• Keine Ergebnisse gefunden

Abgrenzungen von Transaktionskosten

Nachdem der theoretische Rahmen der Transaktionskostenökonomik dargelegt wurde, wird im Folgenden der Blick zunehmend auf praktische Fragen der Ermittlung und Bewertung von Transaktionskosten gerichtet.

Dazu wird eine Abgrenzung anhand der drei Kategorien Markttransaktionskosten, Unternehmenstransaktionskosten und politische Transaktionskosten vorgenommen (die Abgrenzung erfolgt in Anlehnung an Richter und Furubotn 2003, S. 57-65).

4.6.1 Markttransaktionskosten

Die am häufigsten verwendete Abgrenzung von Transaktionskosten stellen die unter Markttransaktionskosten subsumierten Kosten dar, die in ihren Ursprüngen starke Bezüge zu Arbeiten von Coase (1960), Stigler (1961) und Dahlmann (1979) aufweisen.

Hier werden alle mit der Abwicklung von Transaktionen über Märkte relevanten Gesichtspunkte von der Suche eines Vertragspartners über den Abschluss und die Überwachung bis hin zu der Erfüllung eines Vertrags betrachtet (Coase 1960, S. 15).

Im Gegensatz zur neoklassischen Sichtweise werden folglich keine Markthandlungen analysiert, welche als anonymer Tausch auf vollkommenen Wettbewerbsmärkten stattfinden, sondern es werden die in der Realität vorherrschenden Aspekte von Unsicherheit, unvollständiger Information und der Relevanz von Transaktionskosten einbezogen.

Mit dem Ziel, die Kosten der Marktnutzung auch im Hinblick auf die spätere Analyse im Rahmen dieser Arbeit weiter zu differenzieren, werden im Folgenden Such- und Informationskosten, Verhandlungs- und Entscheidungskosten, Überwachungs- und Durchsetzungskosten und Investitionen in Sozialkapital als vier Arten von Markttransaktionskosten unterschieden (Richter und Furubotn 2003, S.

59-61).

I. Such- und Informationskosten

Im Vorfeld der Abwicklung von Markttransaktionen und des Vertragsabschlusses ist es notwendig, potentielle Vertragspartner ausfindig zu machen. Hier sind exemplarisch Besuche von Messen und Informationsveranstaltungen oder das Studium einschlägiger Literatur zu nennen, was für die Anbahnung einer Transaktion zu unvermeidbaren Kosten führt und unentbehrlich ist, um mit zukünftigen Vertragspartnern in Kontakt zu treten.

Ist dieser Kontakt geknüpft, schließt sich die Notwendigkeit an, Informationen über die Leistungsfähigkeit der potentiellen Vertragspartner zu gewinnen und eine individuell bestmögliche Ausgangsposition für die folgenden Vertragsverhandlungen einnehmen zu können. Infolgedessen sind die Such- und Informationskosten auch als Kosten der Anbahnung von Verträgen zu bezeichnen.

II. Verhandlungs- und Entscheidungskosten

Die in dieser Kategorie subsumierten Markttransaktionskosten können als Kosten des Abschlusses von Verträgen charakterisiert werden.

Dies umfasst insbesondere die Wahl einer adäquaten Beherrschungsstruktur und ihrer spezifischen Ausgestaltung, was je nach Komplexität sowohl mit einem erheblichen Zeitaufwand als auch mit der Notwendigkeit einer Einbeziehung von weiteren Akteuren verbunden sein kann. Die Entscheidungskosten beinhalten vor allem Kosten der Informationsaufbereitung, der Entlohnung von Beratern oder auch Kosten der Entscheidungsfindung innerhalb von Gruppen bis hin zur Wahl der Vertragsausgestaltung.

III. Überwachungs- und Durchsetzungskosten

Nach dem Vertragsabschluss ist es notwendig, diesen hinsichtlich der vereinbarten Qualität, den Lieferfristen oder der Bezahlung zu überwachen und bei einem abweichenden Verhalten gegebenenfalls rechtliche Schritte einzuleiten. Eine zentrale Rolle kommt auch hier den Informationskosten zu. Mit steigenden Überwachungs- und Durchsetzungskosten nehmen demzufolge die Anreize für opportunistisches Verhalten und die Gefahr der Nichterfüllung von Verträgen zu.

IV. Investitionen in Sozialkapital

Einen in diesem Kontext mitunter ungewöhnlichen Aspekt stellen die im Verlauf von Vertragsbeziehungen vorgenommenen Investitionen in Sozialkapital dar, welche die wirtschaftlich relevante soziale Struktur von Märkten betonen.

So sind Wirtschaftssubjekte sowohl privat als auch geschäftlich in soziale Beziehungen eingebunden, was aus Sicht der Transaktionskostenökonomik dazu beitragen kann, dass bei Markthandlungen komplexe Entscheidungen unter Unsicherheit und bei begrenzter Rationalität unter Zuhilfenahme bestehender sozialer Kontakte effizienter getroffen werden können. Dabei ist der Aufbau eines sozialen Netzwerks mit den hier angesprochenen Transaktionskosten verbunden.

Langfristig kann dies wiederum dazu führen, dass je nach Art der Transaktionsbeziehung speziell die Such- und Informationskosten und die Verhandlungs- und Entscheidungskosten reduziert werden können, da weniger neue Kontakte aufgebaut werden müssen und sich die bestehenden Beziehungen durch ein über die Zeit gewachsenes Vertrauen auszeichnen.

Im weiteren Verlauf der Arbeit wird bei der Ermittlung von Transaktionskosten der Landwirte im Zuge eines Ausschreibungsverfahrens für Umweltleistungen auf die Markttransaktionskosten Bezug genommen, wobei dort eine spezifische Abgrenzung erfolgt.

4.6.2 Unternehmenstransaktionskosten

Als zweite Kategorie von Transaktionskosten können die in Abgrenzung zu Markttransaktionskosten einer unternehmensinternen Sichtweise folgenden Unternehmenstransaktionskosten angesehen werden.64

In diesem Zusammenhang werden Unternehmen als alternative Koordinationsmechanismen zu Märkten angesehen und die Betrachtung beginnt mit dem Zeitraum nach Abschluss eines Vertrags, da alle Aktivitäten bis dahin zu den Markttransaktionskosten gezählt werden. Zu unterscheiden sind daher die folgenden Abgrenzungen (Richter und Furubotn 2003, S. 61-63).

I. Kosten der Einrichtung, Erhaltung oder Änderung einer Unternehmung

Diese in der Regel fixen Transaktionskosten ergeben sich bei allen die Organisationsstruktur einer Unternehmung betreffenden Aktivitäten und können unter anderem Investitionen in neue Unternehmensbereiche, Kosten im Zusammenhang mit der Durchführung oder Abwehr von Unternehmenszusammenschlüssen oder der Änderung der rechtlichen Unternehmensform umfassen.

II. Kosten des Betriebs einer Unternehmung

Die innerhalb einer bestehenden Organisationsstruktur anfallenden Transaktionskosten umfassen die mit der Überwachung und Evaluierung der Unternehmenstätigkeit verbundenen Informationskosten und die im Zusammenhang mit der physischen Übertragung von Gütern oder auch Dienstleistungen entstehenden Kosten. Als Beispiele für diese in der Prozesskostenrechnung65 erfassten

64 Im Verlauf dieser Arbeit und im Rahmen der Ermittlung von Transaktionskosten werden Unternehmenstransaktionskosten explizit nicht weiter betrachtet, weshalb hier lediglich eine knappe Übersicht gegeben wird.

65 Das Ziel der Prozesskostenrechnung ist es, den Anteil der Transaktionskosten an den Gemeinkosten zu ermitteln, Einsparpotentiale aufzudecken und die Notwendigkeit von Transaktionen zu hinterfragen.

Bestandteile sind Kosten der Zwischenlagerung von Halbfertigprodukten oder der Beschaffung und Aufbereitung produktionsrelevanter Daten anzuführen.

4.6.3 Politische Transaktionskosten

Die dritte Kategorie sind die als politische Transaktionskosten definierten Kosten der institutionellen Rahmenbedingungen.

Diese Rahmenbedingungen können verschiedenartig ausgestaltet sein und sind entscheidend für die in ihrem Geltungsbereich abzuwickelnden Unternehmens- und Markttransaktionen, so dass auch hier das Ziel keine unreflektierte Minimierung von politischen Transaktionskosten, sondern vielmehr die spezifische Analyse ihrer Notwendigkeit und praktischen Effizienz sein muss. So kann der Aufbau und die Existenz eines Rechtsrahmens oder einer Verwaltungsstruktur zu relativ hohen politischen Transaktionskosten führen, aber dadurch umfassende Rechtssicherheit bieten und sich positiv auf die Abwicklung von Unternehmens- und Markttransaktionen auswirken.

Je nach Untersuchungsgegenstand und betrachteter Institution können politische Transaktionskosten regional, national, europaweit oder auch weltweit auftreten und analog zu Unternehmenstransaktionskosten hinsichtlich der Implementierung institutioneller Rahmenbedingungen und ihres Betriebs unterschieden werden (Richter und Furubotn 2003, S. 63-65).

I. Kosten der Implementierung, Erhaltung und Anpassung von institutionellen Rahmenbedingungen eines Gemeinwesens

Hierzu sind alle Kosten zu zählen, die mit dem Ausbau der öffentlichen Verwaltung, der Agrarverwaltung, des Bildungswesens, des Militärs, der Rechtsordnung usw. in Verbindung stehen und ihre Handlungsfähigkeit herstellen.

II. Kosten des Betriebs eines Gemeinwesens

Nachdem die Institutionen des Gemeinwesens aufgebaut und handlungsfähig sind, erfüllen sie die ihnen übertragenen Aufgaben, wobei Transaktionskosten als laufende Kosten der Staatstätigkeit anfallen. Zu nennen sind beispielhaft Kosten der Durchführung von Agrarumweltprogrammen und Gesetzgebungsprozessen oder der Bereitstellung eines umfassenden Bildungsangebots.

Es wird deutlich, dass die Kosten eines Gesetzes, eines Agrarumweltprogramms usw.

nicht nur aus den unmittelbaren Staatsausgaben, sondern in einem mehr oder weniger großen Umfang auch aus politischen Transaktionskosten bestehen, die sich vor allem aus Such- und Informationskosten sowie Entscheidungs- und Überwachungskosten zusammensetzen.

Im Hinblick auf die Bereitstellung und Honorierung von Umweltleistungen kann in diesem Zusammenhang zugleich von den Kosten der Bereitstellung öffentlicher Güter gesprochen werden. Im Zuge dessen tritt der Staat als Vertreter der Bevölkerung auf und die politischen Transaktionskosten sind als Vertretungskosten anzusehen.66