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3. Welche Maßnahmen wurden im zweiten Bewirtschaftungszyklus

3.1 Maßnahmen für das Oberflächengewässer

3.1.2 Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit

Im zweiten Bewirtschaftungszyklus der WRRL wurden im bremischen Gewässernetz als relevant ein-gestufte Wanderhindernissen (Stauanlagen, Siele, Schöpfwerke, längere Durchlässe) bezüglich ihrer Durchgängigkeit eingeschätzt und unter Berücksichtigung der ökologischen Bedeutung für die Fisch-fauna der jeweiligen Gewässer der Handlungsbedarf für eine Verbesserung abgeschätzt.

Die Auswahl der betrachteten Bauwerke wurde über zwei Kriterien getroffen:

• Bauwerke, die in Gewässern liegen, die eine potenzielle Bedeutung für wandernde Arten besitzen (Laich- und Aufwuchsgewässer oder Transitstrecken zu Laichgebieten in Nebenge-wässern). Abb. 14 stellt diese Auswahl für die gesamte Flussgebietseinheit Weser dar.

• Bauwerke, die potenziell oder bekanntermaßen eine besonders hohe Beeinträchtigung der Durchgängigkeit verursachen und/oder ein besonders hohes Schädigungspotenzial - z.B.

durch den Einsatz von Pumpen - aufweisen (z.B. Schöpfwerke).

Da für die wenigsten Bauwerke ausreichende Untersuchungen zur tatsächlichen Passierbarkeit vor-handen waren, wurde die Durchgängigkeit in diesem Fall unter Einbeziehung der verfügbaren Infor-mationen zur technischen Ausführung und Betriebsweise der Bauwerke durch Expertenwissen ein-geschätzt. Die wesentlichen Ergebnisse werden in Kap. 6.2.1.2 tabellarisch dargestellt. Der vollstän-dige Bericht „Querbauwerke im Land Bremen - Durchgängigkeit und Handlungsbedarf (Bioconsult 2020) liegt als Hintergrunddokument vor.

Für drei Bauwerke, die signifikante Wanderhindernisse darstellen, liegen Machbarkeitsstudien für die Verbesserung oder Wiederherstellung der Durchgängigkeit vor. Im Folgenden werden die we-sentlichen Ergebnisse dieser Machbarkeitsstudien vorgestellt.

Abb. 13: Wanderrouten mit überregionaler Bedeutung für die Fischfauna (Stand: 2019) (FGG Weser 2020).

Flügger Stau, Varreler Bäke

Die Varreler Bäke besitzt eine Bedeutung für anadrome Wanderarten (Meerforelle, Neunaugen), weshalb der Aspekt ökologische Durchgängigkeit hier sehr wichtig ist. Aktuell wird die Durchgängig-keit auf bremischem Gebiet durch den Flügger Stau eingeschränkt (s. Kap. 6.2.1.2). Da die Rahmen-bedingungen aufgrund verschiedener zu beachtender Anforderungen relativ komplex sind (u.a.

Hochwasserschutz, vorhandene Schöpfwerke zur Be- und Entwässerung, vom Wasserstand der Var-reler Bäke abhängige Grundwasserstände, Nutzung der umliegenden Flächen) wurde zuerst eine Machbarkeitsstudie erstellt, die unterschiedlichen mögliche Varianten beschreibt und bewertet. Diese Machbarkeitsstudie der AGWA GmbH (2018) betrachtet sieben mögliche Varianten für die Verbesse-rung der Durchgängigkeit und bewertet sie bezüglich ihres Kosten-Nutzenverhältnisses. Das Gutach-ten kommt zu keiner abschließenden Empfehlung für eine der VarianGutach-ten, da UnsicherheiGutach-ten bezüglich der Vereinbarkeit mit der Funktion verschiedener Be- und Entwässerungsbauwerken im Gebiet be-stehen, die bestimmte Stauhöhen der Varreler Bäke voraussetzen. AGWA empfiehlt in diesem Zu-sammenhang Wasserspiegellagenberechnungen für die jeweiligen Variantenvorschläge.

Das beste Baukosten-Nutzen-Verhältnis und den insgesamt höchsten ökologischen Nutzen weist laut AGWA eine Variante auf, bei der ein vorhandenes Nebengerinne reaktiviert werden würde. Das Ne-bengerinne liegt im tidebeeinflussten Bereich unterhalb des Flügger Staus und wird derzeit nur bei hohen Wasserständen durchflossen. Die Variante sieht den Ersatz der Stauanlage durch eine Sohl-schwelle etwa 360 m weiter stromab auf Höhe des Nebengerinnes (direkt oberhalb der Brücke Uhlen-broker Weg) vor. Zusätzlich würde das Nebengerinne nach ökologischen Gesichtspunkten zu einem Umflutgerinne umgestaltet werden. Allerdings wird aus Hochwasserschutzgründen gefordert, dass die Stauanlage im Fall eines Hochwassers komplett geöffnet werden muss. Dadurch kommt anstelle einer Variante mit Sohlgleite nur eine Variante mit dem Neubau einer Stauanlage 360 m unterhalb des heutigen Staus in Frage. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist hier schlechter als in der Variante mit Sohlschwelle.

Eine weitere Variante, die laut AGWA (2018) die ökologische Durchgängigkeit maßgeblich verbessern würde, wäre die Erstellung eines Beckenfischpasses am Flügger Stau. Hierbei wäre der ökologische Nutzen gegenüber den vorgenannten Maßnahmen geringer. Als Grund nennt AGWA (2018), dass ein Rückstaubereich mit verringerten Fließgeschwindigkeiten verbleiben würde. Aus Sicht der SKUMS kann ergänzt werden, dass die oben beschriebene Varianten mit Einbindung des bestehenden Ne-bengerinnes unterhalb des Flügger Staus bei einer entsprechenden Ausgestaltung des Profils zusätz-lich zu einer Verbesserung fließgewässertypischer Habitate in diesem Bereich führen würden.

Drei weitere Varianten, die in der Machbarkeitsstudie dargestellt werden (Umbau des Wehres zu einer Sohlgleite, der Umbau eines Wehrsegmentes zur Sohlrampe und der Bau eines Umgehungs-gerinnes am Flügger Stau), würden laut AGWA die Durchgängigkeit ebenfalls deutlich verbessern, scheiden aber aus den folgenden Gründen aus. Die Umgestaltung der gesamten Stauanlage oder einiger Wehrsegmente zur Sohlgleite hätte negative Auswirkungen auf den Hochwasserabfluss und für den Bau eines Umflutgerinnes am bestehenden Stau stehen die Flächen nicht zur Verfügung.

Eine Variante, die in der Machbarkeitsstudie als nicht empfehlenswert eingeschätzt wird, ist die In-tegration einer „Durchgängigkeitsöffnung“ in eine der vorhandenen Stautafeln. Die Verbesserungs-wirkung auf die Durchgängigkeit wäre in diesem Fall unzureichend.

In der kommenden Bewirtschaftungsplanperiode soll unter Einbeziehung der Nutzer eine Entschei-dung über die Variante getroffen und die Maßnahme umgesetzt werden.

Stromer Stau, Ochtum

Die Ochtum dient anadromen Wanderarten als Transitstrecke in ihre stromaufwärts gelegenen Laich-gebiete, weshalb - wie bei der Varreler Bäke - eine gehobene Bedeutung für den Aspekt Durchgän-gigkeit vorliegt. Für den Stromer Stau betrachtet eine Machbarkeitsstudie (AGWA 2019) vier Varian-ten für die Verbesserung der Durchgängigkeit. Empfohlen wird die Variante „Neubau Stromer Stau mit Umgehungsgerinne“, da sie insgesamt die meisten Vorteile besitzt. Allerdings werden auch die Varianten Umbau des Stromer Staus zu einer Sohlgleite und Neubau Stromer Stau mit Sohlrampe in einem Wehrfeld von den Betroffenen als Möglichkeiten weiter in Betracht gezogen. Die Möglichkeit zum Umbau der Stauanlage zu einer Sohlgleite hängt maßgeblich davon ab, ob der Hochwasserab-fluss bei dieser Variante weiter gesichert wäre oder ob hierfür ein Öffnen von Wehrfeldern notwendig wäre. Eine weitere Variante, die im Gutachten betrachtet wurde, ist der Neubau des Stromer Staus mit einem Beckenfischpass.

Stauanlage Deichschlot

Der Deichschlot und sein Oberlauf - der Embser Mühlengraben - besitzt keine Bedeutung für obliga-torische Wanderarten, entsprechende Laichgebiete sind schon natürlicherweise im Einzugsgebiet nicht zu erwarten. Eine starke Einschränkung der Durchgängigkeit ergibt sich durch die Stauanlage, die kurz vor der Mündung in die Wümme lokalisiert ist. Eine Verbesserung der Durchgängigkeit er-scheint grundsätzlich erstrebenswert um einen Austausch der vorhandenen Arten zwischen Wümme und Deichschlot / Embser Mühlengraben zu gewährleisten. Allerdings zeigt eine Machbarkeitsstudie (AGWA 2017), dass aufgrund der i.d.R. geringen Abflüsse und zusätzlichen Wasserentnahmen zur Bewässerung der Oberneulander Parks während der Sommermonate über längere Phasen zu wenig Wasser zur Verfügung steht um eine Aufstiegslage hinreichend versorgen zu können. Weiterhin ist die Stauanlage in den Wintermonaten und in Zeiten hoher Abflüsse in der Regel gelegt, so dass eine ökologische Durchgängigkeit in vollem Umfang ohne größen- oder artenselektive Effekte durch Öff-nung der Stauanlage je nach Abflussjahr an 75 bis zu 165 Tagen im Jahr gegeben ist.

3.1.3 Maßnahmen zur Reduzierung der Nähr- und