• Keine Ergebnisse gefunden

Erste Annonce der Maria Clementine Martin für das „Ächte Spanische Carmeliter-Melissenwasser“ (1827)

KAPITEL 3: Maria Clementine Martin und die Kölner Zeit (1825–1843)

I. Von der Unternehmensgründung zum Königlichen Privileg durch Friedrich Wilhelm II von Preußen

4. Erste Annonce der Maria Clementine Martin für das „Ächte Spanische Carmeliter-Melissenwasser“ (1827)

Maria Clementine Martin zog im Jahre 1827 in das Haus Domhofsgasse 19, das sie im Ok-tober des Jahres 1826 zunächst vom Kölner Domkapitel im Wege öffentlicher Versteige-rung „für die jährliche Miethe von Sechszig Thaler Preußisch courant“ mietete282, und wel-ches sie in den 1830er Jahren zu Eigentum erwarb.283

Der amtliche Taxator hielt in seinem Gutachten vom August 1826 fest:

„Ein Haus gelegen in der Domhofsgasse mit Nro. 19 bezeichnet, ist 28 lang 14 ½ breit be-steht aus zwey Stockwerken, darunter (…) ein gut gewölbter Keller“, dessen Größe er mit

„16 lang 12 breit“ angab.

281 LAV NRW R, BR 9 Nr. 1315, fol. 16r.

282 AEK, Metropolitan-Kapitel I 1487, Vermietung des Hauses Domhofsgasse 19 an Clementine Martin.

283 Witting, S. 107.

70

Sodann erwähnte der Gutachter: „im underen Stockwerk befinde[t]n sich 2 Zimmer eine ganz geräumige Küche, samt Regensarg“284, und fuhr fort:

„Ein Steinweg 14 lang 9 breit worauf sich ein gemeinschaftlicher Abtritt befindet. Der erste Stock ist nur 15 lang, weil das Nebenhaus ein Zimmer in Besitz hat, und deswe-gen nur 2 Zimmer befinden, dann übers ganze Haus ein Speicher worunter eine Kam-mer ist, das Dach mit Schifern bedeckt, ist an Werth abgeschätzt wegen seiner lage zu sechshundert sage 600 Thler.p. c.“

Und schließlich war noch angefügt:

„W[e]nn das oben angeführte Zimmer im Nebenhaus wieder zu dem vorstehenden Haus kommt so ist die Taxe von demselben auf Einhundert Thaler zu erhöhen, Namlich 700 Thlr. p. C.“285

Neben diesen Aussagen gewährt der Vorgang einen interessanten Einblick in den Ablauf der „Mietversteigerung“ in puncto Bieterstunde. Dazu heißt es in der Urkunde:

„Das fragliche Haus wurde zur Miethe für dreißig Thaler Preußich courant ausgestellt, während der Dauer mehrerer angezündeter Lichter wurde die Jährliche Miethe auf die Summe von Sechszig Thaler Preußisch courant gebracht durch die Juffer Clementine Martin ehemalige Kloster=Geistliche zu Coesfeld, derzeit hier in Cöln wohnhaft, und da hierauf zwei nacheinander angezündete Lichter erloschen, ohne das während der Dauer derselben ein Uebergeboth erfolgte, so wurde die jährliche Miethe des fragli-chen Hauses der gedachten Juffer Clementine Martin für das Letztgeboth von Sechzig Thaler Preußsch courant zugeschlagen.“286

Auch wenn Maria Clementine Martin die Immobilie nur im Wege einer öffentlichen Ver-steigerung, bei der der preußische Staat maßgeblich beteiligt war, mieten konnte, bestä-tigt dies dennoch ihre guten Kontakte zum Kölner Erzbischof, handelte es sich doch um ein Haus des Kölner Domkapitels. Dass der hohe geistliche Würdenträger Maria tine Martin und deren Unternehmung fortwährend protegierte, bestätigt Maria Clemen-tine Martin in mehreren Schreiben an die preußische Regierung.

Jedenfalls sprechen die nachfolgend angeführten Zitate diesbezüglich eine klare Sprache.

So beispielsweise, wenn Maria Clementine Martin in ihrer Eingabe an den Preußen König vom 7. November 1829 ausführt, sie habe sich „unter dem Schutze des Herrn Erzbischofs

284 AEK, Metropolitan-Kapitel, a. a. O. ; Anm. d. Verfassers: Regensarg ist die Bezeichnung für Regenbehäl-ter oder Schöpfbrunnen, siehe dazu: Allgemeines FremdwörRegenbehäl-ter-Handbuch für Teutsche, oder Erklä-rung aller fremdartigen Ausdrücke der teutschen Conversations-Sprache zur Verständigung, Ausschei-dung und Würdigung der in teutschen Schriften und in der Kunst- und Umgangssprache vorkommen-den fremdartigen Wörter, Ausdrücke, Namen und Revorkommen-densarten. Ein gemeinnütziges Handbuch für alle Stände, Berufsarten, Künste, Gewerbe, Schul- und Bildungs-Anstalten, so wie für Geschäftsmänner, Zeitungsleser und für jeden teutschen Vaterlandsfreund. Von Dr. Johann Friedrich Heigelin, Zweite sehr verbesserte und vermehrte Auflage. Tübingen 1838.

285 AEK, Metropolitan-Kapitel, a. a. O.

286 A.a.O.

71

Graf Spiegel zum Desenberg hier häuslich niedergelaßen“287 und in ihrem Brief an den preußischen Minister des „Innern“, Freiherrn von Altenstein vom 21. Februar 1835 eben-falls erwähnt, dass sie sich des erzbischöflichen Schutzes „bisher erfreute und stets zu er-freuen hoffen darf“.288

Vom Domhof 19 aus bewarb Maria Clementine Martin dann erstmals den von ihr herge-stellten Carmelitergeist mit folgender Annonce in der Kölnischen Zeitung vom 17. Juni 1827:

„Einem hochverehrten Publikum machte ich bereits die ergebene Anzeige, daß ich ein aus Kölnischem Wasser und Carmeliten=Geist bestehendes Destillations Geschäft auf der Litsche am Dom Nro. 1 errichtet hätte. Da ich aber dasselbe auf den Domhof Nro.

19 verlegt, und die dazu nöthige Einrichtung beendigt habe, so ermangele ich auch nun nicht, die billigsten Preise, mit dem Wunsche eines geneigten Zuspruchs verbun-den, gleichzeitig mitzutheilen.

K ö l n i s c h e s W a s s e r Groschen

Das Kistchen mit 6 großen Flaschen, 1r Qualität, mit Amber 66

Ohne Amber 60

Zweiter Qualität 44

Dritter Qualität 30

M e l i s s e n o d e r C a r m e l i t e n = G e i s t

Das Kistchen mit 6 größeren Fläschchen 73

Das Kistchen mit 6 kleineren Fläschchen 62

Einzelne größere Fläschchen 12

Einzelne kleinere dito 10

L a v e n d e l = W a s s e r

Mit und ohne Amber nach Größe der Fläschchen zu 6-7 bis 8 Groschen

Der wahre und echte, sogenannte Essig de quatres voleurs, zu 18 Groschen das Fläschchen.

Das Lavendel-Wasser eignet sich vorzüglich zur Räucherung der Zimmer und Kleider, und der Essig schützt für pestartige Krankheiten.

M a r i a C l e m e n t I n e M a r t i n, Klosterfrau”289

Neben Kölnisch Wasser, Carmelitergeist und Lavendelwasser bot Maria Clementine Mar-tin auch einen „Essig de quatres voleurs“ an.

287 PAHH, Bestand Spang, Schreiben der Maria Clementine Martin an des Königs Majestät vom 7.11.1829 und Abschrift (ohne Signatur und in Fotokopie).

288 GStA PK, I. HA Rep. 89, S. 37R.

289 Kölnische Zeitung vom 17.06.1827; PAHH Bestand, MCM Zeitungsanzeigen (Fotokopie); Rosenbohm, S. 551.

72

Darüber heißt es, vier Diebe hätten während der französischen Kriege trotz der auf den Schlachtfeldern grassierenden Pest und anderer Krankheiten Leichenplünderungen be-gangen, ohne selbst von diesen Krankheiten befallen worden zu sein, nachdem sie zuvor ihren Körper mit diesem Antiseptikum, das so zu seinem Namen gekommen sei, eingerie-ben haeingerie-ben sollen.290

In der Anzeige interessiert jedoch in erster Linie der von Maria Clementine Martin erst-mals beworbene „Melissen oder Carmeliter-Geist“, dessen Herstellung und Verfeinerung sie, eigenen Aussagen nach, ihr ganzes Leben widmete.

5. Die Gebrauchszettel für den Carmelitergeist und ihre inhaltliche Fassung unter

Outline

ÄHNLICHE DOKUMENTE