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Pensionsanforderung der Maria Clementine Martin an die Rheingräfin in Coesfeld und Fragen zu ihrem Aufenthalt in der Zeit von 1811-1815

III. Die Zeit nach Auflösung des Klosters Marienflucht in Glane (1811-1825)

2. Pensionsanforderung der Maria Clementine Martin an die Rheingräfin in Coesfeld und Fragen zu ihrem Aufenthalt in der Zeit von 1811-1815

Auch Maria Clementine Martin war gehalten, die rückständigen Zahlungen ihrer Rente bei der Rheingräfin in Erinnerung zu bringen.185

So schrieb sie in einem nicht datierten Brief an die Landesmutter,186 der zeitlich zwischen 1814 und 1816 einzuordnen ist, dass sie nach Aufhebung ihres Klosters nur „zweymal richtig meine Pension gezogen“ und „5 bis 6 Viertel Jahr gar nichts“ erhalten habe, um dann fortzufahren, sie habe die begründete Hoffnung, dass die Fürstin auch für sie sorge, denn „sonder Pension kan ich in fremde[m] lande doch nicht fortkommen“.187

Tatsächlich hielt sich Maria Clementine Martin zu dem Zeitpunkt, als sie sich mit ihrem Brief nach Coesfeld wandte, im Ausland auf, nämlich in der nahe Brüssel gelegenen Klein-stadt Tirlemont in Brabant.188

Darüber berichtet sie auch in einem Schreiben, das sie Jahre später im Sommer des Jahres 1821 an den König von Preußen richtete.189

Brabant gehörte bis 1815 als Departement Dyle zum Kaiserreich Frankreich.

Schließlich erwähnte die ehemalige Klosterfrau Martin in dem an die Fürstin zu Salm ge-richteten Brief, sie wäre gerne selbst nach Coesfeld gekommen, sei aber „unpässlich“.

Aus dem Grunde würde Pater Sintaxius190, den sie gebeten habe, für sie zu sorgen, den Brief bestellen und ihr das Geld nach Erhalt zusenden.191

Darüber, wie Maria Clementine Martin in Tirlemont lebte, welcher Tätigkeit sie nachging und wie sich ihr Zuhause gestaltete, ist nichts Näheres bekannt.

So lässt der Inhalt des Schreibens auch nicht den Schluss zu, Pater Sintaxius halte sich ständig in Tirlemont auf, oder er lebe dort gar mit ihr zusammen.

Neben dem hier behandelten Brief muss sich Maria Clementine Martin wohl mit einem weiteren Zahlungsersuchen in Coesfeld gemeldet und um Anweisung ihrer Pension von 125 fr. für das 1. Quartal des Jahres gebeten haben.

185 AAW, Coe, Nachlass Riese, Nr. 100, III Pensions-Gesuche der Mitglieder des aufgehobenen Klosters zu Glane auch des aufgehobenen Klosters zu Coesfeld.

186 A.a.O.

187 AAW, Coe, Nachlass Riese, Nr. 100, III Pensions-Gesuche der Mitglieder des aufgehobenen Klosters zu Glane auch des aufgehobenen Klosters zu Coesfeld.

188 A.a.O.

189 GStA PK, I. HA Rep. 76 VIII a, Nr. 2162, fol. 51v.

190 Name etwas unsicher, siehe dazu Witting, S. 104, die ihn mit Sixtinius angibt.

191 AAW, Coe, Nachlass Riese, Nr. 100.

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Das jedenfalls soll aus einem Schreiben des Lehrers am Gymnasium von Coesfeld, J.

Rekers, vom 14. November 1814 an die Rentkammer hervorgehen.192

Auch wenn die Lebensumstände der Annuntiatin Martin in Brabant weiter im Dunkeln bleiben, so äußert sie sich in ihrem Schreiben an das preußische Königshaus vom Juli 1821 über den Grund ihres Ortswechsels von Coesfeld resp. Glane nach Tirlemont.

Ihren Ausführungen nach ist sie nach Aufhebung des Klosters in Glane im Jahre 1811 zu-nächst nach Brüssel zurückgekehrt, um sich dann in Tirlemont niederzulassen.193

Dazu heißt es in dem Brief:

„Nach Aufhebung des Klosters im Jahre 1811 erhielt ich die Weisung, nach meinem Geburtsort zurückzukehren.

Mit einem Empfehlungs=Schreiben des vormaligen Präfekten des Lippe=Departement Herrn Duissalliant194 an den Präfekten zu Brüssel trat ich die Reise nach Brüssel an.

Dieser Herr sorgte für die Regulierung und Auszahlung meiner Pension und ließ ich mich demnächst zu Tirlemont nieder“.195

Zu diesem Zeitpunkt wird Maria Clementine Martin die ihr aufgrund der Aufhebung des Klosters zustehende Pension vom Kaiserreich Frankreich bezogen haben.

Über den exakten Zeitraum Ihres Aufenthaltes in Brabant enthält der Brief zwar keinen Hinweis, wohl aber bestätigt seine Verfasserin, dass sie in jedem Falle bis zum Jahre 1815 dort verweilte.196

So rückt ihr Name im Juni 1815 im Zusammenhang mit der Schlacht von Waterloo, anläss-lich der sie sich bei der Versorgung der verwundeten „vaterländischen Krieger“ Ver-dienste erwarb197, ins Blickfeld. Allerdings findet sich keine Bestätigung, dass sie sich „un-ter den Kranken-Pflegerinnen, die mühsam von Mann zu Mann eilten, um erste Hilfe zu leisten“198, befand.

Erst recht nicht, dass sie die Verwundeten „offenbar schon zu einem Zeitpunkt“ versorgt hätte, „als die Schlacht noch in vollem Gange war und die Sanitätskolonnen in Deckung verharrten“.199

192 Friedrich Wiltfang, Klosterfrau Maria Clementine Martin Von der Nonne zur Unternehmerin, in: Unse-re Heimat, Jahrbuch des KUnse-reises Borken 1986, S. 171 f.

193 GStA PK, I. HA Rep. 76 VIII a, Nr. 2162, fol. 51r.-51v.

194 Anm. d. Verfassers: Hier handelt es sich um C. Comte du Saillant, der auch Kammerherr Kaiser Napo-leons war.

195 GStA PK, I. HA Rep. 76 VIII a. Nr. 2162, fol. 51r-51v.

196 A.a.O., fol. 51v.

197 LAV NRW R, BR 9 Nr. 1315, fol. 34r.; Günter Garlet, Die Klosterfrau und ihre Zeit, hrsg. vom Hause Klos-terfrau, Köln, 2. ergänzte Auflage, Köln 1989, S. 13.

198 Garlet, a.a.O.

199 A.a.O.

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Feststellungen dieser Art gehören eher zu den über Maria Clementine Martin kursieren-den Legenkursieren-den, die es nicht wenige gibt.

Dass aber der Einsatz der Offizierstochter außergewöhnlich gewesen sein muss, ist nicht zu bestreiten und findet Bestätigung in der hohen Anerkennung, die ihr König Friedrich Wilhelm III. zuteil werden ließ.

Denn wegen ihrer Verdienste in Waterloo erhielt Maria Clementine Martin durch Preu-ßens König eine lebenslange Leibrente von 160 Talern.200

Diese Auszeichnung ging, folgt man den Ausführungen der ehemaligen Chorjungfrau Mar-tin, auf Feldmarschall Blücher zurück.201

Dazu führt sie aus:

„Im Jahre 1815, wo der Kriegsschauplatz in Braband eröfnet war, und die glorreiche Schlacht bey Belle Alliance geliefert wurde, nahm ich mich in den Lazarethen sehr der tapferen Preussen, welche für die große Sache der Menschheit geblutet hatten, an, und suchte nach meinen Kräften zu der baldigen Wiederherstellung der verwundeten Krieger beyzutragen, wie aus dem beygefügten, von der Bürgermeisterey zu Tirlemont ausgestellten Attest erhellet.

Welches Zeugniß mir darüber von Seiner Durchlaucht Herrn General Feldmarschall Fürsten Blücher von Wahlstatt zu Theile wird, ergiebt die Anlage, die mit dessen ei-genhändiger Unterschrift versehen ist.

Nach glücklich wiederhergestelltem Frieden wurde mir aufgegeben, in Euren Königli-chen Staaten mich zur Beziehung meiner Pension niederzulassen“.202

In diesen Kontext gehört, dass Friedrich Wilhelm III. den Militärärzten seiner Armee be-sondere Hochachtung entgegenbrachte.

So erklärte er am 27. April 1815, „das gute Benehmen und die Verdienstlichkeit der Mili-tärchirurgen meiner Armee“ werde von ihm „wohlwollend und dankbar anerkannt“ und er „habe dieses Anerkenntniss in Beziehung auf mehrere, welche sich vorzüglich ausge-zeichnet haben, auch bereits durch Ertheilung von öffentlichen Beweisen ihrer Verdienstlichkeit auf thätige Weise an den Tag gelegt“.203

200 LAV NRW R, BR 9 Nr. 1315, fol. 34r; GStA PK, I. HA Rep. 76 VIII a, Nr. 2162, fol. 52r.

201 GStA PK, I. HA Rep. 76 VIII a, Nr. 2162, fol. 52r.

202 A.a.O., fol. 51v.-52r.

203 Die Kriegschirurgen und Feldärzte Preussens und anderer deutscher Staaten in Zeit- und Lebensbil-dern, hrsg. von der Medizinal-Abtheilung des Königl. Preuss. Kriegsministeriums. II. Theil Kriegschirur-gen und Feldärzte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1795-1848) von Dr. Bock und Dr. Hasen-knopf, Berlin 1901, S. 238-239; URL:http://www.archive.org. (Aufruf am 09.02.2014).

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Aber „auch eine Reihe von Lazarethbeamten und Frauenvereinen, deren verdienstvolle Thätigkeit“ bekannt geworden war, wurde ausgezeichnet.204

In dem Zuge mag auch Maria Clementine Martin ihre Ehrung erfahren haben.

3. Fragen zur Zugehörigkeit der Maria Clementine Martin zum Konvent der

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