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Formierung von KPD/SED

Die Verwaltungsorganisation

3.3 Formierung von KPD/SED

Einwirken von KPD/SED auf die Errichtung einer leistungsfähigen Planungs- und Bauver-waltung ist nicht zu erkennen105. Dort glaubte man anscheinend, mit der Verteilung des Bo-dens und der Sicherung der Eigentumsrechte der Neusiedler das Entscheidende geleistet zu haben. Angesichts der Leninschen Maxime, wenn die Aufgabe geklärt sei, komme es allein auf die Organisation als Unterpfand für den Erfolg an, eine erstaunliche Fehlleistung. Am 13.

Juni 1946, also ein Dreivierteljahr nach dem Erlass der Bodenreformverordnungen, trafen sich Lehmann, Pieck und Ulbricht mit Sägebrecht, E. Scholz und zwölf SED-Mitgliedern aus der Mark in Potsdam zu einer Bauernberatung. Planen und Bauen stand nicht auf der Tages-ordnung; die führenden Genossen verloren kein Wort dazu. In der Aufzählung der in der Provinz auf dem Lande festgestellten Mängel fehlte Planen und Bauen ebenso. So berührte lediglich die Bemerkung des Vertreters von Oberbarnim das eigentlich anstehende Problem.

Er verlangte, das besondere Augenmerk auf die Wohn- und Wirtschaftsverhältnisse der Neu-bauern zu richten. Solange diese nicht in der Lage seien, ihre Wirtschaft von einem Hofe aus zu betreiben, könne nicht mit einer wesentlichen Ertragssteigerung gerechnet werden.

Appelle und Aufrufe verschleierten das Manko. Dieses allerdings wurde deutlich in der Per-sonalausstattung. Im wichtigen Jahr 1946 war die Abteilung Landwirtschaft des brandenbur-gischen Provinzialverbandes der SED in der Person von Max Schmidt nur mit einer Stel-le ausgestattet. Das entsprach in keiner Weise den Richtlinien des Zentralsekretariats vom 24. Dezember 1946 für den organisatorischen Aufbau der SED. Danach sollte die Abteilung Landwirtschaft sowohl bei den Landes- als auch bei den Kreisvorständen drei Referate um-fassen:

– Landwirtschaftliche Betriebswirtschaft und Schulungswesen – Bäuerliche Organisationen

– Bodenreform, Siedlung und Gartenbau.

In Anbetracht des Mangels an geeigneten Fachkräften sei jeweils eine Mindestausstattung mit einem sachkundigen Genossen anzustreben. Ende des Jahres mahnte Reutter deshalb bei Ebert ernstlich Verbesserungen an. Mindestens drei Stellen seien erforderlich: „Wir würden Dir, Genosse Ebert, und auch dem Genossen Sägebrecht sehr dankbar sein, wenn hier end-lich und bald eine Wandlung eintreten würde, sollen unsere Worte über die großen Aufgaben der Partei auf dem Lande, die Bündnispolitik etc. nicht leeres Geschwätz bleiben, sondern in die Tat umgesetzt werden.“ Aber schon am 8. März 1947 musste Reutter gegenüber Dahlem und Gniffke einräumen, dass sowohl diese Richtlinien als auch ein entsprechendes Rund-schreiben vom 20. Januar 1947 zu keiner durchgreifenden Verbesserung geführt hatten. Und

105 Rep. 333 Nr. 236, Bl. 48.

DK 1 Nr. 7530, Bl. 275; Nr. 8126, Bl. 72; DY 30 Nr. 68795, BL. 93; DY 30/IV 2/1.01 Nr. 75, Bl. 105; Nr. 102, Bl. 14; DY 30/IV 2/1.01 Nr. 102, Bl. 14; DY 30/IV 2/2.022 Nr. 55, Bl. 6, 53–54, 56; DY 30/IV 2/7 Nr. 50, Bl. 178; Nr. 51, Bl. 4, 32, 323, 335.

noch schwerwiegender: Bei den Kreisvorständen waren im Laufe des Jahres 1947 viele Sekre-täre für Landwirtschaft für andere Aufgaben freigestellt worden.

Begleitet wurde der Vorgang durch Geplänkel auf einem Nebenschauplatz, das das Verhältnis zwischen Zentrale und Provinzialvorstand ernsthaft zu gefährden drohte. Reutter hatte Ge-schehnisse im Kreis Niederbarnim zum Anlass genommen, um sich am 20. Dezember 1946 direkt an Abteilungsleiter Schmidt zu wenden. Er bezeichnete den Leiter der Abteilung Land-wirtschaft beim Kreisvorstand Niederbarnim als „offenbaren Versager“. Von Schmidt verlang-te er kaverlang-tegorisch, gelegentlich der zu Beginn des Jahres 1947 ansverlang-tehenden Neuwahlen zu den Kreisvorständen auf Auswechslung der Abteilungsleiter zu drängen, an deren Initiative es bislang gemangelt habe. Für die personelle Ausstattung der landwirtschaftlichen Abteilung des Provinzialvorstandes stellte er die ultimative Forderung, bis zum 1. März eine leistungs-fähige Einheit zu schaffen. Er sicherte die Unterstützung der Zentrale zu, wenn der Provinzi-alvorstand die Einstellung von Mitarbeitern ablehnen sollte. Die Antwort ließ nicht auf sich warten; sie fiel deutlich aus. Ebert wandte sich direkt an das Zentralsekretariat, bezeichnete es als „eine sehr eigentümliche Art“, über den Kopf des Vorstandes hinweg mit einzelnen seiner Mitarbeiter zu korrespondieren, und schloss: „Wir bitten, dafür Sorge zu tragen, dass in Zu-kunft solche Anregungen in einer anderen Form und an die dafür zuständige Stelle gerichtet werden. Die in dem Schreiben der Abteilung Landwirtschaft geübte Befehlsform lehnen wir jedenfalls mit Nachdruck ab.“ Er musste jedoch zugeben, dass die agrarpolitische Arbeit in Brandenburg nicht so sei, wie sie sein sollte. Das liege aber nicht allein an der Partei, sondern

„sehr wesentlich an anderen Stellen, die auch heute noch glauben, ohne die Partei lasse es sich besser und bequemer arbeiten. Es ist bedauerlich, das sagen zu müssen, und noch schlimmer ist es, daran die Hoffnung knüpfen zu müssen, dass durch die Existenz des Landtages sich auch in Brandenburg diese wenig demokratischen Dinge erst ändern werden“.

Jede Hoffnung auf Besserung im neuen Jahr zerstob jäh. Im Juni 1947 wurde Schmidt er-mordet. Seinem zum 1. August 1947 mit der Leitung der Abteilung Landwirtschaft beauf-tragten Nachfolger Flemming106 bescheinigte die Abteilung Personal beim Landesvorstand zwar am 12. Februar 1948 eine besondere Eignung für die Leitung des Bereiches; sie muss-te jedoch zugleich einräumen, dass dieser noch nicht so organisiert sei, wie es notwendig wäre. Flemming hatte bis Juni 1946 bei der DVLF als stellvertretender Leiter der HA Bo-denordnung gearbeitet. Er war von Hoernle, der das als „rigorose Maßnahme“ bezeichnete, des Amtes enthoben und auf die Stelle eines Hauptreferenten versetzt worden. Dölling, der ihn als stellvertretender Hauptabteilungsleiter abgelöst hatte und selbst im September 1947 zum Hauptabteilungsleiter ernannt worden war, hat wohl als hinter dieser Entscheidung ste-hend zu gelten. Er hatte sich am 6. März 1947 bei der Personalabteilung darüber beklagt, die Arbeitslast in seiner Abteilung werde immer größer und die Arbeitskraft Flemmings immer kleiner. Dieser müsse deshalb versetzt oder entlassen werden. Sein Anforderungsbild für den Nachfolger lässt Rückschlüsse zu: dieser müsse politisch zuverlässig sein, zugleich aber auch über entsprechende geistige Aufgeschlossenheit und Wendigkeit verfügen.

106 Biographische Skizze bei Dix, „Freies Land“, S. 424.

Änderung trat kaum ein. Merker musste noch auf der Arbeitstagung der Abteilung Land-wirtschaft beim ZS der SED am 26. Oktober 1948 eingestehen, dass es nur wenige Kreise gebe, in denen man von einer landwirtschaftlichen Abteilung sprechen könne. „In der Regel versucht dort ein oder ein halber Genosse die Arbeit zu machen, und es gibt auch Kreise, wo für diese Arbeit überhaupt niemand da ist.“ Allerdings verbiete es die finanzielle Ausstattung, einen großen Apparat aufzubauen. Deshalb müsse nach anderen Arbeitsmethoden gesucht werden. Er fand erstaunliche Lösung: „Wir müssen dahin kommen, dass alle Genossen, die im Kreise, in der Partei, in der VdgB, in der Landwirtschaftsverwaltung tätig sind, zusammen die landwirtschaftliche Abteilung darstellen.“ Fehlte es schon an Mitarbeitern, so scheint es auch an der Qualität des Führungspersonals gemangelt zu haben. Worauf sonst sollte die Äu-ßerung von Flemming auf der Konferenz der Abteilung Landwirtschaft beim ZS der SED am 16. Januar 1948 wohl hindeuten? Dort jammerte er: „Wir hatten Pech, dass Gen. Schmidt ins Jenseits ging. Kramer, der als Ersatz kam, kam auch weg durch die SMA. Ich musste das alles allein übernehmen. Dann habe ich einen bekommen, den Neling … Jetzt habe ich nun den Zander bekommen … Da sieht es sehr mies aus.“

Zudem ließ die Parteiarbeit auf dem Lande insgesamt zu wünschen übrig. Der Erfolg bei den Kommunalwahlen drohte, verloren zu gehen. Austritte von Neubauern häuften sich. Allein im Kreis Angermünde hatten im November 1947 über 100 von ihnen unter Hinweis auf die Sanktionen der Besatzungsbehörde gegen die Nichterfüllung des Ablieferungssolls die Partei verlassen. Die Landesleitung fasste gegen Ende des Jahres 1947 die Einrichtung von Refera-ten „Ländliche Ortsgruppen“ bei den Kreisvorständen ins Auge. Sie selbst suchte die Organi-sationslücke durch die Bestellung eines großen und eines kleinen landwirtschaftlichen Aus-schusses zu schließen. Ein Umschwung erfolgte erst im Frühjahr 1949, als die wesentlichen Weichenstellungen für das Planen und Bauen auf dem Lande bereits getätigt worden waren.

Im März 1949 wurde F. Perlitz, bisher Vorsitzender des Kreisvorstands Lebus der SED, als Leiter der Abteilung Landwirtschaft eingesetzt. Ihm sollten drei bis vier Genossen mit Erfah-rungen auf landwirtschaftlichem Gebiet beigegeben werden. Nach Ansicht des Grafen Har-denberg, mit dem zusammen er im KZ Sachsenhausen inhaftiert gewesen war, allerdings war er als Kommunist zur Wahrnehmung einer leitenden Stellung nicht befähigt107.

In der Zentrale, die die Personalausstattung in den Gliederungen kritisierte, bot sich die Lage kaum anders dar. Die Abteilung Landwirtschaft im Zentralsekretariat als das maßgebende Strukturteil wurde erst im Mai 1946 unter Reutter und F. Scholz eingerichtet. Zwei von ihren sechs Referaten beschäftigten sich mit dem ländlichen Bauen. Referat III, zuständig für den Bau von Neubauernhöfen, den Wiederaufbau zerstörter Bauernwirtschaften und Dörfer, den Neuaufbau zerstörter Landgebiete und die Beschaffung von Geräten und Maschinen, war nur mit einem Referenten, Referat IV Bodenreform und Bodenrecht, das auch ländliche Sied-lungsbauten bearbeitete, überhaupt nicht besetzt. Am 29. Februar 1948 stellte die Abteilung zehn Fragen an die landwirtschaftlichen Abteilungen der Landesvorstände der Partei. Dar-unter befand sich keine zum Planen und Bauen. Am 18. August 1948 beklagte F. Scholz, die

107 Vgl. dazu Blöß, Umbruch, S. 200.

Arbeit seiner Abteilung werde dadurch beeinträchtigt, dass sie überwiegend auf Berichte an-gewiesen und eine Unterrichtung vor Ort kaum möglich sei. In den letzten anderthalb Jahren habe ihr nur zweimal ein Auto zur Verfügung gestanden. Es klang schon hilflos, wenn Merker auf der Arbeitstagung der Abteilung Landwirtschaft beim ZS der SED am 26. Oktober 1948 die Landesvorstände der SED bitten musste, der Abteilung Kräfte zur Verfügung zu stellen.