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5.1 Erkrankungshäufigkeiten

5.1.2 peripartale Erkrankungen

Neben der Ketose wurden auch andere peripartale Erkrankungen bei den wöchentlichen Allgemeinuntersuchungen der Studientiere diagnostiziert. Dabei traten infektiöse bzw.

entzündliche Erkrankungen (Nachgeburtsverhaltung, Metritis, puerperale Infektion und Mastitis) und metabolische Erkrankungen (Hypocalcämie, Lipomobilisation und Labmagenverlagerung) auf. Die Hälfte der für die hier beschriebene Arbeit untersuchten Kühe (n=112) wies an keinem der UZP Symptome einer Erkrankung auf und wurde daher als gesund definiert.

Es erkrankten demnach insgesamt 50 % (n=112) der beprobten Tiere an einer peripartalen Erkrankung. Dabei lag die Erkrankungsinzidenz der verschiedenen Betriebe zwischen 41,3 % (Betrieb A) bis 57,8 % (Betrieb D) und ist damit vergleichbar mit den in der Literatur angegebenen Werten, die von 35,2 % (PROBO et al. 2018) bis 66 % (PIECHOTTA 2012) reicht.

Bei Probo et al. (2018) wurden, vergleichbar zur vorliegenden Arbeit, die Erkrankungen Milchfieber, Nachgeburtsverhaltung, Metritis, klinische Ketose, Labmagenverlagerung und Mastitis in die Auswertung mit einbezogen. Allerdings handelt es sich bei der Studie von Probo et al. (2018) um eine retrospektive Beobachtungsstudie die aus der Analyse von Gesundheitsdaten bestand, die während eines Zeitraums von einem Jahr in einem Milchviehbestand aus Mecklenburg-Vorpommern (2.450 Holstein-Friesian-Kühe, Beobachtungszeitraum 3 Wochen a.p. bis 3 Wochen p.p.) mittels betriebseigenen Computersystems erhoben wurden. Subklinische Erkrankungen, wie sie auch in der vorliegenden Arbeit in Form der subklinischen Ketose mit in die Auswertung eingegangen sind, wurden dabei nicht erfasst, weshalb die Inzidenz der Studie von Probo et al. (2018) mit 35,2 % deutlich niedriger ist als die Erkrankungsinzidenz der vorliegenden Arbeit mit 50 %.

Wenn man bei der Erkrankungsinzidenz in der vorliegenden Arbeit jedoch wie in der Studie von Probo et al. (2018) nur die klinisch erkrankten Tiere mit einbezieht, so liegt die

Diskussion

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Erkrankungsinzidenz bei den hier beprobten Tiere bei 36,6 %, da von 224 Tieren 82 Tiere klinisch erkrankten und 30 Tiere lediglich subklinische Symptome in Form von erhöhten BHB-Werten zeigten. Demnach ist die Inzidenz der klinischen Erkrankungen mit 36,6 % der vorliegenden Studie mit der Inzidenz von Probo et al. (2018) von 35,2 % vergleichbar. Ein weiteres Beispiel bei der Abgrenzung von klinischen und subklinischen Erkrankungen zeigt die Studie von Ribeiro et al. (2013). Dabei wurden 957 multipare Tiere aus 2 verschiedenen Betrieben bis zum Tag 30 p.p. untersucht. Es erkrankten 37,5 % der Tiere an mindestens einer klinischen Erkrankung und 59 % der Tiere erkrankten subklinisch. Demnach ist auch in diesem Fall die Inzidenz der klinischen Erkrankungen von 37,5 % mit der Inzidenz von 36,6 % der vorliegenden Arbeit vergleichbar. Die Erkrankungsinzidenz der subklinischen Erkrankungen lag bei Ribeiro et al. (2013) deutlich über der Inzidenz in der vorliegenden Arbeit. In der Studie von Ribeiro et al. (2013) wurden vergleichbar mit der vorliegenden Studie Tiere mit erhöhten BHB-Konzentrationen als subklinisch Ketosekrank diagnostiziert. Darüber hinaus flossen bei Ribeiro et al. (2013) aber auch Tiere mit erhöhten NEFA-Konzentrationen (≥0,70 mmol/l) und mit erniedrigten Calcium-Konzentrationen (≤2,14 mmol/l) als Tiere mit subklinisch erhöhten NEFA-Konzentrationen und Tiere mit subklinischer Hypocalcämie in die Auswertung mit ein, sodass die deutlich höhere Inzidenz der subklinischen Erkrankungen in der Arbeit von Ribeiro et al. (2013) auch mit den zusätzlichen Untersuchungsparametern erklärt werden kann. In der Studie von Piechotta et al. (2012) wurden 41 Tiere ab Tag 235 bis Tag 290 post inseminationem regelmäßig beprobt und 3 Wochen p.p. täglich klinisch untersucht. Dabei wurden, vergleichbar mit der vorliegenden Arbeit, die Erkrankungen Nachgeburtsverhaltung, Ketose, Milchfieber, Labmagenverlagerung, Metritis und Mastitis erfasst und in die Auswertung einbezogen. Von 41 untersuchten Tieren erkrankten 25 Tiere an mindestens einer Erkrankung, womit die Erkrankungsinzidenz bei 66 % und damit über der Erkrankungsinzidenz von 50 % der vorliegenden Arbeit lag. Im Unterschied zur Studie von Piechotta et al. (2012), in der die Tiere täglich klinisch untersucht wurden, wurden in der vorliegenden Arbeit aus organisatorischen Gründen eine wöchentliche Allgemeinuntersuchung vorgenommen.

Demnach könnte die höhere diagnostizierte Erkrankungsinzidenz bei Piechotta et al. (2012) vielleicht auf eine bessere Überwachung der Tiere zurückzuführen sein, da häufigere Untersuchungen und möglichst engmaschige Überwachung der Tiere die

Erkennungswahrscheinlichkeit von erkrankten Tieren erhöht. Allerdings wurden in der vorliegenden Arbeit auch die Landwirte angehalten, jegliche Erkrankungssymptome der Tiere wie Leistungsabfall, Zellzahlerhöhung in der Milch oder Futterrückgang während der Studienphase zu melden, sodass auch Tiere, die zwischen den Probenahmen erkrankten oder auffällig waren dann zeitnah untersucht wurden und in die Gruppe der erkrankten Tiere aufgenommen wurden. Bei Probo et al. (2018) wurden beispielsweise die Daten zu den Erkrankungen von den Landwirten bzw. Melkern erhoben und auch bei Ribeiro et al. (2013) wurde wie in der vorliegenden Arbeit nur wöchentlich untersucht und zusätzlich die täglichen Aufzeichnungen der Landwirte und Melker zur Auswertung genutzt. Der Untersuchungszeitraum der Tiere von 28 ± 4 Tage a.p. bis 21 ± 4 Tage p.p. ist vergleichbar mit dem Untersuchungszeitraum der angegebenen Arbeiten (PIECHOTTA et al. 2012: bis 3 Wochen p.p., RIBEIRO et al. 2013: bis Tag 30 p.p., PROBO et al. 2018: 3 Wochen a.p. bis 3 Wochen p.p.) und fällt genau in die in der Literatur als Transitperiode definierte Zeitspanne von drei Wochen vor bis drei Wochen nach der Kalbung (GRUMMER 1995, MALLARD 1998, DRACKLEY 1999). Dies ist die Zeitspanne, in der die Tiere in eine, durch die in Bezug auf die rasch steigende und energieverbrauchende Milchleistung zu niedrige Trockenmasseaufnahme, NEB geraten, die die Kuh vor die Herausforderung der Anpassung an eine veränderte Stoffwechselsituation stellt (GRUMMER 1995, HAYIRLI 2006, STÖBER 2006).

Dies wird in der Literatur immer wieder als Grund angenommen, warum die meisten metabolischen und infektiösen Erkrankungen von Milchkühen in den ersten beiden Laktationswochen anzutreffen sind (GOFF et HORST 1997, MALLARD et al. 1998, ALERI 2016).

Ingvartsen et al. (2003) fassten Daten aus mehreren Arbeiten von 93,000 Erstkalbinnen und 58,000 Kühen in 3. Laktation zusammen aus denen hervorgehen, dass die höchste Inzidenz der Erkrankungen (Mastitis, Ketose, Verdauungsstörungen und Laminitis) zwischen der Geburt und Tag 10 p.p. auftrat. Neben Ingvartsen et al. (2003) verifizierten auch viele andere Studien, dass die Inzidenz von Produktionserkrankungen wie Milchfieber, Mastitis, Leberverfettung, Ketose, Metritis und Labmagenverlagerung in der peripartalen Periode von 3 Wochen vor bis 3 Wochen nach der Kalbung am höchsten ist (DRACKLEY 1999, MCART et al.

2012, MULLIGAN et DOHERTY 2008, RIBEIRO et al. 2013, STEVENSON, 2000). Demnach ist

Diskussion

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davon auszugehen, dass in der vorliegenden Arbeit im Untersuchungszeitraum von 2 Wochen a.p. bis 3 Wochen p.p. und mit wöchentlichen Allgemeinuntersuchungen der Tiere und der zusätzlichen Überwachung der Tiere und Aufzeichnungen durch die Landwirte keine oder nur eine geringe Rate an Erkrankungen nicht erkannt wurde.