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Dimensionen von Transaktionen

Unter Berücksichtigung der Verhaltensannahmen gilt es zu analysieren, wie Transaktionen in der Realität organisiert sind und welche Merkmale identifiziert werden können, die positiven oder negativen Einfluss auf die Abwicklung von Transaktionen haben (Fischer 1994, S. 582-583).

57 Hierbei besteht ein enger Bezug zur Principal-Agent-Theorie und den darin untersuchten Informationsasymmetrien.

Williamson betrachtet zur Verdeutlichung eine Maschine, deren einzelne Komponenten im Idealfall reibungslos ineinander greifen (Williamson 1996, S. 12).

Ähnlich kann der Aspekt von Transaktionen betrachtet werden, wobei die einzelne Transaktion die Basis der Analyse darstellt und untersucht wird, welcher Einfluss jeweils von den drei Dimensionen58 Faktorspezifität, Unsicherheit und Häufigkeit auf ihre Organisation ausgeht (Williamson 1990a, S. 59-69).

4.4.1 Faktorspezifität

Mit der Faktorspezifität werden die im Rahmen einer Transaktion verwendeten Faktoren hinsichtlich der mit ihnen verbundenen spezifischen Investitionen beschrieben (Picot und Dietl 1990, S. 179). In diesem Zusammenhang gilt eine Transaktion bzw. eine Vertragsbeziehung mit steigenden durch sie induzierten Quasi-Renten als zunehmend spezifischer. Dabei ist unter einer Quasi-Rente der Wertverlust zu verstehen, der eintreten würde, wenn das durch eine spezifische Investition geschaffene Sach- oder Humankapital nicht als Teil der angestrebten, sondern einer nächstbesten Transaktion zum Einsatz kommt (Dietl 1991, S. 95;

Richter und Furubotn 2003, S. 589).

Die Faktorspezifität stellt sich demzufolge als ein zeitliches Problem dar und es kann bei spezifischen Transaktionen zu einer restriktiven Bindung in Form von Lock-in-Effekten an den jeweiligen Vertragspartner kommen.59 Diese können soweit führen, dass der Tausch zwischen ursprünglich eigenständigen Akteuren durch einheitliches Eigentum ersetzt wird (Williamson 1971, S. 116; Williamson 1990a, S. 61). In diesem Zusammenhang spricht Williamson von einer wie folgt zu umschreibenden fundamentalen Transformation: „Was zunächst ein Bietprozess mit einer großen Zahl von Teilnehmern war, wird in der Folge effektiv zu einer Situation bilateralen Angebots“ (Williamson 1990a, S. 70).60

58 Die Dimensionen von Transaktionen werden auch als „environmental factors“ bezeichnet.

59 Auf die Relevanz der Faktorspezifität machte bereits Marshall (1890) aufmerksam, als er argumentierte, dass durch den Einsatz von spezialisiertem Sach- oder Humankapital Quasi-Renten erwirtschaftet werden können.

60 Hinsichtlich der grundsätzlichen Bedeutung der dem Konzept der fundamentalen Transformation innewohnenden Argumentation auch für die weitere praktische Analyse von Ausschreibungen für Umweltleistungen wird die fundamentale Transformation als Exkurs in Abschnitt 4.4.4 erneut aufgegriffen.

Als Folge dieser hohen Bindung von Vertragspartnern können während der Vertragslaufzeit auftretende Probleme oder durch opportunistisches Verhalten entstehende Konflikte nicht mehr durch einen einfachen Wechsel des Transaktionspartners gelöst werden (Dietl 1991, S. 95-96).

Für die Transaktionskostenökonomik kommt der Faktorspezifität ebenso eine sehr hohe Bedeutung zu, wie für weitere Arbeiten, die sich mit Anreizen in Verträgen befassen. Entscheidend ist im Zuge dessen das zeitliche Zusammentreffen von Faktorspezifität, den im vorherigen Abschnitt behandelten Verhaltensannahmen und Unsicherheit; eine Konstellation, die gerade den Analyserahmen der Transaktionskostenökonomik kennzeichnet (Williamson 1990a, S. 64).

4.4.2 Unsicherheit

Die Dimension der Unsicherheit führt zu der Frage, welche Beherrschungs- und Überwachungssysteme bestmöglich dazu beitragen können, durch Unsicherheit bedingte Störungen einer Vertragsbeziehung zu mindern und vor dem Hintergrund der getroffenen Verhaltensannahmen die bestmögliche Anpassungsfähigkeit erwarten lassen (Williamson 1990a, S. 65).

Je nach Art und Ausgestaltung einer Transaktion kann in verschiedenen Ausprägungen eine Unsicherheit über zukünftige vertragsrelevante Ereignisse bestehen, was maßgeblichen Einfluss auf die Effizienz von Transaktionen und ihre Absicherung hat. In diesem Kontext erfolgt eine differenzierte Betrachtung der Unsicherheit hinsichtlich ihrer Beeinflussbarkeit durch die Vertragsparteien, so dass zwischen exogenen Risiken und Verhaltensunsicherheiten zu unterscheiden ist (Williamson 1990a, S. 65-66; Richter 1994, S. 18-19).

Unter exogenen Risiken sind unerwartete Entwicklungen zu verstehen, die von keiner Vertragspartei im Verlauf der Vertragsdauer beeinflusst werden können und die zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses nicht absehbar sind.61 Die im Rahmen der Transaktionskostenökonomik weitaus relevantere Ausprägung ist die auf mögliches opportunistisches Verhalten des Transaktionspartners zurückzuführende

61 Zu nennen sind hier Naturkatastrophen, andere Fälle von höherer Gewalt oder auch der Tod eines Vertragspartners.

Verhaltensunsicherheit, bei der zwischen Verhaltensunsicherheit vor und nach dem Vertragsabschluss zu unterscheiden ist.

Im Rückgriff auf die Dimension der Faktorspezifität wird deutlich, dass Unsicherheit für unspezifische Transaktionen kein essentielles Problem darstellt, da sich aus der Unsicherheit ergebende Anpassungen mit relativ geringen Kosten verbunden sind.

Im Gegensatz dazu kommt der Implementierung von Anpassungsmechanismen und der entsprechenden Ausgestaltung von Beherrschungsstrukturen bei einer hohen Faktorspezifität eine entscheidende Bedeutung zu (Williamson 1990a, S. 68).

Wird bei der Analyse von Transaktionen eine so große Unsicherheit unterstellt, dass sie die Rationalitätsgrenzen der Transaktionspartner übersteigt, kann sie als gegeben betrachtet und für eine explizite Analyse vernachlässigt werden. Die Betrachtung erfolgt dann beschränkt auf die Dimensionen Faktorspezifität und Häufigkeit einer Transaktion (Williamson 1990b, S. 81).

4.4.3 Häufigkeit

Als dritte Dimension wird die Häufigkeit einbezogen, die sich mit dem Einfluss von einmalig, gelegentlich oder regelmäßig durchgeführten Transaktionen auf die mit entsprechenden Beherrschungsstrukturen verbundenen Kosten beschäftigt.

Die grundlegende Annahme ist im Zuge dessen, dass spezifische Beherrschungs- und Überwachungssysteme auf die jeweiligen Kontrollnotwendigkeiten exakter eingestellt sind als nicht-spezifische und gleichzeitig zu höheren Transaktionskosten führen (Williamson 1990a, S. 69).

Dabei wird deutlich, dass die Kosten von Absicherungsmechanismen in Relation zu den durchgeführten Transaktionen stehen und sich amortisieren müssen. Dies führt dazu, dass aufwendige und kostenintensive Beherrschungsstrukturen nur bei spezifischen und hochwertigen oder großen und sich häufig wiederholenden Transaktionen angemessen sind (Williamson 1990a, S. 69). Zudem ist zu berücksichtigen, dass es bei regelmäßig wiederkehrenden völlig oder nahezu identischen Transaktionen zu kostensenkenden Lerneffekten der Transaktionspartner kommen kann, was wiederum die Notwendigkeit von umfassenden Beherrschungsstrukturen reduziert (Picot 1982, S. 272).

4.4.4 Exkurs: Die fundamentale Transformation

Der Ausgangspunkt zur Betrachtung der fundamentalen Transformation ist darin zu sehen, dass unterschiedliche Voraussetzungen für das Zustandekommen einer Tauschbeziehung und ihrer vertraglichen Absicherung existieren, welche von der Anzahl der potentiellen Anbieter beeinflusst werden.

Zu unterscheiden sind grundsätzlich die beiden Extrempunkte einer Monopolbeziehung, in der es nur einen Anbieter gibt und einer Konkurrenzbeziehung, welche durch eine Vielzahl von potentiellen Anbietern gekennzeichnet ist. Innerhalb der Transaktionskostenökonomik wird diese Situation als Bietprozess oder auch Bietkonkurrenz aufgefasst (Williamson 1990a, S. 70-72).

Im Zuge dessen wird die Analyse über den Zeitpunkt des Vertragsabschlusses hinaus erweitert und sie umfasst sowohl eine Ex-ante-Betrachtung als auch eine Ex-post-Betrachtung. Der anfängliche Bietprozess setzt lediglich die Vertragsverhandlungen in Gang und zu einer umfassenden Beurteilung der Transaktionsbeziehung ist es notwendig, zusätzlich sowohl die Erfüllung des Vertrags als auch den neuerlichen Bietprozess bei einer möglichen Vertragsverlängerung einzubeziehen (Williamson 1990a, S. 70).

Hierbei wird in Frage gestellt, dass eine anfänglich hohe Zahl an Teilnehmern am Bietprozess auch in der Folge bestehen bleibt. Ob ein Wettbewerb auch ex-post wirksam ist, hängt davon ab, in welchem Umfang dauerhafte transaktionsspezifische Investitionen getätigt wurden. Für den Fall, dass eine derartige Spezifizierung nicht stattgefunden hat, ergeben sich für den Höchstbieter in weiteren Verhandlungen und Bietprozessen keinerlei Vorteile gegenüber den erfolglosen Konkurrenten und eine anfängliche Konkurrenzsituation bleibt auch zukünftig bestehen (Williamson 1990a, S. 70). Sind jedoch im Verlauf der Vertragsbeziehung Investitionen in transaktionsspezifische Faktoren erfolgt, ergibt sich daraus eine von der anfänglichen Konkurrenzsituation grundlegend verschiedene Situation. Der erfolgreiche Bieter hat eine von den Mitkonkurrenten unterschiedliche Ausgangssituation und eine ursprüngliche Konkurrenzsituation hat sich faktisch zu einer Situation eines bilateralen Angebots entwickelt.

Aus dieser von Williamson als fundamentale Transformation bezeichneten Umwandlung einer ex-ante unspezifischen in eine ex-post spezifische

Transaktionsbeziehung ergeben sich weitreichende Konsequenzen für die vertragliche Ausgestaltung (Williamson 1990a, S. 70-71).

Durch die neu entstandene Entscheidungssituation ändern sich für die Kooperationspartner die Anreizstrukturen und die spezifischen Bindungen an den Transaktionspartner. Es entsteht eine Abhängigkeitsbeziehung, die nachträgliche Anreize für opportunistisches Verhalten eröffnet und eine bilaterale monopolistische Struktur aufweist. Durch die spezifische Transaktionsbeziehung wird der Wechsel zu anderen Handlungsalternativen durch die damit verbundenen Transaktionskosten erschwert oder gänzlich eingeschränkt. Neben einer bilateralen kann es ebenfalls zu einer einseitigen Monopolsituation kommen und der abhängige Vertragspartner wird in seinem eigenen Interesse versuchen, die Transaktionsbeziehung aufrecht zu erhalten, da alternative Vertragsbeziehungen zu einem Verlust finanzieller Werte führen würden (Williamson 1990a, S. 70-72).

Zusammenfassend ist eine fundamentale Transformation dann gegeben, wenn sich bedingt durch eine spezifische Transaktion ein Wandel weg von einer durch die freie Wahlmöglichkeit der Vertragspartner gekennzeichneten Konkurrenzsituation hin zu einer Abhängigkeit einstellt.62