei verschieden starke Bindungen an die Habitatkomplexe. Dabei sind Arten mit einer Bindung an lehmige Äcker oder lehmige Böden (z.B. Trechus quadristriatus, Harpalus rufipalpis, Calathus erratus), sandige Böden (Harpalus rufipalpis, Poecilus

Die Arten zeigen dabei verschieden starke Bindungen an die Habitatkomplexe. Dabei sind Arten mit einer Bindung an lehmige Äcker oder lehmige Böden (z.B. Trechus quadristriatus, Harpalus rufipalpis, Calathus erratus), sandige Böden (Harpalus rufipalpis, Poecilus