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Operationalisierung der Konstrukte

5 Studie 3: Der Einfluss von Koordinationsmechanismen auf die

5.2. Fragestellung und Ableitung der Hypothesen

5.3.4. Operationalisierung der Konstrukte

Operationalisierung der Unabhängigen Variablen

Beide unabhängigen Variablen wurden von einem/er inhaltlich neutralen Moderator/-in während der Diskussion ausgeübt. Sie wurden dafür mittels schriftlicher Instruktionen und einem speziellen Training vorbereitet (siehe Abschnitt Moderator/-innen-Training). In der Instruktion wurde zunächst darauf hingewiesen, dass Informationen zu einem Entscheidungsproblem oftmals unterschiedlich auf die Gruppenmitglieder verteilt sind und Gruppen häufig dazu neigen, mehr über Informationen zu sprechen, die allen Mitgliedern bereits vorab bekannt sind, hingegen aber wenig neue Informationen in die Diskussion einbringen. Gründe dafür könnten darin

bestehen, dass einzelne Gruppenmitglieder sich nicht trauen, neue Informationen zu nennen bzw. bereits genannte Informationen wieder verloren gehen. Um das zu verhindern, solle der/die Moderator/-in die entsprechende Regel beachten und folgende Intervention umsetzen:

Zur Umsetzung der UV1 Fragen stellen in den Bedingungen 1 und 3 sollte der/die Moderator/-in fragen, ob es zu den Kandidaten noch weitere Informationen gäbe. Dabei sollte der/die Moderator/-in regelmäßig und häufig Fragen stellen, sich gleich oft nach allen Kandidaten erkundigen und sowohl nach positiven als auch nach negativen Informationen der Kandidaten fragen.

Zur Umsetzung der UV2 Informationen wiederholen in den Bedingungen 2 und 3 sollte der/die Moderator/-in regelmäßig genannte Informationen zu den Kandidaten wiederholen. Zu diesem Zweck durfte sich der/die Moderator/-in Notizen machen, diese aber den Gruppenmitgliedern nicht zeigen. Er/sie sollte regelmäßig und häufig Informationen wiederholen, auch ohne darauf zu warten, dass zuvor neue Informationen eingebracht wurden.

Zu beiden Regeln gab es stichpunktartige Ausführungen, die das Verhalten konkretisierten und Hilfen für Umsetzung gaben (vgl. Anhang D).

Operationalisierung der Abhängigen Variablen

Sechs abhängige Variablen (AVs) wurden betrachtet. Außer der AV1 und der AV2 wurden alle weiteren abhängigen Variablen mit einem für die Fragestellung entwickelten Fragebogen erfasst. Die Operationalisierung erfolgte über die Messung der Zustimmung der Probanden/-innen zu Fragebogen-Items auf 8-stufigen Skalen mit den Polen von 0 bis 7 (0 ... überhaupt nicht, 7 ... sehr)11. Soweit möglich wurde dabei auf Items ähnlicher Untersuchungen zurückgegriffen.

Grundlage von drei Fragen war die Untersuchung von Schulz-Hardt et al. (in press), deren Hidden-Profile-Aufgabe auch dieser Studie zugrunde liegt. Daneben wurden zwei Items der

11 Ausnahmen finden sich bei zwei Items: „Wie war die Atmosphäre während der Gruppendiskussion?“ (0 ...

konkurrierend, 7 ... kooperativ) und „Wie viel Einfluss hatten Sie auf die Gruppenentscheidung?“ (0 ... überhaupt

Arbeit von Schauenburg (2004) entnommen. Eine Übersicht der Items jeder abhängigen Variable und ihrer Herkunft findet sich in Tabelle 9.

Zur Bestimmung der Zuverlässigkeit der zu Skalen zusammengefassten Items wurde das Maß der internen Konsistenz herangezogen (Cronbachs Alpha), dabei können Werte ab α = .60 als ausreichend, Werte ab α = .90 als sehr gut angesehen werden (Aron, Aron & Coups, 2006).

AV1: Entscheidungsgüte

Das Hidden-Profile erlaubt eine einfache Bestimmung der Güte der Gruppenentscheidung. Es wird erfasst, ob das Hidden-Profile gelöst und der richtige Kandidat gewählt wurde oder nicht. Diese Variable ist dichotom (Wahl des geeigneten Kandidaten vs.

Wahl eines der drei suboptimalen Kandidaten) und konnte dem ausgefüllten Fragebogen zur Gruppenentscheidung direkt entnommen werden.

AV2: Bewertung der Eignung des optimalen Kandidaten

Jeder der zur Auswahl stehenden vier Kandidaten musste sowohl vor als auch nach der Diskussion individuell von jedem/jeder Teilnehmer/-in hinsichtlich seiner Eignung beurteilt werden („Für wie geeignet halten Sie Bewerber A/ B/ C/ D?“).

AV3: Informationsaustausch

Der Informationsaustausch wurde über die Nennungen geteilter und ungeteilter Informationen erfasst. Er wurde dazu von drei Kodierer/-innen kodiert. Anhand der Kodierungen sind sowohl das Einbringen der Informationen in die Diskussionen (Erstnennung) als auch die Anzahl der geteilten und ungeteilten Informationen (Nennungshäufigkeit) ersichtlich.

AV4: Zufriedenheit mit dem Ergebnis der Diskussion

Die Zufriedenheit mit dem Ergebnis wurde anhand einer Skala bestehend aus vier Items erfasst. Zwei Items stellten explizit die Frage nach der Zufriedenheit mit dem Gruppenergebnis („Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis der Diskussion?“ und „Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis der Zusammenarbeit in der Gruppe?“) Über ein Item sollten die Teilnehmer/-innen die Qualität der Entscheidung beurteilen („Wie gut ist die Entscheidung, die die Gruppe getroffen hat?“). Ein letztes Item erfasste, inwieweit die Teilnehmer/-innen hinter der Entscheidung standen („Wie sehr stehen Sie zu der Entscheidung, die in der Gruppe getroffen wurde?“). Die aus diesen vier Items gebildete Skala wies eine hohe Reliabilität von α = .92 auf.

AV5: Zufriedenheit mit dem Verlauf der Diskussion

Die Zufriedenheit mit dem Verlauf der Diskussion wurde zunächst über sieben Items operationalisiert. Es schien angebracht, eine Faktorenanalyse durchzuführen, um zu prüfen, inwieweit die Items eine oder mehrere übergeordnete Variablen repräsentieren. Die rotierte Faktorenlösung ergab zwei Komponenten, wobei dem ersten Faktor vier Items zugeordnet wurden, dem zweiten Faktor drei Items. Erstere konnten unter dem Stichwort „Arbeitsklima“

subsumiert werden; hierzu zählten Fragen nach dem Verlauf („Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der Diskussion?“), der Atmosphäre („Wie war die Atmosphäre während der Gruppendiskussion?“ und

„Haben Sie sich in der Gruppe wohl gefühlt?“), und der Einschätzung des eigenen Einflusses („Wie viel Einfluss hatten Sie auf die Gruppenentscheidung?“). Die anderen Items erfassten die

„Beitragsmöglichkeiten“ der Teilnehmer/-innen: wie gut sie sich einbringen konnten („Wie gut konnten Sie das sagen, was Sie sagen wollten?“ und „Wie gut konnten Sie sich in die Diskussion einbringen?“) und ob auch konträre Meinungen geäußert werden konnten („Ist man auf die Meinung Andersdenkender eingegangen?“).

Die internen Konsistenzen liegen für der Skala Arbeitsklima bei α = .61 und für die Skala Beitragsmöglichkeiten bei α = .55. Bei einer Zusammenfassung von fünf der sieben Items, die augenscheinlich ebenfalls in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden können, war die Zuverlässigkeit der Skala höher (α = .73). Aus inhaltlichen Gründen wurde aber die Zweifaktorenlösung trotz der gerade ausreichenden Reliabilitäten bevorzugt.

AV6: Zufriedenheit mit dem/der Moderator/-in

Die Versuchsteilnehmer/-innen schätzten die Zufriedenheit mit dem/der Moderator/-in ein. Sie beurteilten zum einen allgemein seine/ihre Fähigkeiten (Skala Kompetenz). Zum anderen wurde erfragt, inwieweit der/die Moderator/-in der Gruppe helfen konnte (Skala Hilfe). Die Kompetenz wurde durch drei Fragen erhoben, wobei nach den Qualitäten in Bezug auf die Leitung („Wie zufrieden sind Sie mit der Art und Weise, wie diese Person die Diskussion geleitet hat?“), die Strukturierung („Wie sehr hat diese Person für eine Strukturierung der Diskussion gesorgt?“) und nach seiner/ihrer Kompetenz („Wie kompetent wirkte diese Person in ihrer Rolle?“) gefragt wurden. Die Skala erreichte eine interne Konsistenz von α = .87. Die Hilfe beim Informationsaustausch und bei der Entscheidungsfindung wurde durch zwei Fragen gemessen („Wie sehr hat diese Person der Gruppe geholfen, ihre Informationen auszutauschen?“) und („Wie sehr hat diese Person der Gruppe geholfen, eine Entscheidung zu treffen?“). Die Reliabilität dieser Skala liegt bei α = .73.

Tabelle 9: Übersicht über die Herkunft und Reliabilität der Items der AV2 sowie AV 4 bis AV6

Skala/ Item Herkunft Cronbachs

Alpha

AV2: Bewertung des optimalen Kandidaten

Für wie geeignet halten Sie Bewerber A/ B/ C/ D? SH

AV4: Zufriedenheit mit dem Ergebnis .92 Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis der Diskussion? BK

Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis der Zusammenarbeit in der

Gruppe? BS

Wie gut ist die Entscheidung, die die Gruppe getroffen hat? BK Wie sehr stehen Sie zu der Entscheidung, die in der Gruppe getroffen

wurde? SH

AV5: Zufriedenheit mit dem Verlauf

- AV5a: Arbeitsklima .61

Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der Diskussion? BK Wie war die Atmosphäre während der Gruppendiskussion? BS Haben Sie sich in der Gruppe wohl gefühlt? BK Wie viel Einfluss hatten Sie auf die Gruppenentscheidung? SH

- AV5b: Beitragsmöglichkeiten .55

Wie gut konnten Sie das sagen, was Sie sagen wollten? BK Wie gut konnten Sie sich in die Diskussion einbringen? BK Ist man auf die Meinung Andersdenkender eingegangen? SH AV6: Zufriedenheit mit dem Moderator/-in

- AV6a: Kompetenz .87

Wie zufrieden sind Sie mit der Art und Weise, wie diese Person die

Diskussion geleitet hat? BK

Wie sehr hat diese Person für eine Strukturierung der Diskussion

gesorgt? BK

Wie kompetent wirkte diese Person in ihrer Rolle? BK

- AV6b: Hilfe .73

Wie sehr hat diese Person der Gruppe geholfen, ihre Informationen

auszutauschen? BK

Wie sehr hat diese Person der Gruppe geholfen, eine Entscheidung zu

treffen? BK

Anmerkung: BK...selbst konzipierte Items durch Becker & Kolbe, BS .. Schauenburg (2004), SH ...

Schulz-Hardt, Brodbeck, Mojzisch, Kerschreiter & Frey (in press)