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4. Eigene Untersuchung

4.3 Quantitative Erhebung

4.3.4 Antworthäufigkeiten zu einzelnen Items

4.3.4.3 Ergebnisse Schulentwicklung

Im Bereich der Schulentwicklung zeichnet sich ein deutliches Bild der Be-fürwortung von Schulprogrammen und Weiterentwicklung der Schule ab.

74,1 % der Befragten halten eine Schulprogrammarbeit für wichtig, 44,3 % sehen sich dabei als Initiator der Schulentwicklung. 78,5 % der Befragten halten Veränderungen im Bereich des Unterrichts für notwendig und 53,1 % arbeiten in Netzwerken oder Gremien mit. Lediglich 26,4 % stim-men dagegen der Aussage „Es gelingt mir, die Schule im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel zu lenken“ vollkommen zu, 69,3 % der Befragten tun dies nur eingeschränkt (vgl. Abb. 15).

Abb. 15: Schulentwicklung

Netzwerken mit, die sich die Verbesserung von Schule

zum Ziel gesetzt haben."

"Ich schätze meine Veränderungsbereitschaft

hoch ein."

stimme überhaupt nicht zu stimme eher nicht zu stimme eher zu stimme zu

An der Entwicklung von langfristigen Zielen arbeiten zwar insgesamt 67,4 % der Schulleiterinnen und Schulleiter, dort, wo es um die verbindli-che Umsetzung dieser Ziele geht, sinkt jedoch die Zustimmung zu den entsprechenden Aussagen. So sorgen 39,2 % für die verbindliche Umset-zung der Ziele und lediglich 34,3 % überprüfen die UmsetUmset-zung von Be-schlüsse. Es wird ein Widerspruch deutlich zwischen der Absicht, die Schule im Hinblick auf gemeinsame Ziele zu leiten und dem Gelingen der Zielumsetzung.

Dies könnte ein Anzeichen für institutionell bedingte Probleme sein, denn in der Schule fehlen Sanktionsmöglichkeiten bei Nichteinhaltung von Be-schlüssen bzw. bei nicht ordnungsgemäßer Erledigung von Aufgaben. Die Schulleiterin/ der Schulleiter benötigt alle bzw. den größeren Teil des Kol-legiums, um Schulentwicklungsprozesse umzusetzen. Dabei sind Schullei-terinnen und Schulleiter auf die Freiwilligkeit zur Mitarbeit angewiesen.

Auffällig ist bei der allgemein hohen Zustimmung zur Schulentwicklung und des Rollenverständnisses als Initiatorin/Initiator für diese Prozesse (vgl. Abb. 16), dass die hier befragten Schulleiterinnen und Schulleiter ihre eigene Veränderungsbereitschaft eher niedrig einschätzen. Während 35 % der Befragten ihre Veränderungsbereitschaft hoch bzw. eher hoch einschätzen, hält sich der bedeutend größere Teil der Befragten (65 %) nicht für besonders veränderungsbereit. Dies kann als ein „selbstkriti-sches“ Ergebnis angesehen werden, welches hinsichtlich der hohen An-forderungen insbesondere des Aufgabengebietes Schulentwicklung eine Erklärung geben kann und erneut auf die Diskrepanz zwischen Wunsch-denken, z.B. der hohen Befürwortung der Unterrichtsentwicklung (vgl.

Abb. 16), und den eigenen Einstellungen hinweist.

Abb. 16: Schulentwicklung durch Schulleiterinnen und Schulleiter (ausgewählte Items)

1,4% 7,0% 9,3%

20,1% 18,9%

45,7%

78,5% 74,1%

44,3%

0% 0,7%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

"Veränderungen im Bereich des Unterrichts sind

notwendig."

"Die Schulprogrammarbeit, z.B. Entwicklung eines klaren

Leitbildes, halte ich für wichtig."

"Als Schulleiterin/ Schulleiter bin ich die Initiatorin/ der

Initiator für Schulentwicklung."

stimme überhaupt nicht zu stimme eher nicht zu stimme eher zu stimme zu

Wird davon ausgegangen, dass die Gruppe der hier befragten Schulleite-rinnen und Schulleiter schon als diejenige eingeschätzt wird, die die Schu-le gestalten und voranbringen will, dann ist die geringe Zustimmung zu einer veränderungsfreudigen Haltung bedenklich. Denn im Zuge der Er-weiterung schulischer Autonomie, in dem Entscheidungs- und Handlungs-spielräume der Einzelschule erhöht werden, wird die durch die Schulleite-rinnen und Schulleiter geförderte Schulentwicklung nur dann wirksam werden können, wenn diese innere Überzeugungen zu Veränderungen transportieren und dadurch Veränderungsprozesse überzeugend im Kol-legium initiieren können.

4.3.4.4 Führungsverhalten

Im Bereich Führungsverhalten lassen sich Fragen zum eigenen Führungs-stil und zu den eigenen Berufsauffassungen von Fragen bezüglich des Umganges mit Personal trennen (Führungsverhalten/ Mitarbeiterorientie-rung). Die eigene Auffassung über den Beruf ist von klaren Vorstellungen geprägt, die sich vor allen Dingen im Bereich der Schulentwicklung bereits zeigten. 97,9 % der Befragten haben klare Vorstellungen über ihre Arbeit (69,9% stimmen dieser Aussage voll und 28,0% eher zu).

Der Aussage „ich delegiere viele Aufgaben“ stimmen 27, 5 % voll und 60,6 % eher zu (vgl. Abb. 17). Gerade die Beantwortung dieser Frage ist wahrscheinlich nicht nur vom persönlichen Führungsstil abhängig, sondern auch von den personalen Gegebenheiten vor Ort, inwieweit ist die jeweili-ge Schule mit ausreichend Koordinatoren versorgt und in welchem Maße ist das Kollegium bereit selbstständig Entwicklung und Entscheidungen zu bestimmen.

Abb. 17: Führungsverhalten von Schulleiterinnen und Schulleitern

stimme überhaupt nicht zu stimme eher nicht zu stimme eher zu stimme zu

Die Gestaltung und Durchführung von Konferenzen hat für die Mehrheit der Befragten eine wichtige Steuerungsfunktion. Die eigene Konfliktfähig-keit schätzen die Befragten überwiegend hoch ein.

Abb. 18: Führungsverhalten

stimme überhaupt nicht zu stimme eher nicht zu stimme eher zu stimme zu

Für die Befürwortungen von klaren Vorstellungen spricht ebenso die Zu-stimmung zu einem Fortbildungskonzept, welches die Weiterentwicklung

der eigenen Schule gezielt steuert. Die überwiegende Mehrheit der Be-fragten ist der Überzeugung, dass es ihnen gelingt, die „Schule im Hinblick auf eine gemeinsame Zielrichtung zu lenken“, 27,0 % stimmen dieser Aussage voll zu, 67,9 % stimmen eher zu. Dennoch stimmen 0,7 % der Befragten überhaupt nicht zu und 4,4 % eher nicht.

Die hier befragten Schulleiterinnen und Schulleiter orientieren sich zu ei-nem Teil an dem selbst erlebten Führungsstil, dabei kann an dieser Stelle nicht deutlich werden, welche Art von Führung sie erlebt haben. Einerseits kann eine Orientierung an Vorbildern vorliegen oder aber auch der Wunsch, es besser machen zu wollen als derjenige/diejenige, die man selbst als Schulleiter/ Schulleiterin erlebt hat.

4.3.4.5 Entscheidungsfindung

Interessant sind die Ergebnisse bezüglich des Bereiches Entscheidungs-findung, denn 42,9 % der Schulleiterinnen und Schulleiter geben an, dass sie Entscheidungen allein treffen (vgl. Abb. 19). Hier spiegelt sich eine Tendenz wider, die ein führungsbetontes Bild von Schulleitung gerade im Bereich der Entscheidungsfindung nachzeichnet. Bei aller Wichtigkeit der Beteiligung von Kollegien an Entscheidungen wünschen sich gerade Leh-rerinnen und Lehrer zunehmend klarere Richtungsvorgaben der Schullei-tung, damit auf Kollegiumsebene die oft aufreibenden und langwierigen Aushandlungsprozesse reduziert werden. 191

Abb. 19: Führungsverhalten von Schulleiterinnen und Schulleitern

(ausgewählte Items) allen Dingen die M einung

der sehr aktiven Ko lleginnen und Ko llegen."

"A ls Schulleiterin/

Schulleiter habe ich wenig Entscheidungsspielraum."

stimme überhaupt nicht zu stimme eher nicht zu stimme eher zu stimme zu

Immerhin diskutieren 16,3 % der Befragten wichtige Entscheidungen nicht oder eher nicht im Kollegium, dahingegen wird einer Beteiligung bei Ent-scheidungen mehrheitlich zugestimmt. Diese Ergebnisse können als

191 Vgl. Bonsen 2002, 75.

deutung einer inneren Ambivalenz gedeutet werden, der Wunsch nach einem kooperativen-partizipativen Führungsstil ist sicherlich vorhanden, aber insbesondere Personalentscheidungen und auch organisatorische Entscheidungen müssen allein getroffen werden, dies auch, weil vieles ad hoc zu entscheiden ist.

Nach der Analyse der Einzelitems wird durch eine konfirmatorische Fakto-renanalyse überprüft, ob sich die zuvor dargestellten Handlungsdimensio-nen anhand der erhobeHandlungsdimensio-nen Daten empirisch bestätigen lassen, ob also Faktoren als latente Konstrukte – in diesem Fall bestimmte grundlegende Einstellungen und Eigenschaften der Schulleiterinnen und Schulleiter – das Antwortverhalten erklären können. 192