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GOrBiKs – Gemeinsamer Orientierungsrahmen für die Bildung in Kindertagesbetreuung und

Grundschule

Tassilo Knauf, Elke Schubert

Einigkeit besteht inzwischen darüber, dass nicht nur die Grundschule, sondern auch der Kindergarten/die Kindertageseinrichtung im Rahmen eines grundlegenden Bildungsauftra-ges individuelle kindliche Bildungsprozesse anregen, begleiten und unterstützen sollen.

Unbestritten ist weiterhin, dass der Übergang des Kindes in die Schule dann besser bewältigt werden kann, „wenn es gelingt, alle Beteiligten zu einem integrativen Zusammenwirken zu bewegen, bei dem weder die vermeintlich unverzichtbaren Ansprüche der Schule noch die sehr unterschiedlichen Interessen der Eltern, sondern ausschließlich die Entwick-lungschancen des Kindes im Mittelpunkt ste-hen“ (Nickel 1994, S.98). Eine unangemessen scharfe strukturelle, institutionelle und nicht zuletzt mentale Trennung zwischen Elementar-und Primarbereich erschwert jedoch immer noch die für eine bessereAbstimmung notwen-digen Verständigungsprozesse der professio-nellen Akteure in beiden Bildungsbereichen.

ZIELE

Das brandenburgische TransKiGs - Projekt

„GOrBiKS“ hat sich daher zum Ziel gesetzt, auf der Grundlage einer gemeinsamen Bildungs-philosophie von Kita und Schule einen

„Gemeinsamen Orientierungsrahmen für die Bildung in Kindertagesbetreuung und Grund-schule“ zu entwickeln, der zu einer anschluss-fähigen und kontinuierlichen Anregung,

Beglei-tung und Unterstützung individueller Bildungs-prozesse von Kindern beitragen soll. Dabei ist den am Projekt Beteiligten bewusst, dass ein solcher Entwicklungsprozess die Ebenen der Kita- und Schulkultur sowie das professionelle Selbstverständnis der Fachkräfte in Kita und Schule unmittelbar berührt. Allein mit der Erar-beitung und Veröffentlichung eines Grundla-genpapiers kann nur wenig erreicht werden.

Vielmehr kommt es darauf an, Annäherungs-, Verständigungs- und Veränderungsprozesse über einen längeren Zeitraum nachhaltig in der Kita- und Schulpraxis zu verankern und auch die Unterstützung von Eltern und lokalen Insti-tutionen zu gewinnen. Die Einbeziehung von Praktikern und eine parallel erfolgende Vermitt-lung und Diskussion von Zwischenergebnissen durch Veröffentlichungen und Fachtagungen sollen daher wesentliche Teile der Implemen-tierung bereits in den Erarbeitungsprozess sein. Ein besonderes Augenmerk wird in die-sem Zusammenhang auf die Stärkung und Weiterentwicklung bereits vorhandener Ansätze und Entwicklungen in Kita und Grund-schule gerichtet.

ORGANISATIONSSTRUKTUREN UND ARBEITSFORMEN

Die fachliche Gesamtverantwortung und Lei-tung des Projekts „GOrBiKS“ liegt beim LISUM Berlin-Brandenburg und erfolgt in enger Kooperation mit der länderübergreifenden Geschäftsstelle des BLK-Verbundprojekts

„TransKiGs“ (nähere Informationen unter

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www.transkigs.de). Die bildungspolitische Steuerung erfolgt in einer landesinternen Koor-dinierungsgruppe.

Einen zentralen Stellenwert im Rahmen des Projekts nimmt eine paritätisch aus Vertreterin-nen und Vertretern exzellenter Kita- und Schul-praxis, des Fortbildungswesens, der Fachwis-senschaften und der Administration des Lan-des Brandenburg zusammengesetzte Kom-mission ein, die den „Gemeinsamen Orientie-rungsrahmen für die Bildung in Kindertagesbe-treuung und Grundschule“ entwickelt. Jeweils eigenständige Themenkomplexe werden von ihr schrittweise bearbeitet und sollen als Bau-steine zusammengefügt schließlich den Gesamtrahmen bilden. Die schrittweise Erar-beitung strukturiert den Arbeitsprozess in über-schaubare und kontrollierbare Zwischenergeb-nisse, für deren Erprobung und Evaluation Zeit genommen wird, ohne die zeitgerechte Umset-zung des Gesamtvorhabens aus dem Blick zu verlieren.

Vorbereitet, moderiert und unterstützt wird die Kommissionsarbeit durch ein ebenfalls paritä-tisch besetztes Projektteam, das mit einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit insbesondere für den Transfer der Arbeitsergebnisse in die Pra-xis sorgt. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt „GOrBiKS“ von denAutoren dieses Bei-trags, die mit Arbeitsschwerpunkten in den Bereichen Elementar- und Grundschulpädago-gik an der Universität Duisburg-Essen tätig sind.

ERSTE ERFAHRUNGEN UND ERGEBNISSE Bei einer Auftakttagung am 6. April 2006 im Landesinstitut für Schule und Medien in

Lud-wigsfelde, an der rund 100 Interessierte teil-nahmen, fiel mit der Berufung der Kommissi-onsmitglieder durch den Staatssekretär des Bildungsministeriums, Burkhard Jungkamp, der Startschuss für die Aufnahme der Kommis-sionsarbeit (vgl. Bericht in der Kitadebatte 1/2006; Dokumentation der Tagung und beglei-tender Materialien unter www.transkigs.de).

Seitdem trifft sich die Kommission im monatli-chen Turnus zu gemeinsamen Arbeitstagun-gen. Sieben im Prozess entwickelte themati-sche Bausteine werden in paritätisch besetzten Kleingruppen bearbeitet, im Plenum und mit der Praxis diskutiert:

Baustein 1:

Bild vom Kind Baustein 2:

Bildung und Erziehung Baustein 3:

Beobachtung und Bildungsdokumentation Baustein 4:

Übergang Kita – Schule Baustein 5:

Veränderte Rolle, Selbstverständnis, Kompe-tenzen der professionellen Fachkräfte Baustein 6:

Eltern als Erziehungspartner Baustein 7:

Kita und Grundschule im Netzwerk von System und Lebenswelt.

Geprägt wird die gemeinsame Arbeit in der Kommission durch dieAuseinandersetzung mit den jeweiligen institutionsspezifischen rechtli-chen und strukturellen Vorgaben,

Rahmenbe-dingungen, Methoden oder Instrumenten, vor allem aber mit unterschiedlichen professionel-len und biografischen Sicht- und Herangehens-weisen. Deutlich wurden im Verlauf der Zusam-menarbeit durchaus tragfähige Gemeinsam-keiten oder Anknüpfungspunkte. Es kristalli-sierten sich aber auch nicht leicht zu überbrü-ckende Gegensätze heraus, die beispielsweise im unterschiedlichen Verständnis zentraler Begrifflichkeiten wie „Bildung“ und „Erziehung“

zum Ausdruck kamen. Umso wichtiger ist das Auffinden gemeinsamer Sprachregelungen.

Trotz des wechselseitigen Interesses und des gleichbleibend hohen Engagements der Kom-missionsmitglieder waren zwischenzeitlich auch Phasen der Unsicherheit und Resignation spürbar: Sind ein stärker formelles Verständnis von Bildung, der Erfolgsdruck sowie die Orien-tierung an Standards aufseiten der Schule ver-einbar mit dem Interesse an mehr Individuali-sierung und Orientierung an den kindlichen Lerninteressen? Gibt es institutionelle Gren-zen, die eine Entwicklung einer gemeinsamen Bildungsphilosophie von Kita und Grundschule nicht zulassen?

Ergänzend zur Kommissionsarbeit wird im Rahmen des Projektteams an Materialien sowie Arbeits- und Vermittlungsformen zum Praxistransfer gearbeitet. Entwickelt wurde in diesem Zusammenhang unter anderem eine Konzeption für Bildungswerkstätten, in denen Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen gemeinsame Konzepte und praktische

Umset-zungsformen zur Neugestaltung des Über-gangs Kita – Grundschule erarbeiten. Die Ergebnisse sollen in die Entwicklung des

„Gemeinsamen Orientierungsrahmens“ einflie-ßen und dort besondere Berücksichtigung fin-den. Die im Spätherbst 2006 erfolgte landes-weite Ausschreibung der für den Zeitraum von Februar bis September 2007 geplanten Bil-dungswerkstätten stieß auf so großes Inte-resse, dass nicht alle Bewerbungen berück-sichtigt werden konnten. Ausgewählt wurden 12 Tandems aus Kita und Grundschule nach Kriterien, die eine möglichst große Vielfalt hin-sichtlich Größe, Einzugsbereich, Einrichtungs-konzept/ Schulprogramm gewährleisten sollen.

Nach ersten Anfangsschwierigkeiten hat sich die gemeinsame Arbeit im Rahmen der Bil-dungswerkstätten inzwischen sehr positiv ent-wickelt. In der zum Jahresende erscheinenden nächsten KitaDebatte werden wir ausführlicher über den weiteren Prozessverlauf und die dabei entstandenen Ergebnisse, Erfahrungen und Einsichten berichten.

Kontakt:

Prof. Dr. Tassilo Knauf Dr. Elke Schubert Universität Essen-Duisburg 45117 Essen

Telefon: 0201/1832293

E-Mail: elke.schubert@uni-due.de Projekt-Homepage: www.transkigs.de

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Schule und Hort als Bildungspartner