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Prädiktion der Ausübung von Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit Es konnte gezeigt werden, dass sowohl biografische Merkmale als auch Merkmale

5 Lange Arbeitszeiten und Beeinträchtigungen der sozialen Teilhabe

5.2 Freizeitverhalten in Abhängigkeit von der wöchentlichen Arbeitszeit

5.2.3 Prädiktion der Ausübung von Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit Es konnte gezeigt werden, dass sowohl biografische Merkmale als auch Merkmale

der Arbeitszeitgestaltung einen z. T. erheblichen moderierenden Einfluss auf die Zusammenhänge zwischen der Ausübung außerberuflicher Aktivitäten und der wöchentlichen Arbeitszeit besitzen. Zur Ermittlung des Einflusses der verschiedenen Arbeitszeitmerkmale auf die häuslichen und Freizeitaktivitäten unter Kontrolle der personenbezogenen Merkmale wurden multiple Regressionsanalysen berechnet. Die Regressionsanalysen wurden analog zum Vorgehen bei der Vorhersage der Vereinbarkeit in zwei Blöcken durchgeführt. Als Kontrollvariablen wurden im ersten Block per Einschluss die biografischen Merkmale Alter, Geschlecht und Kinder im Haushalt in die Regressionsgleichung eingefügt. Im zweiten Block erfolgte der schrittweise Einschluss der folgenden Arbeitszeitmerkmale:

- tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit (kontinuierlich) - Häufigkeit der Tage mit ≥ 10 Std. pro Tag

- Häufigkeit von Arbeit an Abenden - Häufigkeit von Arbeit an Samstagen - Häufigkeit von Arbeit an Sonntagen

- Häufigkeit von Arbeit zwischen 23 und 5 Uhr (Nachtarbeit) - Schichtarbeit

- feste Start- und Endzeiten - gleiche Anzahl Stunden pro Tag - gleiche Anzahl Tage pro Woche - Planbarkeit der Arbeitszeit

- Kontaktaufnahme durch den Arbeitgeber außerhalb der Arbeitszeit (z. B. per Telefon, E-Mail usw.)

Als abhängige Variablen wurden die Faktorwerte der häuslichen und der Freizeit-aktivitäten verwendet. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen in den EU 15 Län-dern und in den deutschen Substichproben der EU 2000 und EU 2005 sind in Tab.

5.24 bis Tab. 5.27 vergleichend dargestellt. Aufgeführt sind die Beta-Koeffizienten aller Variablen, die einen signifikanten Einfluss auf die Höhe der berichteten Verein-barkeit ausüben sowie die Varianzaufklärung der jeweiligen Gesamtmodelle.

Die biografischen Merkmale besitzen erwartungsgemäß einen sehr hohen Einfluss auf die Ausübung häuslicher Aktivitäten. So klären allein Alter, Geschlecht und Kinder den Großteil der Varianz der häuslichen Aktivitäten auf. Dennoch bleibt sowohl in den 15 Ursprungsländern der EU (Tab. 5.24) als auch in den deutschen Substichproben (Tab. 5.25) die Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit als signifikante Einflussgröße auf die Ausübung von häuslichen Aktivitäten in den Regressions-gleichungen erhalten und wird in allen Stichproben als erstes Merkmal der Arbeitszeit in die schrittweise Regressionsgleichung einbezogen. In den EU 15-Stichproben werden weitere Arbeitszeitmerkmale signifikant, wie etwa Parameter der Lage (Arbeit an Samstagen, Sonntagen, Abenden, Schichtarbeit, Nachtarbeit), unregelmäßige Tagesarbeitszeiten sowie, als weiterer Indikator für die Arbeitsdauer, die Häufigkeit von Tagen mit mehr als 10 Stunden. Die Arbeit an Samstagen und Abenden beeinflusst die Häufigkeit von häuslichen Tätigkeiten negativ, wohingegen, entgegen der Erwartung, Arbeit in Schicht und an Sonntagen sowie mit einer variablen

täglichen Arbeitsdauer mit einer tendenziell erhöhten Aktivität im Haushalt zusam-menhängen. Die Varianzaufklärungen durch die Regressionsmodelle sind dabei in allen Fällen mit 27,6 % bis 44,7 % substantiell.

Tab. 5.24 Regressionskoeffizienten zur Vorhersage der Ausübung von häuslichen Aktivitäten, europäische Stichproben

Samstagsarbeit -0,056 -0,053

Sonntagsarbeit 0,042 0,049

Arbeit am Abend -0,030 -0,033

variable Anzahl Std. pro Tag 0,030 0,033

Schichtarbeit 0,024 0,032

Nachtarbeit 0,020 n. s.

> 10 Std./Tag n. s. 0,044

Kontakt außerhalb der Arbeitszeit n. s. -0,033 Varianzaufklärung R2 = .394 R2 = .375 Tab. 5.25 Regressionskoeffizienten zur Vorhersage der Ausübung von

häuslichen Aktivitäten, deutsche Substichproben β

Modellvariablen EU 2000 (DE) EU 2005 (DE) 1. Block:

Die Regressionsmodelle in den wesentlich kleineren deutschen Substichproben (siehe Tab. 5.25) weisen deutlich weniger Arbeitszeitmerkmale auf. Neben der Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit lassen sich nur für Sonntagsarbeit und für täglich variable Arbeitszeiten signifikante Effekte in jeweils einer der Stichproben auf die

Ausübung der Haushaltsaktivitäten zeigen. Die Regressionskoeffizienten für die wöchentliche Arbeitszeit stimmen jedoch in beiden Stichproben sehr gut überein.

Die Ergebnisse für die Freizeitaktivitäten in den europäischen Stichproben (Tab.

5.26) gleichen den Resultaten für die häuslichen Aktivitäten: Die Dauer der Arbeitszeit übt auch nach Kontrolle der einen großen Varianzanteil bindenden Personenvariablen einen signifikanten negativen Einfluss auf die Ausübung der Freizeitaktivitäten aus. Die weiteren signifikanten Arbeitszeitmerkmale sind haupt-sächlich Merkmale der Lage und der Variabilität. Ebenso wie bei den häuslichen Aktivitäten fällt hier auf, dass Sonntags- und Schichtarbeit einen eher positiven Einfluss auf die Freizeitaktivitäten haben. Die Variabilität begünstigt erwartungs-gemäß diese Aktivitäten, jedoch ist dieses Ergebnis zwischen EU 2000 und 2005 nicht ganz konsistent.

In den kleineren deutschen Substichproben (siehe Tab. 5.27) kann dagegen für die wöchentliche Arbeitszeit kein signifikanter Einfluss auf die Ausübung der Freizeit-aktivitäten nachgewiesen werden. Dort verbleiben nur die Variablen „variable Anzahl Std./Tag“ sowie „Arbeit an Abenden“ in EU 2005 in der Regressionsgleichung. Diese Variablen klären vermutlich bereits so viel Varianz auf, dass die Wochenarbeitszeit keinen signifikanten Anteil mehr leisten kann. Insgesamt klären die Regressions-modelle zur Vorhersage von Freizeitaktivitäten wesentlich weniger Varianz auf als die Modelle für die Haushaltsaktivitäten. Dies ist z. T. in der hohen Varianzaufklärung begründet, welche die biografischen Merkmale zur Vorhersage der Haushalts-aktivitäten leisten.

Tab. 5.26 Regressionskoeffizienten zur Vorhersage der Ausübung von Freizeit-aktivitäten (europäische Stichproben)

variable Anzahl Std./Tag 0,111 0,107

variable Start- und Endzeiten 0,039 -0,047

Samstagsarbeit -0,093 -0,069

Sonntagsarbeit 0,059 0,058

Planbarkeit der AZ 0,022 0,056

Nachtarbeit -0,036 -0,037

Schichtarbeit n. s. 0,045

Privat kontaktiert n. s. -0,138

Varianzaufklärung R2 = .074 R2 = .104

Tab. 5.27 Regressionskoeffizienten zur Vorhersage der Ausübung von Freizeit-aktivitäten (deutsche Substichproben)

β

Modellvariablen EU 2000 (DE) EU 2005 (DE) 1. Block:

Alter n. s. -0,104

Geschlecht n. s. 0,099

Kinder -0,096 -0,178

2. Block:

Wochenarbeitszeit n. s. n. s.

variable Anzahl Std./Tag 0,107 0,181

Arbeit an Abenden n. s. -0,126

Varianzaufklärung R2 = .017 R2 = .085

Insgesamt lassen sich sehr konsistente Ergebnisse in den europäischen Umfragen nachweisen, die zeigen, dass mit zunehmender Arbeitsdauer die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit wie auch die Häufigkeit verschiedener außerberuflicher Aktivitäten deutlich eingeschränkt werden. Sowohl Arbeitszeit- als auch biografische Merkmale moderieren diese Zusammenhänge konsistent über alle Stichproben hinweg. Auch die Anpassung der Arbeitszeit an die eigenen Bedürfnisse mildert nur in geringem Maße die negativen Effekte langer Arbeitszeiten ab. Da in GA 2004 und BB 2006 keine Informationen über Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit erhoben worden waren, konnte diesbezüglich keine Kreuzvalidierung der Ergebnisse über alle vier Stichproben hinweg vorgenommen werden. Die Resultate aus den europäischen Befragungen stimmen jedoch strukturell und teils auch numerisch sehr gut überein.

6 Diskussion

6.1 Die Effekte langer Arbeitszeiten auf gesundheitliche und