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3. Material und Methoden

3.3. Experteninterviews

3.3.3. Inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse

Nach der Transkription erfolgte die Auswertung. Die Auswertung bezieht keine non-verbalen Äußerungen, Mimik oder Gestik mit ein. Die Konzentration lag auf der inhaltlichen Aussage und nicht der sprachlichen Korrektheit.

Die Interviews wurden mit der Unterstützung der Software MAXQDA (Standard, Version 12) ausgewertet.

Die Experteninterviews wurden aufgrund der festen Leitfadenstruktur als strukturierte, qualitative Inhaltsanalyse ausgewertet: (Kuckartz 2012; S.77-98)

1. Initiierende Textarbeit: Markieren wichtiger Textstellen, Schreiben von Memos

2. Entwickeln von thematischen Hauptkategorien

3. Codieren des gesamten bisher vorhandenen Materials mit den Hauptkategorien

4. Zusammenstellen aller mit der gleichen Hauptkategorie codierten Textstellen

5. Induktives Bestimmen von Subkategorien am Material

6. Codieren des kompletten Materials mit dem ausdifferenzierten Kategoriensystem

7. Kategorienbasierte Auswertung und Ergebnisdarstellung

Initiierende Textarbeit

Der erste Auswertungsschritt beinhaltete das sorgfältige Lesen und das Markieren von besonders wichtigen Textpassagen. Des Weiteren wurden beim Durcharbeiten der einzelnen Interviews bei Auffälligkeiten, Besonderheiten und

Analyseideen Anmerkungen am Rand als methodische Memos zur Erinnerung dokumentiert. Die Memos dienten auch der besseren Wahrnehmung der einzelnen Texte. Für einen ersten kurzen Überblick wurden kurze Fallzusammenfassungen, sogenannte „Case Summarys“ angelegt. Es fand dabei eine systematisch ordnende zusammenfassende Darstellung der Charakteristika eines jeden Interviews statt. Diese „Case Summarys“ hatten nicht einen allgemein beschreibenden Charakter, sondern wurden durch die Forschungsfrage geprägt.

Somit wurden die Fakten sortiert und es fand eine eng am Text angelehnte Komprimierung statt. Weiterhin wurde mit den Fallzusammenfassungen ein sehr guter Überblick zu allen Interviews gewonnen. Dies stellte den Ausgangspunkt für z.B. tabellarische Fallübersichten für mehrere Fälle dar (komparativer Aspekt).

Außerdem unterstützte diese Form der Analyse, die möglichen Unterschiede der einzelnen Fälle zu filtern, die sogar hypothesen- und kategoriengenerierend sein konnten. Die zentralen Begriffe und Abschnitte wurden markiert und notiert. Des Weiteren wurden unverständliche Passagen und schwierige Stellen gekennzeichnet und ggfs. Argumentationslinien analysiert. Die formale Struktur (Länge etc.) wurde betrachtet und dabei die inhaltliche Struktur, d.h. Abschnitte, Brüche etc. identifiziert.

Entwickeln der Hauptkategorien

Im zweiten Schritt wurden, basierend auf der Forschungsfrage, Hauptauswertungskategorien entwickelt. Bei der Entwicklung und der intensiven Textrecherche wurde zunächst, ähnlich dem offenen Codieren der Grounded Theory15F15F9, alles Relevante und Auffällige notiert. In der vorliegenden Untersuchung sind die Hauptkategorien deduktiv aus dem Leitfaden der Experteninterviews hergeleitet worden. In einem ersten Durchlauf wurden alle Experteninterviews auf die Anwendbarkeit der Hauptkategorien getestet.

Erster Codierprozess: Codieren des gesamten Materials mit den Hauptkategorien Die Gestaltung des ersten Codierens begann mit einer sequenziellen Bearbeitung der jeweiligen Texte Zeile für Zeile. Die Hauptkategorien ergaben sich aus den Themenkomplexen des Leitfadens.

9“gegenstandsbezogene oder datengestützte Theoriebildung” vgl.: (Strauss 1998)

Es wurden die von Kuckartz formulierten einfachen Codierregeln angewendet, um Textstellen Kategorien zuzuordnen:

1. Codierung von Sinneinheiten in enger Verbindung zu den

Fragstellungen und Zielen des Projektes, mindestens ein vollständiger Satz. Wenn die Sinneinheit mehrere Sätze oder Absätze umfasst, wurden diese codiert.

2. nicht zu feingliedrig und umfangreich

3. möglichst genaue Beschreibung der Kategorien

4. Formulierung mit Perspektive auf den späteren Ergebnisbericht. Es wurden Kategorien gewählt, die sich als Strukturierungspunkte für den späteren Forschungsbericht eigneten.

5. Sofern die einleitende (oder zwischengeschobene) Interviewer-Frage zum Verständnis erforderlich war, wurde diese ebenfalls codiert.

6. Beim Zuordnen der Kategorien galt es, ein gutes Maß zu finden, wie viel Text um die relevante Information herum mitcodiert wurde.

Wichtigstes Kriterium war, dass die Textstelle ohne den sie umgebenden Text für sich allein ausreichend verständlich ist.

Um die Qualität des Codierens zu sichern, bietet sich die Zusammenarbeit im Team an. Dies ermöglicht grundsätzlich das konsensuelle Codieren (Hopf, Schmidt 1993). Durch die sehr restriktive Vorstrukturierung des Leitfadens waren keine Entscheidungen im Team über die richtige Entwicklung und Anwendung einer Kategorie erforderlich, so dass das alleinige Codieren für die vorliegende Auswertung angewendet werden konnte (Kuckartz 2012).

Zusammenstellung aller mit der gleichen Hauptkategorie codierten Textstellen und Induktives Bestimmen der Subkategorien am Material

Die noch allgemein gehaltenen Hauptkategorien sollten in einem weiteren Schritt ausdifferenziert werden (Kuckartz 2014). Der Ablauf der Ausdifferenzierung sah dabei folgende Schritte vor:

 Auswahl einer thematischen, auszudifferenzierenden Kategorie, d.h.

für diese Kategorie sollten nun (neue) Subkategorien gebildet werden.

 Zusammenstellen aller mit dieser Kategorie codierten Textstellen in einer Liste oder Tabelle (Text-Retrieval).

 Bilden von Subkategorien am Material: Diese wurden zunächst als eine ungeordnete Liste zusammengestellt

 Ordnen und systematisieren der Listen, Identifikation der relevanten Dimensionen, ggfs. Zusammenfassen von Subkategorien der Liste zu abstrakteren bzw. allgemeineren Subkategorien

 Formulieren von Definitionen für die Subkategorien und Illustrieren der Kategoriendefinitionen durch prototypische Beispiele

Die Hauptkategorien sind nach dem Leitfaden des Interviews abgeleitet worden.

Im nächsten Schritt wurden diesen Hauptkategorien Subkategorien zugeordnet.

Diese Subkategorien orientierten sich an dem Leitfaden und damit mittelbar der Forschungsfrage. Die aufgenommenen Interviewtexte sind daraufhin nochmal Zeile für Zeile analysiert worden. Den abgeleiteten Subkategorien sind nachfolgend entsprechende Textstellen zugeordnet worden. Die Zuordnung mit den Definitionen und Beispielen der einzelnen Subkategorien befindet sich im Anhang 4. An dieser Stelle soll ein Beispiel (s. Tabelle 4) das Vorgehen verdeutlichen:

Tabelle 4: Beispiel für die Zuordnung der Hauptkategorien und Definition

HAUPTKATEGORIE SUBKATEGORIE DEFINITION BEISPIEL

Allgemein: Der ausländische Patient

Rolle Chefarzt/

Klinik Umfasst alle Kommentare zur Wirkung des Chefarztes/

Zweiter Codierprozess: Codieren des kompletten Materials mit dem ausdifferenzierten Kategoriensystem

Dieser systematische Arbeitsschritt erforderte einen erneuten vollständigen Durchlauf des Datenmaterials. Da die Subkategorien sich sehr an dem Leitfaden orientierten, konnten entsprechende Textstellen diesen direkt zugeordnet werden.

Die Codierung der Textstellen zunächst über die Hauptkategorien konnte nach Kuckartz (Kuckartz 2012; S.88) vernachlässigt werden.

Kuckartz verweist hier auf eine sinnvolle und thematische Zusammenfassung der einzelnen Interviews. Fallbezogene thematische Zusammenfassungen dienen auch als vergleichende tabellarische Übersichten (Weitzman, Miles 1995);

(Ritchie, Spencer 1994 S.173-194). Durch eine systematische Bearbeitung der vorhandenen Themenmatrix entstand eine transformierte Themenmatrix, die Zusammenfassungen der Originalstellen durch den Forscher enthielt (Kuckartz 2012). Dadurch wurde das Material komprimiert und auf die Forschungsfrage reduziert.

Über die systematische Codierung des Interviews ist ein thematisches Koordinatennetz (Grid) entstanden. Jedem Knotenpunkt in dieser Matrix konnte eine Originaltextstelle zugeordnet werden. Es war hier methodisch ausreichend, nur für die eindeutig relevanten Themen eine thematische Zusammenfassung zu bilden. Nach Kuckartz stellt die Erstellung von thematisch orientierten Zusammenfassungen einen analytisch sehr effektiven Schritt dar. Die entstandenen Übersichten gewannen schließlich durch Komprimierung und Abstrahierung in dieser Arbeit an analytischer Kraft und Evidenz.

Kategorienbasierte Auswertung und Ergebnisdarstellung

Bei der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse wurden Themen und Subthemen ausgewertet. Nach Kuckartz (Kuckartz 2014) lassen sich sieben Auswertungsformen unterscheiden:

1. Kategorienbasierte Auswertung entlang der Hauptkategorien 2. Analyse der Zusammenhänge innerhalb einer Hauptkategorie 3. Analyse der Zusammenhänge zwischen Kategorien

4. Kreuztabellen – qualitativ und quantifizierend 5. Graphischen Darstellungen

6. Fallübersichten

7. Vertiefende Einzelfallinterpretationen

Die vorliegende Auswertung wurde nach der kategorienbasierten Auswertungsform entlang der Hauptkategorien vorgenommen. Die kategorienbasierte Auswertung wurde gemäß Kuckartz (Kuckartz, Dresing et al.

2008; S.43-49) nach den folgenden vier Schritten strukturiert und nachvollziehbar aufgebaut:

1. Zusammenfassung der Textstellen je Kategorie 2. Beschreibung der Ergebnisse je Kategorie

3. Interpretative Einordnung der Ergebnisse in einen größeren (theoretischen) Kontext und Diskussion

4. Zusammenfassende Diskussion der Ergebnisse und Beantwortung der Forschungsfrage

Zunächst wurde eine zusammenfassende Beschreibung der thematischen Hauptkategorien und deren Ergebnisse erstellt: „Was wird alles zu diesem Thema gesagt?“; „Was wird nur am Rande bzw. gar nicht erwähnt?“ Diese Zusammenfassungen wurden dann im Ergebnissteil beschrieben. Darauf folgten eine Interpretation und die entsprechende Einordnung in einen größeren theoretischen Kontext. Den Abschluss dieser Auswertung bildeten eine zusammenfassende Diskussion der Ergebnisse und die Beantwortung der Forschungsfrage.

3.4. Quantitative Erhebung: Standardisierte Befragung bei