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Peter (Name wurde geändert) ist zum Zeitpunkt des Interviews 26 Jahre alt. Er lebt in einer Beziehung mit seiner Lebensgefährtin und ihrem gemeinsamen Kind (2 Jahre).

Er wohnt und arbeitet in einem ländlichen Gebiet von Kärnten.

Zusammen mit seinen Eltern kümmert er sich um einen Bauernhof und nebenbei geht er Holzarbeiten nach. Seine Arbeitszeiten sind je nach Jahreszeit unterschiedlich.

Grundsätzlich arbeitet er nur tagsüber, es kann jedoch auch einmal nachts zu Arbeitseinsätzen kommen, wenn z. B. eine seiner Kühe Nachwuchs bekommt. Seine Arbeit empfindet er auf Nachfrage hin (auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 1 sehr anstrengend und 5 nicht anstrengend ist) körperlich und geistig als sehr anstrengend und emotional als anstrengend. Peter arbeitet 7 Tage die Woche mit durchschnittlich 60 Stunden.

Bevor Peter am elterlichen Betrieb angestellt wurde, machte er eine Lehre als Maschinenbautechniker. Obwohl ihm die Ausbildung nicht gefallen hatte, kam für die Eltern kein Aufhören in Frage. Zusätzlich arbeitete er während der Ausbildung in seiner freien Zeit am Betrieb mit, wodurch er schon früh mit langen Arbeitszeiten konfrontiert war.

Die langen Arbeitszeiten sieht Peter in seinem Beruf als eine wirtschaftliche Notwendigkeit an, da er ohne eine zweite Beschäftigung (in seinem Fall die auswärtige Waldarbeit) finanziell schlecht dastehen würde. Ebenso sind viele Arbeiten von den Jahreszeiten und vom Wetter abhängig, wodurch bestimmte Zeiten intensiv genutzt werden müssen. Zudem verbindet Peter lange Arbeitstage mit mehr Leistung, was er durchaus positiv bewertet.

Im Laufe des Interviews wird klar, dass Peter sehr zufrieden mit der Vereinbarkeit von der Arbeit und seinem restlichen Leben ist, auch wenn manche Zeiten weniger Freizeit erlauben.

Seine Zukunft sieht Peter weiterhin mit langen Arbeitstagen, da er es in seinem Umfeld nicht anders kennt. Zudem hat er sein Hobby zum Beruf gemacht, was die Motivation für das Arbeiten im hohen Alter auch unterstützt.

Kontaktherstellung: Die Anfrage für das Interview wurde per Telefon gemacht, da die interviewte Person und die Interviewerin sich persönlich kennen. Nach anfänglichem

Zögern, hat sich Peter bereit erklärt, ein Interview zu geben. Dafür war auch die Zusicherung der Anonymität von großer Bedeutung.

Schilderung der Interviewsituation: Das Interview findet in der Küche des Bauernhauses seiner Eltern statt. Die Interviewerin wurde herzlich von den Eltern und seinen zwei jüngeren Geschwistern begrüßt. Die Familie lebt in einem großen, alten Bauernhaus. Es ist sehr warm und gemütlich in der Küche, in der Luft liegt der Duft von Kaffee und einer frisch gebackenen Mehlspeise, die auch zum Interview angeboten werden. Peter wirkt ein bisschen nervös, was sich im Laufe des Interviews aber legt. Nach der erneuten Zusicherung der Anonymität ist für Peter auch die Aufnahme des Gespräches kein Problem. Seine Sprechweise ist eher langsam und teilweise auch stockend, was an seiner Nervosität liegen kann. Während des Gespräches sind einige Hintergrundgeräusche zu hören, vor allem Maschinengeräusche von außen, die das Interview jedoch nicht stören.

Sequenzenanalyse

Die Alltagsgestaltung von Peter lässt sich in die nachfolgenden 9 Sequenzen einteilen:

Familie

Die Familie ist in Peters Alltag sehr gut integriert. Wenn er nicht auswärts im Wald arbeitet, verbringen sie sowohl bei den Mahlzeiten als auch bei verschiedenen Arbeiten Zeit miteinander.

Also wenn i den gonzen Tog daham oabeit hobi des Glück, dass i jedn 52

Tog mit meiner Familie essn konn, sofern olle do sein. Oda dass wir holt a viel 53

gemeinsam mochen, also gemeinsam im Stall sein, oda ondere Sochen, wo mei 54

Partnerin und mei Sohn a mitgehn kennen und do verbring ma schon viel Zeit 55

miteinander 56

Für Urlaube oder Ausflüge hat Peter aufgrund seines Berufes weniger Zeit, da er sich täglich um die Tiere kümmern muss. Er hat zwar noch junge Eltern, die im Notfall den Betrieb alleine führen, jedoch ist dies eher die Ausnahme als die Regel. Es gibt aber auch Zeiten, in denen er seine Familie tagsüber weniger sieht, wenn er bspw. auswärts im Wald arbeitet. Seine Familie scheint grundsätzlich zufrieden mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sein.

Freunde

Peters Freunde sind fast alle selber im landwirtschaftlichen Bereich tätig und arbeiten teilweise auch gemeinsam mit Peter auswärts im Wald, wodurch sie sich regelmäßig während der Arbeitszeit sehen. Ebenso können sie sich Großteils die Arbeitszeit selber einteilen, wodurch sich die Freunde Zeit füreinander nehmen können, wenn Hilfe gebraucht wird.

[…] oda wenn zum Beispiel jemand Hilfe am Betrieb brauch, donn is des a ka 73

Thema donn hilft man do a gern und wenn des erledigt is donn sitzt man a no a bissl 74

zom und verbringt donn holt Zeit 75

Peters Freundeskreis hat sich durch seine Arbeit kaum verändert. Für Schulfreunde, die weiter weg wohnen, findet er jedoch kaum bis gar keine Zeit mehr.

Hobbys

Peter beschreibt seine Arbeit als Hobby:

[…] mei Hobby is mei Beruf eigentlich. Also i tua des gern wos i tua, 78

deswegn hob i mi a dafür entschiedn dassi daham bleib noch da Ausbildung, des is des 79

wos ma Freude mocht, vor ollem weils anfoch so obwechslungsreich is.

80

Durch seinen Beruf hat er täglich verschiedene Tätigkeiten zu erledigen, was die Freude am Beruf aufrechterhält. Ebenso bezeichnet Peter die Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr als Hobby, wobei ihm die Motivation an der Teilnahme von Übungen nach einem langen Arbeitstag oft fehlt. Durch die Arbeit hat er kein neues Hobby angefangen aber auch keines aufgegeben. Zwar erzählt er von seinen früheren Hobbys – das Fußballspielen und die Landjugend – die er jedoch aufgrund mangelnden Interesses und nicht aufgrund fehlender Zeit aufgegeben hat.

Haushalt

Peter beschreibt den Haushalt als „Frauensache“. Weil seine Partnerin durch ihren gemeinsamen Sohn derzeit nicht arbeitet, erledigt sie den Haushalt Großteils alleine.

Peter übernimmt aber auch ab und zu einige Aufgaben, wenn seine Hilfe benötigt wird.

Eine Haushaltshilfe könnte sich die Familie zwar leisten, wird aber nicht als notwendig angesehen.

Sorgetätigkeiten

Peters Sohn wird derzeit hauptsächlich von seiner Partnerin betreut. Wenn es die Arbeitssituation erlaubt, übernimmt Peter auch zeitweise die Betreuung. Die Familie

kann aber auch auf Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn zurückgreifen, wenn es nötig ist.

Sunsch is eben no mei Mama do, de is a daham und nimmtn holt a ob und zua wenn 98

mol sunsch kana konn oda sie nit so viel zu tuan hot. Und sunsch hätt i no meine 99

Großeltern, de wohnen a nit so weit weg von uns, de hom relativ viel auf mi früher 100

aufgepasst wie i no klan woa und de würden unsern Sohn a nehmen wenns mol 101

notwendig is. Und wenn wirklich mol Not am Mann is donn hätt ma no unsere Nochboan 102

In der Gemeinde, in der Peter wohnt, gibt es einen kleinen Kindergarten, den ca. 10 Kinder besuchen. Zwar kann man dort schon Kinder ab einem Jahr hineingeben, jedoch ist die Einrichtung nur halbtags geöffnet.

Einen privaten, bezahlten Babysitter empfindet Peter für unnötig, da er auf ein großes Netzwerk an Unterstützung zurückgreifen kann. Je nach benötigten Stunden wäre eine private Betreuung zwar leistbar, jedoch in seiner Situation nicht notwendig.

Puh (3) jo also, kimmt immer drauf on wie oft man den braucht. Wenn mei Partnerin donn 114

mol Oabeitn werd donn losst sich des mit da Betreuung so schon irgendwie ausredn.

115

Also wie gsogt wir kennen auf relativ viele Leit zruckgreifen.

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Um pflegende Angehörige muss sich Peter nicht kümmern. Mit seinem Beruf als Landwirt und seinen Nebentätigkeiten hätte er auch keine Zeit dafür und wäre auch nicht bereit, dafür seinen Beruf zurückzustecken.

Peters „Haustiere“, die am Hof leben, haben ihren Platz im Stall. Neben den Milchkühen wohnen dort auch noch Katzen und ein Hund. Diese haben aber die Möglichkeit den ganzen Tag frei am Hof herumzulaufen und benötigen deshalb auch wenig Aufsicht.

Zeit für sich

Zeit für sich selber hat Peter sehr wenig. Sonntags oder an Schlechtwettertagen verbringt er seine freie Zeit mit der Familie. Wenn die Erschöpfung nicht zu groß ist, nimmt er sich abends noch ein bisschen Zeit für sich.

Vor ollem wenn man Kinder hot, hot man sowieso 147

no weniger Zeit zum Erholen, also da Sonntog auf da Couch, des gibs holt nimma 148

(lachen). Oba so den Obend wenn die Kinder im Bett sein, donn genieß i schon die 149

Ruhe, schau a bissl Fern, spiel mitn Handy oda tua irgendwos, wo i a bissl entsponn.

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Außa i bin zu miad, donn geh i leima schlofn.

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körperliche und psychische Auswirkungen

Bis auf die körperliche Erschöpfung, die Peter an anstrengenden Tagen empfindet, sieht er noch keine negativen Auswirkungen seiner Arbeit. Positiv betont er die viele

Bewegung an der frischen Luft, die er durch seine Arbeit hat. Es gibt zwar stressigere Tage, wo er wenig Zeit zum Essen hat, aber an anderen Tagen kann er sich wieder gut davon erholen.

[…] es kimmt immer drauf on wos i moch. Ahm wenni jetz in gonzn Tog im Wold bin donn 142

bini natürlich mehr erschöpft als wenn i viel aufn Traktor sitz zum Beispiel. Oda donn 143

gibs holt Toge de sein sehr stressig, wo i donn wenig Zeit zum Essn oda sunsch wos 144

hob und donn gibs wieder Toge de sein sehr ausgeglichen und ruhiger. (2) Jo und Zeit 145

zum Erholn hobi jetz nit soo viel oba also es is a immer obhängig vom Wetter und von 146

da Oabeit de geton werdn muss.

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gesundheitsbezogenes Verhalten

Peter sieht sein gesundheitsbezogenes Verhalten nicht von seinem Beruf abhängig.

Seine positiven Veränderungen in der Ernährung und beim Alkoholkonsum schreibt er seiner Partnerin zu.

Hmm also mei Ernährungsverholtn is eigentlich obhängig von meiner Partnerin, also de 156

bekocht mi jo und entscheidet wos es zum Essn gibt (lachen) oba seit i mei Partnerin 157

hab ernähr i mi echt gsünder. Also in meiner Familie werd relativ wenig Gemüse gessn 158

und a gern süße Sochen, also es gibt echt oft Kuchen und so. Oba mei Partnerin hat mi 159

so a bissl aufn Gschmack von Gemüse und vor ollm Tee gebrocht, also do bini echt froh 160

weil jetz schmeckts ma anfoch. Oba des hot jetz nix mit da Oabeit zu tuan. Ähm und des 161

gleiche beim Alkohol, also mei Papa trinkt gern a Feierobendbier oda so wenn jemand 162

mol do is, oba i was nit, früher hobi a gern getrunken, bin viel ausgongen und so oba 163

seitdem mei Partnerin do is mochi des eig nimma und jedn Tog a Bier brauch i a nit. Und 164

jo graucht hobi nie, wer i a nit 165

verschwimmende Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben

Peter ist auch in seiner Freizeit immer wieder mit Tätigkeiten der Arbeit konfrontiert.

jo sicher also man muss schon damit rechnen, dass wenn man a mol Freizeit hot, dass 181

irgendwos am Hof passiert. A Geburt oda a Tier wird kronk, do muss man donn de 182

Freizeit unterbrechen oda des holt erledigen. Oda wenn man draußn is donn schaut man 183

holt zwischendurch ob olls passt, ob genug Futter drin is und so.

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Genauso hat er jedoch auch die Möglichkeit, sich für private Angelegenheiten während der Arbeitszeit frei zu nehmen.

Jo des dafür a. Also wenn jetz irgendwos is z. B. dass mei Sohn kronk werd und mei 186

Partnerin hot ka Zeit, donn konn i ma spontan frei nehmen und mit ihm zum Arzt foan 187

oda i geh schnell mol einkafn. Also des geht schon, wenn nit grod wos Dringendes is 188

donn hot man do woll a bissl an Spielraum.

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