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Herausforderungen und Chancen

Qualifizierungswege in der Audiologie

IV. Herausforderungen und Chancen

Die Medizinische Physik in der Audiologie kann mit einer Reihe von Erfolgen aufwar-ten, die eine Entwicklung vom ¹K ellerkind“ der Medizin zu einem interdisziplinären Querschnittsfach markieren:

Mehrere Verbundprojekte, Sonderforschungsbereiche und Graduiertenkol- legs auf diesen und benachbarten Gebieten

Anfänglicher Erfolg des Exzellenz-Clusters ¹Hör en“ (Oldenburg/Hanno- ver) in der Exzellenz-Initiative des Bundes bzw. im Spitzencluster-Wettbe- werb (allerdings bisher ohne Förderung)

Denomination von mehreren Professuren an Universitäten (z.B. Köln, Gie- ßen, München, Oldenburg, Magdeburg, Würzburg) und Fachhochschulen (z.B. Oldenburg, Lübeck) auf diesem Gebiet im deutschsprachigen Raum

Aufgrund von Interdisziplinarität und Anwendungsorientiertheit (Hör-Dia- gnostik und Hör-Rehabilitation) sehr gute Erfolgschancen bei Drittmittel- Akquise

Auf der anderen Seite entstehen eine Reihe von Herausforderungen, die z. T.

spezifisch für die Audiologie und z. T. unspezifisch für die gesamte (nicht-ionisierende aber auch ionisierende) Medizinische Physik sind:

Studierenden-Interesse: Die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Medizinischen Physik ist stark gekoppelt an die Zahl der Absol-venten/innen und Studienanfänger(innen) in der Physik mit Spezialisierungsrichtung

in Medizinischer Physik, deren absolute Zahl in den vergangenen Jahren hinter den Erwartungen und Hoffnungen zurückgeblieben ist. Zwar kann durch öffentlichkeits-wirksame Maßnahmen und durch direkte Einbindung der Medizinischen Physik in Fachbereiche/Institute für Physik die Attraktivität und der Stellenwert gesteigert wer-den, erfahrungsgemäß ist hier jedoch nur eine langfristige, Strategie erfolgverspre-chend, so dass gemeinsame kontinuierliche Anstrengungen hier erforderlich sind.

Karriere-Optionen: Während die klassische Radiologische Physik primär die Tätig-keit als Medizin-Physiker in der Klinik (mit entsprechend geringen weiteren Aufstiegsmög-lichkeiten) beinhaltet, ist in den nicht-radiologischen Fächern gerade durch Verbindung zwischen Forschung und industrienaher Entwicklung ein Übergang als Job in die Industrie oder eine Hochschul-Karriere derzeit noch verhältnismäßig problemlos erreichbar.

Postgraduale Ausbildung im Umbruch: Der Bologna-Prozess (mit der Einbezie-hung einer strukturierten Ausbildung nach dem Master, z. B. während der Promoti-onsphase) und die Forderung nach einer höher qualifizierten Medizin-Promotion an-dererseits lassen gemeinsame Lehr-Programme für Mediziner und Medizin-Physiker im postgradualen Bereich zunehmend realistischer erscheinen. Damit kann den jeweiligen spezifischen Ausbildungs-Defiziten (Mediziner haben Defizite im naturwissenschaftlich-technischen Bereich während Physiker Defizite im biomedizinischen Bereich aufweisen) Rechnung getragen werden und im gemeinsamen, interdisziplinären Forschungskontext ein höherer Stand der (klinischen) Forschung in Deutschland erreicht werden. Entspre-chende postgraduale Weiterbildungs-Programme und/oder gemeinsame Promotionskol-legs stellen mögliche Realisierungsformen dar, von denen das Promotionskolleg ¹ Hö-ren“ (MH Hannover/Uni Oldenburg) eine mögliche Pilot-Implementierung darstellt.

Stärkung naturwissenschaftlicher Inhalte im Medizinstudium: Um die spezi-fische Forschungs-Kompetenz von Medizinern bereits während des Studiums zu stär-ken, ist eine höhere Vermittlung von physikalisch-naturwissenschaftlichen Inhalten und der dazugehörigen Arbeitsweisen vorteilhaft. Ein mögliches Modell dazu liefert der Quereinstieg im Groninger Ausbildungsgang für Humanmedizin, der (in ver-kleinerter und leicht abgewandelter Form) die Planungsgrundlage einer ¹Eur opean Medical School“ für die Mediziner-Ausbildung in Oldenburg darstellt: Etwa 10% des Einstiegs-Jahrgangs im dreijährigen MasteMedizin-Studiengang wird durch ¹Que r-einsteiger“ aufgefüllt, d. h. besonders qualifizierte Bachelor – Absolventen aus einem medizinnahen Studiengang (darunter insbesondere Medizinische Physik), die nach einem Anpassungsjahr den Zugang zum Master-Studiengang erreichen können. Ge-mäß Aussage der Studien-Verantwortlichen der Rijksuniversiteit Groningen gehören diese ehemaligen ¹Que reinsteiger“ zu den besten und forschungsstärksten Absolventen des jeweiligen Medizin-Studiengangs. Hier stellt sich also eine attraktive Möglichkeit zur verstärkten Interaktion zwischen Naturwissenschaft und Medizin bereits während der Master-Studienphase dar, die eine unmittelbare Auswirkung auf das Forschungs-Potential der beteiligten Fachbereiche Medizin hat.

Medizinische Optik I. Begriffsbestimmung

Der Begriff ¹ Medizinische Optik“ bezeichnet keinen Wissenschaftsbereich, son-dern unter ihm werden üblicherweise alle diagnostischen und therapeutischen

Verfahren der Medizin zusammengefasst, die optische Methoden und Prinzipien anwenden. Als Beispiele seien genannt die ¹ In-Vivo-Mikroskopie“, die Endos-kopie als Voraussetzung der ¹ Minimalinvasiven Chirurgie“, die Fluoreszens-spektroskopie, die medizinische Laseranwendungen und die bildgebenden Ver-fahren der Tumordiagnostik (letztere sind aber inzwischen ein eigenständiges Wissenschaftsgebiet).

Mit ¹ Medizinische Optik“ wird aber (leider) sowohl die Schnittmenge zwi-schen Ophthalmologie und Physik als auch die zwizwi-schen Augenoptik und Physik bezeichnet. Diese sind zusammengenommen durchaus ein Bereich der Wissenschaft, mit dem sich zu beschäftigen notwendig ist, denn die Bedeutung von optischen In-formationen in Form von Texten oder Bildern ist in unserer Gesellschaft sowohl am Arbeitplatz wie auch im Privatleben sehr hoch. Das Sehen ist wichtig in allen Lebensbereichen, viele Menschen erreichen jedoch nicht ihre optimale Sehleistung.

Bei der Suche nach den Ursachen ergeben sich optische Aufgabenstellungen in drei-erlei Art:

Erklärung und Messung der visuellen Funktionen und der optischen Wahr- nehmungen sowie deren Optimierung (physiologische Optik)

die optischen Verfahren zur Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des visuellen Systems (ophthalmologische Optik)

die Messung und Optimierung der Leistung des Systems bei Bauanomalien oder austherapierten Erkrankungen (Augenoptik)

Es gibt den Vorschlag, der sich beginnt langsam durchzusetzen, diese drei Gebiete, statt sie mit Medizinischer Optik zu bezeichnen, besser unter dem Begriff ¹ Ophthal-mische Optik“ (im engl. Sprachraum als ¹ophthalm ic optics“ schon in Gebrauch!) zusammenzufassen.

II. Themen

Da hier keine erschöpfende Liste der aktuellen Themen des – wie oben angedeu-tet – weitgefächerten Gebiets ¹ Medizinische Optik“ angegeben werden kann, wird auf die Übersicht von A.F. Fercher: ¹ Medizinische Optik – Perspektiven“ (Z Med Phys. 17/2007,1) verwiesen. Für die ¹ Ophthalmische Optik“, wie sie oben einge-führt wurde, sind hier einige, in den drei Teilbereichen besonders aktuelle, Themen aufgeführt:

Physiologie: Weiterentwicklung der elektrophysiologischen Verfahren (ERG, VECP), Informationsverarbeitung im optischen Cortex, Messung und Interpretation der Kontrast-Empfindlichkeits-Funktion des visuellen Sys- tems

Ophthalmolgie: Fundusphotographie mit quantitativer Auswertung, op- tische Kohärenz-Tomographie (OCT) der vorderen Augenabschnitte, Bestim- mung der Brechungsfehler höherer Ordnung (Aberrometrie), Refraktive Hornhautchirurgie zur Korrektur von Sehfehler mittels Laserablation, Ent- wicklung einer akkommodationsfähigen Intraokularlinse, Entwicklung eines Retinaimplants für Augen mit Netzhauterkrankung, bei der nur die Rezeptoren aber nicht die Ganglienzellen geschädigt sind

Augenoptik: Optimierung von Sehhilfen durch individuelle Brillenlinsen, Korrektur von Stellungs- und Binokularanomalien