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Preiskalkulation und Bieterverhalten der Landwirte

7.2 Die Ausschreibung 2006

7.2.6 Preiskalkulation und Bieterverhalten der Landwirte

Analog zum Ausschreibungsverfahren 2004/2005 werden neben den Angebotspreisen weitere Aspekte in die Analyse einbezogen. Dazu wurde eine schriftliche Befragung der innerhalb der Ausschreibung 2006 teilnahmeberechtigten Landwirte durchgeführt, um Erkenntnisse sowohl über die Preiskalkulation als auch das Bieterverhalten zu erlangen und diese zur Bewertung des Ausschreibungsverfahrens heranzuziehen.

Im Folgenden wird erneut das Vorgehen gewählt, bei der Diskussion der Befragungsergebnisse eine Differenzierung in Haupt- und Nebenerwerbslandwirte einerseits und konventionell und ökologisch wirtschaftende Landwirte andererseits vorzunehmen.

Hierbei ist anzumerken, dass zum Zeitpunkt der Befragung bereits absehbar war, dass eine erneute Ausschreibung von ökologischen Gütern auf Grünlandflächen innerhalb der geplanten Projektphase 2007 bis 2009 nicht erfolgen wird, sondern die Ausschreibung von Umweltleistungen auf Ackerflächen beabsichtigt ist. Im Zuge dessen und bedingt durch den Zeitpunkt der Befragung vor der Zuschlagserteilung wurde hier auf zwei Fragen zu zukünftigen Ausschreibungsrunden für Grünlandflächen – wie sie noch im Rahmen des ersten Ausschreibungsverfahrens gestellt wurden – verzichtet.137

7.2.6.1 Befragungsdesign und allgemeine Daten

Diese insgesamt dritte schriftliche Befragung hat parallel zur Angebotsfrist der Ausschreibung 2006 im Zeitraum Mitte Februar bis Ende März 2006 stattgefunden.

Dazu haben alle 39 im Rahmen der beschränkten Ausschreibung teilnahmeberechtigten Landwirte zusammen mit den Ausschreibungsunterlagen – in

137 Somit entfallen die folgenden Fragen: „Werden Sie sich bei der Angebotsabgabe im Rahmen einer kommenden Ausschreibungsrunde an den Ihnen mittlerweile bekannten Angebotspreisen anderer Landwirte orientieren?“, „Wie werden Ihre Angebotspreise in einer zweiten Ausschreibungsrunde - verglichen mit der letzten Ausschreibungsrunde - vermutlich ausfallen?“.

einem separaten Umschlag – einen Fragebogen138 zugeschickt bekommen, welcher von 27 Landwirten ausgefüllt und zurückgesandt wurde.

Dies entspricht einem Anteil von 69,2 %, wobei 25 Landwirte ebenfalls im Zuge des Ausschreibungsverfahrens ein Angebot abgegeben haben. Diese 25 Landwirte stellen die für die weiteren Betrachtungen relevanten Landwirte dar und von den insgesamt 30 Landwirten, die ein Angebot abgegeben haben, sind demzufolge 83,3 % in dieser Befragung repräsentiert.139 Die 25 Betriebe sind hinsichtlich ihrer Betriebsform dadurch gekennzeichnet, dass neun Landwirte ihren Betrieb im Haupterwerb und 16 im Nebenerwerb führen. Eine ökologische Landwirtschaft betreiben neun Landwirte und 16 Landwirte bewirtschaften ihre Flächen konventionell.

7.2.6.2 Ergebnisse

Nachfolgend werden die Befragungsergebnisse zur Preiskalkulation und zum Bieterverhalten der Landwirte betrachtet und im Zuge dessen wird eingangs jeweils die Frage in der im Fragebogen verwendeten Formulierung vorangestellt.

„Haben Sie sich im Rahmen der Angebotserstellung mit anderen Landwirten im Landkreis Northeim beraten?“

Die Frage nach einer Beratung mit anderen Landwirten und im Zuge dessen einer grundsätzlichen ausschreibungsrelevanten Kommunikation in der Modellregion wurde von allen 25 Landwirten beantwortet.

Die in Tabelle 7-25 dargestellten Antworten zeigen, dass es in der zweiten Ausschreibung in sehr geringem Umfang zu einer Kommunikation der Bieter gekommen ist.

Tab. 7-25: Ausschreibungsspezifische Kommunikation der Bieter – Differenziert nach Bewirtschaftungs- und Betriebsform (2006)

n=25 Ja Nein

Gesamt 3 (12,0 %) 22 (88,0 %)

Konventionell 1 ( 6,3 %) 15 (93,8 %)

Ökologisch 2 (22,2 %) 7 (77,8 %)

Haupterwerb 2 (22,2 %) 7 (77,8 %)

Nebenerwerb 1 ( 6,3 %) 15 (93,8 %)

Quelle: Eigene Berechnungen.

138 Der gesamte Fragebogen findet sich im Anhang 5 dieser Arbeit.

139 Sofern keine anderen Angaben gemacht werden, beziehen sich alle nachfolgenden Ausführungen auf diese 25 Landwirte.

Eine darüber hinausgehende Betrachtung zeigt, dass weder zwischen konventionell und ökologisch wirtschaftenden Betrieben noch zwischen Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben wesentliche Unterschiede zu erkennen sind.

„Haben Sie sich im Rahmen der Angebotserstellung mit anderen Landwirten im Landkreis Northeim hinsichtlich des Angebotspreises abgesprochen?“

Die direkte Frage nach Preisabsprachen wurde von allen 25 Landwirten beantwortet und lediglich ein ökologisch wirtschaftender Nebenerwerbsbetrieb hat angegeben, sich hinsichtlich der Angebotspreise mit anderen Bietern abgesprochen zu haben.

Folglich kann an dieser Stelle auf eine weitergehende differenzierte Darstellung verzichtet und resümiert werden, dass es in der zweiten Ausschreibung zu keinen bedeutsamen und sich negativ auf die Ausschreibungsergebnisse auswirkenden Preisabsprachen gekommen ist. Eine Einschätzung, die neben den Befragungsergebnissen vor allem auch durch die oben betrachteten Angebotspreise der eingegangenen Angebote gestützt wird.

„Können Sie sich vorstellen, sich im Rahmen einer zukünftigen Ausschreibungsrunde mit anderen Landwirten im Landkreis Northeim hinsichtlich des Angebotspreises abzusprechen?“

Alle 25 Landwirte haben diesbezüglich eine Einschätzung abgegeben und mit 10 Landwirten hat ein Anteil von 40 % angegeben, dass eine künftige Preisabsprache grundsätzlich in Betracht gezogen wird. Die Befragungsergebnisse sind sowohl für alle Landwirte als auch differenziert nach Art der Bewirtschaftung und Betriebsform in Tabelle 7-26 dargestellt.

Tab. 7-26: Einschätzung zukünftiger Preisabsprachen – Differenziert nach Art der Bewirtschaftung und Betriebsform (2006)

n=25 Ja Nein

Gesamt 10 (40,0 %) 15 (60,0 %)

Konventionell 6 (37,5 %) 10 (62,5 %)

Ökologisch 4 (44,4 %) 5 (55,6 %)

Haupterwerb 5 (55,6 %) 4 (44,4 %)

Nebenerwerb 5 (31,3 %) 11 (68,8 %)

Quelle: Eigene Berechnungen.

Hinsichtlich einer sowohl in konventionell und ökologisch wirtschaftende als auch in Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe unterschiedenen Betrachtung zeigt sich, dass einzig die Haupterwerbslandwirte von dem Trend aller Landwirte abweichen und hier eine Mehrzahl von 55,6 % Preisabsprachen zukünftig für realistisch erachtet.

Diese Ergebnisse sprechen erneut für den hohen Organisationsgrad von Haupterwerbsbetrieben und ein entsprechendes Potential einer ausschreibungsrelevanten Kommunikation bis hin zu Preisabsprachen.

„Haben Sie im Rahmen der Angebotserstellung eine Beratung in Anspruch genommen und dabei Anhaltspunkte oder Vorgaben für Ihre Angebotspreise bekommen?“ / „Wenn Sie eine Beratung in Anspruch genommen und dabei Anhaltspunkte oder Vorgaben für Ihre Angebotspreise bekommen haben, haben Sie diese letztlich auch berücksichtigt?“

Neben den Preisabsprachen und einer Kommunikation der Bieter besteht eine weitere Einflussmöglichkeit für ein Abweichen von einer auf die individuellen Kosten bezogenen Preiskalkulation in Form exogener Preisvorgaben seitens einer Beratungsinstitution.

Die Frage wurde von allen 25 Landwirten beantwortet und zwei Landwirte haben angegeben, im Rahmen der Angebotserstellung eine Beratung in Anspruch genommen zu haben. Im Zuge dessen hat ein konventionell wirtschaftender Haupterwerbslandwirt Anhaltspunkte für Angebotspreise bekommen und angegeben, diese bei seiner Angebotserstellung nicht berücksichtigt zu haben. Demzufolge wird keine weitere differenzierte Betrachtung vorgenommen und es ist festzuhalten, dass sowohl der Beratungsbedarf innerhalb des zweiten Ausschreibungsverfahrens als auch der Einfluss von Beratungsinstitutionen als zu vernachlässigend gering einzuschätzen ist.

„Haben Sie bei der Kalkulation des Angebotspreises den von Ihnen zur Antragstellung benötigten Zeitaufwand bewertet und berücksichtigt?“

Insgesamt haben 25 Landwirte die Frage beantwortet. Davon haben 12 Landwirte angegeben, den Zeitaufwand der Angebotsabgabe bei der Kalkulation der Angebotspreise einbezogen zu haben, was einem Anteil von 48,0 % entspricht. Die in Tabelle 7-27 aufgezeigte Differenzierung in Haupt- und Nebenerwerbslandwirte zeigt keinen wesentlichen Unterschied der Bieter. Ein abweichendes Bild offenbart

die Betrachtung von konventionell und ökologisch wirtschaftenden Landwirten. Hier haben 62,5 % der konventionell wirtschaftenden Landwirte angegeben, den Zeitaufwand bzw. die Transaktionskosten der Angebotsabgabe bei der Preiskalkulation berücksichtigt zu haben. Im Gegensatz dazu haben lediglich 22,2 % der ökologisch wirtschaftenden Landwirte eine entsprechende Antwort gegeben.

Tab. 7-27: Berücksichtigung des Zeitaufwands der Angebotsabgabe bei der Preiskalkulation – Differenziert nach Bewirtschaftungs- und Betriebsform (2006)

n=25 Ja Nein

Gesamt 12 (48,0 %) 13 (52,0 %)

Konventionell 10 (62,5 %) 6 (37,5 %)

Ökologisch 2 (22,2 %) 7 (77,8 %)

Haupterwerb 4 (44,4 %) 5 (55,6 %)

Nebenerwerb 8 (50,0 %) 8 (50,0 %)

Quelle: Eigene Berechnungen.

Es zeigt sich demzufolge auch im Rahmen des zweiten Ausschreibungsverfahrens eine von weniger als der Hälfte der Landwirte erfolgte Berücksichtigung der einzelwirtschaftlichen Transaktionskosten der Angebotserstellung. Eine abschließende Diskussion ihrer Relevanz wird in Kapitel Acht unter Rückgriff auf die Ermittlung und Bewertung der Transaktionskosten einbezogen.

„Haben Sie bei der Kalkulation des Angebotspreises über Ihre Kosten hinaus einen Gewinnzuschlag berücksichtigt?“ / „Wenn Sie bei der Kalkulation des Angebotspreises einen Gewinnzuschlag berücksichtigt haben, wie hoch ist dieser ungefähr? ________ Prozent“

Auf der Grundlage der Antworten von 25 Landwirten zeigt sich, dass insgesamt fünf Landwirte einen Gewinnzuschlag einkalkuliert haben, was einem Anteil von 20,0 % entspricht. Die in Tabelle 7-28 dargestellte Differenzierung hinsichtlich der Bewirtschaftungs- und Betriebsform lässt keine grundlegenden Unterschiede erkennen und zeigt für alle Landwirte die tendenziell gering ausgeprägte Berücksichtigung expliziter Gewinnzuschläge.

Tab. 7-28: Berücksichtigung eines Gewinnzuschlags bei der Preiskalkulation – Differenziert nach Bewirtschaftungs- und Betriebsform (2006)

n=25 Ja Nein

Gesamt 5 (20,0 %) 20 (80,0 %)

Konventionell 3 (18,8 %) 13 (81,3 %)

Ökologisch 2 (22,2 %) 7 (77,8 %)

Haupterwerb 3 (33,3 %) 6 (66,7 %)

Nebenerwerb 2 (12,5 %) 14 (87,5 %)

Quelle: Eigene Berechnungen.

Eine weitergehende Frage zur Höhe des Gewinnzuschlags in Prozent wurde den fünf einen Gewinnzuschlag berücksichtigenden Landwirten gestellt. Hierbei haben alle fünf Landwirte eine Antwort gegeben und es zeigt sich in der zweiten Ausschreibung mit einem Gewinnzuschlag in der Spanne von 10 % bis 15 %, bei einem Mittelwert von 11,2 %, einem Median von 10 % und der Standardabweichung von 2,5 % ein sehr einheitliches Bild. Die entsprechenden Ergebnisse sind in Tabelle 7-29 dargestellt.

Tab. 7-29: Angaben zur Höhe des seitens der Landwirte berücksichtigten Gewinnzuschlags (2006)

n=5 Spanne Mittelwert Median Std.abw.

Gewinnzuschlag 10 – 15 % 11,2 % 10,0 % 2,5 %

Quelle: Eigene Berechnungen.

Die in der zweiten Ausschreibung ebenfalls gering ausgeprägte Berücksichtigung eines Gewinnzuschlags lässt erneut vor allem zwei Erklärungen zu. Zum einen ist zu vermuten, dass die bisherige Ausgestaltung von Agrarumweltprogrammen in Form einheitlicher Kompensationszahlungen der expliziten Berücksichtigung einer eigenverantwortlichen Gewinnkalkulation entgegensteht. Zum anderen ist, wie oben bereits angesprochen wurde, innerhalb einer Ausschreibung die Situation gegeben, dass mit einem höheren Angebotspreis die Wahrscheinlichkeit einer Zuschlagserteilung abnimmt. In Folge der damit verbundenen Unsicherheit ist zu erwarten, dass dies eine Erhöhung des Angebotspreises durch die Einbeziehung eines Gewinnzuschlags auch in der zweiten Ausschreibungsrunde weitestgehend verhindert hat. Eine Einschätzung, die ebenfalls durch die relativ moderaten Gewinnzuschläge gestützt wird.

7.2.6.3 Zusammenfassende Betrachtung

Die zusammenfassende Diskussion der Befragungsergebnisse verdeutlicht, dass es zu einer geringen ausschreibungsrelevanten Kommunikation der Bieter in der Modellregion gekommen ist. Perspektivisch zeigen sich Tendenzen in Richtung zukünftiger Preisabsprachen, wobei es als unsicher anzusehen ist, in welchem Maß entsprechende Handlungen sich tatsächlich einstellen werden.

Bei der Preiskalkulation der Landwirte ist in der zweiten Ausschreibung im Hinblick auf die Einbeziehung eines Gewinnzuschlags und des im Rahmen der Angebotserstellung anfallenden Zeitaufwands zu erkennen, dass beide Aspekte erneut lediglich in einem geringen Umfang Eingang in die Angebotspreise gefunden haben. Als Erklärung sind weiterhin die im Zuge der Teilnahme an einem Ausschreibungsverfahren vorherrschende Konkurrenzsituation um ein beschränktes Budget und die damit verbundene Unsicherheit eines Vertragsabschlusses zu nennen.

Zudem ist mit einem durch die Einbeziehung über die Produktionskosten hinausgehender Bestandteile steigenden Angebotspreis grundsätzlich eine geringere Wahrscheinlichkeit der Zuschlagserteilung verbunden.

Bezüglich einer Unterscheidung in konventionell und ökologisch wirtschaftende Landwirte ist innerhalb der wiederholten Ausschreibung bei der Einbeziehung eines Gewinnzuschlags keine wesentliche Abweichung zu identifizieren. Ein unterschiedliches Ergebnis hat sich für die Berücksichtigung des Zeitaufwands der Angebotserstellung herausgestellt, indem dieser einzig seitens der konventionell wirtschaftenden Landwirte von mehr als der Hälfte einbezogen wurde.

Demgegenüber sind im Hinblick auf eine Differenzierung in Haupt- und Nebenerwerbslandwirte für die zweite Ausschreibungsrunde keine grundlegenden Unterschiede der Preiskalkulation und des Bieterverhaltens zu erkennen.

7.3 Zusammenfassende Diskussion

Die Konzeption und die Ergebnisse der beiden Ausschreibungsverfahren wurden jeweils hinsichtlich der Ausschreibungs- und der Befragungsergebnisse ausführlich betrachtet, so dass nachfolgend eine zusammenfassende Gegenüberstellung der wesentlichen Erkenntnisse erfolgen kann.

Im Zuge dessen werden in Abschnitt 7.3.1 die Ausschreibungsergebnisse einbezogen und mit dem Ziel der Identifizierung ihrer Veränderung von der Ausschreibungsrunde 2004/2005 hin zur im Jahr 2006 durchgeführten Ausschreibung diskutiert. Im Anschluss thematisiert Abschnitt 7.3.2 die für beide Ausschreibungsverfahren relevanten Befragungsergebnisse ebenfalls mit dem Fokus auf entsprechenden Entwicklungen von der ersten hin zur zweiten Ausschreibungsrunde.