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Gleiche Zeitung, wechselnde Titel

Eine nicht unerhebliche Zahl an Printmedien durchlief während ihrer Existenz eine oder mehrere Änderungen ihres Titels, worauf zwei Faktoren schließen lassen: Einerseits ist bei verschiedenen Zeitungen bereits durch einen ähnlich klingenden Namen erkennbar, dass es sich um ein und dasselbe Printprodukt handeln könnte. Titel wie Der Abend und Der Neue Abend oder auch das Grazer Tagblatt, das Neue Grazer Tagblatt, das Tagblatt und das Süddeutsche Tagblatt weisen auf eine Zusammengehörigkeit hin. Andererseits zeigen die Erscheinungsdaten, die auf den Tag exakt das Ende eines und den Beginn eines anderen Titels belegen, dass es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit lediglich um eine Namensänderung einer Zeitung handelte. Weiters sind dieselben EigentümerInnen, Verlage, herausgebende Gesellschaften oder Druckereien oftmalige Nachweise dafür.

Die auffälligste Tageszeitung diesbezüglich scheint die Freiheit zu sein, die zwischen 1927 und 1934 erschien, im Jahr 1932 dreimal ihren Namen marginal änderte, von Freiheit! über Die Freiheit! und Die Freiheit wiederum zu Freiheit!, und im selben Jahr für etwa anderthalb Monate eine Mittagsausgabe, Freiheit! am Mittag herausbrachte. Die Verbindung dieser Blätter ist neben der nahezu gleichen Namensgebung überdies durch Druckerei und Verlag beziehungsweise herausgebende Personen gegeben.378

Der Abend entstand 1918 aus dem Neuen Abend379 und wurde 1934 zwar eingestellt, jedoch erschien kurz darauf der Telegraf am Mittag. Erkennbar ist der Zusammenhang dieser beiden

371 Vgl. Melischek, Seethaler, Wiener Tageszeitungen, S. 201.

372 Vgl. Paupié, Handbuch Pressegeschichte, S. 58.

373 Vgl. Melischek, Seethaler, Wiener Tageszeitungen, S. 201f.

374 Vgl. Paupié, Handbuch Pressegeschichte, S. 58.

375 Vgl. Kogler, Tagespresse Tirols, S. 153–159.

376 Vgl. Gehler, Medien Tirol – Vorarlberg, S. 424.

377 Vgl. Gustenau, Oberösterreichische Presse, S. 378f.

378 Vgl. Melischek, Seethaler, Wiener Tageszeitungen, S. 111–115.

379 Vgl. ebda, S. 178.

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Blätter nicht nur durch den nahtlosen Übergang der Erscheinungszeit der beiden Blätter – die letzte Ausgabe des Abend erschien am 16. Februar380, die erste des Telegraf am Mittag am 17.

Februar 1934381 – auch wurde bei beiden Tageszeitungen eine Zeit lang dieselbe Nebenausgabe, der Telegraf herausgegeben, das Abendblatt der Hauptausgabe382. Als zusätzliche Indizien der Zusammengehörigkeit hatten die beiden Haupttitel Der Abend ab 1933 und der Telegraf mit der „‘Telegraf‘ Zeitungs-Ges.m.b.H.“ dieselbe Eigentümerin und Herausgeberin, alle drei Druckwerke erschienen im gleichnamigen Verlag, und alle kamen aus der „Buchdruckerei Ignaz Steinmann“.383

Ebenso zusammenhängend sind die beiden Tageszeitungen Der Tag und Der Wiener Tag, worauf wiederum die ununterbrochene Erscheinung hinweist, am 29. Juni 1930 wurde die letzte Ausgabe vom Tag herausgegeben,384 am ersten Juli des selben Jahres die erste Ausgabe des Wiener Tag385, wobei der 30. Juni jenen Jahres auf einen Montag fiel und die Erscheinungsweise vom Tag ab 1928386 beziehungsweise vom Wiener Tag bis 1932387 mit

„dienstags bis sonntags“ angegeben wurde. Weiters gleichen sich, ebenso wie beim Neuen Abend und Telegraf am Mittag, Eigentümerin, Herausgeberin und Verlag, nämlich „‘Der Tag‘

Verlag A.G.“ sowie die Druckerei „Johann Nepomuk Vernay A.G“388. Hinzu kommt, dass sich auch redaktionell Parallelen in den Namen Maximilian Schreier, Josef Koller und Oscar Reich finden.389

Ein weiteres Beispiel für die Zusammengehörigkeit zweier Zeitungen findet sich in der sozialdemokratischen AZ beziehungsweise dem Kleinen Blatt. Die AZ wurde 1934 verboten, ab jenem Zeitpunkt im Exil hergestellt und bis 1938 nur mehr wöchentlich beziehungsweise vierzehntägig gedruckt.390 Jedoch existierte neben der großformatigen AZ wie bereits erwähnt auch das kleinformatige und eine weit höhere Auflage erzielende Kleine Blatt, das bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erschien. Die Blattlinie beider Blätter divergierte zwar stark,391

380 Vgl. ebda, S. 83f.

381 Vgl. ebda, S. 179f.

382 Vgl. Paupié, Handbuch Pressegeschichte, S. 183–185.

383 Vgl. ebda und Melischek, Seethaler, Wiener Tageszeitungen, S. 83f und S. 179f.

384 Vgl. Melischek, Seethaler, Wiener Tageszeitungen, S. 173.

385 Vgl. ebda, S. 210.

386 Vgl. ebda, S. 173.

387 Vgl. ebda, S. 210.

388 Vgl. ebda, S. 173f und S. 210f.

389 Vgl. ebda, S. 173f und S. 210f.

390 Vgl. ebda, S. 93 und Jagschitz, Presse in Österreich, S. 58.

391 Vgl. Melischek, Seethaler, Wiener Tageszeitungen, S. 44 und Paupié, Handbuch Pressegeschichte, S. 93f.

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jedoch sind neben „Vorwärts“ als Druck- und Verlagsanstalt Parallelen erkennbar, was die redaktionelle Belegschaft betrifft. Julius Braunthal etwa wurde bei der AZ 1924 als verantwortlicher Redakteur genannt,392 ab 1927 war er Chefredakteur und 1933 verantwortlicher Redakteur des Kleinen Blattes.393 Karl Hans Sailer wurde als verantwortlicher Redakteur 1927 beim Kleinen Blatt394 und ab 1931 bei der AZ395 angeführt.

Zusammengehörige Titel außerhalb Wiens:

Die letzte Ausgabe des Grazer Tagblattes erschien am Sonntag, dem siebten September 1919,396 die erste Ausgabe des Neuen Grazer Tagblattes am darauffolgenden Dienstag und existierte bis zum 26. Mai 1928.397 Dieses wurde daraufhin am 27. Mai vom Tagblatt offensichtlich abgelöst, das bis zum zweiten September 1933 bestand.398 Einen Tag nach der letzten Ausgabe des Tagblattes am dritten September lag schließlich das Süddeutsche Tagblatt erstmals auf.399 Neben Namen und Erscheinungsdaten fällt zusätzlich die „Deutsche Vereinsdruckerei“ und später die „Tagblatt-Ges.m.b.H.“ als Druckerin, Eigentümerin, Herausgeberin und Verlegerin auf, die ansonsten bei keiner Grazer Tageszeitung beteiligt war.

Die Grazer Zeit wurde erstmals am 24. Februar 1923 herausgegeben, erfuhr nach dem folgenden Jahreswechsel eine Namensänderung und hieß vom zweiten Jänner bis zu ihrer Einstellung am 29. Februar 1923 Grazer Zeit am Mittag, beide hatten denselben Verleger, Herausgeber und Redakteur.400

In anderen Bundesländern stellte beispielsweise der nur fünf Monate existierende Generalanzeiger für das Burgenland mit dem sechsten Mai 1923, einem Sonntag, sein Erscheinen ein,401 ihm folgte ab dem achten Mai das Sauerbrunner Tagblatt, dessen Untertitel weiterhin Generalanzeiger für das Burgenland lautete,402 bei beiden Zeitungen wurde Leopold Fleischmann als Redaktionsleiter angeführt.

392 Vgl. Melischek, Seethaler, Wiener Tageszeitungen, S. 92.

393 Vgl. ebda, S. 121f.

394 Vgl. ebda, S. 121.

395 Vgl. ebda, S. 93.

396 Vgl. ORBI II, S. 314.

397 Vgl. ORBI III, S. 58.

398 Vgl. ebda, S. 297.

399 Vgl. ebda, S. 293.

400 Vgl. ORBI II, S. 317.

401 Vgl. ebda, S. 293.

402 Vgl. ORBI III, S. 297f.

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Die Linzer Mittagspost und die Linzer Morgenpost ergänzten sich nicht nur in der durchgehenden Erscheinung, die Mittagspost endete am 30. August und die Morgenpost startete am ersten September 1922, auch erschienen beide im „Libertas“-Verlag und hatten mit Hans Payer und Theodor Prose dieselben Redakteure.403

Der Vorarlberger Volksfreund stellte mit 15. Dezember 1918404 sein Erscheinen in Dornbirn ein, und das Vorarlberger Tagblatt erschien ab dem ersten Jänner 1919 in Bregenz,405 Indizien auf eine Verbindung sind aber einerseits eine gedruckte Probenummer vom Tagblatt am 17.

Dezember 1918 und andererseits der gemeinsame letzte beziehungsweise erste Redakteur der beiden Blätter.