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3.2 Die Umsetzungsphase

3.2.2 Ablauf der Umsetzungsphase

Die beiden dieser Arbeit zugrunde liegenden Ausschreibungsverfahren haben im Zeitraum 2004 bis 2005 und im Jahr 2006 stattgefunden und werden nun jeweils hinsichtlich ihres zeitlichen Ablaufs skizziert.

I. Ausschreibung 2004/2005

Zu Beginn des ersten Ausschreibungsverfahrens hat der Regional Beirat Northeim im April 2004 den Nachfragekatalog beschlossen und die Ausschreibung wurde am 01. Juni 2004 öffentlich bekannt gemacht. Parallel dazu wurden drei räumlich über die Modellregion verteilte Informationsveranstaltungen für interessierte Landwirte durchgeführt, bei denen der Ablauf des Ausschreibungsverfahrens und die

Ausschreibungsunterlagen erläutert wurden. Die Angebotsfrist endete nach sechs Wochen am 10. Juli 2004 und bis zum Ende der Zuschlagsfrist am 17. Juli 2004 wurden nach der Submission der Angebote die entsprechenden Zuschläge und Absagen verschickt. Die Kontrolle der ökologischen Güter erfolgte bis zum 31. Juli 2005 und die Auszahlung an die Landwirte nach einer erfolgreichen Kontrolle im August 2005.

Im Verlauf des Ausschreibungsverfahrens wurden zudem zwei schriftliche Befragungen in der Modellregion durchgeführt, welche die Perspektive der Landwirte erfasst haben und deren Ergebnisse einen maßgeblichen Anteil an dieser Arbeit und der darin vorgenommenen Bewertung des praktischen Einsatzes von Ausschreibungsverfahren und der Diskussion von Transaktionskosten der Landwirte haben.

II. Ausschreibung 2006

Das zweite Ausschreibungsverfahren wurde auf der Grundlage des durch den Regionalen Beirat Northeim im Januar 2006 beschlossenen Nachfragekatalogs ökologischer Güter durchgeführt.

Im Verlauf des Ausschreibungsverfahrens hatten die Landwirte bis zur Angebotsfrist am 31. März 2006 Zeit ihre Angebote abzugeben, die seitens der Projektmitarbeiter bis zum 07. April 2006 bewertet wurden. Die Kontrolle der ökologischen Güter erfolgte bedingt durch zeitliche Restriktionen des Forschungsprojekts bereits bis zum 31. Juli desselben Jahres, so dass die die Landwirte im Fall einer positiven Kontrolle im August 2006 ausgezahlt werden konnten.

Darüber hinaus wurde innerhalb des zweiten Ausschreibungsverfahrens eine weitere schriftliche Befragung von Landwirten in der Modellregion durchgeführt, welche die maßgeblichen Aspekte der ersten beiden Befragungen zusammengeführt hat und eine Erweiterung der Datengrundlage unter Einbeziehung eines Vergleichs zweier Befragungsperioden ermöglicht.

Einen zusammenfassenden Überblick über die Struktur des Honorierungssystems und den Ablauf der Ausschreibungsverfahren in der Umsetzungsphase 2004 bis 2006 im Landkreis Northeim gibt Abbildung 3-1.35

Abb. 3-1: Struktur des Honorierungssystems in der Umsetzungsphase

Quelle: Eigene Darstellung.

Der Ablauf des Ausschreibungsverfahrens lässt sich demzufolge so umreißen, dass der Regionale Beirat Northeim zu Beginn unter Einbeziehung regionaler Bevölkerungspräferenzen einen Nachfragekatalog ökologischer Güter beschließt.

Auf der Grundlage dieses Nachfragekatalogs wird das Ausschreibungsverfahren seitens der Vergabestelle (hier der Universität Göttingen) durchgeführt, wobei die Vergabestelle als Nachfrager und die Landwirte als Anbieter ökologischer Leistungen auftreten. Nach der öffentlichen Bekanntmachung der Ausschreibung können die teilnahmeberechtigten Landwirte schlagbezogene Angebote abgeben, welche seitens der Vergabestelle nach der Angebotsfrist bewertet werden. Eine Auszahlung an die Landwirte erfolgt, nachdem die vertragkonforme Leistungserbringung auf den Grünlandflächen nachgewiesen werden konnte.

35 Weitere im Rahmen der Umsetzungsphase im Landkreis Northeim in anderen Arbeitsbereichen durchgeführte und hier nicht näher betrachtete Arbeiten umfassen die Ermittlung von regionalen Bevölkerungspräferenzen und ihre Einbindung in die Beiratsentscheidung, die Kartierung von Grünlandflächen und die Kontrolle der ökologischen Güter sowie die Entwicklung von Indikatoren floristischer Artenvielfalt.

4 Transaktionskostenökonomik

Die Transaktionskostenökonomik hat ihren Ursprung in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, wobei als Ausgangspunkt in der Regel die grundlegende Erkenntnis von Coase gesehen wird, dass die Koordination ökonomischer Aktivitäten über Märkte nicht kostenlos vonstatten geht (Coase 1937, S. 387-394).

Diese Kosten können so hoch sein, dass der Markt als Koordinationsmechanismus versagt und andere Formen der Abwicklung von Transaktionen gewählt werden.

Coase begründet damit die Entstehung von Unternehmen, in denen eine entsprechende Transaktion zu geringeren Kosten als über Märkte erfolgen kann (Coase 1937, S. 404-405).

Im Anschluss an die fundamental durch die Herangehensweise von Coase geprägten Arbeiten wurde die Transaktionskostenökonomik maßgeblich von Williamson weiterentwickelt und generalisiert. Somit wird nunmehr der Anspruch erhoben, nicht ausschließlich die Alternativen Markt und Unternehmen, sondern sämtliche Koordinations- bzw. Vertragsformen unter dem Aspekt der Transaktionskosten untersuchen zu können (Williamson 1990a, S. 17-20).

Vor dem Hintergrund des in der vorliegenden Arbeit verfolgten Ansatzes der praktischen Erprobung von Ausschreibungen für Umweltleistungen ist folglich als Ziel der Transaktionskostenökonomik vor allem das Effizienzziel zu nennen (Williamson 1990a, S. 19 und S. 30-34). Ebenso wie in der Agrarumweltpolitik durch den Einsatz eines Ausschreibungsverfahrens anstelle einer Einheitsprämie die im Zuge dessen zu erwartenden Effizienzsteigerungen des öffentlichen Mitteleinsatzes ein entscheidendes Ziel darstellen, betrachtet die Transaktionskostenökonomik Transaktionen und Vertragsbeziehungen im Hinblick auf transaktionskostenmindernde und effizienzsteigernde Effekte.

Zu Beginn des Kapitels wird in Abschnitt 4.1 in Form eines Exkurses auf die Entwicklung der Transaktionskostenökonomik von ihren dogmenhistorischen Vorläufern bis hin zu den fundamentalen Arbeiten von Williamson eingegangen. Im Anschluss gibt Abschnitt 4.2 erste Definitionen zentraler transaktionskostenökonomischer Begriffe und thematisiert damit verbundene Abgrenzungsprobleme.

Mit der Einführung der menschlichen Verhaltensannahmen beginnt in Abschnitt 4.3 die Darstellung des Analyserahmens der Transaktionskostenökonomik. Dabei wird der Einfluss dieser vom traditionellen ökonomischen Menschenbild abweichenden und als realitätsnäher angesehenen Annahmen auf die Durchführung von Transaktionen aufgezeigt. Als zweiter wesentlicher Aspekt wird in Abschnitt 4.4 der Einfluss der Dimensionen auf das Zustandekommen und die Effizienz von Transaktionsbeziehungen betrachtet. Zudem erfolgt ein kurzer Exkurs, der das Konzept der fundamentalen Transformation thematisiert. Den Analyserahmen abschließend führt Abschnitt 4.5 die grundlegenden Beherrschungsstrukturen ein, die in der Regel je nach Ausprägung der Verhaltensannahmen und der Dimensionen zur institutionellen Ausgestaltung von Transaktionsbeziehungen herangezogen werden.

Nachdem das konzeptionelle Gerüst eingeführt ist, wendet sich Abschnitt 4.6 weitergehenden Abgrenzungen von Transaktionskosten zu. Die in der Literatur vorherrschende und maßgeblich von Soziologen und Ökonomen geäußerte Kritik am Ansatz der Transaktionskostenökonomik wird in Abschnitt 4.7 skizziert.

Neben der Transaktionskostenökonomik sind insbesondere die Principal-Agent-Theorie36 und die Property-Rights-Theorie37 sowie darüber hinaus die Neue Politische Ökonomie38 und die Verfassungsökonomik39 unter dem Forschungszweig der Neuen Institutionenökonomik40 zusammengefasst, wobei in dieser Arbeit ausschließlich der Ansatz der Transaktionskostenökonomik herangezogen wird.

36 Einen Überblick über die Principal-Agent-Theorie geben Pfaff und Zweifel (1998). Hinsichtlich der Entwicklung des Ansatzes sind vor allem die Arbeiten von Mises (1922); Hayek (1935a; 1935b;

1945); Commons (1934); Barnard (1938); March und Simon (1958); Jensen und Meckling (1976);

Holmstom (1979) und Arrow (1985) zu nennen.

37 Die Entwicklung der Property-Rights-Theorie erfolgte vor allem durch Demsetz (1967); Alchian und Demsetz (1972); Pejovich (1971); Furubotn und Pejovich (1972; 1974); North und Thomas (1973) und North (1988; 1990).

38 Die Neue Politische Ökonomie wurde von Downs (1968) geprägt. Siehe diesbezüglich auch Kirchgässner (1991) und Richter (1994).

39 Einen Überblick über die Verfassungsökonomik geben beispielsweise Lee und McKenzie (1987);

Buchanan (1991) und Brennan und Buchanan (1993).

40 Für einen Überblick über den Gesamtkontext der Neuen Institutionenökonomik siehe exemplarisch Thiele (1994); Feldmann (1995); Cezanne und Mayer (1998); Voigt (2002) und Richter und Furubotn (2003).