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III) Leberfettstoffwechsel unter dem Einfluß der Ernährung

7.2.3.4 Fettdepots und Fettsynthese I) Fettsynthese

Während in den ersten Jahrzehnten des 19. Jhs. die Meinung vorgeherrscht hatte, das Fett des tierischen Organismus stamme ausschließlich vom Nahrungsfett ab, konnten die Forscher später durch eine Vielzahl an Untersuchungen beim Hund und anderen Tierarten, insbesondere durch Fütterungsversuche, die körpereigene Synthese von Fetten aus Kohlenhydraten nachweisen. Die Synthese von Fetten aus Kohlenhydraten galt somit gegen Ende des 19. Jhs. als erwiesen, während die Fettbildung aus Proteinen weiterhin umstritten blieb (zit. nach ALEXY 1998, S. 175-180). Im 20. Jh. gelang den Biochemikern dann jedoch der Beweis, daß eine Fettsynthese aus Stickstoffsubstanzen, im Gegensatz zur Zuckerbildung aus glucogenen Aminosäuren, nicht möglich war.

Im 20. Jh. (siehe hierzu auch Kapitel 8.2.5: Kohlenhydratstoffwechsel der Fettgewebe) interessierte die Wissenschaftler vorrangig der exakte biochemische Umwandlungsprozeß der Kohlenhydrate zu Fetten sowie die Intermediärprodukte, welche Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel miteinander verbanden.

Bezüglich der Erforschung der Fettsynthese war ROSENFELD bereits im 19. Jh. sehr aktiv gewesen. Im Jahre 1903 untersuchte er noch einmal durch Fütterungsversuche mit Hunden die Bildung des Fetts im Tierkörper. Er faßte seine Befunde in dem Resümee zusammen, das aus Kohlenhydraten entstandene Fett sei von ölsaurer Beschaffenheit und die Entstehung von Fett aus Eiweiß sei im Gegensatz zur Fettbildung aus Kohlenhydraten weiter unbewiesen.

Im Jahre 1904 erbrachte dagegen FISCHER einen in erster Linie hypothetisch geführten, auf chemischen Berechnungen beruhenden Beweis der Fettbildung aus Kohlenhydraten. FISCHER stellte sich den Fettsynthesevorgang als simplen Abspaltungsprozeß der Fette von den Kohlenhydraten vor, nahm aber an, auch Eiweiße seien an der Fettbildung beteiligt, indem die Spaltungsprodukte der Eiweiße eine reduzierende Wirkung auf die Kohlenhydrate ausübten.

Einige Jahre später machte jedoch HEILPER (1911) an Hunden im Zusammenhang mit der subkutanen Injektion überreichlicher Mengen Rohrzucker die Erfahrung, daß der Fettumsatz durch die Zuckergabe beträchtlich gesteigert, der Eiweißstoffwechsel jedoch bedeutend eingeschränkt worden war.

Im Jahre 1923 veröffentlichte SHAFFER einige biochemische Schemata des intermediären Kohlenhydratstoffwechsels, in deren Rahmen auch die Frage der Fettsynthese behandelt wurde. SHAFFER gab an, die Glukose werde zunächst über verschiedene Zwischenstufen zu Milchsäure oxidiert. Die Milchsäure gehe anschließend in Brenztraubensäure über und werde dann in Acetaldehyd (und weiter zu Essigsäure, Äthylalkohol, Kohlenstoffdioxid, Wasser oder Aldol, Acetessigsäure) überführt oder aber zum Aufbau der Fettsäuren verwendet.

Auch DIENERSTEIN u. GENESS (1929) konstatierten aufgrund von Experimenten an Hunden, an die man 100 g Olivenöl oder 50 g Glukose verabreicht hatte, eine enge Beziehung zwischen den Intermediärprodukten des Fett- und Kohlenhydratstoff-wechsels. So hatte die alimentäre Zufuhr von Neutralfett im Blut neben der Zunahme des Fettgehalts (peripheres Blut, Herzblut, Blut aus der Arteria und Vena femoralis) eine sofortige Zunahme der Ketonkörper und Abnahme der Milchsäure bewirkt;

während unter der alimentären Zufuhr von Glukose neben der Zunahme des Blutzuckergehaltes inverse Vorgänge im Sinne einer Zunahme der Milchsäure und Abnahme der Ketonkörper zu beobachten waren.

Im Jahre 1932 belegten SOPP u. SELBACH den Einfluß des Pankreashormons Insulin auf die Umwandlung von Kohlenhydraten zu Fett. Sie verfütterten an Hunde, die zuvor 8 Tage gehungert hatten, über die Dauer von weiteren 8 Tagen eine kohlenhydratreiche Diät mit und ohne Injektion von Insulin. Anhand der Verlaufskontrolle der zunehmenden Blutfett-, Blutzucker- und Blutmilchsäurekonzentrationen gelang ihnen die Erkenntnis, daß dem Insulin beim Umwandlungsprozeß der Kohlenhydrate in Fette (Förderung der Lipogenese) eine bedeutsame Rolle zukam. Außerdem nahmen sie aufgrund ihrer Ergebnisse an, der Fettsynthesevorgang erfolge mit hoher Wahrschein-lichkeit über das Intermediärprodukt Milchsäure; vorrangig in der Leber, zweitrangig auch im Muskel und Fettgewebe.

McHENRY (1937) konstatierte hingegen auch einen Einfluß des Vitamin B1 auf den Prozeß der Fettsynthese aus Kohlenhydraten. Er belegte diese Hypothese mit dem

sofortigen Verschwinden akkumulierter Brenztraubensäure (Pyruvat), sobald das Vitamin an zuvor Vitamin-B1-deprivierte Tiere und Vögel verabreicht wurde.

Unter einer 30-stündigen intravenösen Verabreichung von Glukose an Hunde beobachteten TÜRCKHEIM et al. (1939) zunächst eine Steigerung der Fettsynthese, die sie anhand der zusätzlichen Kohlendioxidbildung im Respirationskalorimeter berechneten. Gleichzeitig machten sie jedoch die Erfahrung, daß die Fettbildung ab einer gewissen Infusionsmenge stagnierte und es 22-25 h nach Infusionsbeginn zu einer weiteren Ablagerung von Glykogen im Tierkörper gekommen war, obwohl die Glukoseausscheidung im Urin parallel dazu von Mal zu Mal (von Meßzeitpunkt zu Meßzeitpunkt) sank. Den Grund für diese Beobachtung fanden sie später in dem Befund, daß die Menge der oxidierten und zu Fett umgewandelten Kohlenhydrate 30-40% geringer war als die Menge der infundierten Zucker. Warum trotz der fortdauernden Zuckerzufuhr keine weitere Zuckerumwandlung zu Fetten stattgefunden hatte, vermochten sie jedoch nicht eindeutig zu klären.

II) Fettdepots [Fettgewebe (z.B. Bauchraumfett), Muskulatur, Haut, Unter-haut]

Bereits die Wissenschaftler des 19. Jhs. hatten das Depotfettgewebe als Bestimmungsort der im Blut zirkulierenden Fettabkömmlinge erkannt (zit. nach ALEXY 1998, S. 173) und den Einfluß der Nahrung auf die Zusammensetzung des Depotfetts experimentell geprüft (zit. nach ALEXY 1998, S. 181-182).

Auch die Forscher des 20. Jhs. interessierten sich in erster Linie dafür, inwiefern und in welchem Ausmaß die Zusammensetzung des Depotfetts durch die Zusammensetzung der Nahrung beeinflußt wurde und versuchten sich weitere Klarheit über die Aufnahme des Nahrungsfetts in die Fettdepots zu verschaffen.

Im Jahre 1927 hatten TERROINE u. BELIN in diesem Sinne ein Fütterungsexperiment an Hunden durchgeführt, die sie teils mit ausgewogenen Mischdiäten (Fett, Kohlenhydrat, Eiweiß) fütterten, teils ausschließlich mit Kohlenhydraten ernährten und teils hungern ließen, und anschließend den Fettsäurengehalt der Körper- (Leber, Lunge, Nieren) als auch der Depotfette (Muskeln) bestimmt. Dabei machten sie, wie schon andere Forscher zuvor, die Feststellung, daß im normal ernährten Tier die Jodzahl der Organ- und Depotfette mit dem Charakter des verfütterten Fetts in einem engen Zusammenhang stand. Im Hungerzustand verschwand hingegen die Variabilität der Jodzahlen. Gleichzeitig erkannten sie, daß die Körperfette unter einer Fütterung (ausschließliche Kohlenhydratfütterung), bei der alle Fettsäuren der Fettdepots aus den Kohlenhydraten der Nahrung synthetisiert werden mußten, eine wesentlich höhere Jodzahl aufwiesen als das Depotfett. Sie gingen daher davon aus, es müsse zwischen einem „variablen“, durch die Ernährung beeinflußbaren Element der Fette und einer

“konstanten“, davon unbeeinflußbaren und auch nach extremem Hunger noch vorhandenen Fettkomponente, unterschieden werden. Die Depotfette und alle Organe mit Ausnahme des Gehirns sollten neben dem konstanten Element diese variable Fettsäurenmenge enthalten.

In ähnlicher Weise wies der Franzose HOUGET (1933) auf eine charakteristische Fettzusammensetzung der Muskulatur und Organe hin. Gleichzeitig machte er jedoch geltend, daß einzelne Hunde trotz identischer Ernährung nicht notwendigerweise über dieselben Fettreserven (Fette, säurelösliches Phosphat, Gesamtphosphat) im Muskel, in

der Leber und im Blut verfügt hatten. Dennoch sei die Fettzusammensetzung ungeachtet der individuellen Unterschiede für jedes Gewebe eine charakteristische.

Im Jahre 1936 erweiterten HANSEN et al. diese Erkenntnis durch eigene Befunde. Sie hatten an ihre Versuchshunde bestimmte Fette verabreicht und anschließend das Blut und das Depotfett auf Veränderungen in den Fettkomponenten geprüft. Sie postulierten, bei regelmäßiger und normaler Fütterung könne der Charakter (Fettzusammensetzung, Fettart) der Nahrung an der Jodzahl der Gesamtfettsäuren des Blutes, z.T. aber auch an den Phospholipiden des Blutes abgelesen werden. Im Hungerzustand dagegen würde der Charakter der zuletzt aufgenommenen Nahrung in der gleichen Weise in der Jodzahl des Depotfettgewebes widergespiegelt werden.

Auch HETÉNYI bestimmte 1939 (a) bei Hunden nach der oralen Verabreichung von Olivenöl den Organ- und Fettdepotfettgehalt. Indem er den Organ- und Fettdepotfettgehalt zu verschiedenen Zeiten nach der Ölaufnahme (0-24 Stunden) ermittelte, erkannte er einen Zusammenhang zwischen diesen und dem Blutfettgehalt, der unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme erhöht (Hyperlipämie), später jedoch im Vergleich zum präprandialen Ausgangswert erniedrigt war (Hypolipämie). Der Ungar nahm aufgrund seiner Meßbefunde an, die Entfernung des Fettes aus dem Blut, d.h. die Umwandlung der Hyperlipämie in eine Hypolipämie sei im wesentlichen durch die Aufnahme des Blutfettes in die Fettdepots (Fettgewebe, Muskulatur) bewerkstelligt worden. Die inneren Organe (Lunge, Leber, Milz etc.) seien daran nur wenig beteiligt, da sie, wie Organanalysen ergeben hatten, nur einen kleinen Teil des Blutfettes aufnahmen.

In einem Wiederholungsversuch (HETÉNYI 1939b) beschrieb er noch einmal den genauen Ablauf der Fettdepotfüllung. So würde das im Dünndarm absorbierte Nahrungsfett zunächst mit dem Lymphstrom in die Lungen gelangen und anschließend von diesen schrittweise in den Blutkreislauf entlassen werden. Der langsame Anstieg der Blutfettkonzentration (Hyperlipämie) stimulierte nach einer gewissen Zeit die Fettdepots, von deren Aktivität wiederum die Höhe der Hyperlipämie und die Geschwindigkeit, in der diese abnahm, abhingen. Die in Schnelligkeit und Ausmaß abnormale Erniedrigung des Blutfettgehaltes bei fettleibigen Menschen begründete er mit einer größeren Aufnahmebereitschaft der Fettdepots.

Schon im Jahre 1928 hatte der Amerikaner MANNANT auch die Fettleibigkeit beim Hund beschrieben und als Hauptursache derselben die Überfütterung nicht nur mit Fett, sondern auch mit Zucker und Süßigkeiten identifiziert. Als sekundäre Ursachen der Fettsucht käme außerdem eine konstitutionell bedingte besonders gute Ausnutzung der Nahrung (Überaktivität der Verdauungssäfte gegenüber den unverdaulichen Futterbestandteilen) oder aber eine fehlerhafte Umsetzung der absorbierten Nahrungsbestandteile hinzu.

Konkrete Zahlen zum Fettgehalt der Fettdepots des Hundes blieben dagegen selten.

So kritisierte schon der Physiologe MOECKEL (1905) das völlige Ausbleiben von Untersuchungen zur Fettverteilung im Körper des Hundes, obschon dieser bis dato das häufigste Versuchstier der Stoffwechselforschung verkörperte. Er analysierte daher den Fettgehalt im Gesamtkörper, in einigen Organen und Geweben (Eingeweide, Leber, Gehirn, Knochen) und schließlich im Fell, Unterhautfett und den Muskeln eines gut genährten, fetten Hundes (Rasse ungenannt). Zu diesem Zweck wurde der Hund geschoren und gründlich gewaschen und dann das Fell vorsichtig vom Unterhautfett freipräpariert und kleine herausgeschnittene Fettstückchen analysiert (Soxleth:

Alkohol-Äther-Extraktion). Das Unterhautfett wurde dagegen im Wasserbad und im

Dampftrockenschrank ausgelassen und anschließend, genauso wie die Muskulatur analysiert. So ermittelte er folgende Zahlen: a) Fettmenge: 517,7 g (Fell); 867,6 g (Unterhautfett); 661,7 g (Muskeln); b) prozentualer Fettgehalt des ent-sprechenden Gewebes: 38,12% (Fell); 86,94% (Unterhautfett); 19,59 (Muskeln); c) Fettanteil am Gesamtfettgehalt des Hundes: 17,96% (Fell); 30,11% (Unterhautfett); 29,90% (Muskeln).

Im Jahre 1930 entwarf TANGL eine neue Methode (Mikromethode), die insbesondere zum Nachweis der vierfach ungesättigten Fettsäuren geeignet war. Mit Hilfe dieser Methode prüfte er an Hunden gezielt verschiedene Organe (Leber, Niere, Herz) als auch das Fettgewebe auf ihren Gehalt an den entsprechenden Fettsäuren. Er stellte fest, daß die hochungesättigten Fettsäuren im Fettdepot mit einer Konzentration von 420-460 mg% in bedeutend kleineren Mengen vorhanden waren als in den Organen.

Drei Jahre später bestimmten LEITES et al. (1933c) bei Hunden, die sie zusätzlich zu einer Basisdiät 34-37 Tage lang über die Schlundsonde mit Hanföl bzw. Leinöl ernährt hatten, den Fettsäurengehalt des großen Netzes (Fettgewebe). Im Gegensatz zu einem Kontrollhund, der anstelle des Öls 100 ml Saccharose erhalten hatte und der im Fettgewebe eine Jodzahl von 20,7 aufwies, zeigte der „Hanföl-Hund“ (60 ml Hanföl täglich, Jodzahl des Hanföls 158-165) eine bedeutend höhere Jodzahl von 25 und der

„Leinöl-Hund“ (100 ml Leinöl täglich, Jodzahl des Leinöls 174-182) eine mittelgradig erhöhte Jodzahl von 22,6. Die Steigerung im Gehalt an ungesättigten Fettsäuren war angesichts der chronischen Ölfütterung jedoch nur als geringgradig höher einzustufen.

Im Gegensatz dazu hatte sich der Gehalt des großen Netzes bei milzexstirpierten Hunden, die ebenfalls mit den Ölen gefüttert worden waren, bedeutend erhöht (Jodzahl bei tgl. 100 ml Hanfölfütterung: 113; bei tgl. 80 ml Leinölfütterung: 40), was nach Ansicht der Autoren darauf hinzudeuten schien, daß aufgrund des Ausfalls der Fettsättigung durch die Milz die Fettsäuren nun vermehrt auch als ungesättigte Fettsäuren im Fettgewebe abgelagert wurden.

APFEL et al. (1947) verabreichten an Hunde und Ratten 3 verschiedene synthetische (Paraffin-) Fette, um deren Verträglichkeit als Nahrungsmittel für Mensch und Tier zu überprüfen. Die Fette, die in erster Linie aus Fettsäuren mit ungerader Anzahl von Kohlenstoffatomen zusammengesetzt waren, führten zur Ablagerung von ungesättigten Fettsäuren mit ungerader Kohlenstoffatom-Anzahl, wobei die Doppelbindung an der C9 -/ C10-Position lag. Wurden dagegen Fette verabreicht, die ausschließlich aus Fettsäuren mit ungerader Kohlenstoffatom-Anzahl bestanden, kam es zu einer signifikanten Ablagerung von Palmitin- und Ölsäuren in den Fettdepots. In den synthetischen Nahrungsfetten waren jedoch auch Fettsäuren mit verzweigter Kohlenstoffkette enthalten. Diese schienen nicht in den Fettdepots der Tiere abgelagert zu werden (keine Zunahme von verzweigt-kettigen Fettsäuren in den Fettdepots), sondern wurden vielmehr mit dem Harn in Form von verzweigt-kettigen Fettsäuren mit niedrigem Molekulargewicht (maximal C10) und als Dikarbonsäuren ausgeschieden. Dies sprach nach Meinung der Autoren für einen toxischen Effekt derselben, denn ein Fett, das 10%

der verzweigt-kettigen Fettsäuren enthielt, hatte gleichzeitig das Wachstum der Versuchsratten eingeschränkt.

Im Jahre 1948 unternahmen KRAUT et al. an jungen Hunden einen Fütterungsversuch mit stark ungesättigtem pflanzlichen Fett (Sojaöl) sowie synthetischem Fett aus C6-C12 -Fettsäuren. Anschließend prüften sie den Fettsäurengehalt des Bauchraumfetts (Abdominalfett), wobei sie bei den mit Sojaöl gefütterten Hunden anhand der erhöhten Jodzahl eine Ablagerung der aus dem Sojaöl stammenden ungesättigten Fettsäuren feststellten. Dagegen ergab die Analyse, daß die niedrigmolekularen Fettsäuren des

synthetischen Fetts nicht im Fettgewebe abgelagert worden waren. Die Fähigkeit des Fettgewebes zur Aufnahme von Fettsäuren schien demnach eine selektive zu sein.

Während HETÉNYI (1939 a u. b) und andere Forscher in erster Linie die Fettaufnahme in die Fettdepots zum Thema ihrer Untersuchung machten, besprachen die Franzosen CAHN u. HOUGET im Jahre 1935 in einer Arbeit zum Fetttransport auch die Freisetzung der Fette aus den Fettdepots. Sie beriefen sich dabei auf Ergebnisse, die sie zwei Jahre zuvor an Hunden unter verschiedenen Bedingungen wie dem Hungerzustand, dem Pankreasdiabetes, der Muskelarbeit und der Überwärmung erhoben hatten. Aufgrund der unter diesen Umständen ermittelten katabolen Veränderungen der Blut- und Leberlipidwerte sowie des Lipidgehalts der Muskeln entwickelten sie folgende Theorie: Aus den Triglyceriden der Fettdepots (Unterhautzellgewebe, Mesenterium etc.) sollten durch Gewebslipasen Fettsäuren freigesetzt und unmittelbar darauf mit dem Cholesterin verestert worden sein. In dieser Form würde das Fett auf dem Blutwege zur Leber transportiert werden, die den Fettsäuren-Cholesterolester hydrolysieren und in ein Phosphatid überführen würde.

Diese Phosphatide könnten andererseits wieder mit dem Blut zu den Muskeln transportiert werden, um dort in für die Verbrennungstätigkeit der Muskeln notwendige Fettsäuren und in Phosphor, welche als Phosphorsäure- oder Glycerinphosphorsäure zur Leber zurückgeführt werde, aufgespalten zu werden. Letztere sollte die Leber dann wieder zum Aufbau neuer Phosphatide verwenden. Mit dieser Publikation gelang den beiden Franzosen eine bedeutende und umfassende Darstellung des Fettstoffwechsels in seinem Gesamtzusammenhang.

Zu dieser Darstellung sollte im Jahre 1935 auch eine Beobachtung des Russen LEWIN passen. LEWIN hatte an Hunden eine Pankreatektomie vorgenommen und einige Zeit später bei den Tieren neben einer Steigerung des Blutfettgehalts und einer vermehrten Fettablagerung in bestimmten Organen (Leber, Milz, Nebennierenrinde, Nierentubuli) ein schrittweises Verschwinden der Fettdepots in Unterhaut und Bauchraum (Bauchfett) beobachtet. Die beschriebenen inversen Veränderungen konnten zudem unter Erhalt der Inversität durch die Verabreichung von Insulin reduziert werden.

Schon im Jahre 1930 hatte der Österreicher FALTA auf die mästende Wirkung des Insulins aufmerksam gemacht und unter den vielen Faktoren, die zur Entstehung der Fettsucht führen sollten, auch die Theorie von der insulären Genese der Fettsucht („Hyperinsulinismus“; durch Training des Inselorgans) besprochen.

Auch LITTLE u. ROBINSON äußerten sich im Jahre 1941 zur Freisetzung von Fetten aus den Fettdepots. Beim Studium des Blutfettgehalts in der Vena porta und Arteria femoralis von Hunden nach Aufnahme fetthaltiger oder fettfreier Nahrung fiel ihnen auf, daß das Blutplasma beider Gruppen ungeachtet des unterschiedlichen Fettgehalts der Nahrung die gleiche Lipidmenge enthielt. Die Amerikaner erklärten diese Tatsache daraufhin mit einer Mobilisation der in den Depots abgelagerten Lipide durch das Pfortaderblut, der unter dem Stimulus der Absorption der fettfreien Nahrung erfolgt sein sollte.

Die Ablagerung von Fetten in den Fettdepots, insbesondere der Haut, erschien schließlich auch aus klinischen Aspekten interessant.

So war im Jahre 1933 REWALD im Rahmen eines Fütterungsversuches, bei dem er an Hunde 30 g Lecithin / Tier / d verabreicht und daraufhin ein besonders gutes Haarwachstum beobachtet hatte, zunächst nur der Nachweis eines unmittelbaren Einflusses des Nahrungsfettes auf das Haarwachstum gelungen.

Andererseits hatte schon im Jahre 1932-33 WHIPPLE, der an Hunden einen mehrmonatigen Fütterungsversuch mit oxidiertem ranzigen Fett (Schweinschmalz; mit Sauerstoff bis zur Farbveränderung beströmt) unternahm, festgestellt, daß die Tiere unter der Diät schon früh Haarverluste (an Kopf, Beinen, Abdomen, z.T. Rücken) und Hautausschläge entwickelten, die an den Knochenvorsprüngen das Ausmaß von nicht-entzündlichen Ulzerationen erreichen konnten. Unter fortgesetzter Fütterung wurden die Hunde zunehmend schwächer, bekamen Durchfall und verstarben schließlich. Als eventuelle Ursache der Erkrankung nahm die Amerikanerin neben der Zerstörung von Vitaminen durch das ranzige Fett auch die Oxidation der ungesättigten Fettsäuren an.

Erst im Jahre 1943 bewiesen die Humanmediziner HANSEN u. WIESE einen direkten Einfluß der verabreichten Nahrungsfettmenge auf die Fettbestandteile der Haut. Die beiden Amerikaner hatten aus klinischen Beweggründen an Absatzwelpen mehrere Wochen lang eine fettarme Diät (Fettgehalt 0,13%) verabreicht, in deren Folgen sich charakteristische Hautveränderungen entwickelten. So war die Haut der Hunde im Alter von 3 Monaten durch besondere Trockenheit und das Haarkleid durch Trocken-und Rauhheit gekennzeichnet. Zwei Wochen später hatte sich das Hautbild weiter verschlimmert und zeigte über den ganzen Körper verteilte großschuppige Abschilferungen und schorfige Flecke, die besonders gravierend an der Bauchunterseite waren. Andererseits hatte die Substitution der fettarmen Diät mit 28%

Schweineschmalz bei Kontrolltieren die Hautveränderungen verhindert [Abb. 11].

a) unter fettarmer Diät b) unter fettarmer Diät, substituiert mit 28%

Schweineschmalz

Abbildung 11: Fotographien der Haut an der Bauchunterseite zweier 4,5 Monate alter Welpen;

nach HANSEN u. WIESE (1943)

Aber auch DE BOER (1946) belegte indirekt den Einfluß der Ernährung auf die Zusammensetzung des Hautfetts, als er bei 4-6 Tage lang hungernden Hunden eine 4%-ige Reduktion desselben sowie eine 0,5%-ige Erniedrigung des Fettgehalts im Skelettmuskel verzeichnete.

Ein Jahr später wiederholten HANSEN et al. (1944) ihren Versuch vom Jahre 1943 und erkannten erstmals einen Zusammenhang zwischen den Hautveränderungen und den ungesättigten Fettsäuren. Wieder zeigten die Versuchshunde unter der fettarmen Diät die beschriebenen Hautveränderungen. Dagegen kam es unter der Substitution mit 28%

Schweineschmalz erneut zu einer Verbesserung des Hautbildes, wobei den beiden Kinderärzten gleichzeitig beim Studium der Blutfettkomponenten auffiel, daß sich insbesondere die Fraktion der ungesättigten Fettsäuren (Phospholipidfettsäuren und acetonlösliche Fettsäuren) im Blutserum erhöht hatte, obschon die Menge der Gesamtfettsäuren im Blut praktisch gleich geblieben war. Ein zweites Tier, das statt 28% nur 5% Schweineschmalz zur Diät erhalten hatte, zeigte hingegen keine Verbesserung des Hautzustandes und im Blut nur eine geringgradige Steigerung der ungesättigten Fettsäuren.

Schließlich sollten BURR u. BARNES 1943 in einer Diskussion der nicht-kalorischen Funktionen der Nahrungsfette experimentell feststellen, daß nur die Linolensäure und Arachidonsäure in der Lage waren, einen hochspezifischen Effekt in der Haut zu entfalten.

Die Kinderärzte HANSEN et al. prüften daher im Jahre 1950 (a) den Zusammenhang zwischen dem Gehalt der Nahrung an den Estern der Linolen- und Arachidonsäure und dem histologischen Hautbild. Ihren Versuch führten sie erneut an Junghunden durch, die sie fettarm ernährten und die unter diesem Fütterungsregimen makroskopisch und mikroskopisch sichtbare Hautveränderungen (Hautverdickung, übermäßige Hautver-schuppung, Haarverlust) entwickelten. Unter der Supplementierung der Diät mit Methyl-Linoleat oder Ethyl-Arachidonat (zu 1% des gesamten Kaloriengehalts der Nahrung) registrierten sie jedoch eine signifikante Hautregeneration, die deutlich machte, daß die beiden stark ungesättigten Fettsäuren in der Haut abgelagert worden waren. Unter der Supplementierung mit den hochungesättigten Fettsäuren konnte das Hautbild nach 5 Wochen klinisch als auch histologisch beträchtlich verjüngt und

Die Kinderärzte HANSEN et al. prüften daher im Jahre 1950 (a) den Zusammenhang zwischen dem Gehalt der Nahrung an den Estern der Linolen- und Arachidonsäure und dem histologischen Hautbild. Ihren Versuch führten sie erneut an Junghunden durch, die sie fettarm ernährten und die unter diesem Fütterungsregimen makroskopisch und mikroskopisch sichtbare Hautveränderungen (Hautverdickung, übermäßige Hautver-schuppung, Haarverlust) entwickelten. Unter der Supplementierung der Diät mit Methyl-Linoleat oder Ethyl-Arachidonat (zu 1% des gesamten Kaloriengehalts der Nahrung) registrierten sie jedoch eine signifikante Hautregeneration, die deutlich machte, daß die beiden stark ungesättigten Fettsäuren in der Haut abgelagert worden waren. Unter der Supplementierung mit den hochungesättigten Fettsäuren konnte das Hautbild nach 5 Wochen klinisch als auch histologisch beträchtlich verjüngt und