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9 Die Deckenbilder der Bildergalerie und ihrer Vorzimmer

9.1.7 Pluto raubt Proserpina und bringt sie in die Unterwelt

An der nördlichen Schmalseite der Bildergalerie hat Scotti den Raub der Proserpina dargestellt (Abb.

58). Pluto, der triumphierend seinen Zweizack601 erhoben hat, hält Proserpina im Arm, während die beiden in seinem flammenden, von weißen Pferden gezogenen Wagen eilig der Unterwelt zustreben.

Über dem Wagen ist der geflügelte Cupido mit Pfeil und Bogen zu erkennen. Im Vordergrund erinnert ein zu Boden gefallener Blumenkorb daran, dass Proserpina mit ihren Gefährtinnen, die rechts dargestellt sind, Blumen pflückte, als Pluto sie sah und in der Folge raubte. Laut Ovid rief Proserpina traurig und erschrocken nach ihrer Mutter und ihren Gefährtinnen.602 Bei Scotti scheint sie sich allerdings schon mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Im Gegensatz zu Helena hat sie sich ihrem Entführer zugewandt, während sie ergeben zu Cupido aufblickt.

Pluto war der Bruder Jupiters und Neptuns. Er herrschte über die Unterwelt, die verstorbenen Seelen und die in der Erde verborgenen Reichtümer. Als Venus sah, dass Pluto eine Erkundungsfahrt über Sizilien machte, befahl sie Cupido, den Unterweltgott mit einem seiner Pfeile zu treffen, um sich auch

598 Lücke, Mythologie 2005, S. 612.

599 Helena, Hederich, S. 4277 f. (vgl. Hederich-Lexicon, S. 1224 f.). Deiphobus war der Bruder des Paris und brachte Helena nach dem Tod des Paris in seine Gewalt. Siehe Deiphobvs, Hederich, S. 3030 (vgl. Hederich-Lexikon, S. 883).

600 Zahlten, Achill 1977, S. 18 f. Zahlten sieht in den Liebespaaren Neptun und Amphitrite, Peleus und Thetis, Paris und Helena, Pluto und Proserpina, Achill und Polyxena sowie Mars und Venus ein verborgenes

Ordnungsschema der Galerie, in dem das Verhältnis des Herzog zu seiner Mätresse zum Ausdruck kommt.

601 Poeschel 2005, S. 312. Attribute des Pluto sind unter anderem Zweizack und Cerberus.

602 Ovid 1997, V 390 – 405.

das letzte Drittel der Welt zu unterwerfen, so dass sich auch die Unterwelt ihrer Macht nicht mehr entziehen konnte. Pluto erblickte Proserpina, entbrannte in Liebe und raubte sie sofort.603 Iupiter vermittelte schließlich zwischen Ceres, der erbosten Mutter der Proserpina, und Pluto. Proserpina durfte für die Hälfte des Jahres zur Erde aufsteigen, die andere Hälfte verbrachte sie an der Seite ihres Gatten in ihrem unterirdischen Königreich.604

Der Raub der Proserpina ist eine eher düster-gewaltsame Entführungsszene, nicht heiter-beschwingt wie der Raub der Europa. Kein weibliches Wesen folgte Pluto freiwillig in das Schattenreich.605 Zwar zeigt Scotti nicht die sich verzweifelt wehrende Proserpina, doch betont er deutlich die Unterweltthematik. Sicherlich war dem gebildeten barocken Betrachter bewusst, dass hier die Vergänglichkeit des irdischen Lebens angesprochen wurde.606

Als Anregung für den Raub der Proserpina hat Scotti, wie auch schon bei dem Triumph des Neptun, eine Szene Luca Giordanos in der Galleria Riccardiana in Florenz gedient.607 Aber anders als bei Giordano lässt Scotti Pluto und Proserpina bereits in einem Wagen in die Unterwelt fahren, während Giordano Pluto darstellt, wie er die Proserpina ergreift als sie mit ihren Gefährtinnen Blumen pflückt.

Die Unterweltszenerie ist von Scotti weitgehend übernommen worden, wobei er den mangelnden Platz in Ludwigsburg an der Schmalseite der Galerie dadurch ausgleicht, dass er die Szene auf die anschließende westliche Längswand ausdehnt. Ähnlich wie bei Giordano ist die Darstellung des fallen gelassenen Blumenkorbes, sowie der Handlungsort an der Grenze zur Unterwelt, wobei Scotti aus Platzgründen auf die Darstellung der elysischen Gefilde, in denen sich Proserpina aufgehalten hatte, verzichtet. Auch die drei erschrockenen Gefährtinnen der Proserpina tauchen auf, wenn auch in ihrer Haltung anders als bei Giordano. Wie Letzterer stellt Scotti die Unterweltrichter dar. Sie halten Stäbe als Attribut in den Händen, wobei der dritte Richter deutlich blasser, nur durch Kopf und Schulter sowie seinem angedeuteten Stab erscheint. Farblich weichen sie von Giordanos Vorbild ab.608 Hederich schreibt: „Es waren unter ihm [Pluto] die drey höllischen Richter Minos, Aeakus und Rhadamanthus, nach deren Urtheile er die verstorbenen Seelen entweder in die elysäischen Felder, oder in den Tartarus verwies; ferner Charon, der solche Seelen über die höllischen Flüsse führete; die Furien, welche die Verdammten peinigten, Cerberus, der nichts wieder aus der Hölle heraus ließ, und was der Dinge alle mehr waren. [...] Von ihm sollten die Blitze bei Nachtzeit herkommen. [...] Denn er war ein Herr der Nacht, wie nicht weniger des Lebens und des Todes, des Anfanges und des Endes aller Dinge. [...] Ihm war auch die ganze Kraft und Natur der Erde gewidmet.“609 Minos, Aiakos und Rhadamantus wurden aufgrund ihrer gerechten Urteilssprüche und Gesetze, durch die sie sich bereits

603 Brehm 1996, S. 9; Ovid 1997, V 527 f. und 365 – 375. Plvto, Hederich, S. 6860 (vgl. Hederich-Lexicon, S.

2027).

604 Ovid 1997, V 564 – 571.

605 Poeschel 2005, S. 312.

606 Siehe auch Poeschel 2005, S. 312 f.

607 Finaldi/Kitson 1997, Kat. Nr. 36; Acidini Luchinat 2005, S. 264 f.; Kat. Florenz 2005, Abb. 9.

608 Siehe Büttner 1972, S. 44 f.

609 Plvto, Hederich, S. 6860 f. (vgl. Hederich-Lexicon, S. 2027 f.).

zu ihren Lebzeiten ausgezeichnet hatten, zu den Richtern der Unterwelt. Rhadamanthus soll in der Hölle besonders damit beauftragt gewesen sein, die Verbrechen der Verstorbenen aus Asien zu untersuchen. „Dabey soll er mit dem Aeakus zugleich den Zepter in der Hölle halten, Minos aber beyder Urtheil sodann erst zur Vollstreckung bringen.“ 610 Minos soll „seiner gerechten Regierung halber hernach einer der drey höllischen Richter, und zwar der vornehmste geworden seyn, so, daß, wenn Aeakus und Rhadamanth in ihren Urtheilen nicht einig werden können, der Ausspruch sodann auf ihn angekommen sey. [...] Man stellet ihn daher mit einem Zepter in der Hand vor, wie er mitten unter den Schatten sitzt, deren Sachen man ihm vorträgt. [...] Dabey soll er die Urne in der Hand schütteln, welche ihr Schicksal enthält.“611 Aeacus, der dritte höllische Richter, richtete in erster Linie die Europäer.612

Links oberhalb der Pferde befinden sich zwei Figuren, deren Unterleib in Schlangenschwänzen enden, während ihre Hände klauenartig ausgebildet sind. Sie haben hängende Brüste, zerzauste Haare und blicken bösartig auf Pluto und Proserpina bzw. auf die Unterweltrichter. Die rechte der beiden Figuren scheint etwas in der Hand zu halten und zum Wurf auszuholen. Es handelt sich um zwei Harpyien, die hier etwas untypisch mit Schlangenleibern und ohne Flügel dargestellt sind. Über die Anzahl der Harpyien ist man sich in der Literatur nicht einig.613

Die Darstellung Giordanos deutet Acidini Luchinat als eine durch Gewalt erreichte Hochzeit, deren Zeugen die Unterweltrichter sind. Pluto und Proserpina sind von Dämonen und Gestalten der Unterwelt umgeben, um auf den Hades zu verweisen.614 Brehm hebt hervor, dass es sich beim Raub der Proserpina um ein seit der Antike beliebtes Thema aus der Frauen-Raub Thematik handelt. Der Mythos kann unterschiedlich interpretiert werden. Einerseits als erotisches Sinnbild, andererseits als moralisierendes Exemplum.615 Der Raub der Proserpina kann moralisierend als „Sinnbild für die ungebändigten Leidenschaften und Triebe“ gedeutet werden.616 Die blumenpflückende Proserpina kann eine Warnung „vor einem zu sehr an flüchtigen, weltlichen Werten orientierten Leben“

verbildlichen.617 Basierend auf Ovid, wurde der Raub der Proserpina auch als mahnendes Beispiel gegen Gewalt und Unkeuschheit ins Feld geführt. Proserpina sei nicht zu rauben, sondern zu erbitten.618 Carel van Mander hat 1603 sogar dem Handeln Proserpinas einen negativen Aspekt verliehen, in dem er ihr opportunistisches Einverständnis als Habgier deutet: Sie habe sich Pluto, dem Herrscher der Unterwelt, willig hingegeben, nur aufgrund seines Reichtums.619

610 Rhadamanthvs, Hederich, S. 7223 f. (vgl. Hederich-Lexicon, S. 2138 f.).

611 Minos, Hederich, S. 5612 f. (vgl. Hederich-Lexicon, S. 1638 f.).

612 Aeacvs, Hederich, S. 378 (vgl. Hederich-Lexicon, S. 76).

613 Siehe auch Lücke, Helden 2006, S. 264 f. und Harpyiae, Hederich, S. 4222 ff. (vgl. Hederich-Lexicon, S.

1196 ff.).

614 Acidini Luchinat 2005, S. 264 f.

615 Brehm 1996, S. 2.

616 Brehm 1996, S. 268.

617 Brehm 1996, S. 269.

618 Brehm 1996, S. 63, 283.

619 Brehm 1996, S. 83.

Für die Überleitung in die Unterwelt zitiert Scotti den Cerberus von Giordano (Abb. 59). Auch der Kahn des Charon, der die Toten über den Unterweltsfluss Acheron bringt, wurde von ihm übernommen, wiederum mit leichten Farbabweichungen vom Vorbild. Cerberus wendet seine drei Köpfe zu Pluto, seinem Herren, während er durch seinen Körper auf den Tartarus ausgerichtet ist.

Darin kommt zum Ausdruck, dass er zwar jeden gerne in die Hölle hinein, aber niemanden wieder heraus läßt.620 Die Qualen der Unterwelt werden nach Ansicht von Zahlten durch die Darstellung der Danaiden, Ixion, Sysiphus, sowie Tityon und Tantalus vor dem feurigen Schein einer Höhle verdeutlicht.621 Preimesberger weist darauf hin, dass die im Hades dargestellten Schreckgestalten Laster verkörpern können, wobei Cerberus als Verkörperung des Geizes gelesen werden kann.622 Ixion gehört, zusammen mit Sisyphus und Tantalus, zu den großen Frevlern, deren Untaten ihnen ewige Qualen eintrugen. Ixion soll seinem Schwiegervater, Eïoneus eine Fülle von Brautgeschenken versprochen haben. Nachdem Ixion sein Versprechen gebrochen hatte, nahm Eïoneus dessen Pferde als Pfand. Ixion versprach nun erneut, seinem Schwiegervater die Brautgeschenke zu geben. Als Eïoneus aber zu ihm kam, tötete Ixion ihn auf heimtückische Weise, indem er ihn in eine Feuergrube warf. Da das Verbrechen als so abscheulich angesehen wurde, war kein Mensch bereit, den Ixion zu entsühnen. Erst Jupiter fand sich dazu bereit. Jupiter erwies Ixion die hohe Ehre, ihn zu seinem und der Juno Vertrauten zu machen. Aber Ixion erwies sich dieser Gnade nicht als würdig, da er sich in Juno verliebte und sich ihr gewaltsam näherte. Jupiter überzeugte sich von der Schuld Ixions und sorgte für dessen Strafe. Nach unterschiedlichen Versionen erhielt er diese entweder schon für den Ehebruch oder erst nachdem er sich seiner Tat gebrüstet hat. Er wurde auf ein sich immerfort drehendes Rad, das zum Teil auch als Feuerrad beschrieben wird, geflochten. Ixion steht als Beispiel für Geiz, weil er die Brautgeschenke nicht, wie versprochen, herausgibt. Darüber hinaus ist er ein Beispiel für Eitelkeit, Ruhmsucht und Undankbarkeit, da er über seine Eroberung der Juno prahlt.

Ausserdem bricht er das Gastrecht gleich doppelt, indem er sich gegen seinen Schwiegervater versündigt und auch die Ehre, die Jupiter ihm erweist nicht achtet.623

Sisyphus ist dazu verdammt, in der Unterwelt einen riesigen Stein einen Berg hinaufzustemmen, aber immer wenn er sein Ziel fast erreicht hat, rollt der Stein den Berg wieder hinunter, so dass Sisyphus seine schwere Aufgabe von neuem beginnen muß. Scotti stellt ihn in der rotglühenden Höhle der Unterwelt dar, wie er einen gewaltigen Felsbrocken auf seinen Schultern trägt. Sisyphus kann als Beispiel für Grausamkeit stehen, denn er eignete sich den Isthmus von Korinth mit Hilfe von Räubern gewaltsam an, indem er seine Gegner mit Steinen erdrückte. Außerdem kann er als Beispiel menschlicher Hybris und Gottlosigkeit gedeutet werden, da er die Autorität der Götter missachtete. So soll er den Thanatus gefesselt und durch diese Tat bewirkt haben, dass niemand mehr sterben konnte.

620 Siehe Büttner 1972, S. 45; Zahlten, Achill 1977, S. 14 ff.; Cerbervs, Hederich, S. 2271 ff. (vgl. Hederich-Lexicon, S. 668 ff.); Kat. Florenz 2005, Abb. 9.

621 Zahlten, Achill 1977, S. 14.

622 Preimesberger 1976, S. 274, Anm. 311.

623 Lücke, Helden 2006, S. 345 f., 351; Ixion, Hederich, S. 4870 (vgl. Hederich-Lexicon, S. 1417).

Pluto sandte Mars aus, um den Gefesselten zu befreien. Als Sisyphus schließlich doch sterben musste, versuchte er erneut den Tod zu überlisten, indem er seine Frau Merope bat, die Totenopfer zu unterlassen. Daraufhin gewährte Pluto ihm die Gunst, auf die Erde zurückkehren zu dürfen, um seine Frau zur Rede zu stellen.624

Im Vordergrund der Unterweltszene sind die Danaiden dargestellt, wie sie unaufhörlich Wasser in ein löchriges Fass schöpfen. Es handelt sich um die – laut Mythos 50 – Töchter des Danaus. Ihr Vater flüchtete mit seinen Töchtern vor den Nachstellungen seines Bruders Aegyptus nach Argos. Aegyptus folgte ihm mit seinen 50 Söhnen und verlangte die Töchter des Danaus als Gemahlinnen für seine Söhne, um den Streit zwischen den Brüdern zu beenden. Die Töchter heirateten die Söhne des Aegyptus, wurden aber von Danaus angewiesen, ihre Ehemänner in der Hochzeitsnacht zu erdolchen.

Einzig Hypermnestra kam dem Befehl ihres Vaters nicht nach und tötete ihren Bräutigam Lynceus nicht.625

Es ist unklar, wo Zahlten den Tityus erkennt, denn in der Szene ist keine ausgestreckte Figur auszumachen, an deren Eingeweiden Geier fressen. Dies war die Strafe für Tityus, weil er sich Latona, der geliebten Jupiters, nähern wollte.626 Auch Tantalus ist nicht eindeutig erkennbar. Möglicherweise meint Zahlten eine der unterhalb von Sisyphus dargestellten Halbfiguren. Nach verschiedenen Erzählungen bestanden die Vergehen des Tantalus darin, dass er den Göttern seinen eigenen Sohn als Speise vorgesetzt hatte oder dass er den Göttern Nektar und Ambrosia entwendete, um diese Götterspeise mit Sterblichen zu teilen. Nach einer weiteren Version hatte er sich gewünscht ein göttergleiches Leben zu führen, weshalb ihm Jupiter, der ihm diesen Wunsch erfüllen musste, die Strafe auferlegte, dass er diese Freuden nie genießen konnte. Die Leiden des Tantalus werden meist so beschrieben, dass er bis zum Kinn im Wasser stand und dennoch an Durst leiden musste, da das Wasser zurückwich, sobald er trinken wollte. Es gibt aber auch Schilderungen, die ihn nur bis zur Körpermitte im Wasser darstellen. Darüber hinaus wird berichtet, dass über ihm ein Stein hing, so dass er stets fürchten musste erschlagen zu werden. Dieser Stein könnte in Ludwigsburg durch Sisyphus über ihn gehalten werden. Tantalus könnte als Beispiel für Grausamkeit, Frechheit und Gottlosigkeit dienen.627

Die Höhle der Unterwelt ist zusätzlich zu den identifizierbaren Figuren mit weiteren Gestalten bevölkert, die von Flammen umgeben sind und gequälte, darbende Seelen darstellen sollen.

Ebenfalls zur Szenerie der Unterwelt gehört der Kahn des Charon, bei dessen Darstellung sich Scotti erneut sehr stark an Luca Giordano orientiert hat. Charon setzte die Verstorbenen in seinem Kahn über den Unterweltfluß Acheron (Abb. 60).628 Hederich beschreibt Charon als alten, lebhaften Mann mit grauem Bart, feurigen Augen sowie schmutziger, zerrissener Kleidung. Charon steht in einem alten,

624 Lücke, Helden 2006, S. 527 ff.; Sisyphos, Hederich, S. 7481 ff. (vgl. Hederich-Lexicon, S. 2224 f.) .

625 Danäides, Hederich, S. 2975 ff. (vgl. Hederich-Lexicon, S. 864 ff.).

626 Tityvs, Hederich, S. 8070 (vgl. Hederich-Lexicon, S. 2390).

627 Lücke, Helden 2006, S. 532 ff.; Tantalvs, Hederich, S. 7676 ff. (vgl. Hederich-Lexicon, S. 2281 ff.).

628 Charon, Hederich, S. 2350 ff. (vgl. Hederich-Lexicon, S. 697 ff.); Kat. Florenz 2005, Abb. 9.

schwarzen, modrigen Kahn, den er mit einer Schierstange antreibt. Gegen die von ihm überzusetzenden Seelen erwies er sich als hart und trotzig.629 Scotti hat Charon als kräftigen bärtigen Mann dargestellt und verzichtet auf die beschriebene schmutzige Kleidung. Daß Charon im Vergleich zu den anderen Figuren als kraftvoller Mann dargestellt ist, kann als Sinnbild der Zeit gedeutet werden, die zwar alt ist, aber nicht an Kraft verliert.630 Scotti hält sich in seiner Darstellung sehr stark an das Vorbild Giordanos und übernimmt die Frauen, die das Boot besteigen wollen mit nur geringen Veränderungen. Büttner deutet sie als die drei Lebensalter, die von dem hinter ihnen dargestellten, furchterregenden Tod, der seine Sense emporhält, geholt wurden. Hinter dem Kahn des Charon kann der Betrachter die vom Schrecken der Unterwelt gezeichneten Gesichter der Verdammten erkennen.631 Diese Unterweltszene kann, zusammen mit dem Raub der Proserpina, als Mahnung vor sündhaftem Leben und als Erinnerung an die Vergänglichkeit gedeutet werden.