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4. Katalog

4.1 Œuvre-Verzeichnis

4.1.2 Späte Werkphase

Webbs Schaffensperiode ab 1865 wird als späte Werkphase bezeichnet. Bemalte Möbel treten nicht mehr auf. Den Willen die Möbel so zu gestalten, dass sie erkennbar dem engli-schen Mittelalter entsprungen sein könnten, wird fallen gelassen. Vernakulare Quellen tre-ten dafür deutlicher in den Vordergrund, die allerdings nicht seltre-ten bis in das Mittelalter zu-rückreichen. Die zwei berühmtesten Stücke mit der weitesten Verbreitung wurden in der zweiten Hälfte der 1860er Jahre von Webb geschaffen: Die Varianten der Sussex-Reihe (205) und des Sessels (206), an dessen Entwurf Warrington Taylor einen Anteil hatte. Der Erfolg der Sussex-Reihe (205) lag nicht nur am verhältnismäßig günstigen Preis. Die leicht geschwungenen Linien der dünnen Stäbe in der sonst kompakten rechtwinkligen Gestalt und die sich leicht in die Konstruktion einfügenden Docken als Zierelemente verleihen dem Stuhl eine moderne Eleganz, die auch heute noch nur ein wenig rustikal erscheint. Das klare aufgeräumte Design setzt sich in den geflochtenen Binsenmatten mit seinen geraden Nahtverläufen fort. Die positive Aufnahme des Entwurfs zeigt sich an den Kopien von Li-berty, einer zeitgenössischen Rezension und dem Umstand, dass Morris & Co. die Reihe auch noch 50 Jahre nach der Markteinführung im Programm hatte. Mit einem erfolgrei-chen Design mehrere Stücke zu entwerfen, erhöht die Verkaufszahlen bei nicht viel größer werdendem Arbeitseinsatz im Entwurf und lässt auch in der Herstellung durch die Gleich-teilestrategie die Kosten nicht in gleichem Umfang steigen mit der Anzahl der produzierten Stücke. Der leichte Stuhl zu relativ günstigem Preis ist außerdem gut dazu geeignet, ihn in größerer Anzahl zu kaufen um größere Räume zu bestuhlen. Vermutlich ist dies auch ein Grund dafür, warum der ähnliche Chiavari-Stuhl so beliebt für Hochzeiten ist.

Der Sessel (206), so wie auch der Sussex-Stuhl (205) auf vernakularen Möbeltraditio-nen beruhend, war so erfolgreich, dass sein Name Morris-Stuhl, aufgrund seiner vielen NachahmerInnen, zur Bezeichnung eines Möbeltypus geworden ist. Die boobin-turned Verstrebungen, die sehr dicken Kissen auf den Armlehnen und die sich leicht nach hinten neigende Sitzfläche zusammen mit der einfach zu verstellenden Rückenlehne machen diesen Sessel (206) gemütlich und diese Gemütlichkeit strahlt er auch aus.

Das Tagesbett (207), von dem es nur eines gibt, teilt sich viele Details mit dem Sessel (206) und reiht sich damit in Webbs übliche Arbeitsweise ein und ist damit vermutlich im selben Zeitraum entworfen worden. Zur Verzierung von Schäften benutzte Webb zwar auch weiterhin Ringwülste wie bei Tisch (201), doch kamen nun auch neue Formen dazu, wie etwa eine Mischform aus Kugeln und Wülsten bei der Etagere (204) oder geschnitzte

Spiralbänder wie bei Tisch (208). Diese Aneinanderreihung von Wülsten benutzte Webb auch bei einem eingebauten Treppenaufgang für Cranmer Hall.429 Eine Variante des Ti-sches (208) ist mit zusätzlichen Balustern versehen, die sich, ähnlich wie im Treppenhaus von Clouds, nicht durch die dicke Plinthe in den Entwurf einfügen wollen.430 Auch in seiner späteren Schaffensphase benutzte Webb bereits gefundene Lösungen der Flächengestal-tung, sowohl in der Architektur, als auch an den Möbeln. Während Tisch (208) mit seinen bockartigen Füßen ein beliebtes Motiv von Webb wiederholt und auch im Aufbau Mittelal-ter-Assoziationen hervorruft, ist Tisch (208) in seiner Einfachheit im Aufbau sowie der re-duzierten Verzierung mit der Eleganz der Sussex-Reihe (205) zu vergleichen.

Buffet (202) und deren Varianten gehören zu den am häufigsten überlieferten Stücken nach Entwürfen von Webb. Webbs häufige Adaptionen des Entwurfs, auch für sich selber, besprochen als Schrank für Entwürfe (203), spricht für seine Beliebtheit. Das Buffet (202) beruht ebenfalls auf einer vernakularen Möbelform, ist bei den Varianten mit Aufbau mit kleinen Pilastern samt Ringwülsten versehen, aber ansonsten in seinen Details aus ge-treppten Gesimsen ebenfalls elegant. Auch hier ist die Gestaltung übersichtlich, aber inter-essant durch die an- und abschwellenden Gesimse rhythmisiert. In dieser Phase wurden Profilierungen vor allem als Gesimse zu einem häufigen und wichtigen Gestaltungsmerk-mal in Webbs Schaffen, im Zuge dessen er zu einer Einfachheit im Entwurf gelangte, die auch bei seinem klar gegliederten hängendem Bücherschrank (211) und dem Eckschrank (210) zu Tage tritt. Der hängende Bücherschrank wirkt so vertraut, dass in der Literatur ei-nige ähnliche Schränke mit der Zuschreibung an Webb auftauchen, die sich aber ohne Al-leinstellungsmerkmale nicht zuschreiben lassen.

Weitere Stücke der späteren Schaffensphase stehen wiederum vereinzelt ohne Werk-zusammenhang dar, wie das Sofa (213), der bewegliche Bücherschrank (212) oder die für den Eigengebrauch entworfene Gartenbank (214). Sie stellen Spezialentwürfe aus den späteren Jahren dar. Zu den letzten seiner Möbelentwürfe gehörte eine weitere Spezialan-fertigung für eine Kapelle, die unter anderem aus Altartisch (303) und Pult (304) bestand und im letzten Abschnitt zu den sakralen Möbeln besprochen wird.

429 Vgl. Abb. bei Kirk 2005, S. 180.

430 Ebd., S. 138.

Tisch (201)

Der Tisch ist 74 cm hoch, 122 cm breit und 144 cm lang. Die Tischplatte ist oval. Sechs leicht schräg verlaufende runde Beine sind gleichmäßig um ein zentrales Bein in der Mitte herum angeordnet, das etwas dicker erscheint. Unsymmetrisch nach unten versetzt, sind die Beine jeweils mit zwei Bändern versehen, die ihrerseits aus mehreren Ringen beste-hen. Das zentrale Bein ist ungefähr mittig mit diesen Ringen verziert. Zwischen den Ring-haufen an den äußeren Beinen führen runde dünnere Stäbe in die Mitte, die hier eine Ach-se für die Streben bildet. Die dünnen Stäbe sind jeweils mit drei Ringhaufen verziert. Die-selben Streben sind im oberen Drittel jeweils zwischen den Beinen angebracht. Die Beine stecken in an der Unterseite der Tischplatte angebrachten Brettern mit Fasen, wie dies auch bei Rundtisch (106) der Fall ist. Die Tischplatte ist mit einer tieferen Nut unter einer kleineren Nut an der Kante profiliert.

Es sind mehrere Ausführungen des Tisches mit Abweichungen überliefert. Neben der Bank lieferte Morris & Co. auch den hier besprochenen Tisch an Wickham Flower. Der

Abbildung 55: Tisch (201). © National Trust / Jane Mucklow.

Tisch ist Teil der Einrichtung des Morgenraums gewesen, wie ein Foto zeigt.431 1877 ließ Flower sein Haus einrichten, nachdem es Richard Norman Shaw erbaut hatte. Für Flower baute Webb auch mehrmals Great Tangley Manor ab den 1880er Jahren um. Ein Foto des Wohnzimmers zeigt eine andere Version des Tisches.432 Es ist dieselbe Version, wie die auf einem Foto aus Burne-Jones Haus The Grange zusammen mit Tisch (107).433 Die Bur-ne-Jones bezogen das Haus im Jahr 1867. Diese Version hier besitzt acht Beine, die auf halber Höhe durch ein flaches Holzrad laufen. Einen Mittelfuß gibt es nicht. Die Füße be-sitzen die gleiche Ringverzierung und die Platte erscheint rund und nicht oval. 1972 wurde im Rahmen der Ausstellung The Aesthetic Movement and the Cult of Japan vermutlich die-ser Tisch gezeigt, da angegeben ist, dass er aus dem Besitz Burne-Jones stammt. Zum Zeitpunkt der Ausstellung war er im Besitz der Fine Art Society. Allerdings ist auch ange-geben, dass er im Widerspruch zu dem Foto bei Collard grün lackiert war.434

Die vermutlich frühste Version dieses Tisches wurde 2003 bei Blairman & Sons ver-steigert. Der Entwurf muss sehr früh passiert sein, da der Tisch zur Ausstattung des schon 1860 entworfenen und teilweise errichteten Haus Sandroyd in Surrey gehörte. Es wurde für den Maler und Aristokraten John Spencer Stanhope erbaut, den Webb spätestens seit der gemeinsamen Zeit im Hogarth Club kannte.435 Der Tisch besitzt eine runde Platte und vier Beine, die unregelmäßig mit drei Ringbündeln versehen sind. An den vier Seiten zwi-schen den vier Beinen sind jeweils drei Streben angebracht. Ungewöhnlich für Webb ist die Verzierung der Streben. Die obere und untere Strebe ist jeweils mit drei ringförmigen Einkerbungen und nicht wie sonst üblich mit Ringwülsten versehen worden. Die mittlere Verbindung wurde versetzt mit zwei Ringkerbungen ausgestattet. Die Zuschreibung wurde von Blairman & Sons aufgrund der Provenienz und stilistischer Vergleiche vorgenom-men.436

Eine weiterer überlieferter Tisch befindet sich in Standen, 45 Kilometer südlich von London. Webb baute dieses Landhaus in den frühen 1890er Jahren für die Beales.437 Nachdem der letzte Nachfahre der Familie 1972 verstorben war, übernahm der National Trust das Haus. In dessen Auftrag unterhielt das Architektenpaar Helen und Arthur Grogan

431 BL01877 2018, abgerufen unter: https://archive.historicengland.org.uk/SingleResult/Default.aspx?

id=627239&t=Quick&l=exact&cr=swan+house&io=True [20.12.2018]; zu Flower siehe Kirk 2005, S. 187.

432 BL13362 2018, abgerufen unter: https://archive.historicengland.org.uk/SingleResult/Default.aspx?

id=643145&t=Quick&l=exact&cr=Tangley&io=True&page=4 [20.12.2018].

433 Collard 1996, S. 161.

434 Durant 1972, S. 48.

435 Kirk 2005, S. 66.

436 H. Blairman & Sons Ltd. 2003, Losnummer: 7, Abbildung auch bei Andrews 2005, Abb. 46.

437 Kirk 2005, S. 150–160.

das Anwesen. Dazu zogen sie in Standen ein, brachten ihre eigene Möbelsammlung mit und erweiterten die Einrichtung um Stücke von Webb, der Arts and Crafts Ikone W.A.S.

Benson und John Henry Dearle, der später bei Morris & Co. arbeitete.438 Unter den hinzu gekauften Stücken war auch die ovale Version des vorliegenden Tisches in Mahagoni mit identischen Maßen zu den erst genannten.439

Bei Lyon & Turnbull wurde 2004 ein weiterer Tisch zusammen mit einem Stuhl der Sussex-Reihe (205) verauktioniert. Er ist ebenfalls aus Mahagoni gefertigt und erlöste 37450 Pfund. Er stammte aus dem Besitz Sir William Phipson Beales. Es handelt sich ver-mutlich um dieselbe Familie aus Birmingham, aus der auch der Auftraggeber für Standen stammte.440

438 Rose 2004, S. 177.

439 Table 2018, abgerufen unter: http://www.nationaltrustcollections.org.uk/object/1213993 [20.12.2018]

440 Lyon & Turnbull 2014, abgerufen unter: https://auctions.lyonandturnbull.com/auction-lot-detail/A

%2Dlarge%2DMorris%2D%26amp%3B%2DCo.%2Dmahogany%2Ddining%2Dtable%2C%2Ddesigned

%2Din%2D/89+++++++328+/+++44060 [20.12.2018].

Abbildung 56: Skizze Tisch (201). Skizzenbuch Webb. Courtesy of the Victoria and Albert Museum.

Aus einem Notizbuch von Webb geht hervor, dass er am 3. Mai 1889 die Räume von Charles Faulkner am University College of Oxford besucht hatte. Faulkner hatte im Jahr zuvor einen Infarkt erlitten und war nicht mehr in der Lage Mathematik an der Universität zu unterrichten. Daraus leitet sich der Zweck von Webbs Besichtigung ab, bei der er die Inneneinrichtung in Form von Skizzen in seinem Notizbuch festhielt. Faulkner besaß eben-falls den hier besprochenen Tisch. Webb notierte neben einer Skizze: „Small round black table - [schwer lesbares Wort, Anm. des Verf.] „Morris & Co.“ pattern of Ph. W. Standing in middle of room.“441 Während die Höhe mit 73 cm angegeben ist, scheint der Durchmesser mit 107 cm kleiner auszufallen. Auf der einen Seite scheint es die runde Variante zu sein, auf der anderen Seite ist es der Skizze nach jene Variante mit Mittelfuß. Die Urheberschaft ist mit diesem Eintrag allerdings eindeutig Webb zuzuschreiben.

Der Antiquitätenhandel Blairman & Son war 2007 auch im Besitz des Tisches in seiner ovalen Ausführung. Hier allerdings in Walnuss gearbeitet. Die Maserung des Holzes wird prominent vorgetragen. Der Tisch stammt aus dem Owen’s College in Manchester.442

In der Ausstellung Philip Webb in the North war der Tisch ebenfalls zu sehen. Die Aus-stellung von Sheila Kirk und Rosemary Curry war die erste Einzelschau zu Webb. Als Pro-venienz ist John Beer angegeben.443 In der Ausstellung William Morris von 1996 war eben-falls eine Ausführung des Tisches zu sehen. Als Besitzer wurde Ivor Braka angegeben.444 Zur Illustration wurde dasselbe Foto benutzt wie bei Gere.445 In der gleichen Weise verhält es sich bei der Etagere (204).

In Webbs Rechnungsbuch taucht im Januar 1866 ein ovaler Tisch für einen gewissen Watron auf. Webb berechnete 10 Shilling.446 Collard nach entwarf George Jack 1889 einen ähnlichen Tisch, der auf der Arts and Crafts Ausstellung desselben Jahres gezeigt wurde.

Er wurde auch zur Ausstattung von Stanmore Hall verwendet.447 Das Anwesen wurde ab 1888 für William Knox D’Arcy von Morris & Co. eingerichtet. Fotos wurde mindestens ein Tisch in der Bibliothek aufgestellt. Bis auf die Konstruktion zur Aufnahme der Beine unter der Tischplatte und der fehlende Mittelfuß sind sich die Entwürfe sehr ähnlich.448

441 NAL: Notebook, 1887.

442 H. Blairman & Sons Ltd. 2007, Losnummer: 14, Abbildung auch bei Andrews 2005, Abb. 45.

443 Curry 1984, S. 52; die Abbildung befindet sich auf Seite 48.

444 Parry 1996, S. 175.

445 Gere 1994, S. 100.

446 AAD/2014/5 Box 5: P Webb. Account book of Morris, Marshall, Faulkner & Co. (1862–1876).

447 Parry 1996, S. 175.

448 Library unfinished 2018, abgerufen unter: https://www.ngv.vic.gov.au/explore/collection/work/11000/, [20.12.2018]; Library towards conservatory 2018, abgerufen unter:

https://www.ngv.vic.gov.au/explore/collection/work/11001/ [20.12.2018].

Buffet (202)

Das Buffet existiert in mehreren Ausführungen. Zur Beschreibung wird das Buffet aus Kelmscott Manor herangezogen, welches zwei Türen besitzt und dessen Aufbau nur nach vorne hin offen ist. Es liegt eine Rahmenbauweise vor. Der Korpus beginnt einige Zentime-ter über dem Boden. Die Beine ohne Füße sind die vier rahmenden Kanthölzer. Vor dem unteren Rahmen des Korpus wurde vorne und an den Seiten eine stark profilierte Leiste geblendet. Zur Front hin befindet sich darunter eine Leiste zwischen den Kanthölzern, aus

Abbildung 57: Buffet (202). © The Society of Antiquaries of London (Kelmscott Manor).

der ein Spitzbogen geschnitten wurde, der in der Linienführung sehr geradlinig ausgeführt wurde. Über der Profilleiste sitzen zwei Türen. Die Füllung wurde durch ein vertikales Brett jeweils in zwei gleiche Abschnitte unterteilt. Der Rahmen ist durch eine starke Profilierung nach innen getreppt bis er plan mit der Füllung ist. Die Profilierung erzeugt eine starke Tie-fenwirkung. Im profilierten und getreppten Rahmen befindet sich jeweils ein Schlüsselloch.

Über den Türen ist wieder eine Profilleiste angebracht, die hier nicht an den Stirnseiten weitergeführt wurde. Von der Füllung bis zur Leiste erhebt sich das Profil. Die Leiste oder

das Gesims bildet einen Vorsprung auf den zwei Schubladen folgen, die eine noch ausgeprägtere Profilierung aufweisen. Sie wird so weit zum Mittel-punkt der Front gezogen, dass nur noch die Rosette des Griffes in die plane schmale Fläche passt. Die obere Platte des Korpus nimmt das ansteigende Profil der Schubladen auf und führt es fort, so wie es das Gesims zwischen den Schubfächern und den Türen vollführt. Doch hier wird es wieder wie unten über die Ecken gezogen und an den Stirnsei-ten fortgeführt. Auf der Deckplatte des Korpus erhe-ben sich vier Kanthölzer, die einen Raum einschlie-ßen, der nur nach vorne hin offen ist. Das Gesims wiederholt sich am oberen Abschluss bis über die Seiten und im Inneren als Regalbrett.

Die Regalbretter sind mit zwei Nuten versehen um Teller aufzustellen. Die Flächen sind wie an den Korpusseiten unverzierte Rahmen-Füllung Konstruktionen. Die Öffnung des Aufbaus wurde mit einer Profilierung nach innen gestaltet, auf die an den Seiten jeweils eine Säule folgt. Die Säule ist oberhalb der Basis und am Kämpfer beringt, wie es die Säu-len bei Buffet (110) sind. Die SäuSäu-len verbindet ein sehr flacher Bogen mit einfacher Profi-lierung. Die Zwickel sind plane Holzflächen. Im Inneren des Korpus finden wir unbehandel-tes Holz vor. Auf mittlerer Höhe ist ein Regalbrett eingezogen.

Für das Stück ist eine Konstruktionsskizze überliefert, die sich in der Zeichnungs-sammlung des RIBA befindet.449 Überschrieben ist das Blatt mit „Cabinet in Teak“ (by Webb). In der oberen Hälfte ist eine Front- und Seitenansicht eingezeichnet. Die Seitenan-sicht zeigt, wie die Leiste oder das Gesims über den Türen unvermittelt hervortritt, da sie nicht über die Seiten weitergeführt wurde. In der Front liegt die Leiste ohne Halt auf dem

449 Bettley 1989, Bd. 16, S. 196; Abb. bei Lever 1982, S. 87.

Abbildung 58: Buffet (202). Detail 1. © The Society of Antiquaries of London (Kelmscott Manor).

äußeren Rahmen auf. In der unteren Hälfte des Blattes sind Querschnitte von Leisten zu sehen sowie Details der Säulenverzierung. Die Obere ist mit „cap“, die Untere mit „base“

beschrieben.

Mit diesem Blatt ist die Urheberschaft Webbs bewiesen. Die aufwendige Profilierung der Gesimse und Rahmen verleiht dem Stück Eleganz. Vor allem dort, wo die Profilierung in der Gehrung über Ecken geführt wird und dabei noch getreppt ist, wird ein Detailreich-tum vermittelt, der nicht überbordend ist. Bei der Truhe (117) für die Weltausstellung war noch der fehlende Anschluss zwischen den vertikalen Brettern in der Füllung und dem oberen Rahmen zu beklagen. An diesem Stück wurde gerade diesem Aspekt großen Raum in der Gestaltung eingeräumt.

Es ist anzunehmen, dass das Stück in Kelmscott Manor durch die Hände der Beteilig-ten von Morris & Co. gegangen ist. Somit bezieht sich Warrington Taylor in einem Brief mit folgenden Worten vermutlich auf das Buffet: „Anything more beautiful than the turned pil-lars and mouldings in their new sideboard I have never seen.“450

Der Maler Birket Foster hat ebenfalls eine Ausführung des Buffets besessen. Es stand einem Foto nach im Billardzimmer seines Anwesens The Hill in Witley, Surrey. Als einer der ersten Aufträge richtete Morris & Co. zwischen 1860 und 1865 The Hill ein.451 Neben diesen zwei Ausführungen tauchten auch einige Stücke im Antiquitätenhandel auf. Im Mai 2012 wurde ein Stück bei Mallams Oxford gehandelt. Trotz eines Loches in der Rückwand, der Aufbau beherbergte einen Fernseher452, erzielte das Buffet einen Verkaufserlös von 18000 Pfund.453 Die Maße wurden mit 110 cm x 152 cm angegeben. 1992 wurde eine Aus-führung bei Haslam & Whiteway angeboten.454 1996 brachte Blairman & Son eine Ausfüh-rung auf den Markt aus den Händen Diana Quentin Wallaces. Die Maße von 151 cm x 109 cm x 52 cm sind annähernd identisch mit jenen oben. Auf der Abbildung ist eine Leiste an der Rückwand zu erkennen, die eventuell das Buffet bündig mit einer Wandverkleidung abschließen lassen sollte.455

In der Art Gallery of South Australia befindet sich eine Variante des Buffets mit drei

Tü-450 Zit. n. Collard 1996, S. 161; vgl. auch: Gere 1994, S. 139.

451 Victoria and Albert Museum, Furniture and Woodwork Department: Craftsman file, darin Auszug Katalog Blairman & Son, wahrscheinlich befindet sich das Foto in einer Sammlung von Aufnahmen von The Hill im Victoria and Albert Museum. Museumsnummer: E.403-2013.

452 Victoria and Albert Museum, Furniture and Woodwork Department: Craftsman file.

453http://www.catalogue-host.co.uk/mallams/oxford/2012-05-23/lot_255?prev_page=browse%20by

%20section%2c%20page%201%20of%202&prev_url=%2fmallams%2foxford%2f2012-05-23%2fcategory_5_page_1 zuletzt abgerufen am 7.5.2018.

454 Victoria and Albert Museum, Furniture and Woodwork Department: Craftsman file.

455 Ebd.

ren. Die Maße sind angegeben mit: 149 cm x 157 cm x 54 cm. Das Buffet besteht aus schwarz lackierter Eiche. Sie ist 1999 mit Hilfe des Mrs Mary Overton Gift Fund erworben worden.456 Neben der zusätzlichen Tür und der damit einhergehenden Vergrößerung des Stückes fällt der deutlich geschwungene Spitzbogen in der Leiste unter dem Korpus auf.

Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass das Regal im Inneren des Aufbaus nur ent-lang der Rückseite führt und von zwei zusätzlichen Säulen getragen wird.

Eine weitere Ausführung dieser Variante wurde 2002 bei Duke’s in Dorchester zum Kauf angeboten. An den Türen wurden vermutlich nachträglich Griffe angebracht.457 Au-ßerdem trug Sotheby’s 1992 ein weiteres Stück dieser Ausführung zu Markte bei einem Schätzpreis zwischen 5000 und 7000 Pfund.458 Ein weiteres Stück dieser Ausführung wur-de im März 2009 bei Stair in wur-der Nähe von New York verauktioniert. Es wurwur-de ein Preis von 9000 US Dollar realisiert. Das Buffet stammte aus dem Besitz des Kunstsammlers Paul F. Walters.459 Weiter wurde eines der Stücke mit drei Türen auf einer Ausstellung 1986 zu Viktorianischer Dekorationskunst gezeigt.460

Auf einer Auktion bei Christie’s wurde im Oktober 2014 eine weitere Variante des Buf-fets von Webb verkauft. Sie besitzt ebenfalls drei Türen mit drei darüber liegenden

Auf einer Auktion bei Christie’s wurde im Oktober 2014 eine weitere Variante des Buf-fets von Webb verkauft. Sie besitzt ebenfalls drei Türen mit drei darüber liegenden