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Förderung der Sprachentwicklung – Ziel und Ergebnis von Erziehungspartnerschaften

Erfahrungen der Kita „Tollhaus“

in Falkensee Ingrid Pöhl

Die Sprachförderung ist eine der grundle-gendsten Aufgaben bei der Vermittlung von Kompetenzen, um Kinder auf dem Weg ins Leben – und natürlich auch in die Schule – zu begleiten.

Immer wieder sind Sprachdefizite und Sprach-auffälligkeiten Gegenstand fachlicher und öffentlicher Diskussionen u.a. mit dem Ziel, Einfluss zu nehmen auf die häuslichen Bedin-gungen der Kinder und natürlich auch, das Lernfeld „Kindertagesstätte“ kritisch zu betrachten und zu verbessern.

Diese Themen berühren uns insbesondere deshalb, weil sich unsere Einrichtung immer mehr zu einem Eltern-Kind-Zentrum nach dem Vorbild der Early Excellence Centre entwickelt, worin wir eine Chance sehen, Familien noch besser zu unterstützen und in einem Netzwerk weiterer Bündnispartner zu wirken.

Gegenwärtig werden in unserer Kindertages-stätte in drei Häusern 193 Kinder im Alter von null bis zu zehn Jahren von achtzehn Erziehe-rinnen, einem Erzieher, drei Muttersprachlerin-nen (englisch) und zahlreichen Praktikanten betreut.

Fünfzehn Erzieherinnen unseres Teams besit-zen zusätzlich zu ihrem Abschluss als staatlich

anerkannte Erzieherin das Montessori-Diplom, fünf eine heilpädagogische und zwei eine sozi-alpädagogischeAusbildung.

In unserer pädagogischenArbeit orientieren wir uns am Grundsatz der italienischen Ärztin und Pädagogin Maria Montessori „Hilf mir, es selbst zu tun“.

Wir sehen uns als Partner der Eltern und überprüfen regelmäßig die Wirkungen die-ser Erziehungspartnerschaften auf die Ent-wicklung der Kinder.

In den Erziehungs- und Bildungspartnerschaf-ten sehen wir heute eine neue Qualität der Kooperation der Beteiligten der beiden wich-tigsten Sozialisationsfelder, die die kindliche Entwicklung nachhaltig prägen.

Weil Eltern uns ihre Kinder anvertrauen, tragen wir eine hohe Verantwortung für deren Ent-wicklung.

In der oft langen Phase zwischen Anmeldung und Aufnahme nutzen sie unterschiedliche Möglichkeiten (Gespräche, Feste, Veranstal-tungen u.Ä.), uns als ihre künftigen Erzie-hungspartner kennen zu lernen.

Sie schätzen unsere offeneArt zu kommunizie-ren, was z. B. auch heißt, Beschwerden und Wünsche ernst zu nehmen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Selbstverständlich nehmen wir uns bei derAuf-nahme eines Kindes Zeit für intensive Gesprä-che zur familiären Situation des Kindes, zu sei-nem Entwicklungsstand, seinen Bedürfnissen und Gewohnheiten sowie den Erwartungen der

Eltern an uns.

Das gemeinsam Besprochene wird protokol-liert und bildet im Zusammenhang mit Fotos, Lerngeschichten, den Beobachtungen der Erzieher und den Ergebnissen der „Grenz-steine der Entwicklung“ den Inhalt der „Ent-wicklungsmappen“ (Portfolios) und damit die Grundlage für die Entwicklungsgespräche.

Eltern nutzen diese Gespräche, ihre Wahrneh-mungen und Erlebnisse aus der häuslichen Umgebung abzugleichen mit den Beobachtun-gen, die wir in unserer Arbeit machen.

Stellen wir gemeinsam in einem solchen Gespräch Entwicklungsverzögerungen oder Defizite bei einem Kind fest, geben wir Emp-fehlungen für die Förderung zu Hause (Spiele, Bücher, Tätigkeiten) bzw. zum Hinzuziehen von Fachärzten, Therapeuten, Logopäden u.a.

Außerdem bieten wir heilpädagogische Einzel-förderung in unserer Einrichtung an.

Als familienergänzende Einrichtung sehen wir es als unerlässlich an, unsere Kinderta-gesstätte in regelmäßigen Abständen daraufhin zu überprüfen, ob sie ein entwick-lungsfördernder Lebensraum für Kinder ist.

Dies schließt sowohl unser pädagogisches Handeln als auch die von Maria Montessori so genannte „vorbereitete Umgebung“ ein.

Seit der Veröffentlichung der „Grundsätze der elementaren Bildung“ im Januar 2004 haben wir unser Konzept mehrfach überarbeitet und unsere Arbeit für Eltern noch transparenter werden lassen.

So haben wir in unserer Konzeption für den

Bil-dungsbereich „Sprache, Kommunikation und Schriftkultur“ formuliert:

Im Bildungsbereich „Sprache, Kommunika-tion und Schriftkultur“ bieten wir den Kindern die Möglichkeit,

• die Bedeutung gesprochener und geschriebener Worte als Verständigungs-mittel kennen zu lernen,

• ihre Bedürfnisse und Wünsche mittels der Sprache artikulieren zu lernen und auch Konflikte zu bewältigen, dadurch an Selbstvertrauen zu gewinnen,

• im Rollenspiel ihre sprachlichen Fähigkei-ten zu trainieren, Handlungen (Als-Ob-Spiele) durch Sprache abzukürzen,

• anderen ihre Erlebnisse zu erzählen und mit ihnen Gedanken auszutauschen,

• Bilderbuchgeschichten und Märchen zu hören, nachzuerzählen und nachzuspielen,

• Gedichte, Reime, Fingerspiele, Liedertexte zu lernen,

• sich durch vielfältige Materialien mit der Schriftsprache vertraut zu machen (Namensschilder, Anlauttabellen, Sandpa-pierbuchstaben, Wortkarten, Computer

• … dies alles auch in einer zweiten / der…), englischen Sprache zu tun.

50 FÖRDERUNG DER SPRACHENTWICKLUNG

Die Sprache ist ständiger Begleiter der Kin-der in ihrem Tagesablauf.

Dieser Bildungsbereich ist (wie alle anderen Bildungsbereiche auch) wichtiger Bestandteil jeder Projektplanung, dies soll an einigen Bei-spielen im Folgenden gezeigt werden.

Projekte für Kinder werden schon seit länge-rer Zeit gemeinsam mit Eltern geplant und durchgeführt.

Da sitzen dann die Erwachsenen bei Kaffee, Tee und (meist von Müttern) frisch gebacke-nem Kuchen zusammen und entwickeln gemeinsam Ideen, muten ihren Kindern The-men zu, empfehlen Literatur und Musikstücke, planen künstlerische Aktivitäten – und haben Spaß dabei.

Die Kinder sind jedes Mal sehr stolz, wenn ihre Mütter, Väter, Omas und Opas etwas für sie oder mit ihnen zusammen tun.

Je nach beruflicher Tätigkeit, Ambition und Zeit waren dies bisher sehr unterschiedliche Dinge wie z. B. kreative Tätigkeiten, musikalische Aktionen, Reiseberichte mit Diavorführungen, Besuche von Menschen aus anderen Kultur-kreisen, Begleitung von Museums-, Ausstel-lungs- und Theaterbesuchen, die Organisation von sportlichen Wettkämpfen u.v.a.m.

Eine Tradition in unserem Haus I ist jährlich ein aus Anlass der Weihnachtsfeier von Eltern (entsprechend dem Thema des Jahreprojekts) selbst erdachtes, heimlich vorbereitetes und zu aller Freude aufgeführtes Theaterstück.

Selbstverständlich gibt es zugleich stets davon eine von Vätern gefilmte Videoversion zum Ausleihen für alle Familien.

Eltern und Großeltern folgen auch gern den Einladungen der Erzieher zum Kaffeetrinken und natürlich zu Aufführungen der Kinder wie z. B. „Die Schildkröte hat Geburtstag“, „Das Rübchen“ u.Ä..

Als beziehungs- und auch sprachentwicklungs-fördernd haben sich ebenfalls die „Familien-Collagen“ bewährt, die Kindergartenkinder mit ihren Eltern und Erziehern hergestellt haben und die nun in Augenhöhe der Kinder aushän-gen.So sind Mama, Papa, Omas, Opas, Brüder, Schwestern und oft auch die geliebten Haus-tiere stets präsent. Es ist interessant und herz-erwärmend, den Gesprächen der Kinder beim Betrachten dieser Bilder zu lauschen.

Häufig bleiben sogar die Erwachsenen davor stehen, weil sie eigene Bekannte hier in der Rolle einer Oma / eines Opas erkannt haben, und sprechen mit ihren Kindern darüber.

Die Besonderheit unserer Einrichtung, die Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen intensiv englischsprachig zu betreuen, führt ebenfalls zu verstärkten Elternkontakten.

Unsere Muttersprachlerinnen tauschen sich regelmäßig mit den Eltern über diese natürli-che Form des Spranatürli-cherwerbs „eine Person – eine Sprache“ aus, laden sie zu Spielstunden ein, verleihen englische Kinderbücher für die

„Storytime“ zu Hause u.v.a.m.

So bieten wir inzwischen auch das Elterncafe in englischer Sprache an, was gern in Anspruch genommen wird.

Ein erfolgreiches Angebot war gleichfalls die Ausstellung „ Spielen, Lesen und gesund Aufwachsen in der Familie“, die in enger Zusammenarbeit mit der LAG Familienbildung mehrere Monate in unserem Seminarhaus zu erleben war.

Da unsere Kita im Netzwerk mit dem ASB-Familientreff und dem Kultur- und Seminar-haus gemeinsam das „Eltern-Kind-Zentrum“

Falkensee bildet, sind wir gegenwärtig dabei, Familienbildungsveranstaltungen und weitere unterstützende Angebote für Kinder und ihre Eltern zu entwickeln.

Unser Ziel ist es dabei, uns immer mehr zu einem Ort der Kommunikation werden zu las-sen.

Vierzehn Mitarbeiter unseres Netzwerkes haben im Dezember 2006 das Pen Green Centre in Corby und das St. THOMAS Chil-dren’s Centre in Birmingham besucht, sind mit vielen neuen Eindrücken nun dabei, ähnliche Leistungen in Falkensee zu etablieren.

In Großbritannien konnten wir erkennen, wie erfolgreich das Zusammenwirken von politi-schen Entscheidungsträgern, Erziehungswis-senschaftlern, Pädagogen, Psychologen, Sozi-alarbeitern, Erziehern und vielen anderen Men-schen und Institutionen in einem Netzwerk für Familien und ihre Kinder sein kann.

In diesem Sinne hoffen wir, noch viele Verbün-dete zu finden.

Kontakt:

Ingrid Pöhl

ASB-Kita „Tollhaus am Wald“

Salzburger Str. 70 14612 Falkensee Tel.: 03322-3129

E-Mail: kita-tollhaus@asb-falkensee.de

52 FÖRDERUNG DER SPRACHENTWICKLUNG

PräSES – ein Konzept zur alltagsintegrierten