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3.3 Sinn der Arbeit

4.2.7 Freizeit heute

So wichtig die Arbeit in einer Arbeitsgesellschaft ist, spielt auch die Freizeit eine bedeutsame Rolle. Die gegenwärtige Freizeit hat jedoch kaum etwas mit einer „freien“

Zeit zu tun. Neben einer arbeitstüchtigen Bevölkerung braucht die Gesellschaft auch KonsumentInnen, die von Modeströmungen mitgerissen werden. Werbungen und Massenmedien dienen dabei als manipulative Leitbilder, die Kriterien für Glücklich-sein, soziales korrektes Verhalten, Befriedigung und guten Geschmack der Bevölkerung vorleben. Konsumieren ist zum Sinn des Lebens geworden, um sich lebendig zu fühlen, um sich und anderen ihr Wohlbefinden zu zeigen. In der Arbeitsgesellschaft hat das Konsumieren eine Symbolfunktion eingenommen, welche unterschiedliche Gesellschaftsgruppen voneinander abhebt. Nicht alle Gesellschaftsmitglieder haben die gleichen Möglichkeiten, Konsumangebote zu nutzen, was Auswirkungen auf das Ansehen und das Zugehörigkeitsgefühl von Menschen hat (vgl. Ribolits 1997, S. 213; 216; 219; 224f.).

Mit der immer weiter ausbreitenden Arbeitszeitflexibilisierung verschwindet die klare Wochenstrukturierung in Werktag, Wochenende, Feiertag und Feierabend, was Betroffene vor große Managementherausforderungen stellt. Die Arbeitszeit muss mit den Terminen der Familie, mit den Öffnungszeiten und Betriebszeiten von Dienstleistungsunternehmen etc. in Einklang gebracht werden, um die restliche freie Zeit so gut wie möglich nutzen zu können (vgl. Ribolits 1997, S. 225).

In den letzten Jahrzehnten stieg das Interesse daran, das Freizeitverhalten der Bevölkerung detaillierter zu erfassen. Demnach gibt es genauere Aufzeichnungen darüber, wie die Menschen in Österreich ihre Freizeit gestalten. Statistik Austria hat eine Erhebung über die Zeitverwendung der österreichischen Bevölkerung ab dem 11.

Lebensjahr im Zeitraum 2008/09 durchgeführt und folgende Ergebnisse präsentiert:

Die beliebteste Freizeitgestaltung ist, mit einer täglichen Nutzung von zwei Stunden, das Fernsehen. Vor allem am Wochenende und abends ist diese Beschäftigung bei

jeder Altersstufe und jedem Geschlecht populär. Ebenso wird häufig auf sportliche Aktivitäten – wie z. B. Fußball, Wandern, Spazieren gehen etc. – zurückgegriffen, die umfangreicher am Wochenende stattfinden, was vermutlich daran liegt, dass in vielen Bereichen am Wochenende nicht gearbeitet wird. Ein ähnliches Ergebnis lässt sich auch bei sozialen Kontakten erkennen. Auch hier wird – vermutlich aufgrund von mehr Freizeit – am Wochenende mehr Zeit in ein Treffen mit Freunden investiert, sowohl am Nachmittag als auch abends beim Ausgehen. Ebenso ist das Lesen von Zeitungen oder Büchern ein fester Bestandteil vieler Personen geworden. Zeitungen werden gerne morgens neben dem Frühstück durchgeblättert, wohingegen Bücher häufig abends als Bettlektüre Verwendung finden. Zudem hat die Erhebung ergeben, dass bei jungen Menschen – vor allem bei Jugendlichen im Alter von 11 bis 19 Jahren – das Interesse an Gesellschafts- und Computerspielen deutlich höher ist als in anderen Altersgruppen. Auch das Radio wurde im Laufe der Zeit in vielen Haushalten zu einem täglichen Fixbestand, wobei dieses Medium meist neben anderen Tätigkeiten, wie z.

B. dem Essen, genutzt wird (vgl. Statistik Austria 2010, o.S.).

Wie nachfolgende Abbildung zeigt, ist die tägliche Hauptzeit für freizeitliche Aktivitäten bei beiden Geschlechtern, sowohl Montag bis Freitag als auch Samstag und Sonntag, vor allem abends zwischen 20 und 22 Uhr.

Abb. 2: Tageszeit für Freizeitaktivitäten von Männern und Frauen in Prozent (vgl. Statistik Austria 2009, S. 85)

Betrachtet man in der nachfolgenden Abbildung die generelle Tagesgestaltung aller TeilnehmerInnen, lassen sich einige Schlüsse über die Alltagsgestaltung nach Alter und Geschlecht ziehen.

Erkennbar ist, dass bei jeder Altersgruppe die Haushaltsführung bei Frauen mehr Zeit in Anspruch nimmt als bei Männern. Ebenso lässt sich aus der Abbildung herauslesen, dass Männer täglich mehr Stunden arbeiten und gleichzeitig auch mehr Zeit für Freizeitaktivitäten haben. Soziale Kontakte, Kinderbetreuung und Freiwilligenarbeit nehmen in jeder Altersgruppe bei beiden Geschlechtern relativ gleich viel Zeit in Anspruch, mit Ausnahme der 20 bis 39-Jährigen, wo Männer etwas mehr, Frauen sogar deutlich mehr Zeit dafür investieren.

Abb. 3: Tagesprofil von Frauen und Männer, nach Alter und Geschlecht (Montag bis Sonntag) (vgl. Statistik Austria 2009, S. 29)

Statistik Austria hat im Zuge dieser Erhebung auch anhand der Erwerbstätigkeit ausgewertet. Da sich diese Arbeit vor allem mit Freizeitaktivitäten berufstätiger Personen beschäftigt, werden nachfolgend einige Ergebnisse der Freizeitgestaltung speziell von Erwerbstätigen veranschaulicht.

Abbildung 4 zeigt zum einen die durchschnittlichen Stunden pro Woche, die alle befragten Männer und Frauen 2008/09 für bestimmte Tätigkeitsbereiche verwenden und zum anderen wird auf der rechten Seite speziell die Gruppe der erwerbstätigen Personen herausgenommen. Sowohl bei allen Personen als auch bei den Erwerbstätigen ist die durchschnittliche Wochenstundenanzahl der unbezahlten Arbeiten bei Frauen deutlich höher als bei Männern. Dies betrifft vor allem die Haushaltsführung aber auch die Kinderbetreuung. Obwohl Männer im Durchschnitt wöchentlich 9 Stunden länger arbeiten, sind auch Frauen mit 39 Wochenstunden im Schnitt in einer Vollzeitbeschäftigung tätig und übernehmen zusätzlich noch den Großteil der unbezahlten Arbeiten. Ebenso investieren erwerbstätige Männer in der Woche um 4 Stunden mehr Zeit in Freizeitaktivitäten als erwerbstätige Frauen.

Für persönliche Tätigkeiten – wie Schlafen, Essen und die Körperpflege – also Dinge, die für die Gesundheit wichtig sind, nehmen sich erwerbstätige Frauen im wöchentlichen Durchschnitt 2 Stunden mehr Zeit als erwerbstätige Männer. Zudem ist die Gruppe der erwerbstätigen Personen – mit einem durchschnittlichen Schlaf von 8

Abb. 4: Durchschnittliche Stunden für gruppierte Tätigkeitsbereiche. Vergleich alle Personen ab 10 Jahren und erwerbstätige Personen (vgl. Statistik Austria 2009, S. 36)

Abb. 5: Haushaltsbeteiligung berufstätiger Männer und Frauen in Prozent (vgl. Statistik Austria 2009, S. 64)

Stunden 02 Minuten (Frauen) bzw. 7 Stunden 52 Minuten (Männer) – die Gruppe, die im Schnitt am wenigsten Schlaf erreicht (vgl. Statistik Austria 2009, S. 41).

Die Studie hat sich auch die geschlechtliche Aufteilung der Haushaltsarbeiten angesehen und kam dabei zum Ergebnis, dass sich Frauen neben dem Beruf deutlich mehr um den Haushalt kümmern als berufstätige Männer. Nachfolgende Abbildung veranschaulicht die Aufteilung der einzelnen Haushaltstätigkeiten nach Geschlecht.

Bei dieser Erhebung ist auffallend, dass der geschlechtliche Unterschied im ländlichen Raum in den Bereichen „Aufräumen“ und „Kochen“ deutlich höher ausfällt als im städtischen Bereich (vgl. Statistik Austria 2009, S. 64).

Zum Thema der Kinderbetreuungsarbeit wurden im Zuge der Zeitverwendungsstudie drei verschiedene Gruppen gebildet. Zum einen wurden alleinerziehende Personen mit mind. einem Kind unter 16 Jahren erhoben und zum anderen Paarhaushalte mit mind. einem Kind unter 16 Jahren sowie Paarhaushalte ohne Kinder im Haushalt.

Zusammenfassend kann zu diesen Ergebnissen gesagt werden, dass einerseits Alleinerziehende – in dieser Studie ausschließlich Frauen, da die Anzahl der männlichen Alleinerziehenden zu gering war – häufiger und im Schnitt auch länger arbeiten als Mütter in einer Paarbeziehung. Ebenso wird mehr Zeit in den Weg zu Betreuungseinrichtungen investiert und somit haben Alleinerziehende im Vergleich

weniger Zeit, um mit den eigenen Kindern zu spielen (vgl. Statistik Austria 2009, S.

69f.).

Schaut man die Betreuungssituation in Paarhaushalten an, zeigt sich, dass sich Frauen neben den Haushaltstätigkeiten auch häufiger um die Betreuung der Kinder kümmern als Männer. Väter nehmen sich hauptsächlich Zeit zum Spielen, wohingegen sich Mütter neben dem Spielen vor allem um die Befriedigung der Grundbedürfnisse der Kinder kümmern (vgl. Statistik Austria 2009, S. 71).

Bei Frauen in Paarhaushalten, die sich nicht um Kinder kümmern müssen, steigt, im Vergleich zu Mütter in Paarhaushalten mit Kindern, neben der durchschnittlichen täglichen Arbeitszeit auch die Freizeit und gleichzeitig investieren diese auch weniger Zeit in den Haushalt. Männliche Personen, die in einem Paarhaushalt ohne Kinder leben, arbeiten im Schnitt gleich lang wie Väter in Paarhaushalten mit Kindern, investieren aber mehr Zeit in den Haushalt und haben auch mehr Zeit für freizeitliche Aktivitäten (vgl. Statistik Austria 2009, S. 74f.).

Das Kümmern von älteren Familienangehörigen wird in der Studie nur von Frauen ausgewertet, da die Anzahl der Männer zu gering ausfiel (vgl. Statistik Austria 2009, S. 80).

In Treffen von Freunden und sozialen Kontakten investieren Frauen mehr Zeit. Männer besuchen hingegen häufiger Partys, Feste und Lokale als weibliche Personen (vgl.

Statistik Austria 2009, S. 79).