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Resümee: Die Relevanz der drawings and diagrams in Flavins Kunst

2 DIE INSTALLATIONS IN FLUORESCENT LIGHT VON DAN FLAVIN

2.3 Die Vorschläge in den drawings and diagrams

2.3.4 Resümee: Die Relevanz der drawings and diagrams in Flavins Kunst

Ausdrucksmög-lichkeiten, die gerade durch ihre Einfachheit sehr subtil228 sind. Die zum Verkauf

222 Zwei Zeichnungen in weißer und beigefarbener Kreide und Bleistift auf schwarzem holzfreiem Papier, je 495 x 645 mm. Ausgeführt von Stephen C. Flavin, beschriftet und signiert von Dan Flavin.

Siehe Flavin, Baden-Baden 1989, No. 26, 27.

223 Zwei Zeichnungen in weißer, beigefarbener und blauer Kreide und Bleistift auf schwarzem holzfreiem Papier, je 495 x 645 mm. Ausgeführt von Stephen C. Flavin, beschriftet und signiert von Dan Flavin. Siehe Flavin, Baden-Baden 1989, No. 28, 29.

224 Bevor Flavin druckgraphisch tätig wurde, studierte er Graphiken von Rembrandt, Goya, Corot, Jong-kind und Matisse, sowie Kreidelithographien von Manet. Vgl. Rauh, Flavin Graphic, 1977, S. 11.

225 Vgl. Rauh, Flavin Graphic, 1977, S. 11.

226 Vgl. Rauh, Flavin Graphic, 1977, S. 11.

227 Vgl. Rauh, Flavin Graphic, 1977, S. 11.

228 Nach Perucchi-Petri sind Zeichnungen der Minimal Art-Künstler sehr sparsam, doch bei längerer Betrachtung entfalten sie einen erstaunlichen Reichtum. Die Wahrnehmungsfähigkeit des Betrachters wird durch ihre Subtilität auf besondere Art herausgefordert. Vgl. Ursula Perucchi-Petri: Einführung, in:

Amerikanische Zeichnungen und Graphik, Ausstellungskatalog, Kunsthaus Zürich (Sammlungsheft 19), Stuttgart-Ostfildern 1994, (S. 7–11), S. 9.

bestimmten autonomen Zeichnungen, die Dan Flavin allerdings nur in den sechziger Jahren anfertigte, sind sehr präzise angefertigt und besitzen durch ihre Schlichtheit und Zartheit einen besonderen Reiz. Da Flavin Zeichnungen eher als eine persönliche Notiz ansah, kam er bald davon ab, sie zu veräußern229, und fand in den Druckgra-phiken ein geeigneteres Mittel für den Verkauf.230 Die Entwurfsskizzen und andere persönliche Notizen zu installations in fluorescent light wie auch zu gegenständlichen Sujets zeigen einen spontanen, expressiven und sehr freien Gestus, zusätzlich unter-stützt durch Flavins ausdrucksstarke handschriftliche Notizen. Diese persönlichen Zeichnungen waren ein Grundgerüst für Flavins Kunst.

Die seit Anfang der siebziger Jahre auf einem Millimeterpapier entstandenen Dia-gramme, die zur Dokumentation einer Arbeit und als Verkaufszertifikat dienen, sind im Gegensatz zu den Entwurfszeichnungen neutral und schematisiert. Sie wurden nicht vom Künstler, sondern unter dessen Supervision von einem Dritten ausgeführt. Die neutrale Skizze des Diagramms, das zu einem realisierten Werk gehört, wurde von Flavin beschriftet und signiert, sodass Flavins besondere Handschrift der neutralen Zeichnung gegenübersteht.

In Flavins Entwurfsskizzen, die seit 1967 grundsätzlich mit schwarzem Kugelschreiber und seit Anfang der siebziger Jahre stets in einen kleinen Notizblock von 5 x 3 in.

gezeichnet wurden, steht ein einfacher expressiver Strich für eine Leuchtstofflampe.

Die Raumkanten sind durch zarte Linien angedeutet, manchmal zeigt Flavin einen stereometrischen Raum, einige Male platzierte er die Arbeiten auf einem Grundriss.

Flavin erwog in den Entwurfskizzen eine erste Annäherung an eine spezifische Raumsituation, suchte nach einer geeigneten Konzeption, und bestimmte das end-gültige proposal. In den Entwurfsskizzen ging der Künstler auf die Konstruktion des Lampenobjekts im Raum und auf mögliche Lampenfarben ein, nicht aber auf die Änderungen des Raums durch die Lichtwirkung.231

Ebenso wird im Diagramm die Intervention durch das Licht nicht beschrieben, son-dern allein die Art der Konstruktion und die Lampenfarben.232 In der realisierten Arbeit

229 Tiffany Bell berichtete, dass Flavin sehr selten eine Zeichnung verschenkte, da er sie als persönliche Notiz ansah. Freundliche Mitteilung von Frau Tiffany Bell, New York City, 01.09.1998.

230 Andere Künstler, wie z. B. Christo, finanzieren ihre groß angelegten Projekte weitgehend mit dem Verkauf von Skizzen.

231 Zwei Ausnahmen wurden bereits im vorliegenden Text genannt, doch sie sind tatsächlich in dem von der Autorin überblickten Werk Einzelerscheinungen.

232 Ein Sonderfall ist das Diagramm a graph paper diagram of two near-square cornered installations (to Donna) 5a and 4 vom 24. Mai 1972, bei dem Flavin auf die Hell-Dunkel-Wirkung einging, da die Zeich-nung für ein Plakat angefertigt wurde. Es wurde dann jedoch nicht verwendet. Siehe Flavin, St. Louis 1973, No. 31. Stockebrand verwies bezüglich der Hell-Dunkel-Wirkung der Eckinstallationen auf diese Zeichnung (Vgl. Stockebrand 1996, S. 4). Jedoch ist dies eine Ausnahme.

geschieht die Änderung des Raums jedoch nicht allein durch die Konstruktion, sondern zudem auch durch die Lichtwirkung der Lampen. Auch wenn Flavin in der Zeichnung allein die Fakten festhielt und nicht auf die immaterielle Lichtwirkung der Lampen einging, setzte er sein im Laufe der Zeit angehäuftes Wissen über die Lichtwirkung gezielt ein, wie zum Beispiel die Interaktion von zwei Raumatmosphären in der eingehend betrachteten Installation untitled (for Ksenija) zeigte. Manchmal war aber auch Flavin noch über die Lichtwirkung einer realisierten Installation überrascht.233

Neben der Entwurfsskizze, welche die Idee einer Arbeit entwickelt, dienen die Dia-gramme als Dokumentation einer realisierten Arbeit. Die Künstler der sechziger Jahre, wie Donald Judd, Carl Andre oder Keith Sonnier, um nur einige zu nennen, hatten parallel zu Flavin die Form des Zertifikats entwickelt, da das Kunstwerk, das nach der Realisation in der Regel nicht als Objekt bestehen bleibt und sehr leicht imitiert werden kann234, einen Nachweis der Existenz benötigte. Durch die Diagramme wird in Flavins Kunst klar, dass die Aufgabe des Künstlers eher Konzeption als Ausführung ist.235 Nicht das Objekt, sondern das Diagramm, das die Idee des Objekts festhält, trägt die Signatur des Künstlers. In der Concept Art radikalisierten die Künstler diese Auf-fassung, sodass die Idee an sich sogar zum eigenständigen Kunstwerk erklärt werden konnte.

Im Unterschied zu den Künstlern der Concept Art ist Dan Flavin an der Realisierung seiner Ideen interessiert gewesen, die Präsentation des Objekts gehörte zur Vollendung des Kunstwerks. Doch die Bedeutung der Zeichnung für Flavins Lichtkunst darf als Hintergrund nicht unterschätzt werden. Auch Emily Rauh betonte 1977, dass die Zeichnungen eine wesentliche Unterstützung für Flavins künstlerisches Denken ist.236 Aber wie Flavin selbst betonte, blieb die Zeichnung immer nur ein Instrument und kein Ergebnis: "My drawing is not at all inventive about itself. It is an instrument not a resultant.“237

233 Flavin sagte auf der Pressekonferenz in der Frankfurter Städtischen Galerie im Städel am 25.02.1993, dass er vorher nie genau wisse, wie es werde. Und das sei gut so. Er habe sein Konzept und seine Erfahrung, aber es wird immer anders, als er es vorher gedacht habe. Freundliche Mitteilung von Frau Janneke de Vries, Frankfurt a. M., 06.01.1994.

234 Stockebrand betont, dass kein handwerkliches Können vonnöten ist. Jeder kann diese Kunst bauen, kann in einen Laden gehen, Lampen auswählen, nach Hause gehen und einen "Flavin" produzieren.

Weiter stellt sie fest, dass dies den Kunsthändlern und Flavin nicht gefallen mag, doch ein wichtiger Aspekt in Flavins Kunst ist. Stockebrand 1996, S. 10.

235 Vgl. Rauh, Foreward, 1973, S. 5.

236 Vgl.Rauh, Flavin Graphic, 1977, S. 15.

237 Vgl. Flavin, some remarks, 1966, S. 28.