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V. DISKUSSION

2. Diskussion der Ergebnisse

2.4. Langfristige Veränderungen unter Ruhebedingungen

Für die Beurteilung der Gelatine - Resorption können auch die langfristigen Veränderungen der Aminosäuren - Konzentrationen unter Ruhebedingungen hinzugezogen werden.

Die Konzentrationen der meisten Aminosäuren steigen zu Versuchsbeginn, nach der Umstellung der Fütterung der Eingewöhnungsphase auf die Fütterung in der Versuchsphase, für beide Gruppen deutlich an und blieben zu einzelnen Zeitpunkten oder über die gesamte Versuchsdauer gegenüber den Ausgangswerten signifikant erhöht. Dieser Anstieg auf ein höheres Niveau ist bei vielen Aminosäuren unabhängig von der Gruppenzuteilung auffällig und vermutlich auf die Umstellung der Fütterung der Vorversuchsphase auf die höhere Versorgung in der Versuchsphase zurückzuführen. Auf die Bedeutung der Aminosäuren für die Energiebereitstellung während der Belastung wurde bereits verwiesen.

Dabei zeigten Prolin und Glycin im Versuchsverlauf für die Gelatinegruppe einen deutlichen Anstieg der Konzentrationen, wohingegen die Werte der Kontrollgruppe auf einem niedrigen Basisniveau blieben. Für beide Aminosäuren kann anhand der Ergebnisse eine Resorption aus dem Gelatine - Hydrolysat angenommen werden, da die Gelatinegruppe für Glycin ab der 1. Woche signifikant höhere Gehalte aufweist als die Kontrollgruppe. Für Prolin konnte dies mit Ausnahme

der 9. Versuchswoche ebenfalls dargestellt werden, wobei der Grund für den Konzentrationsabfall in der Gelatinegruppe zu diesem Zeitpunkt unklar ist, da die Auswertung der Einzelwerte der Pferde keine Auffälligkeiten ergaben.

Die Konzentrations - Entwicklung von Alanin, wie Glycin und Prolin ein Bestandteil des Kollagens, zeigt dagegen nur zu Versuchsende einen signifikanten Unterschied, der durch einen deutlichen Abfall in der Kontrollgruppe hervorgerufen wurde. Da die postprandiale Kinetik jedoch eine Resorption von Alanin aus dem Gelatine - Hydrolysat bestätigt hat, bleibt ungeklärt, weshalb über die Versuchsdauer keine weiteren Zeitpunkte statistisch abgesichert werden konnten, zumal die Ruheblutprobenentnahmen 2 h nach der Fütterung erfolgten, zu einem Zeitpunkt, zu dem während der postprandialen Kinetik in der Gelatinegruppe deutlich höhere Alanin - Konzentrationen dargestellt werden konnten (Tab. 4.9.). Jedoch wurde, wie bereits erwähnt, im Versuchsteil der postprandialen Kinetik kein Heu, dagegen vor der Ruheblutentnahme Heu gefüttert. Betrachtet man Abbildung 4.1., so wird klar, dass bei Fütterung von Heu, Kraftfutter und Gelatine - Hydrolysat der Anteil des Alanins, der aus dem Gelatine - Hydrolysat kommt, sehr viel kleiner ist als bei einer reinen Gabe von Kraftfutter und dem Supplement. Eventuell auftretende Konzentrationsunterschiede werden durch den kleiner ausfallenden Anteil des Alanins aus dem Gelatine – Hydrolysat gegenüber den weitaus größeren Anteilen, die aus dem Heu und Kraftfutter gestellt werden, wahrscheinlich verwischt.

Ausgelöst durch die Supplementierung von Gelatine - Hydrolysat ergeben sich langfristige Effekte der Plasma - Konzentrationen von verschiedenen Aminosäuren. WEIDE (2004) supplementierte über einen Zeitraum von 4 Monaten Hunde mit degenerativen Gelenkerkrankungen mit einem Gelatine - Hydrolysat und verzeichnete ebenfalls einen signifikanten Anstieg der Aminosäuren Glycin und Prolin im Plasma, konnte jedoch nicht auf die Daten einer unsupplementierten Kontrollgruppe zurückgreifen. WEIDE (2004) fand jedoch auch für die Konzentration von Hydroxy - Prolin, wie bereits erwähnt, einen signifikanten Anstieg über die Zeit. Weitere Literaturquellen, die nach einer Supplementierung von Gelatine die Entwicklung der Aminosäuren - Konzentrationen im Plasma verfolgt haben, liegen nicht vor. Die langfristig hohe Versorgung mit für den Kollagenstoffwechsel bedeutsamen Aminosäuren wie Prolin und Glycin, die in der eigenen

Untersuchung abgesichert werden konnte, stellt somit vermutlich ausreichend Substrat für die Kollagensynthese bereit.

Eine chondroprotektive Wirkung von Gelatine setzt zum einen, wie oben erwähnt, eine Resorption der Aminosäuren voraus, wodurch diese dem Knorpel und Knochen als Bausteine zur Verfügung stehen würden. Anhand der vorliegenden Ergebnisse konnte gezeigt werden, dass aus der Gelatine mindestens die zur Kollagensynthese nötigen Aminosäuren Glycin, Prolin und Alanin resorbiert werden. Um abschätzen zu können, ob die resorbierten Aminosäuren auch für die Synthese von Kollagen im Knorpel und Knochen genutzt werden, wäre eine radioaktive Markierung der Gelatine, analog den Versuchen von OESSER et al. (1999) nötig gewesen. Für die Beurteilung der Vorgänge im Knorpel- und Knochenstoffwechsel standen in dieser Studie jedoch verschiedene Marker im Blut zur Verfügung.

Keratansulfat diente der Einschätzung von degenerativen Prozessen im Knorpel. Die Absolutwerte beider Gruppen lagen im Durchschnitt bei 200 ± 17,1 ng/ml. Die Eingliederung dieser Ergebnisse in die Angaben aus der Literatur ist in Tabelle 5.4. dargestellt. Neben der von OKUMURA et al.

(1997) und MISUMI et al. (2002) beschriebenen Altersabhängigkeit des Markers kann man erkennen, dass sich die KS - Werte der eigenen Untersuchung in die von OKUMURA et al. (1997) und TODHUNTER et al. (1997) beschrieben Werte einfügen lassen. MISUMI et al. (2002) finden dagegen bei Tieren im Alter von 2 Jahren sehr viel höhere KS - Konzentrationen. Bezüglich der Testmethode bestanden zwischen allen Untersuchungen keine Unterschiede, jedoch untersuchten MISUMI et al. (2002) Vollblüter, die sich im Renntraining befanden, OKUMURA et al. (1997) dagegen untrainierte Tiere. Eventuell lassen sich die höheren Werte bei MISUMI et al. (2002) mit einer durch ein sehr intensives Trainingsprogramm erhöhten Knorpeldegeneration der Tiere erklären, vorausgesetzt, die Trainingsintensität dieser Studie lag höher als die der eigenen Untersuchung. Dazu werden von den Autoren jedoch keine Angaben gemacht, daher muss die Ursache der in der eigenen Studie im Vergleich zu den Werten von MISUMI et al. (2002) niedrigeren KS - Konzentrationen offen bleiben. Die Werte der eigenen Studie sind bei Betrachtung der Untersuchungen von OKUMURA et al. (1997) und TODHUNTER et al. (1997) jedoch als passend zu beurteilen.

Tab. 5.4.: Übersicht über Keratansulfat - Konzentrationen

Probanden Alter Keratansulfat (ng/ml) Literaturquelle

< 3 Monate 4000 - 5000

4 Monate 2000

7 Monate 1000

12

18 Monate 200

OKUMURA et al.

(1997)

10 10 Wochen 580 ± 124

67 Adulte 157 - 251

TODHUNTER et al. (1997) 1 - 2 Jahre 423 ± 50,2

2 - 3 Jahre 315 ± 59,4 3 - 4 Jahre 231 ± 89,9 38

> 4 Jahre 187 ± 95,2

MISUMI et al. (2002)

10 2 Jahre 200 ± 17,1 eigene Untersuchung

Keratansulfat als Marker des Knorpelabbaus blieb in der Kontrollgruppe auf einem unveränderten Niveau, was darauf schließen lässt, dass die Rate des Knorpelabbaus in dieser Gruppe über den Versuchszeitraum keine Veränderungen durchlief. Das in der eigenen Studie durchgeführte Trainingsprogramm hat demnach in der Kontrollgruppe weiterhin ein Gleichgewicht zwischen Knorpelaufbau und Knorpeldegeneration hervorgerufen.

Auch FENTON et al. (1999) konnten keine Veränderungen der KS - Konzentration bei Jährlingen feststellen, die über 8 Wochen einem Training unterzogen wurden, jedoch kann in dieser Studie die ausbleibende Veränderung der KS - Werte mit einer zu geringen Trainingsintensität (tägliches Longieren bzw. Schrittprogramm) erklärt werden.

Von Interesse wäre gewesen, ob in beiden Gruppen der eigenen Studie kurzfristig nach einer Belastung Veränderungen der KS - Konzentration zu beobachten gewesen wären. Vor den drei Stufenbelastungstests, an denen die KS - Konzentration bestimmt wurde, lag jeweils eine Ruhephase von mindestens 2 Tagen. OKUMURA et al. (2002) berichten von KS - Konzentrationen, die direkt nach der Belastung signifikant erhöht waren, jedoch bereits 1, 5, 9 und 24 h nach Beendigung der Belastung wieder Basalwerte annahmen. Aufgrund dieser scheinbar schnellen Clearance sind möglicherweise langfristige Effekte - wie in der eigenen Untersuchung erhoben - unsicher. Die Bestimmung von KS in der Synovia hätte zudem möglicherweise weitere Hinweise geliefert und die Einflüsse der Clearance reduziert.

repräsentiert, was die Aussagekraft der einzelnen Marker ergänzt. Hydroxy - Prolin blieb für beide Gruppen unterhalb der Nachweisgrenze, daher schien wie erwähnt keine Degradation von Kollagen vorgelegen zu haben. In der Kontrollgruppe fand sich jedoch für KS als Abbauprodukt der Proteoglykane ein Steady - State, d.h., es wurden auch weiterhin Proteoglykane abgebaut. Da im Knorpelstoffwechsel im optimalen Fall ein gleiches Verhältnis zwischen Kollagen und Proteoglykanen vorliegt, erscheint es unwahrscheinlich, dass der Proteoglykan - Abbau weiterhin stattfindet, der Kollagenabbau jedoch nicht.

Für die Gelatinegruppe dagegen konnte über die Trainingsperiode ein deutlicher Abfall der KS - Konzentration abgesichert werden, der dazu führte, dass in der 10. Trainingswoche im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant geringere KS - Konzentrationen vorlagen. Dies deutet auf eine Reduzierung von degenerativen Prozessen hin. Da der einzige Unterschied zwischen beiden Gruppen in der Gelatinezulage bestand, ist ein Effekt nicht auszuschließen, der Mechanismus dagegen ist unklar. OESSER et al. (1999) wiesen eine Resorption von Gelatine und von Prolin bei Mäusen nach und belegten, dass die Gelatine besonders im Knorpel angereichert wird. Die Resorption von Gelatine - Hydrolysat wurde in der eigenen Studie beim Pferd zumindest für am Kollagenaufbau beteiligte Aminosäuren nachgewiesen, ob eine Affinität zum Gelenkknorpel jedoch auch auf das Pferd übertragbar ist, muss aus diesen Ergebnissen vorerst offen bleiben. Daneben wiesen OESSER und SEIFERT (2003) eine Stimulation der Kollagen - Synthese durch extrazellulär anwesendes Kollagen - Hydrolysat nach. Dies lässt auf einen positiven Rückkopplungsmechanismus schließen: sind in der Synovia vermehrt Kollagen - Fragmente vorhanden, sei es durch vermehrte Knorpeldegradation und Kollagenabbau oder durch eine Supplementierung mit Gelatine, so steigt die Syntheserate des Kollagens an (OESSER u. SEIFERT 2003). Die Autoren folgern, dass mit einer Supplementierung von Gelatine - Hydrolysat eine Verbesserung und Erhaltung der extrazellulären Matrix durch eine gesteigerte Kollagen - Typ II - Synthese erreicht werden kann. Falls diese Hypothese auf das Pferd übertragbar ist, würde sich folgende Situation aus den Ergebnissen der eigenen Studie ergeben: in der Kontrollgruppe halten sich Kollagenabbau und - rückgekoppelt - Kollagenaufbau die Waage. Wird davon ausgegangen, dass, wie oben erwähnt, im Knorpel nur ein gleichzeitiger Abbau von Proteoglykanen und Kollagen stattfindet, so sinkt in der Gelatinegruppe, für die ebenfalls kein Hydroxy - Prolin, aber ein abfallender KS - Gehalt nachgewiesen werden konnte, aufgrund des KS - Ergebnisses der Kollagenabbau und der Proteoglykanabbau ab. Besteht dann zusätzlich ein positiver

Rückkopplungsmechanismus zwischen dem Vorhandensein von Kollagenfragmenten und der Synthese von neuem Knorpelkollagen, so würde das bedeuten, dass aufgrund verringerter Kollagenfragmente eine Neusynthese nicht stimuliert würde und es zu einem reduzierten Kollagenaufbau im Knorpel kommen würde. Tritt aber im Gelenk eine Anflutung von Kollagen - Fragmenten aus der supplementierten, resorbierten und nachfolgend im Gelenk anflutenden Gelatine auf (OESSER et al. 1999), so würde eine Synthese von Kollagen ausgelöst werden. Dies ist in einem erkrankten Gelenk gegebenenfalls durchaus erwünscht und könnte, zusammen mit einer vermehrten Bereitstellung von Bausteinen für die Kollagensynthese aus der Gelatine, positive Effekte auf Parameter wie Lahmheitsgrad, Schmerzscore oder Beweglichkeit erbringen, wie er in der Literatur für den Menschen (OBERSCHELP 1985, SEELIGMÜLLER u. HAPPEL 1989, ADAM 1991, BEUKER u. ROSENFELD 1996, MOSKOWITZ 2000) und den Hund (WEIDE 2004) bereits beschrieben wurde. Für ein gesundes Gelenk wäre jedoch, träfe die oben dargelegte Hypothese zu, ein vermehrter Kollagenaufbau nicht zwangsläufig von Vorteil.

Für die Abklärung der aufgestellten Hypothese wären wesentlich mehr Informationen nötig gewesen. Dabei wäre die Beurteilung eines Markers des Knorpelaufbaus, wie z.B.

Chondroitinsulfat, besonders vor dem Hintergrund, dass die Aminosäuren für den Kollagen- und damit auch Knorpelaufbau durch die Resorption aus der Gelatine zur Verfügung gestanden haben, nützlich gewesen, ebenso wie die Bestimmung von Hydroxy - Prolin im Urin, die für die Beurteilung des Kollagenabbaus zuverlässiger ist als eine Bestimmung im Plasma, jedoch beim Pferd immer schwierig umzusetzen ist. Eine radioaktive Markierung der Gelatine hätte außerdem interessante Einblicke in die Verteilungsräume der aus der Gelatine resorbierten Aminosäuren absichern können. Falls positive Effekte einer Gelatinesupplementierung nur bei Tieren mit degenerativen Gelenkerkrankungen zu beobachten sein sollten, erklärt dies die ausbleibende Antwort des Skelettsystems, da davon ausgegangen werden kann, dass kein Pferd während des Versuchs eine Gelenkerkrankung entwickelte.

Glycin, Prolin, Hydroxy - Prolin und Alanin sind nicht nur die Hauptbestandteile des Typ II - Kollagens im Knorpel, sondern auch, in etwas anderer Zusammensetzung, Hauptbestandteile des Typ I - Kollagens im Knochen. Eine Supplementierung mit Gelatine und die Resorption der Aminosäuren, die in der Gelatine enthalten sind, könnte damit auch Bausteine für den

besteht, die wiederum zu 90 % Typ I - Kollagen enthält. Mit der Analytik der Gehalte von Calcium und anorganischem Phosphat kann zusätzlich ein Überblick über den Mineralstoffhaushalt gewonnen werden und zudem das zweite, mit 60 - 70 % anteilsmäßig größere Kompartiment des Knochens, die anorganische Matrix, beurteilt werden.

Um die Stoffwechselsituation des Knochens genauer definieren und Vorgänge des Knochenaufbaus und Knochenabbaus voneinander differenzieren zu können, wurden die Knochenmarker Osteocalcin und ICTP im Blut, sowie deren Verhältnis zueinander, genutzt.

Die gemittelten Osteocalcin - Konzentrationen beider Gruppen liegen bei 39,5 ± 5,04 ng/ml (Gelatinegruppe) bzw. 41,0 ± 3,36 ng/ml (Kontrollgruppe). Damit lassen sich diese Werte in die von LEPAGE et al. 1990, 1992, WEDEMEYER 2000 und JACKSON 2003b beschriebenen OC - Konzentrationen bei 2 - jährigen Pferden einordnen (Abb. 5.3.). Bei Pferd 11 konnten in der eigenen Untersuchung allerdings im Vergleich zu den anderen Tieren altersbedingt niedrigere Osteocalcin - Konzentrationen beobachtet werden.

Abb. 5.3.: Literaturangaben zur Osteocalcin - Konzentration (ng/ml) sowie eigene Untersuchungsergebnisse

50 100 150 200

0-50 150-200 365 1.5-2.5 >3.5

Alter: Jahre

Osteocalcin (ng/ml)

®

: eigene Untersuchung

Tage

®

: Literaturangaben

Im Versuchsverlauf kann für die Gelatinegruppe in den letzten 3 Wochen ein signifikanter Abfall der OC - Werte abgesichert werden, die Kontrollgruppe zeigt mit Ausnahme von einem in Woche 4 gegenüber dem Ausgangswert in Woche 0 deutlich erhöhten OC - Gehalt, für den ein hoher Wert eines einzelnen Tieres dieser Gruppe (Pferd 5) verantwortlich ist, keine Veränderungen. Vor diesem Hintergrund kann der Abfall in der Gelatinegruppe kein Alterseffekt sein, da sich in diesem Fall ein ähnlicher Abfall in der Kontrollgruppe ebenfalls hätte vorfinden lassen müssen. Zudem ist die Versuchsphase mit 3 Monaten wahrscheinlich zu kurz, um Alterseffekte über die Versuchsdauer darstellen zu können. Aus der Literatur ist bekannt, dass im Verlauf eines Trainings belastungsbedingte Veränderungen im Knochenstoffwechsel zu einem Abfall der OC - Konzentration führen (Tab. 2.6.). NIELSEN et al. (1998a) berichten von einem deutlichen Abfall der OC - Werte bis zum 42. Tag und nachfolgend von einem deutlichen Anstieg des Osteocalcins.

In der eigenen Studie war ab der 5. Trainingswoche ein signifikanter Abfall zu beobachten, ein wie von NIELSEN et al. (1998a) beschriebener signifikanter Anstieg blieb dagegen aus. FLETCHER et al. (2000) berichten von einem Abfall der OC - Werte in der Trainingsgruppe über 12 Wochen, was mit den eigenen Ergebnissen konform ist.

In der letzten Versuchswoche konnte zwischen beiden Versuchsgruppen ein deutlicher Unterschied der OC - Konzentrationen abgesichert werden, wobei die Kontrollgruppe höhere Werte aufwies.

Geht man davon aus, dass OC ein Marker der Knochenformation ist (SEIBEL et al. 1993), würde die Entwicklung des OC bedeuten, dass in der Kontrollgruppe ab der 7. Versuchswoche im Vergleich zur Gelatinegruppe ein vermehrter Knochenaufbau stattfand, der in der 10.

Versuchswoche signifikant größer war. Da Formation und Resorption jedoch immer gekoppelt ablaufen, kann man davon ausgehen, dass Osteocalcin eher die Umsatzrate im Knochenstoffwechsel repräsentiert (RISTELI u. RISTELI 1993, CHRISTENSON 1997). Daher müssten die Pferde der Kontrollgruppe einen aktiveren Knochenstoffwechsel als die Pferde der Gelatinegruppe aufgewiesen haben, der in Mikroläsionen oder Veränderungen in der Architektur des Knochens, hervorgerufen durch die Trainingsbelastung, seine Ursache gehabt haben könnte. Da aber beide Versuchsgruppen ein identisches Trainingsprogramm absolvierten, müsste auch in der Gelatinegruppe von einem Auftreten der Mikroläsionen ausgegangen werden, weshalb die niedrigeren OC - Werte nicht zu erwarten gewesen wären. Die deutlich geringer ausfallenden OC -

Läsionen nicht so zügig repariert werden können wie in der Kontrollgruppe. Ein Abfall der OC - Werte geht aufgrund des verminderten Knochenstoffwechsels oft einher mit einer verminderten Knochendichte, was zu einem erhöhten Risiko für Stressfrakturen oder anderen Beeinträchtigungen des Skelettsystems führen kann (NIELSEN et al. 1998a). Für ein Auftreten von Mikroläsionen liegen allerdings keine klinischen Nachweise vor, so dass nur auf die Befunde der Knochenmarker zurückgegriffen werden kann.

Bei genauerer Betrachtung der OC - Werte fällt aber auf, dass der signifikante Unterschied zwischen beiden Versuchsgruppen hauptsächlich durch den Anstieg der Werte ab der 7. Woche in der Kontrollgruppe verursacht wurde. Zu diesem Zeitpunkt fielen 2 Pferde der Kontrollgruppe (Pferd 7 und 14) durch Lahmheiten auf, die eventuell eine erhöhte Remodeling - Rate und damit einen Anstieg der OC - Konzentration verursacht haben könnten. Der Verlauf der OC - Konzentration in der Gelatinegruppe spiegelt demnach die normale trainingsbedingte Entwicklung wider, wohingegen die OC - Werte der Kontrollgruppe, ausgelöst durch die Lahmheit zweier Pferde, ein höheres Niveau einnehmen. Effekte einer Gelatinesupplementierung auf den Knochenstoffwechsel können zumindest nach Betrachtung der OC - Konzentrationen vorerst in Frage gestellt werden, da im Versuch aufgetretene deutliche Unterschiede zwischen beiden Versuchsgruppen mit trainingsbedingten Veränderungen oder Einzelwerten von Pferden erklärt werden können.

Der Verlauf der ICTP - Konzentration entwickelte sich über die Beobachtungsperiode zum OC sehr ähnlich, beginnend bei Werten von 22 µg/l mit einem nachfolgenden Abfall für die Gelatinegruppe zum Ende des Versuchs auf Werte von 16 - 19 µg/l (Woche 7 - 10). Die Kontrollgruppe dagegen wies während der Beobachtungsperiode keine Veränderungen auf, sondern zeigte moderate Schwankungen auf einem Niveau von ca. 19 µg/l. Zu beachten ist, dass in der eigenen Untersuchung in der Kontrollgruppe die ICTP - Werte für das 7 - jährige Pferd (Pferd 11) deutlich unter den Konzentrationen der übrigen Versuchspferde beider Gruppen lag, was einen altersbedingten Effekt widerspiegelt.

Diese absoluten Werte der 2 - jährigen Tiere sind größtenteils höher als bisher in der Literatur beschrieben (PRICE et al. 2001, WEDEMEYER 2000, JACKSON et al. 2003b), lediglich bei PRICE et al. (1995a) finden sich bei Pferden im Alter von 2 Jahren Konzentrationen, die mit den in der eigenen Studie ermittelten Werten übereinstimmen.

In der Literatur wird der Knochenmarker ICTP resorptiven Vorgängen im Skelettsystem zugeordnet. Für die eigene Untersuchung würde der Verlauf der ICTP - Konzentration bedeuten, dass die Knochenresorption in der Gelatinegruppe in den letzten drei Versuchswochen signifikant absinkt und in der Kontrollgruppe auf einem unveränderten Niveau gleich bleiben würde.

Betrachtet man jedoch die Werte der Einzelpferde, so fällt auf, dass in der Kontrollgruppe bei 3 Pferden in den letzten 3 Wochen ein Anstieg der ICTP - Werte auftritt, der die Konzentration in der gesamten Kontrollgruppe auf einem höheren Niveau bleiben lässt. Bei Pferd 7 und 14 traten zu diesem Zeitpunkt Lahmheiten auf, die eventuell bedingt durch einen erhöhten Knochenstoffwechsel als Reaktion auf Mikroläsionen für die ansteigenden ICTP - Konzentrationen der Pferde verantwortlich waren. Die Entwicklung der ICTP - Gehalte bei Pferd 5 sind dennoch unklar, dieses Tier fiel in den letzten 3 Versuchswochen nicht auf. Generell wies die Kontrollgruppe mit Ausnahme des Pferdes 11 (7 - jährig) jedoch in den letzten Versuchswochen im Vergleich zur Gelatinegruppe höhere ICTP - Konzentrationen auf, wohingegen die Pferde der Gelatinegruppe in diesem Zeitraum alle einen Abfall zeigten. Zusätzlich fällt in der 9. Woche ein extrem niedriger Wert bei einem Pferd der Gelatinegruppe auf (7,26 µg/l, Pferd 13), der für den besonders deutlichen Abfall in der Gelatinegruppe verantwortlich ist. Pferd 13 war zu diesem Zeitpunkt in keiner Hinsicht auffällig, so dass der im Vergleich zu allen anderen Versuchspferden sehr niedrige Wert nicht erklärt werden kann. Nimmt man diesen Wert aus dem Kontext heraus, so würde die ICTP - Konzentration in der Gelatinegruppe kontinuierlich abfallen, ohne den deutlichen Einbruch der Werte in Woche 9 aufzuweisen (Abb. 4.19.).

Aus diesen Überlegungen kann geschlossen werden, dass in der Gelatinegruppe trainingsbedingt ein Abfall der ICTP - Konzentration auftrat, der in der Kontrollgruppe vermutlich auch stattgefunden hätte, wenn er nicht durch das Auftreten von Lahmheiten zweier Pferde und den dadurch erhöhten Knochenstoffwechsel überdeckt worden wäre. Ein Abfall der ICTP - Konzentrationen im Verlauf eines Trainings ist in der Literatur bereits von PRICE et al. (1995b), ZAMHÖFER (2002) und LANGE (2004) beschrieben worden.

Nach CHAN und SWAMINATHAN (1994) und KERSTETTER et al. (1999) lösen hohe Proteinaufnahmen durch einen azidogenen Effekt bei Ratten und beim Menschen eine Hypercalciurie aus, was über eine Hypocalcämie zu einer erhöhten Knochenresorption führt,

bei einer gleichbleibenden Formationsrate führt anschließend zu einer reduzierten Knochendichte.

Diese Aussage wurde von SPOONER et al. (2005) widerlegt, hier konnten keine Veränderungen der Calcium- und Phosphor - Konzentrationen im Serum sowie der Knochendichte durch eine erhöhte Proteinzufuhr ausgelöst werden. In der eigenen Untersuchung konnte durch die bereits erwähnte hohe Proteinaufnahme kein erhöhter Knochenabbau, dargestellt durch den Parameter ICTP, manifestiert werden.

Betrachtet man nun die Unterschiede zwischen beiden Gruppen, so fällt auf, dass die Pferde der Gelatinegruppe in der 1. Trainingswoche deutlich höhere ICTP - Konzentrationen aufwiesen als die Kontrollpferde, dieses Verhältnis sich in Woche 9 und 10 aber umkehrte. Woche 9 muss aufgrund

Betrachtet man nun die Unterschiede zwischen beiden Gruppen, so fällt auf, dass die Pferde der Gelatinegruppe in der 1. Trainingswoche deutlich höhere ICTP - Konzentrationen aufwiesen als die Kontrollpferde, dieses Verhältnis sich in Woche 9 und 10 aber umkehrte. Woche 9 muss aufgrund