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3. Die Konjunktionen in der Generativen Grammatik

3.2 Konjunktionen mit semantischem Inhalt

Wie werden Konjunktionen wie porque, para que etc., die keine rein funktionalen Lexeme wie die Komplementierer sein können, weil sie als Auslöser semantischer Relationen gelten, in generativ geprägten Ansätzen behandelt? Insgesamt lassen sich folgende drei Positionen festmachen:

1. Auch semantisch geprägte Konjunktionen sind Komplementierer.

2. Semantisch geprägte Konjunktionen sind präpositionale Konjunktionen, d.h. eine Subart der lexikalischen Kategorie P(räposition).

3. Semantisch geprägte Konjunktionen sind eine hybride Kategorie, die sowohl funktio-nale als auch lexikalische Merkmale aufweist. Daher können sie weder als Komple-mentierer noch als präpositionale Konjunktionen kategorisiert werden.

Eine Vertreterin der ersten Position ist Hendrick (1976). Ausgehend von Bresnans These, dass alle Sätze Konstrukte sind, deren Kopf COMP ist, nimmt sie also an, dass COMP nicht nur durch die Komplementierer, sondern auch durch die Konjunktionen, die Adverbialsätze ein-leiten, belegt werden kann. Da Formen der gleichen Kategorie sich gegenseitig ausschließen

und im Englischen Konstrukte wie *since that, *unless that oder *because that ungramma-tisch sind, nimmt Hendrick an, dass Komplementierer und semanungramma-tisch markierte Konjunktio-nen funktional eng verwandt sind. Problematisch ist an dieser Auffassung, dass sie die theore-tischen Definitionskriterien für den Komplementiererbegriff verletzt. Definitorisch kann eine Form erst dann als Komplementierer gelten, wenn ihre Projektion als Komplement eines ü-bergeordneten Knoten dient. Adverbialsätze fungieren allerdings meistens als Adjunkte. Er-kennt man Hendricks Auffassung an, muss das definitorische Hauptmerkmal des Komple-mentiererbegriffs mit seiner Fähigkeit begründet werden, einen Satz mit finitem Modus in ei-nen Matrixsatz zu integrieren.

Emonds (1985) und Larson (1990) vertreten dagegen die Auffassung, Konjunktionen würden, sofern semantisch geprägt, kategorial zur Gruppe der Präpositionen gehören. In der lexikali-schen Kategorie P würden sich somit Lexeme mit den folgenden Subkategorisie-rungsmustern befinden:

A. Die Präposition nimmt nur NPen zu sich (during)

B. Die Präposition nimmt NPen und Prädikate zu sich (z.B. until, since) C. Die Präposition nimmt nur Prädikate zu sich (while)

D. Die Präposition kann zusätzlich intransitiv, d.h. ohne Komplement, vorkommen (down)

E. Die Präposition nimmt NPen und Prädikate zu sich, kann allerdings auch intransitiv verwendet werden (before).

Emonds begründet die Inklusion der subordinierenden Konjunktionen in die Gruppe der Prä-positionen mit der Beobachtung, dass die Projektionen dieser Formen genauso wie bei den Präpositionen nicht von einem lexikalischen Kopf subkategorisiert zu werden brauchen. Dass es Formen gibt, die wie until oder before sowohl NPen als auch Prädikate subkategorisieren, sei kein Argument gegen die Integration der Konjunktionen in die P-Kategorie. Wenn es näm-lich Verben gibt, die mehrere Subkategorisierungsmuster aufweisen, kann dergleichen auch für die Präpositionen angenommen werden.

Die Auffassung von Emonds (1985) und Larson (1990) geht allerdings auseinander, wenn es darum geht, die Syntax des Komplementes zu bestimmen, das von Formen wie until oder whi-le subkategorisiert wird. Für Emonds handelt es sich um IPen; für Larson um CPen. Emonds rechtfertigt seine Position mit der Beobachtung, dass im Englischen der Komplementierer that nur selten Teil der lexikalischen Konjunktion ist, so dass es nahe liegt, davon auszugehen, dass die lexikalischen Konjunktionen des Englischen keine Komplementiererphrasen subka-tegorisieren. Er behandelt daher Formen wie now that oder so that als Lexikalisierungen, in denen that nicht mehr als Komplementierer erfasst werden kann. Larson geht dagegen davon

aus, dass das Komplement der subordinierenden Konjunktionen eine CP ist, wobei that nicht explizit verbalisiert wird.

Die dritte Lösung wird etwa von Haumann (1997) für das Englische und Pavón Lucero (1995) für das Spanische vertreten.

Haumann nimmt an, dass es drei Typen von Formen gibt: Komplementierer, Präpositionen, die als Konjunktionen funktionieren (in ihrer Terminologie präpositionale Konjunktionen) und semantisch geprägte Konjunktionen. Semantisch geprägte Konjunktionen würden eine Übergangskategorie darstellen, die Merkmale der Komplementierer und der präpositionalen Konjunktionen aufweist.

Die Komplementierer würden eine funktionale Kategorie darstellen, weil sie direkt mit den Flexionsmerkmalen des subkategorisierten Komplements interagieren. So sei der Komple-mentierer, sofern er durch das Merkmal [+finit] spezifiziert ist, dafür verantwortlich, dass die subkategorisierte IP finit ist. Ist der Komplementierer durch das Merkmal [-Definit] spezifi-ziert, dann ist die subkategorisierte IP wie in (16) ein indirekter Interrogativsatz:

16. No sé si lo tiene.

Zu den präpositionalen Konjunktionen zählt Haumann Lexeme wie after, before und until.

Hier handle es sich um reine lexikalische Köpfe, die wie die Präpositionen eine Argumen-tenstruktur aufweisen.

Die weiteren Konjunktionen werden von Haumann als subcon, also als subordinierende Kon-junktionen, klassifiziert. Diese würden eine funktional-lexikalische Kategorie darstellen.

Funktional sind sie, weil sie genauso wie die Komplementierer die Flexionsmerkmale der subkategorisierten Phrase bestimmen. Folgende Beispiele verdeutlichen diese These:

17. Se calló para que no se despertara (Konjunktiv) 18. Se calló porque todos hablaban (Indikativ).

Reine Komplementierer sind sie allerdings auch nicht, und zwar weil ihre Projektion nicht von einem übergeordneten Kopf selegiert wird. Lexikalisch sind subordinierende Konjunktio-nen deshalb, weil sie zwei Relate derart verbinden, dass sie dann eine semantische Relation ausdrücken. Deswegen nimmt Haumann an, subordinierende Konjunktionen müssten genauso wie die Präpositionen gewisse thematische Eigenschaften aufweisen. Eine systematische Ü-bereinstimmung zwischen der Semantik von Präpositionen und Konjunktionen ist dennoch nicht gegeben. Pavón Lucero (1995) verdeutlicht diese Problematik an der präpositionalen Konjunktion hasta que und der subordinierenden Konjunktion mientras:

19. La esperó hasta que llegó

19.1. La esperó hasta entonces.

Die Präposition hasta kann CPen subkategorisieren. Die subkategorisierte CP drückt dabei ein Ereignis aus, das thematisch der Kategorie Tempus entspricht und sich daher durch entonces ersetzen lässt. Daraus lasse sich also deduzieren, dass hasta ein internes Argument hat, wel-chem die thematische Rolle 'Tempus' zugewiesen wird.

Dergleichen gilt für mientras nicht. Auch diese Form ist semantisch an Ereignisse gebunden;

die Substitution des Nebensatzes durch entonces ist allerdings ungrammatisch:

20. Lo hizo mientras todos dormían 20.1. *Lo hizo mientras entonces.

Das Verhältnis zwischen subordinierenden Konjunktionen und ihrem internen Konnex scheint also nicht durch die Verteilung von Thetarollen gesteuert zu werden.

Aus diesem Grund sind für Haumann (1997: 234-235) subordinierende Konjunktionen eine hybride Kategorie, die trotz ihrer semantischen Funktion als Relatoren nicht den präpositiona-len Konjunktionen gleich zu stelpräpositiona-len sind.