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Personalstruktur und Qualifi kation der Mitglieder der DGMP

Im Dokument Festschrift zum 40-jährigen Jubiläum (Seite 100-106)

Jürgen Rassow, Essen

Dr. Erich Bunde führte 1967 eine Vorumfrage unter Interessenten für Medizinische Physik in der Bundesrepublik Deutschland durch, aufgrund der am 5. Juni 1968 in Hamburg in Anwesenheit von 35 Teilnehmern die ¹F achvereinigung Physik in der Medizin“ gegründet wurde, die mit dem Stand vom 1. August 1968 62 Gründungs-mitglieder aufwies (E. Bunde, 1968). Aus dieser Fachvereinigung ging am 7. Mai 1969 in Stuttgart die ¹De utsche Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP)“ hervor mit unterdessen 78 Mitgliedern. In 7 Fragebogenaktionen dieser Gesellschaft (J. Rassow, 1969, 1972, 1975, 1979, 1989, 1994 und R. Simmler, O. Sauer, P. Schneider, 2002) wurden wissenswerte Fakten über die DGMP und ihre Mitglieder zusammengetragen, die die Situation der Medizinischen Physik in Deutschland widerspiegeln.

Zahl der Mitglieder und Erhebungsteilnehmer

Die Zahl der Mitglieder der DGMP hat sich seit der Gründung in den 25 Jahren (bis 1994) exponentiell vermehrt mit einem mittleren jährlichen Zuwachsfaktor von 1,12. In dem Jahrzehnt vor der 6. Erhebung 1994 konnte dieser Faktor nur gehalten werden, weil nach 1991 viele Mitglieder der ehemaligen ¹Se ktion Klinische Strahlen-physik und Radiologische Technik der Gesellschaft für Medizinische Radiologie der DDR“ und der ¹Ge sellschaft für physikalische und mathematische Biologie der DDR“

Mitglieder der DGMP geworden sind (Abb. unten).

Von 1994 bis 2002 war der Mitgliederzuwachs (auf insgesamt 1161) nur noch minimal mit einem jährlichen Zuwachsfaktor von 1,004.

Mitgliederzahlen der DGMP und prozentuale Teilnahme an den ersten 6 Erhebungen in den jeweiligen Be-zugsjahren. Das Publikationsdatum der Erhebungen 1 bis 5 ist durch Jahrgang und Heftnummer der „Mittei-lungen der DGMP“ kenntlich gemacht.

Die Teilnahme an den Erhebungen hat leider auch stark abgenommen und die Ergebnisse wurden damit zunehmend unsicherer. Das gilt insbesondere für die 7. Er-hebung 2002, an der sich nur noch 24% der Mitglieder beteiligten (im Gegensatz zu den maximal 54% (1969) bis 40% (1994)). Waren bei den ersten 6 Erhebungen der DGMP die Altersverteilungen der Teilnehmer und aller Mitglieder der DGMP noch fast gleich (Abb. Mitte), so ist bei der Erhebung 2002 eine signifi kante Minderbeteili-gung junger und erhöhte BeteiliMinderbeteili-gung älterer Mitglieder (über 62 Jahre) festzustellen.

Altersverteilung aller 1121 Mitglieder der DGMP und der 446 Teilnehmer an der 6. Erhebung (jeweils Novem-ber 1994)

Akademische Ausbildung und Hochschulgrade der Mitglieder

Betrug bei den ersten 6 Erhebungen (bis 1994) der Anteil der an Fachhochschulen (FH) und integrierten Gesamthochschulen (DI) graduierten Mitglieder noch 6% bis 10%, so stieg dieser Anteil 2002 auf 17% (oder möglicherweise höher wegen der nur geringen Teilnahme junger Mitglieder an der 7. Erhebung). Die Zahl der habilitierten Mitglieder veränderte sich von 14% (1969) auf 30% (1972) und 15% (1994) (bei der in 25 Jahren um den Faktor 14 gestiegenen Mitgliederzahl) und die Zahl (unhabilitierter) promovierter Mitglieder von 44% (1969), auf 33% (1972) und 37% (1994) (Abb. unten).

Hochschulgrade und -titel der Teilnehmer der 6. Erhebung 1994. 0,45% sind ungraduiert, 10% haben ein Diplom, das nicht zur Promotion berechtigt.

80

Lebensalter 26-30 Jahre 31-35 Jahre 36-40 Jahre 41-45 Jahre 46-50 Jahre 51-55 Jahre 56-60 Jahre 61-65 Jahre 66-70 Jahre 71-75 Jahre 76-80 Jahre 81-90 Jahre keine Angaben

alle Mitglieder

Teilnehmer der 6 Erhebungen

Bei gleich bleibendem Prozentsatz der letztgenannten Gruppe nahm 2002 der Prozentsatz der habilitierten Mitglieder auf 11,5% ab und das bei der verminderten Erhebungsteilnahme junger und weniger akademisch qualifizierter Mitglieder. Wur-den in Wur-den ersten zwei Jahrzehnten der DGMP noch 8 formell selbständige Universi-tätsinstitute bzw. -abteilungen für Medizinische Physik gegründet, so gingen mit dem Ruhestand der Gründungsleiter leider 6 dieser Institutionen wieder verloren und nur 2 neue wurden gegründet. Hinzu kommen allerdings einige wenige nichtuniversitäre selbständige Abteilungen. Das bezeugt leider (im Gegensatz zum westlichen Ausland) eine Abnahme der wissenschaftlichen Bedeutung eines eigenständigen Faches Medizi-nische Physik zugunsten der Wahrnehmung nur unselbständiger Servicefunktionen.

Beschäftigungsinstitutionen für Medizin-Physiker

Die DGMP wurde vor allem von Universitätsangehörigen gegründet. Von den Medizin-Physikern der Gründergeneration (1969) kamen 59% aus Universitätskli-niken und -instituten mit Patienten, 11% aus Universitätsinstituten ohne Patienten und nur 13% aus sonstigen Krankenhäusern, und 10% aus Industriefirmen, Behörden und Forschungseinrichtungen. Bis 2002 hat sich kontinuierlich diese Situation verändert:

Mitglieder der DGMP kommen 1994 (2002) zu 38% (34%) aus Universitätskliniken und -instituten und 35% (46%)aus sonstigen Krankenhäusern (und privaten Praxen!) und 27% (20%) aus sonstigen Institutionen. Entsprechend betreibt nur noch die Hälf-te der Teilnehmer der 7. Erhebung Hälf-teilweise Forschung und Entwicklung. Auch an Universitätsinstitutionen und noch deutlicher an sonstigen Krankenhäusern erfordert die Dienstleistung den größten Teil der Arbeitszeit.

1994 waren von 446 Erhebungsteilnehmern 319 in den alten und 80 in den jungen Bundesländern sowie 27 im Ausland beschäftigt. 18% sind in formell selb-ständigen Abteilungen und 29% in de facto selbselb-ständigen Arbeitsgruppen unter Lei-tung eines Medizin-Physikers tätig. Einem Arzt unterstehen als Einzelpersonen oder im Rahmen einer medizin-physikalischen Arbeitsgruppe (ohne de facto – Leitung durch einen Medizin-Physiker) 27% der Teilnehmer. Betrachtet man nur die Teilnehmer aus den jungen Bundesländern, so sind die Zahlen stark in Richtung Selbständigkeit der Medizin-Physik verschoben. Die entsprechenden Zahlen zu den vorstehend genann-ten Gruppen laugenann-ten: 30%, 33% bzw. 26%. Die Unterschiedlichkeit des Gesamtpro-zentsatzes jeweils aller drei Gruppen erklärt sich aus der Tatsache, dass 22% aller Teilnehmer in nicht-universitären Forschungsinstituten, Behörden und Industriefirmen arbeiteten, aber nur 10% der Teilnehmer aus den jungen Bundesländern.

Anstellungsverhältnis und Tarifstruktur bei Medizin-Physikern

Mit dem seit der Gründung der DGMP abnehmenden relativen Anteil der an Universi-täten beschäftigten Medizin-Physiker sinkt auch der Anteil der Beamten auf Lebenszeit und auf Zeit/Widerruf (wissenschaftliche Assistenten). Die letztgenannte Gruppe sinkt von 23% (1969) auf 0% (1994), die Beamtung auf Lebenszeit steigt von 18% (1969) auf maximal 33% (1975) und sinkt wieder auf 20% (1994) (in jungen Bundesländern 1%). Im Gegenzug steigt die Zahl der Angestellten auf 77% (in jungen Bundesländern 97%). Freie Mitarbeiter und Selbständige gibt es bei Medizin-Physikern maximal 5%

(2002). 2002 steigt die Zahl der Angestellten auf 81%, die der Beamten sinkt auf 14%.

Das korreliert mit dem abnehmenden Anteil der an Universitäten auf Lebenszeit

be-amteten Medizin-Physiker als akademische Räte/Direktoren und Professoren. Sowohl 1994 als auch 2002 gibt es bei den beamteten und angestellten Medizin-Physikern jeweils die größte Gruppe bei C3/A15 bzw. BAT Ib. Außer Tarif wurden 1994 7% der Medizin-Physiker bezahlt.

Tätigkeitsgebiete der Medizin-Physiker

Bei der Gründung der DGMP waren noch 81% der Erhebungsteilnehmer hauptsächlich in radiologischen Teilgebieten (Strahlentherapie [37%], Nuklearmedi-zin [28%], diagnostischer Radiologie [0%!], Strahlenschutz [12%], Strahlenbiologie [5%]) und nur 19% in nichtradiologischen Gebieten (Elektronik [7%], Datenverar-beitung {5%], Physiologie und Audiologie [7%]) tätig. Die Aufteilung in radiologische und nichtradiologische Hauptarbeitsgebiete ändert sich bis 1994 nur wenig (85% zu 15%), jedoch innerhalb der Radiologie und Nichtradiologie erheblich. Es sind nun 54% der 446 Erhebungsteilnehmer hauptsächlich in der Strahlentherapie, 11% in der diagnostischen Radiologie, 9% in der Nuklearmedizin, 6% im Strahlenschutz und 2% in der Strahlenbiologie tätig. Bei den nichtradiologischen Teilgebieten arbeiten 5% hauptsächlich für die Grundlagen der medizinischen Physik, 1% in der Daten-verarbeitung (EDV) und 8% in sonstigen nichtradiologischen Teilgebieten. Beachtlich jedoch ist, dass als 2. Priorität diagnostische Radiologie und Nuklearmedizin zu je 14%, Strahlenschutz zu 34%, Grundlagen der medizinischen Physik zu 11% und EDV zu 7% genannt wurden. In der 7. Erhebung von 2002 gibt genau die Hälfte der zum Thema Arbeitsgebiete Antwortenden an, zumindest teilweise in der diagnostischen Radiologie tätig zu sein. Das Gewicht dieses Teilgebietes gewinnt also zunehmend Bedeutung für Medizin-Physiker.

Fachanerkennung und Fachkunde im Strahlenschutz

Die Fachanerkennung durch die DGMP oder durch staatliche Stellen wurde allen 446 Erhebungsteilnehmern 1994 zu 38% (davon den 80 Teilnehmern aus den jungen Bundesländern zu 58%!) bestätigt. 2002 stieg der Prozentsatz der DGMP-Mitglieder mit Fachanerkennung durch die DGMP auf 42%. Das zeitlich befristete Zusatzzerti-fikat (nach WFBO) für ständige Fortbildung strebten 38% der über 42-Jährigen an, aber nur 17% der jüngeren Teilnehmer. Entsprechend groß ist die Ablehnung dieses Zertifikats in den Altersgruppen.

Die Fachkunde im Strahlenschutz für mindestens ein Teilgebiet weisen 1994 74% aller 446 Erhebungsteilnehmer auf (davon bei den 80 Teilnehmern aus den jun-gen Bundesländern 84%). Bedingt durch den 1994 noch unterschiedlichen appara-tiven Ausstattungsstand in den alten und jungen Bundesländern besitzen bei allen Teil-nehmern (bei den TeilTeil-nehmern aus den jungen Bundesländern) für Beschleuniger 48%

(23%), für Gammabestrahlungsanlagen 49% (44%), für diagnostische Radiologie 41% (55%) und für offene radioaktive Stoffe 50% (48%) die Fachkunde.

2002 hat sich die Zahl der Fachkundigen im Strahlenschutz bei den 296 Erhe-bungsteilnehmern wesentlich erhöht: für Beschleuniger auf 68%, für Gammabestrah-lungsanlagen auf 59%, für diagnostische Radiologie auf 49% und für offene radio-aktive Stoffe auf 54%. Dabei ist zu beachten, dass die Fachkunde im Strahlenschutz für Medizin-Physiker nur beim Umgang mit Beschleunigern in der Strahlentherapie einheitlich in Deutschland geregelt ist. Die Erteilung der Fachkunden zum Beispiel

für diagnostische Radiologie und offene radioaktive Stoffe wird in den verschiedenen Bundesländern aber durchaus unterschiedlich gehandhabt.

Wissenschaftliche Publikationen von Medizin-Physikern

Es kann hier nicht nach Allein-, Erst- und Mitautorenschaft und der Art der Publikationen nach Büchern, Buchbeiträgen, Original- und Übersichtsarbeiten oder nach Zeitschriften mit oder ohne Peer-Review-System unterschieden werden. Als An-haltspunkt für die Publikationsleistung der 446 Erhebungsteilnehmer 1994 dient hier die Gesamtzahl Original- und Übersichtsarbeiten, einschließlich Büchern und Buchbei-trägen sowie gedruckter Vortragsfassungen mit je mindestens einer Druckseite Länge:

Fehlende Angaben und Angaben ¹0 Publikationen“ liegen bei 26% aller Teilnehmer vor. 21% der Teilnehmer haben mehr als 50 wissenschaftliche Publikationen aufzu-weisen. Zwei Maxima liegen bei 1 bis 5 Publikationen (19%) und bei 51 bis 100 Publikationen (13%) vor. Die einsame Spitze von über 300 Publikationen erreichen immerhin noch 2%.

Quellennachweis

Bunde, E.: Vorabumfrage 1967 zur Medizinischen Physik in der Bundesrepublik Deutschland. 1. Mitteilungsblatt der Fachvereinigung Physik in der Medizin, Dezember 1968

Rassow, J.: Wissenswertes über Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik in der Bundesrepublik Deutschland.

1. Erhebung 1969. Mitt. DGMP 4/1 (1972) 4-13 2. Erhebung 1972. Mitt. DGMP 5/1 (1973) 4-13 3. Erhebung 1975. Mitt. DGMP 8/1 (1976) 16-27 4. Erhebung 1979. Mitt. DGMP 12/1 (1980) 5-19 5. Erhebung 1989. Mitt. DGMP 22/1 (1990) 5-27

Rassow, J.: Wissenswertes über Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (in Deutschland nach der Wiedervereinigung).

6. Erhebung 1994. Z. Med.Phys. 5 (1995) 91-97

Simmler, R., O. Sauer, P. Schneider: Mitgliedererhebung 2002/2003. Auswertung einer Erhebung DGMP-Bericht Nr. 19, ISBN 3-925218-81-5, Nürnberg 2004.

(www.dgmp.de/Arbeitsausschüsse/A3 Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2002/2003) 1-42

Im Dokument Festschrift zum 40-jährigen Jubiläum (Seite 100-106)