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Ernährung, Landwirtschaft und Ressourcenmanagement

7 Entwicklung in ausgewählten Sektoren .1 Physische Infrastruktur

7.3 Ernährung, Landwirtschaft und Ressourcenmanagement

Rolle der Agrarwirtschaft im Integrationspro-zeß

Der Agrar- und Ernährungssektor mit seinen vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen ist als integrierender und multiplizierender Faktor für die zukünftige Entwicklung der SADC-Region von großer Bedeutung. Dies gilt insbesondere für die Länder des sogenannten Agrargürtels im südli-chen Afrika (die Hochpotentialländer Angola, Sambia, Mosambik und Tansania), in abge-schwächter Form aber auch für die Niedrigpoten-tialländer der arideren Zonen; aus dem Blickwin-kel des Schutzes und der Erhaltung der natürli-chen Ressourcen betrachtet gilt dies gleicherma-ßen für alle SADC-Mitgliedsländer. Aus Sicht ihrer integrativen Funktion für die regionale Er-nährungssicherung, aber auch aus einkommens-, beschäftigungs- und umweltpolitischer Sicht, wird daher eine agrarbasierte ländliche Breitenentwick-lung für die SADC-Mitgliedsländer insgesamt einen hohen Stellenwert einnehmen. Von ihr wird zudem ein entscheidender direkter Beitrag zur Minderung der Armut erwartet.

Diese Sichtweise gewinnt vor dem Hintergrund des Bemühens um Vertiefung der regionalen

In-tegration eine neue Dynamik; sie zielt auf einen allmählichen Übergang von einer nationalsekto-ralen zu einer regional-sektorintegrierenden Ent-wicklung. Dies wird allerdings einen langen Zeit-raum beanspruchen; erste zaghafte Ansätze in die-se Richtung sind bereits zu erkennen. Auf der Grundlage eines Reformpaketes zur Rationalisie-rung des SADC-Aktionsprogramms wurde die Schaffung des regionalen Entwicklungsschwer-punktes (cluster) Landwirtschaft, Ernährungssi-cherung und Schutz der natürlichen Ressourcen vorgeschlagen. Bislang agieren unter diesem Dach allerdings noch sechs Sektorkoordinierungseinhei-ten mehr oder weniger unabhängig voneinander, nämlich: Landwirtschaft und Ernährungssiche-rung, Agrarforschung und -ausbildung, Tierhal-tung und Tiergesundheit, Umwelt und Landmana-gement, Wald- und Wildressourcen sowie der Wassersektor.

Von großer Bedeutung für die Agrarentwicklung im SADC-Raum ist die Frage nach der Rollenver-teilung von staatlicher Förderung und marktwirt-schaftlicher Regulierung. Vor dem Hintergrund der sehr stark differenzierten Agrarentwicklungs-räume empfiehlt sich folgende Strategie: Dort, wo eine hochproduktive und arbeitsteilige Agrarwirt-schaft entstanden ist (z.B. die kommerzielle Landwirtschaft in RSA, Namibia, Simbabwe, Mauritius), sollte diese in der Lage sein, wichtige Agrardienstleistungen (Beratung, Veterinärdiens-te, Ausbildung, Forschung) auf dem Markt einzu-kaufen; dort, wo kleinbäuerliche Landwirtschaft unter suboptimalen wirtschaftlichen und infra-strukturellen, aber durchaus günstigen natürlichen Standortbedingungen dominiert, ist staatliche Förderung bis zum Stadium einer selbsttragenden Entwicklung erforderlich. Mit dieser ordnungspo-litischen Frage werden sich die Agrarminister der SADC-Mitgliedsländer im Rahmen einer regional abgestimmten Agrarentwicklungspolitik befassen müssen.

Die bislang subsektoral organisierten Koordinie-rungseinheiten versuchen zwar sektorübergreifen-de Ansätze zu försektorübergreifen-dern, verfügen aber noch nicht über Kompetenzen zur Entwicklung einer regional abgestimmten Agrar-, Ernährungs- und Ressour-censchutzpolitik. Mit der Unterzeichnung des

Handelsprotokolls, des Protokolls zur gemeinsa-men Nutzung von Wassereinzugsgebieten, des Protokolls zum Wildschutz sowie mit der Vorbe-reitung des Agrarprotokolls sind aber wichtige Schritte zur regionalen Integration unternommen bzw. eingeleitet worden.

Inwieweit es gelingt, die Potentiale insbesondere des Agrargürtels der SADC zu mobilisieren, hängt allerdings von folgenden Kernbedingungen ab:

der Erreichung des Friedens in Angola und der DR Kongo,

der weiteren Liberalisierung der Weltagrar-märkte und damit der Beseitigung der inter-nationalen Preisverzerrungen,

der konsequenten Umsetzung des SADC-Handelsprotokolls und einer integrationsori-entierten landwirtschaftlichen Preis-, Markt- und Handelspolitik,

dem sukzessiven Ausbau der Verkehrsinfra-struktur zur Senkung der Transport- und Transaktionskosten für Agrarprodukte,

der Harmonisierung der veterinär- und phyto-sanitären Maßnahmen sowie der Übernahme internationaler Standards und Normen im Ag-rarhandel.

Sollte dies nicht im Laufe der nächsten Dekade gelingen, werden die Niedrigpotential- und Nah-rungsmitteldefizitregionen wahrscheinlich preis-günstiger von außerhalb der SADC beliefert wer-den können.

Ernährung und Landwirtschaft

Auf Beschluß des Ministerrats von 1986 wurde der Sektorkoordinierungseinheit Ernährung, Landwirtschaft und Naturressourcen in Harare die Aufgabe übertragen, alle regionalen Belange und Programme der Ernährungssicherung in enger Zusammenarbeit mit den Agrarministern der SADC-Mitgliedstaaten zu koordinieren. Dabei blieb die Koordinierungsverantwortung für die Subsektoren Tierproduktion und –gesundheit, Ag-rarforschung und –ausbildung sowie für umwelt-verträgliches Landmanagement bei den

entspre-chenden Sektorkoordinierungseinheiten in Gabo-rone bzw. Maseru.

Aus entwicklungsstrategischen Gründen und unter Einbeziehung von Umweltgesichtspunkten sollten nunmehr alle Subsektoren unter einem funktiona-len Entwicklungsschwerpunkt gesehen werden, so wie er von der Reformkommission vorgeschlagen worden ist (agriculture, natural resources and environment). Für seine konzeptionelle Weiter-entwicklung sind zwei regionale Strategien, die Ernährungssicherungs- und die Umweltstrategie bindend. Ein Agrarprotokoll zur gemeinsamen Weiterentwicklung der Agrarsektoren ist in Vor-bereitung. Jüngste Bestrebungen der SCU zielen auf eine Initiative ab, die regionalen Maßnahmen zur Ernährungssicherung mit denen zur ländlichen Breitenentwicklung stärker zu verbinden. Diese als Food Security and Rural Development Hub bezeichnete Initiative wurde inzwischen von den SADC-Agrarministern verabschiedet und wird seitens der internationalen Gebergemeinschaft unterstützt.

Die Finanzierung der Einzelvorhaben des SADC-Aktionsprogramms für Ernährung und Landwirt-schaft erfolgt zu über 90 % aus internationalen Gebermitteln, insbesondere der EU, Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande. Auf Drängen des Ministerrats wurde die Zahl der Einzelvorha-ben von ursprünglich 30 auf 11 reduziert. Diese Straffung kommt der vorgeschlagenen Schwer-punktentwicklung entgegen.

Schutz und Management der natürlichen Ressourcen

Um den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Land- und Bodenwasserressourcen der Region zu gewährleisten, wurde bereits 1985 auf Beschluß des Ministerrats die Sektorkoordinierungseinheit Umwelt und Landmanagement mit Sitz in Mase-ru/Lesotho gegründet. Sie hat bislang eine breite Informations- und Datengrundlage über den Zu-stand und die Gefährdung der Boden- und Was-serressourcen in der Region geschaffen. Sie hat ferner die regionale Umweltstrategie entworfen, die konzeptionelle Grundlage für das regionale

Aktionsprogramm zur Wüstenbekämpfung gelegt und eine Fülle von Konferenzen und Workshops zum Thema Ressourcenschutz und nachhaltiges Ressourcenmanagement durchgeführt.

Die Sektorkoordinierungseinheit sieht ihren regi-onalen Wirkungsbereich über die Agenda 21 und die internationale Wüstenkonvention verklam-mert. Dies hat die Koordinierungsaufgabe ver-bindlicher aber nicht einfacher gemacht. Seit dem Versuch der Umsetzung der regionalen Umwelt-strategie gibt es eine Fülle von Abstimmungsprob-lemen, Kompetenzfragen und Finanzierungseng-pässen. Die Finanzierung des Aktionsprogramms erfolgt zu über 80 % aus internationalen Geber-mitteln (SIDA, GTZ, IUCN). Im Rahmen der Umsetzung der Wüstenkonvention wird ein Akti-onsplan für die Kalahari-Namib-Region vorberei-tet. Hierbei wird die Lösung grenzüberschreiten-der Aufgaben sowie die Verteilung von Kosten und Nutzen des Aktionsplans einen wichtigen Ge-sichtspunkt darstellen.

Tierproduktion und –gesundheit

Die Koordinierungsaktivitäten der Sektorkoordi-nierungseinheit Tierproduktion und –gesundheit sind zwar SADC-weit ausgerichtet, gründen aber noch nicht auf einer regionalen Entwicklungsstra-tegie. Diese sollte die Förderung der nachhaltigen Tierproduktion mit der Förderung von Tierge-sundheit und der Koordinierung der Veterinärkon-trolle verbinden. Bisher überwiegen spezielle Maßnahmen zur Tierseuchenkontrolle, Immunisa-tionsprogramme und Veterinärkontrollen sowie Trainingsvorhaben für Veterinärpersonal. Die Fi-nanzierung der laufenden Aktivitäten erfolgt zum überwiegenden Teil über Fördermittel der interna-tionalen Gebergemeinschaft (Dänemark, Nieder-lande, Belgien, Schweden, Japan, USAID, UNDP, EU).

Aufgrund der großen Bedeutung des Subsektors für die regionale Ernährungssicherung, Einkom-mens- und Beschäftigungsentwicklung sowie für die ökologische Stabilität der Weideressourcen in den Trockengebieten des südlichen Afrika, wer-den die organisatorischen und konzeptionellen

Anforderungen an die Sektorkoordinierungsein-heit zunehmen. Darüber hinaus werden die An-forderungen an die regionale Veterinärkontrolle steigen. Im Zuge der Implementation des Han-delsprotokolls werden bei zunehmendem freien Warenverkehr für Lebendvieh und Rindfleisch innerhalb der Region, aber auch gegenüber Dritt-ländern international festgelegte Standards ein-gehalten werden müssen. Alles zusammenge-nommen erfordert eine deutliche personelle und finanzielle Stärkung der Sektorkoordinierungsein-heit.

Wald- und Wildressourcen

Die Aktivitäten zur Koordinierung und gemein-samen Weiterentwicklung dieser Ressourcenbe-reiche werden von der Sektorkoordinierungsein-heit Binnenfischerei, Wald- und Wildressourcen in Lilongwe wahrgenommen. Der Sektorbereich Forst wird im Rahmen des SADC-Forestry Pro-gramme of Action, der Sektorbereich Wildres-sourcen wird im Rahmen des SADC Wildlife Sec-tor Programmes of Action jeweils überwiegend mit Mitteln der internationalen Gebergemein-schaft unterstützt. Das inzwischen von allen Mit-gliedsländern unterzeichnete, aber noch nicht rati-fizierte Protocol on Wildlife Conservation and Law Enforcement fordert die Harmonisierung und Umsetzung der Wildschutzgesetze, die Unterstüt-zung nationaler und regionaler Einrichtungen, ein verbessertes Management zum Schutz der Wild-bestände sowie den Aufbau leistungsfähiger regi-onaler Informations- und Kommunikationssyste-me zwischen den einzelnen staatlichen Behörden.

Die Entwicklungsbereiche Wald- und Wildres-sourcen besitzen eine hohe Eignung für eine regi-onale Integration. Die Gründe hierfür liegen in ihrem grenzüberschreitenden Charakter sowie der damit verbundenen Notwendigkeit zur Bildung von transnationalen Verantwortungsgemeinschaf-ten (transfrontier conservation area manage-ment). Diesen regionalen Entwicklungsansatz zur gemeinsamen Wildparkbewirtschaftung sollte die EZ insbesondere im Ausbildungsbereich, bei der Erstellung der nötigen Basisinfrastruktur und auf

institutionell-organisatorischer Ebene weiterhin unterstützen.

Agrarforschung und –ausbildung

Das SADC-Programm zur Agrarforschung und – ausbildung wird von allen Mitgliedsländern als eine wichtige Komponente des sektoralen Ent-wicklungsschwerpunktes Ernährung, Landwirt-schaft und Naturressourcen gesehen. Die Koordi-nierungsverantwortung liegt beim Southern Afri-can Centre for Co-operation in Agricultural and Natural Resources Research and Training (SACCAR) in Gaborone, das auf Beschluß des Ministerrats 1998 von einer Kommission in eine Sektorkoordinierungseinheit umgewandelt worden ist. Die Hauptaufgaben von SACCAR lassen sich in drei Kategorien zusammenfassen: (a) Koordi-nierung der regionalen Agrarforschungsvorhaben, (b) Vermittlung und Organisation von Ausbil-dungs- und Trainingskursen sowie (c) Dokumen-tation und Austausch von Forschungs- und Aus-bildungsinformationen. SACCAR koordiniert z.Zt. 14 regionale Agrarforschungs- und Ausbil-dungsvorhaben. Diese werden in enger Zusam-menarbeit mit den nationalen und internationalen landwirtschaftlichen Forschungseinrichtungen abgestimmt; letztere sind in der Consultative Group of International Agricultural Research (CGIAR) weltweit zusammengefaßt.

Das von SACCAR koordinierte Aktionsprogramm wird zu etwa einem Viertel aus Mitteln der SADC-Mitgliedsländer und zu drei Vierteln aus Zuflüssen der internationalen Gebergemeinschaft finanziert. Die bedeutendsten Geberländer sind Deutschland, USA, die nordischen Staaten, Kana-da und die EU. Insgesamt wurde der Sektorkoor-dinierung aus Sicht der SADC und verschiedener Geberorganisationen ein befriedigendes Zeugnis ausgestellt. Allerdings sollten die Forschungs- und Ausbildungsvorhaben noch stärker als bisher un-ter Beteiligung der Zielgruppen durchgeführt werden, um ihre Ergebnisse bestmöglich für die bäuerlichen Betriebe nutzbar zu machen.

7.4 Aufgaben der Sozialentwicklung

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