• Keine Ergebnisse gefunden

Gesundheitliche Beeinträchtigungen

3 Vergleich der Stichprobenmerkmale und Ergebnisse der Voruntersuchungen

3.2 Gesundheitliche Beeinträchtigungen

Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Beschäftigten dienen in den Analysen als abhängige Variablen und sollen zunächst deskriptiv dargestellt werden. Aufgrund der Filterfrage in den europäischen Umfragen (siehe Abschnitt 2.2.1) unterscheiden sich die absoluten Häufigkeiten der einzelnen Beeinträchtigungen, die in Abb. 3.6 bis Abb. 3.12 aufgeführt sind.

Die Häufigkeiten der berichteten muskulo-skelettalen Beeinträchtigungen sind in allen Befragungen recht hoch (siehe Abb. 3.6 und Abb. 3.7). Mit einer Prävalenz von 40 bis 60 % werden besonders häufig Nacken-, Schultern-, Rücken- und Kreuzschmerzen genannt. In BB 2006 und GA 2004 scheint das Beschwerdeniveau einer ähnlichen Struktur zu unterliegen, wobei in GA 2004 mehr Beschwerden des Oberkörpers und weniger der Extremitäten genannt werden als in BB 2006 (siehe Abb. 3.6).

Aufgrund einer Umstellung der Fragen zwischen EU 2000 und 2005 wurden die Muskel-Skelett-Beschwerden in 2005 nicht mehr detailliert, sondern nur noch in Form von „Rückenschmerzen“ und „Muskelschmerzen“ erhoben, was Vergleiche der einzelnen Variablen mit EU 2000 problematisch macht. Insgesamt geben in den europäischen Befragungen mit 20 bis 30 % der Befragten deutlich weniger Personen an, unter Rücken- bzw. Nackenschmerzen zu leiden, als in BB 2006 und GA 2004.

Die Erwerbstätigen in den deutschen Substichproben der europäischen Befragungen geben tendenziell weniger Muskel-Skelett-Beschwerden an als die Befragten in den EU 15-Stichproben (vgl. Abb. 3.7). Die Zahl der arbeitsbedingten Verletzungen scheint seit dem Jahr 2000 leicht angestiegen zu sein.

Abb. 3.6 Muskel-Skelett-Beschwerden in BB 2006 und GA 2004

Abb. 3.7 Muskel-Skelett-Beschwerden in den europäischen Befragungen

Eine weitere Beschwerdegruppe stellen die psychovegetativen Beeinträchtigungen dar, deren Häufigkeiten in Abb. 3.8 und Abb. 3.9 aufgeführt sind. Diese Beschwerden bilden eine etwas homogenere Verteilung über die verschiedenen Datensätze als die muskulo-skelettalen Beeinträchtigungen.

Abb. 3.8 Psychovegetative Beschwerden in BB 2006 und GA 2004

Abb. 3.9 Psychovegetative Beschwerden in den europäischen Befragungen

Die Häufigkeitsverteilungen der psychovegetativen Beeinträchtigungen in BB 2006 und GA 2004 (Abb. 3.8) stimmen tendenziell gut überein: An häufigster Stelle werden allgemeine Erschöpfung (40 %) und Kopfschmerzen (30 bis 38 %) genannt, gefolgt von Nervosität (28 %) und Schlafstörungen (20 %). Die hohe Angespanntheit wurde nur in GA 2004 abgefragt, und nimmt ebenfalls einen Spitzenplatz ein.

Bemerkenswert erscheint die recht hohe Prävalenz von Herzbeschwerden mit über 5 %.

Wie in Abb. 3.9 dargestellt ist, wird in den europäischen Befragungen Stress bei weitem am häufigsten genannt, jedoch ist dieser Ausdruck etwas unspezifisch und besitzt möglicherweise nicht in allen Ländern die gleiche Bedeutung (vgl. RÄDIKER, 2005). Nach dem berichteten Stress folgen genau wie in BB 2006 und GA 2004 die häufig genannten Beschwerden Erschöpfung (10 bis 15 %), Kopfschmerzen (knapp 15 %), Nervosität (5 bis 10 %) und Schlafstörungen (ca. 7 %). Es fällt auf, dass in den DE-Substichproben tendenziell weniger Beeinträchtigungen genannt werden, als in den EU 15-Stichproben. Weiterhin scheinen in der EU 2005 (DE) Stichprobe weniger Beeinträchtigungen berichtet zu werden, als in EU 2000 (DE). In den EU 15-Stichproben hingegen hat zwischen 2000 und 2005 die Häufigkeit einiger Beschwerden zu- und die anderer abgenommen, sodass kein klarer Trend erkenn-bar ist.

Beschwerden, die sich nicht in die Gruppen der muskulo-skelettalen oder psycho-vegetativen Beeinträchtigungen einordnen lassen, sind zusammengefasst unter

„andere Beschwerden“ in Abb. 3.10 und Abb. 3.11 dargestellt. Auch hier zeigt sich ein recht ähnliches Bild in den deutschen Befragungen BB 2006 und GA 2004.

In Abb. 3.11 ist zu erkennen, dass auch die Häufigkeit der anderen Beschwerden in den europäischen Befragungen deutlich geringer ist als in BB 2006 und GA 2004. In den deutschen Substichproben liegen die Beschwerderaten dabei tendenziell etwas unterhalb des Niveaus der EU 15-Stichproben. Aufgrund des recht niedrigen allgemeinen Niveaus der Beschwerdehäufigkeit handelt es sich allerdings i. d. R. um Unterschiede von weniger als 2 %.

Abb. 3.10 Andere Beschwerden in BB 2006 und GA 2004

Abb. 3.11 Andere Beschwerden in den europäischen Befragungen

Als neue Variable wurde die Beschwerdefreiheit der Befragten berechnet. Wenn eine Person angab, unter mindestens einer Beschwerde zu leiden, erhielt er oder sie den Wert 1, wurde hingegen keine Beschwerde angegeben, den Wert 0. So lässt sich der mittlere Anteil der Personen ohne Beschwerden ermitteln, der in Abb. 3.12 für die sechs Stichproben dargestellt ist. Es fällt zunächst auf, dass die Häufigkeit der Personen ohne Beschwerden mit knapp 20 % in BB 2006 bzw. nur etwa 10 % in GA 2004 sehr gering ist, wohingegen in EU 2005 (DE) fast 80 % der Befragten keine Beeinträchtigungen berichten. Weiterhin sind große Unterschiede zwischen EU 2000 und EU 2005 zu erkennen, die vermutlich zu einem großen Teil aus der besseren

Kodierung der Daten im Jahr 2005 resultieren. In beiden Stichproben aus EU 2000 beträgt die Häufigkeit der Personen ohne Beschwerden etwa 40 %. In EU 2005 hingegen unterscheiden sich die EU 15- und die deutsche Substichprobe deutlich um etwa 15 %, wobei die Anzahl der beschwerdefreien Personen in EU 2005 (DE) mit fast 80 % sehr groß erscheint.

Abb. 3.12 Anteil der Personen ohne gesundheitliche Beschwerden (Beschwerdefreiheit)

Die obige Darstellung der Beschwerdehäufigkeiten in den einzelnen Stichproben soll einen ersten Überblick über die Verteilungen gewähren. Das Grundrisiko für gesundheitliche Beschwerden ist offensichtlich in den einzelnen Befragungen sehr unterschiedlich hoch. Die unterschiedlichen Grundrisiken können aus den Stich-proben (oder der StichStich-probenziehung), der Fragestellung (mit und ohne Filterfrage) aber auch aus der Anzahl der abgefragten Beschwerden resultieren, da die Beschwerdefreiheit kleiner wird, je mehr Beschwerden abgefragt werden. Daher erscheint eine Interpretation der prozentualen Häufigkeiten als absolute Schätzer der Beeinträchtigungen wenig sinnvoll. Für die Untersuchung der vorliegenden Frage-stellungen ist jedoch die absolute Häufigkeit der Beschwerden eher nebensächlich, da die strukturellen Beziehungen zwischen der Arbeitszeit und den Beschwerden von hauptsächlichem Interesse sind. Unabhängig vom Ausgangsrisiko lassen sich Beziehungen und Zusammenhänge zwischen der wöchentlichen Arbeitszeit und den Beeinträchtigungen ermitteln, die dann auf ihre strukturelle Ähnlichkeit geprüft werden können. In den deutschen Daten aus GA 2004 und BB 2006 muss dabei aufgrund der insgesamt sehr hohen Beschwerdehäufigkeiten (bzw. niedrigen Beschwerdefreiheit) mit dem Auftreten von Decken- bzw. Bodeneffekten gerechnet werden. Dies kann dazu führen, dass Regressionsgeraden eine geringe Steigung (und damit nur schwache Regressionskoeffizienten) erhalten, da nach oben oder unten nur wenig Spielraum in den Daten vorhanden ist.

Zur besseren Vergleichbarkeit der Strukturen wurden, wie in Abschnitt 2.2.1 beschrieben, mittels Faktorenanalyse drei Faktoren der gesundheitlichen

Beein-trächtigungen extrahiert, die z-standardisiert sind und somit strukturelle Vergleiche verschiedener Stichproben erlauben. Die Faktoren werden mit PVB (psychovegetative Beschwerden), MSB (Muskel-Skelett-Beschwerden) und Andere