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4. DIE ZUSAMMENSETZUNG DES HUNDEKÖRPERS

4.2 Körperflüssigkeiten und Körpersekrete (außer Milch)

Die Zusammensetzung des Blutes sowie die von Harn und Kot soll aufgrund der speziellen Fragestellungen im Zusammenhang mit den Kapiteln Fett-, Kohlenhydrat, Eiweiß- und Hungerstoffwechsel diskutiert werden.

Bei einigen wenigen Wissenschaftler weckte die Zusammensetzung der Hundelymphe (Tab. 9) das Interesse. Hierbei wurde zum einen die Frage diskutiert, inwieweit sich die Unterhautlymphe (1933 WEECH et al., 1933 HEIM u. BERG) und Halslymphe (1926 KATSURA) in ihrer Chemie von der Thoracicuslymphe unterschieden; zum anderen die Frage, inwiefern die Lymphzusammensetzung einer Beeinflussung durch Hunger-zustände (1926 KATSURA, 1933 RONY et al., 1942 CASTRO MENDOZA u. DE OYA) oder bestimmte Ernährungsweisen (1917 MUELLER, 1942 CASTRO MENDOZA u. DE OYA) unterlag.

Tabelle 9: Zusammensetzung der Lymphflüssigkeit

Jahr Autor org. Komp. Einflußfaktor Tier / Anzahl

(n)

1917 MUELLER Cholesterin,

Cholesterinester

Fleischfütterung u. intraduodenale Zufuhr von 10ml Eiweiß; mit und ohne Ausschluß der Galle aus dem Darm (Thoracicus-Lymphe)

adulte Hunde / n=2

1926 KATSURA Zucker Hungerzustand unterschiedlicher

Dauer; Thoracicus- und Halslymphe

adulte Hunde 1933 WEECH et al.

Albumin-Globulin-Verhältnis

Unterhautlymphe adulte Hunde

/ n=25 1933 RONY et al. Gesamtfettsäuren 2-14-tägiges Hungern adulte Hunde

/ n=60

1933 HEIM u. BERG Zucker Unterhautlymphe adulte Hunde

1942 CASTRO MENDOZA u.

DE OYA

Gesamtcholesterin, freies Cholesterin, Cholesterinester

Hunger od. Verfütterung von freiem Cholesterol und Cholesterolestern;

Darmlymphe u. Thoracicuslymphe

adulte Hunde

Auch die Zusammensetzung anderer Körperflüssigkeiten [Tab. 10] beschäftigte einige Wissenschaftler.

So sollten vor allem die Untersuchungen zur Chemie des Liquor cerebrospinalis und Liquor spinalis des Hundes eine wichtige Stütze der humanmedizinischen Forschung bilden, erfolgten jedoch erst in den 20-er Jahren des 20. Jhs. (1921 GAD ANDRESEN, 1933 COHN et al., 1934 DAVIS u. BROWN, 1938 CONSTANTINESCU). Die Zusammensetzung des Hirnliquors interessierte im Jahre 1933 dagegen WALKER.

CHILDS u. EICHELBERGER widmeten sich im Jahre 1942 einem veterinärmedizi-nischem Spezialgebiet; der Erforschung der Zusammensetzung der Allantois- und Amnionflüssigkeit der trächtigen Hündin. Vor allem der Schwierigkeit der sauberen Präparation und separaten Entnahme ist es wohl zu verdanken, daß diese Art von Studie bis zur Mitte des 20. Jhs. selten blieb.

Tabelle 10: Die Zusammensetzung sonstiger Körperflüssigkeiten

Jahr Autor Körperflüssigkeit organ. Komp. Einflußfaktor Tier / Anzahl (n) 1921 GAD ANDRESEN a) Liquor (Rückenmark)

b) Augenkammerwasser

Harnstoffstickstoff o.A. a) n=3 b) n=7 1933 WALKER Hirnflüssigkeit Harnstoffstickstoff,

Harnsäure

- adulte Hunde

1933 COHN et al. Liquor (Rückenmark) Zucker

Nembutal-anästhesie

adulte Hunde 1934 DAVIS u. BROWN Liquor cerebrospinalis Zucker Gesundheit;

experimentelle

Im Rahmen der Studien zur Eiweißverdauung fielen auch einige Zahlenwerte zum Stick-stoffgehalt des Magen- (1907, ROSEMANN; 1921, GAD ANDRESEN) und Darmsaftes (1937, HERRIN) sowie des Magen- (1908, LÖTSCH) und Darmchymus (1911, TROSIN;

1912 ABDERHALDEN u. KRAMM) an. Aber auch der Cholesteringehalt der Galle war aufgrund der noch unzureichenden Kenntnisse zum Cholesterinstoffwechsel mit den genannten 15 Arbeiten ein bevorzugtes Untersuchungsthema [Tab. 11].

Tabelle 11: Die Zusammensetzung von Galle, Magen- u. Darmsaft bzw. –chymus

Jahr Autor Sekret u.

Exkret

org. Komp. Einflußfaktor Tier / Anzahl (n)

1907 ROSEMANN Magensaft Stickstoff reiner Magensaft n=1

1908a KUSUMOTO Galle Cholesterin Blutgift Tolyulendiamin subkutan

Gallenblasenfistel-hunde / n= o. A.

1908b KUSUMOTO Galle Cholesterin Blutgift Tolyulendiamin subkutan

1911 TROSIN Darminhalt Aminosäuren Eiweißnahrung n=105

1912 ABDERHALDEN

Galle Cholesterin - adulte Hunde

1914 BACMEISTER u. Zu-fuhr von Fett u. Eiweiß od. Zucker; Gravidität

Gallenblasenfistel-hunde / n= o.A.;

1 trächtige Gallen-blasenfistelhündin

Tabelle 11 (Fortsetzung)

1915 D’AMATO Galle freies u.

gebun-denes Cholesterin, Ochsen-hirn u. 3 Eier täglich)

Gallenblasenfistel-hunde / n= o.A.

1919b STEPP Galle Cholesterin lipoidfreie (cholesterin-freie) Ernährung

1924 TORINOUMI Galle Gesamtcholesterin o.A. adulte Hunde / n=9

1928 BEUMER u.

DOSTAL et al. Galle Cholesterol Gallengangsligatur:

a) 24 Stunden od.

1933 LUCKE u. FREY Galle Stickstoff Standarddiät; Zufuhr von Harnstoff; Nephritis

-1937 HERRIN Darmsaft Ammoniak - adulte Hunde

1940 HERRIN Darmsaft Ammoniak Fütterung mit

Hunde-kuchen, Zucker, Fleisch,

5. Hundemilch

„Die Milch nimmt unter allen Futtermitteln insofern eine Sonderstellung ein, als sie das einzige ist, das zu einer bestimmten Lebenszeit und zwar im ersten Säuglingsalter der (Hunde-)Welpen von Natur aus berufen ist,

als alleiniges Futtermittel zu dienen und gerade in dieser für das fernere Leben ausschlaggebenden Periode die gesamte Ernährung der Tiere zu gewährleisten.“

E. MANGOLD, 1938

Bereits Mitte des 19. Jhs. waren erste Untersuchungen zur Zusammensetzung der Hundemilch durchgeführt worden. Während diese Studien zunächst allein dazu gedient hatten, die Fettsynthese im tierischen Organismus anhand des Parameters Milchfett zu erforschen und einige Arbeiten dabei besonders dem Einfluß der Ernährung Beachtung schenkten (zit. nach ALEXY 1998, S. 177-178, 183-184), verlagerte sich das Interesse der Forscher gegen Ende des Jahrhunderts in Richtung auf eine vergleichende Darstellung der verschiedenen Milcharten. So hatten noch im auslaufenden 19. Jh. PRÖSCHER (1898) und ABDERHALDEN (1898 u. 1899) die Milch von Hunden und anderen Säuge-tieren untersucht und eine Beziehung der Wachstumsgeschwindigkeit des Säuglings zur tierart-spezifischen Milchzusammensetzung hergestellt.

Die Studien, die in der ersten Hälfte des 20. Jhs. zur Hundemilch erfolgen sollten, waren nicht unbedingt zahlreicher, bezeugten aber neben den aus dem 19. Jh. bekannten Forschungsmotiven, der allgemein-vergleichenden Betrachtung der Milcharten der Haussäugetiere (BUROW 1900, KLIMMER 1901, ELLENBERGER et al. 1902, FOLIN et al. 1919, HEINEMANN 1921) sowie der Aufklärung der Beziehung zwischen Milch-zusammensetzung und Nährstoffaufnahme des Muttertiers (TEICHERT 1904, DAGGS 1931) eine Reihe von weiteren Interessen:

Zum einen die Absicht, Laktationsphysiologische Abläufe und die Nährstoffschwan-kungen im Verlauf der Laktationsphase (GRIMMER 1915, ANDERSON et al. 1940b) sowie die Besonderheiten der Kolostralmilch (KONING 1909b, GRIMMER 1915) darzu-stellen; zum anderen das Anliegen, den Prozeß der Milchsynthese (ROSENFELD 1902, GOGITIDSE 1904) aufzuklären und schließlich das Interesse an der Dokumentation Hunde-spezifischer Probleme, wie sie die Milchabsonderung unter dem Einfluß der Scheinträchtigkeit (WEDEMEYER 1906) und unter dem Einfluß von Mammatumoren (HUGGINS u. MOULDER 1944) verkörperten.

Die Entwicklung adäquater Milchaustauscher für neugeborene Hundewelpen war hin-gegen in der ersten Hälfte des 20. Jhs. noch kein Thema der Hundemilchforschung. Mit der Herstellung eines Hundemilchersatzes sollten sich vielmehr die praktischen Tier-ärzte, Hundezüchter und Ernährungswissenschaftler befassen [s. Kapitel 13.3.3 Hundemilchersatz].

Mit Beginn des 20. Jhs, das von einem zunehmenden Einsatz der Kuh- und Ziegenmilch in der Säuglingsdiätetik und der Fragestellung, aus welchen Bestandteilen eine vollwertige künstliche Säuglingsnahrung zusammengesetzt sei, geprägt war, ver-stärkten die Wissenschaftler zunächst ihre Bemühungen, qualitative Unterschiede zwischen den einzelnen Milcharten herauszuarbeiten.

Einige dieser Vergleichsstudien, die zugleich die Zusammensetzung der Hundemilch zum Thema hatten, wurden im Jahre 1900 von dem Schweizer Apotheker BUROW, 1901 von dem Dresdner Chemiker und Veterinär KLIMMER, im darauffolgenden Jahr von seinem Kollegen ELLENBERGER (1902, unter ELLENBERGER et al.), der die Hundemilch durch seinen Angestellten SEELIGER analysieren ließ, 1919 von den amerikanischen Biochemikern FOLIN et al. und schließlich 1921 von dem Amerikaner HEINEMAN publiziert.

So interessierte sich BUROW (1900) ausschließlich für den Lecithingehalt der Hunde-, Frauen- und Kuhmilch. Indem er den Lecithingehalt der verschiedenen Milcharten mit dem Lecithingehalt der Säuglingshirne und deren Masse in Beziehung setzte, gelang ihm der vermeintliche Beleg für eine Abhängigkeit der Hirnmassenentwicklung vom Lecithingehalt der Säuglingsmilch. Er interpretierte die Tatsache, daß er beim Men-schen das relative Hirngewicht im Vergleich zum Hund und zur Kuh stets größer fand, dahingehend, daß der vergleichsweise höhere Lecithingehalt der Frauenmilch (bezogen auf den Eiweißgehalt) zu einer stärkeren Entwicklung und einem verbesserten Wachstum des menschlichen Säuglingsgehirns führe. In Anlehnung an die Versuche anderer Forscher, die eine Beziehung der Milchzusammensetzung zur Wachstums-geschwindigkeit des Säuglings postuliert hatten (PRÖSCHER 1898, ABDERHALDEN 1898 u. 1899), urteilte er „es hat auch hier die Natur in der verschiedenen Zusammensetzung der Milch dem Bedürfniss des Säuglings entsprochen.“

KLIMMER (1901) besprach dagegen in einer ausführlichen Darstellung die Milchzusammensetzung verschiedenster Haussäugetiere (u.a. Hund) wie auch die eini-ger Exoten (Elefant, Delphin, Kamel etc.), während sich sein Kollege SEELIGER (unter ELLENBERGER et al. 1902) mit dem Studium der chemischen Eigenschaften und Mengenbestandteile der Milch des Esels, der Stute, der Ziege und der Hündin befaßte.

KLIMMER zufolge zeichnete sich die Milch der Carnivoren gegenüber der Kuhmilch vor allem durch ihren höheren Fettreichtum und den höheren Albumingehalt aus.

Die Amerikaner FOLIN et al. (1919) führten fast 2 Jahrzehnte später eine Vergleichsstudie zum Zucker-, Fett- und Eiweißgehalt der Milch des Hundes, der Katze, der Wiederkäuer (Kuh, Ziege, Schaf), der Stute, Kaninchen- und Frauenmilch durch, wobei ihr Interesse vor allem dem Milchzuckergehalt galt. Den Biochemikern war mit ihrer Studie in erster Linie daran gelegen, zwei neue Methoden zur Laktose-Bestimmung zu etablieren, die sie mit Hilfe ihrer Studie als akkurat genug selbst bei den geringen Milchmengen kleiner Tiere anpriesen.

Auch der Amerikaner HEINEMAN (1921) untersuchte die Hundemilch zwei Jahre später unter Berücksichtigung aller Nährstoffkomponenten (Zucker, Fett, Eiweiß) tierart-vergleichend.

Zwischenzeitlich bekannte Daten über die Zusammensetzung der Hundemilch wurden auch in verschiedenen Lehrbüchern zusammenfassend dargestellt, wobei jedoch nicht immer ersichtlich war, ob die Autoren sich auch auf eigene Versuchsergebnisse stützten [KÖNIG (1903): Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genußmittel, Bd. 1, Berlin, 4.

Aufl., S. 279; OPPENHEIMER (1925): Grundriß der Physiologie, 1. Teil: Biochemie, Verlag G. Thieme, 5. Aufl., S. 330; GRIMMER (1926): Lehrbuch der Chemie und Physiologie der Milch, Berlin, S. 302; MANGOLD (1938): Ernährung und Fütterung des Hundes, Verlag Dr. Paul Schöps, Leipzig, Bd. 11, S. 90].

Neben den Forschern, die Vergleichsstudien durchführten, beschäftigte sich eine Reihe von Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern (Deutschland, Frankreich, USA) ausschließlich mit der Zusammensetzung der Hundemilch.

Auch hier erfolgte oftmals ein, wenn auch nicht experimentell geführter Vergleich der Hundemilch mit den kommerziell erhältlichen und zu dieser Zeit bereits umfassend untersuchten Milcharten, mit der Kuh- und Ziegenmilch (TEICHERT 1904, WEDEMEYER 1906, DIJKSTRA 1910, GRIMMER 1915, ANDERSON et al.1940b). Zum Teil sollten im Rahmen solcher Studien jedoch auch spezielle nur den Hund betreffende Belange besprochen werden (WEDEMEYER 1906, ANDERSON et al. 1940b, HUGGINS u. MOULDER 1944, PONS u. LADRAT 1949) [s. Tab. 12].

So machte der deutsche Tierarzt TEICHERT (1904) erneut darauf aufmerksam, daß sich die Hundemilch von der Kuhmilch namentlich durch ihren größeren Trockensubstanz-und hohen Fettgehalt unterscheide, Trockensubstanz-und auch sein Kollege WEDEMEYER (1906) konstatierte, die Hundemilch sei bedeutend gehaltvoller als die Kuh- und Ziegenmilch.

Der deutsche Tierarzt GRIMMER (1915) sah den Hauptunterschied vor allem im Fett-und Eiweißreichtum. Die amerikanischen Biochemiker ANDERSON et al. (1940b) fanden bei 3 Versuchshunden später Werte, die einem im Vergleich zur Kuhmilch fast doppelt so großem Trockensubstanz- und Fettgehalt der Hundemilch und einem fast halb so großem Rohproteingehalt entsprachen. Allein der Laktosegehalt beider Milcharten war identisch.

Während TEICHERT (1904) nur daran gelegen war, bisherige Arbeiten über die Zusammensetzung der Hundemilch zu überprüfen, gelang WEDEMEYER (1906) unbe-absichtigt die Darstellung eines Phänomens, das einige Jahre später unter dem Begriff Scheinträchtigkeit der Hündin bekannt wurde. Bei einer streng isoliert gehaltenen läufigen Hündin beobachtete er nach 2 Monaten eine Gesäugeanschwellung und Milch-absonderung, die er im folgenden analysierte. WEDEMEYER schien die Milchsekretion der läufigen Hündin, ähnlich wie ältere Autoren aus dem 19. Jh., als physiologischen Vorgang anzusehen. Er behauptete, bei Hündinnen würde regelmäßig zwei Monate nach der Hitze Milch in wechselnden Mengen sezerniert werden, selbst wenn diese beim Deckakt nicht aufgenommen hätten und sogar, wenn diese nie belegt worden seien.

Auch der Deutsche OTTO (1907) verwies ein Jahr später im Rahmen eines Berichts zum Veterinärwesen im Königreich Sachsen auf eine beobachtete Milchsekretion an nicht-trächtigen Hündinnen.

GRIMMER (1915) monierte das Ausbleiben von Untersuchungen zum Globulingehalt der Hundemilch. Durch eine entsprechende Analyse der Hundemilch versuchte er stellvertretend zugleich die Frage nach den Verhältnissen der einzelnen Protein-fraktionen in der Frauenmilch zu klären. [Zitat: „Bei den anderen (als der Kuhmilch) Milcharten hat man sich stets nur damit begnügt, neben dem Caseinstickstoff noch die Menge des den hitzekoagulablen Eiweißkörpern zugehörigen Stickstoffs zu bestimmen,

ohne danach zu fragen, wie groß die Anteile an Albumin und Globulin in dieser Fraktion sind. Selbst bei der Frauenmilch ... ist diese Frage kaum berührt worden.“].

Auch der amerikanische Physiologe DAGGS (1931), der den Einfluß der Futterproteine auf den Nährstoffgehalt der Hundemilch studierte, fand die Hundemilch geeignet, Parallelen zum Menschen zu ziehen. Die bisherigen Fütterungsexperimente an Kühen und Ziegen schienen DAGGS vor allem deshalb unzureichend, weil Kühe und Ziegen Produkte einer jahrzehntelangen intensiven Zucht repräsentierten, die ausschließlich auf gesteigertes Leistungsvermögen ausgerichtet war. Der Amerikaner machte geltend, die ursprüngliche Kapazität der Milchdrüse und der gesamte Stoffwechsel seien durch die Zucht derart verfälscht worden, daß eine Übertragung der an Kühen und Ziegen gewonnenen Erkenntnisse zu den Gesetzmäßigkeiten der Milchsekretion und -zusam-mensetzung, welche implizierten, daß die Milch vor allem durch Erhöhung der Protein-menge im Futter beeinflußt werden konnte, auf andere Tiere oder gar auf die Ver-hältnisse beim Menschen unzulässig sei. DAGGS interessierten deshalb die VerVer-hältnisse beim Hund, an dem er stellvertretend die Frage zu klären versuchte, welche Protein-quelle für laktierende Tiere am besten verwertbar sei und inwiefern die Diät in der Lage sei, die Milchquantität und -qualität über die ganze Dauer der Laktationsperiode zu be-einflussen. Als Parameter dienten ihm die Größenzunahme der Welpen, der Ernäh-rungszustand der Mutter und die Veränderungen der Milchmenge und Milchzusammen-setzung. Wie sich herausstellte, erhöhte die Verfütterung von Leber im Vergleich zur Verabreichung von Trockenei oder Roundsteak den Fettgehalt der Milch, verringerte jedoch gleichzeitig minimal den Rohproteingehalt. Auch die produzierte Milchmenge war unter der Leberkost erhöht, am stärksten jedoch unter der Verfütterung von Nieren.

Wurde die Nierenkost hingegen während der Trächtigkeit verfüttert, führte sie aus ei-nem für DAGGS unerklärlichem Grund immer zu einer Störung der intrauterinen Welpenentwicklung.

DENIGES’ Motiv (1935) war dagegen die Seltenheit bisheriger Veröffentlichungen zur Hundemilch und die mögliche Relevanz, welche die Kenntnis ihrer Zusammensetzung für den Vergleich der Laktationsphysiologie haben könnte.

ANDERSON et al. (1940b) wieder waren ausschließlich an der Aufklärung der genauen Zusammensetzung der Hundemilch interessiert, wobei ihr Hauptinteresse der Calcium-und Phosphorkonzentration in HCalcium-undemilch Calcium-und Blut galt. Um die ermittelten Werte jedoch besser mit den von ABDERHALDEN im 19. Jh. bestimmten Mineralstoff-Gehal-ten vergleichen zu können, zogen sie auch eigene Nährstoffbestimmungen heran. Dabei machten sie darauf aufmerksam, daß die Milchzusammensetzung im Verlauf der Lakta-tionsperiode variierte und postulierten die 10-30 Tage post partum auftretende Hoch-laktationsperiode im Gegensatz zur FrühHoch-laktationsperiode, aus der die meisten Erhe-bungen anderer Autoren stammten, als relativ Werte-konstant. Aus der Unterschied-lichkeit der untersuchten Laktationsstadien ließen sich ihrer Ansicht nach die starken Abweichungen der veröffentlichten Nährstoffangaben zur Hundemilch erklären.

Die Amerikaner HUGGINS u. MOULDER (1944) prüften den Einfluß der bei Hün-dinnen nicht selten vorkommenden Mammatumoren auf die Milchzusammensetzung.

Sie machten bei den erkrankten Hündinnen im Vergleich zum gesunden Tier die Beob-achtung, daß die Laktationsdauer regelmäßig verlängert und zudem der Milch-trockensubstanz- und Milchfettgehalt erniedrigt war.

Auch die Franzosen PONS u. LADRAT (1949) behandelten spezifisch die Milchsekretion der Hündin. Sie ermittelten die täglich und gesamthaft im 41-tägigen Laktationsverlauf produzierte Milchmenge, die deutlich machte, daß die Saughäufigkeit der Welpen ohne Einfluß auf die Milchsekretion geblieben war; nannten in diesem Zusammenhang jedoch

auch Durchschnittswerte zum Nährstoffgehalt der Hundemilch. Anhand dieser Daten berechneten PONS u. LADRAT die Gesamtheit der Energie, die von der Hündin für die Milcherzeugung aufgebracht werden mußte. Sie konstatierten, aus der berechneten enormen Leistung würde sich der große Bedarf der säugenden Hündin an hochwertigen Nahrungsmitteln mit einer nachfolgend erhöhten Belastung ihres Verdauungsapparates erklären, und damit auch die Tatsache, warum Zuchthündinnen sehr schnell verbraucht seien.

Unter den Untersuchungen sei der Vollständigkeit halber noch die Studie von YOUNG u. GRANT (1931) erwähnt, die sich mit der Zusammensetzung der Milch einer Füchsin befaßte. Im Vergleich zur Milch der Haushunde war diese durch einen niedrigeren Fett-und Proteingehalt, jedoch weitaus höheren Laktosegehalt gekennzeichnet. In letzterem ähnelte sie damit der Zusammensetzung der Katzenmilch, die ABDERHALDEN schon 1898 untersucht hatte.

Schon durch KLIMMER (1901) war im Rahmen seines Studiums der verschiedenen Milcharten darauf aufmerksam gemacht worden, daß die Eigenschaften und die Zusammensetzung der Milch auch innerhalb der einzelnen Haussäugetierarten nicht unerheblich schwankte. Als maßgebliche Einflußfaktoren sah er neben der Rassen-zugehörigkeit das Tieralter, individuelle Schwankungen, die Laktationsperiode, die Art und Häufigkeit der Milchentnahme (Melken), Bewegung sowie Haltungs- und Fütterungsbedingungen an.

Diese Einflußfaktoren [Tab. 12] fanden in den einzelnen Publikationen zur Hundemilch-Zusammensetzung mal mehr, mal weniger Beachtung, manifestierten sich jedoch in den sehr unterschiedlichen Zahlenangaben zum Nährstoffgehalt .

So hatte bereits TEICHERT (1904) an seiner Foxterrier-Hündin eine Abhängigkeit der Milchsekretion, die er bei vegetarischer Ernährung im Vergleich zur Fleischfütterung stark reduziert fand, erkannt. DAGGS (1931), der mit Boston-Bullterriern arbeitete, verlagerte den Schwerpunkt seiner Arbeit ganz auf den Einfluß, den die Fütterung auf die Milchzusammensetzung ausübte, wobei er sich als einer der ersten Forscher um die Ausschaltung verbleibender Einflußfaktoren durch Vereinheitlichung bemühte. DAGGS wählte für seine Versuchsreihe gezielt Hündinnen derselben Rasse, gleichen Alters und weitgehend einheitlicher Abstammung aus, unterzog diese identischen Haltungs-bedingungen. Allein die Fütterungsbedingungen wurden von ihm variiert.

Neben der Beeinflussung durch die Fütterung unterlagen die Nährstoffgehalte der Hundemilch dem Einfluß des Laktationsstadiums. Da es sich bei der Mehrzahl der Hundemilchanalysen jedoch um sporadische Untersuchungen einzelner Gemelke, zudem noch aus ganz unterschiedlichen Laktationsphasen handelte, gelang es nur den langfristig angesetzten Studien eine Abhängigkeit der Milchzusammensetzung vom Laktationsstadium offen zu legen. Zu diesen Studien zählte noch im 19. Jh. die 9 Tage umfassende Untersuchung von ABDERHALDEN (1899) und im 20. Jh. der Versuch von GRIMMER (1915), dem es im Gegensatz zu ABDERHALDEN sogar gelang, eine volle Laktationsperiode bis zum Versiegen der Milch (1.-28. Tag p.p., daneben 7 Tage vor der Geburt) zu untersuchen. Die Anzahl seiner Probenbestimmungen erreichten so die andere Untersuchungen weit übertreffende Zahl von 36. Eine Abhängigkeit des Nährstoffgehalts vom Lakationsstadium konnte auch DAGGS (1931) anhand von Milchanalysen der 3. und 5. Laktationsperiode bestätigen. So berichtete er, bei gleicher Fütterung regelmäßig nach einem anfänglichen Abfallen des Eiweißgehalts post partum einen Wiederanstieg zwischen der 3. und 5. Laktationswoche registriert zu haben.

Aufgrund des Studiums der vollen Laktationsperiode hatte sich für GRIMMER (1915) außerdem die Möglichkeit ergeben, einige detaillierte Aussagen zur Zusammensetzung der Biestmilch (Kolostrum) und deren zeitlicher Veränderung zu machen. Anders als das Kuh- und Frauenmilchkolostrum sollte das Kolostrum des Hundes keinen insgesamt erhöhten Trockensubstanzgehalt, wohl aber quantitative Verschiebungen der Nährstoffgehalte aufweisen. In GRIMMERs Untersuchung war beispielsweise der Laktosegehalt des Kolostrums kurz nach der Geburt stark erniedrigt, stieg dann wieder, um gegen Ende der Kolostralperiode erneut abzufallen. Im Vergleich zu der, vor der Geburt ermelkbaren Milch sah GRIMMER einen besonders hohen Eiweiß- und extrem niedrigen Fettgehalt. Auch KONING (1909a u. b) trug durch seine tierart-vergleichenden Studien am Kolostrum zu den Kenntnissen der Hundemilch-zusammensetzung im Laktationsverlauf bei.

Ähnlich wie GRIMMER (1915) und DAGGS (1931) die Aufmerksamkeit ihrer Studien auf die Einflußfaktoren konzentrierten, hatten einige Wissenschaftler in ihren Studien zur Hundemilch schwerpunktartig bestimmte Nährstoffkomponenten studiert.

So richtete GRIMMER im Jahre 1915 sein Interesse vor allem auf die Stickstoffverteilung in der Hundemilch; auf das Casein und die hitzekoagulablen Eiweißkörper, bei denen er es erstmals für notwendig erachtete, zwischen Globulin und Albumin zu unterscheiden.

Zuvor waren im Jahre 1901 von RAMOOT und 1902 von ELLENBERGER et al. sowie den Wissenschaftlern des 19. Jhs. in der Hundemilch neben dem Rohproteingehalt allein der Gehalt an Casein und hitzekoagulablen Eiweißkörpern bestimmt worden.

Entsprechend dieser Analytik hatte man die Milcharten der einzelnen Haustiere anschließend der Kategorie Caseinmilch, in der der Caseinanteil den Albuminanteil stark überwog oder der Kategorie Albuminmilch, bei der neben dem Casein auch beträchtliche Mengen an Albumin enthalten waren und zu der man die Hundemilch zählte, zugeteilt [Tab. 14].

GRIMMER (1915) machte an der Hundemilch hingegen die Beobachtung, daß sich die Eiweißkörper aus etwa 50-67% Casein, 15-25% Albumin und 15-25% Globulin zusammensetzten. Die ursprüngliche Einteilung der verschiedenen Milcharten in Casein- und Albuminmilcharten erschien ihm daher irreführend, da ein Großteil der hitzekoagulablen Eiweißkörper der bisher zu den Albuminmilcharten gezählten Hunde-und Frauenmilch aus Globulin bestand. Außerdem konstatierte er, „von diesen drei Eiweißkörpern überwiegt aber in den meisten Fällen das Casein, so daß eine

GRIMMER (1915) machte an der Hundemilch hingegen die Beobachtung, daß sich die Eiweißkörper aus etwa 50-67% Casein, 15-25% Albumin und 15-25% Globulin zusammensetzten. Die ursprüngliche Einteilung der verschiedenen Milcharten in Casein- und Albuminmilcharten erschien ihm daher irreführend, da ein Großteil der hitzekoagulablen Eiweißkörper der bisher zu den Albuminmilcharten gezählten Hunde-und Frauenmilch aus Globulin bestand. Außerdem konstatierte er, „von diesen drei Eiweißkörpern überwiegt aber in den meisten Fällen das Casein, so daß eine