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Aquatische Verbringungsflächen

4 BESCHREIBEN UND BEWERTEN DER UMWELT UND IHRER

4.1 Schutzgut Menschen

4.2.8 Aquatische Verbringungsflächen

Die westliche Ostsee ist ein Brackwasser, das periodisch von Salzwassereinflüssen über den Skagerrak und Kattegat aus der Nordsee geprägt ist. Die in der Ostsee vorkommende Flora besitzt eine hohe Toleranz gegenüber unterschiedlicher Salinitäten und ist somit in der Lage in Brackwasserverhältnissen erfolgreich zu existieren. Die Salinität der Ostsee weist Schwankungen und starke regionale Unterschiede auf. Er liegt zwischen 17 PSU in der westlichen Ostsee und 5–3 PSU im nordöstlichen Teil (Bottenwiek und Finnischer Meerbu-sen). Abrupte lokale Änderungen der Salinität lassen sich auf das Bodenprofil der Ostsee zurückführen, das kaltzeitbedingt aus Becken und Schwellen besteht. Salzwasser ist schwe-rer als Süßwasser. Das führt zu einer Schichtung des Seewassers. Besonders salzhaltiges und dadurch schwereres Wasser bleibt durch die Schwellen-und Beckenstruktur des Bodens im tiefen Wasser zurück.

Die aquatischen Verbringungsflächen B1 und B2 befinden sich in der Kieler Bucht in der Nä-he des Platengrundes (vgl. Abb. 4-1).

Tabelle 4-10: Umlagerungsflächen in der Ostsee

Fläche Gebiet Wassertiefe Potenziell in Anspruch genommene Fläche

Geografische Lage

B (1) Kieler Bucht I (ca. 1,8 km südöstlich Platengrund)

21 m ca. 385 ha 54°34,3’N

10°11,8’O B (2) Kieler Bucht I (ca. 5,4 km

ostnordöstlich Platengrund)

21 m ca. 721 ha 54°37,2’N

10°13,7’O

Stand: 04.12.2009 77 Abb. 4-1: Lage der aquatischen Verbringungsflächen B1 und B2 (ohne Maßstab)

Bewertung nach FFH-Lebensraumtypen (FFH-LRT)

An den Umlagerungsflächen und dessen Umgebung kommen folgende Lebensraumtypen des Anhang I der FFH-Richtlinie vor:

o „Flache große Meeresarme und -buchten (Flachwasserzonen und Seegraswiesen)“

(1160), o „Riffe“ (1170).

Der Randbereich der schleswig-holsteinischen Ostseegewässer wird mit einer Breite von durchschnittlich 18 km vom Festland von FFH-LRT eingenommen. Die FFH-LRT befinden sich somit sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeu-tung (GGB, FFH-Gebiete).

Tabelle 4-11: FFH-LRT in den Gewässern der Ostsee nach LLUR mit Angaben zur Flächengröße und Flächenanteil.

Name des FFH-LRT FFH-Code Fläche [ha] Anteil (%)

Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser

1110 5.183,00 1,2

Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Mischwatt 1140 9,93 2,3 * 10-3 Flache große Meeresarme und -buchten (Flachwasserzonen

und Seegraswiesen)

1160 287.586,36 67,6

Stand: 04.12.2009 78

Name des FFH-LRT FFH-Code Fläche [ha] Anteil (%)

Riffe 1170 131.754,64 31,0

Pioniervegetation mit Salicornia und anderen einjährigen Arten auf Schlamm und Sand (Queller-Watt)

1310 0,17 4 * 10-5

Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia maritimae) 1330 619,11 0,1 Die Daten resultieren aus einer Zusammenstellung der marinen Lebensraumtypen auf Grundlage einer Analyse und Auswertung des Karten- und Datenmaterials des Instituts für Geowissenschaften sowie bereits vorhandener Daten des LLUR und des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein, Fachbereich National-park und Meeresschutz (LKN) (SCHWARZER, THEMANN & KRAUSE 2008). Aufgrund der hete-rogenen Datenlage wurden in einem Bewertungssystem 3 Statustypen unterschieden und jedes Polygon einem dieser 3 Typen zugeordnet.

Dabei basieren als Status-1-Lebensräume auf Validierung hydro- und geologischer Basisin-formationen. Bei Status-2-Lebensräumen ermöglichen detaillierte Informationen zu den vor-herrschenden geo- und hydrologischen Verhältnissen die genaue Zuordnung und Abgren-zung eines spezifischen FFH-Lebensraumtyps, wobei eine biologische Validierung noch aussteht. Bei den Status-3-Lebensräumen handelt es sich um geologisch, hydrologisch und biologisch validierte FFH-Lebensräume.

Den größten Anteil nimmt laut Angaben des LLUR der FFH-LRT „Flache große Meeresarme und -buchten“ ein, der etwa 67,6 % der vom LLUR als FFH-LRT ausgewiesenen Ostseebe-reiche Schleswig-Holsteins einnimmt. Der LRT „Riffe“ nimmt etwa 31,0 % und der FFH-LRT „Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser“ nimmt etwa 1,2 % der dargestellten Ostseebereiche Schleswig-Holsteins ein.

Die Flächen B1 und B2 befinden sich beide im Bereich des FFH-LRT „Flache große Meeres-arme und -buchten“ (1160). Für die potenziellen Fläche B2 ist neben dem FFH-LRT „Flache große Meeresarme und -buchten“ (1160) auch eine Flächeninanspruchnahme des FFH-LRT

„Riffe“ (1170) festzustellen. Bei diesem Lebensraumtypen handelt es sich im Bereich der Fläche B2 um einen Status-1-Lebensraum, sodass hier von einem potenziellen FFH-Lebensraum auszugehen ist, wenn die geo- und hydrologischen Basisinformationen validiert werden.

Die Bodensubstrate an den potenziellen Umlagerungsflächen bestehen überwiegend aus sandigen und schlickigen Sedimenten und liegen in Tiefen von > 16 m, was sowohl den FFH-LRT „Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser“ (1110) als auch den FFH-LRT „Riffe“ (1170) ausschließt (BIOCONSULT 2008a). Zu berücksichtigen ist, dass FFH-LRT 1170 seitens SCHWARZER, THEMANN & KRAUSE (2008) als Status-1-Lebensraum klassifiziert wurde und sowohl die Abgrenzung als auch die Zuordnung des LRT 1170 noch der weiteren Validierung bedarf. Die potenzielle Abgrenzung des FFH-LRT 1170 umfasst die von BIOCONSULT (2008b) untersuchten Probestellen B2-12 - B2-15 sowie B2-25 und B2-26 im Bereich der Umlagerungsfläche B2. Für das Vorliegen von Riff-strukturen würde das Vorkommen spezifischer Muschelarten wie z. B. von epibenthischen Miesmuscheln oder Austern bzw. von endobenthischen Arten wie z. B. Bohrmuscheln oder anderen Aufsitzerarten wie Seepocken (Rankenfüßer, Krebse) sprechen. Von den von SSYMANK et al. (1998) als charakteristisch für den FFH-LRT 1170 aufgeführten Tierarten, konnte von BIOCONSULT (2008b) in den relevanten Probestellen lediglich die Miesmuschel in sehr geringen Abundanzen festgestellt werden. Auch in den anderen Probestellen fehlen Riff anzeigende Arten, weswegen das Vorhandensein dieses FFH-LRT zumindest innerhalb der potenziellen Umlagerungsfläche B2 ausgeschlossen werden kann.

Stand: 04.12.2009 79 Tabelle 4-12: Erhaltungszustände der relevanten FFH-Lebensraumtypen

Code Kurzbezeichnung Lebensraumtypen

Range Fläche Struktur und Funktion

Zukunftsaus-sichten

Gesamtbewer-tung innerhalb gesamt

1160 Flache große Meeresarme und -buchten

FV FV U1 U1 unzureichend U1

XX unbekannt FV günstig

U1 ungünstig - unzureichend

Aus der Tabelle geht hervor, dass sich der FFH-LRT „Flache große Meeresarme und – buchten“ in einem ungünstigen Erhaltungszustand befindet.

Vorbelastung

Die bestehenden Nutzungen führten zu Vorbelastungen des Schutzguts Pflanzen. Als Vorbe-lastungen zu nennen sind insbesondere:

Ausbau NOK Uferbefestigung

Versiegelung durch Bebauung und Wegeflächen Nährstoffeintrag (Angelgewässer)

Vertritt und Störungen Spülfeld Flemhude

Vorangegangene Spülfeldnutzung

Verbringungsflächen Gut Warleberg und Gut Rosenkrantz Allgemeine atmosphärische Stoffeinträge

Entwässerung

Stand: 04.12.2009 80