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Die Einfuhrbeschränkungen in Lettland, Estland und Finnland

Im Dokument MARKT OST-EUROPA­ (Seite 23-32)

Zahlreiche Anfragen aus unserem Leserkreis haben uns veranlaßt, aus den Materialien des Wirtschaftsinstituts für Rußland und die Oststaaten die Be­

schränkungen zusammenzustellen, denen zurzeit die ausländische Einfuhr in den osteuropäischen Staaten unterliegt. Wir verweisen in unseren Ausführungen nur auf die wichtigsten Maßnahmen und stellen Interessenten anheim, genauere Aus­

künfte durch Anfrage beim Wirtschaftsinstitut für Rußland und die Oststaaten einzuholen.

Lettland.

W. I. Die Einfuhrbeschränkungen als besondere Maßnahme der Regierung zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise gelangten in Lett­

l a n d e r s t m a l i g m i t d e r V e r ö f f e n t l i c h u n g d e r V e r o r d n u n g , , A e n d e -rungen und Ergänzungen des Zolltarifs" vom 23. Juli 1931 (Regierungsanzeiger Nr. 160) zur Anwendung. Bei der Beratung dieser Verordnung, die wesentliche Erhöhungen des Einfuhrzolles auf eine ganze Reihe von Waren zum Schutze der einheimischen Industrie brachte, wurde zum ersten Male bewußt von den „Auf­

gaben zum Schutze der nationalen Wirtschaft" gesprochen, so daß man allgemein diese Verordnung als den Beginn des Ueberganges von der freien Wirtschaft zur gebundenen Wirtschaft m. a. W. zur Autarkie in Lettland bezeichnet. Es folgen dann weiter die ,,B e -S t i m m u n g e n ü b e r O p e r a t i o n e n m i t a u s l ä n d i s c h e r Valuta" vom 8. Oktober 1931 (Reg.-Anz. Nr. 226), die nach außen hin zwar nicht als hierher gehörig erscheinen, denen jedoch hinsicht­

lich der Beschränkung des Warenimports eine sehr große Rolle zu­

fällt (vgl. hierzu OEM, 1932, Heft 5, Seite 243 „Die Devisenbestim­

m u n g e n i n d e n O s t s t a a t e n " ) , u n d f e r n e r d i e e r s t e n „ B e s t i m m u n ­ gen über die Regulierung des Warenimports" vom 14. Oktober 1931 (Reg.-Anz. Nr. 231), die für die Einfuhr gewisser, besonders aufgeführter Waren Kontingente vorschreibt. Von der Kontingentierung der Wareneinfuhr wurde dann im weiteren Ver­

lauf in immer ausgiebigerer Weise Gebrauch gemacht, bis schließlich mit der Verordnung vom 17. Februar 1932 (Reg.-Anz. Nr. 38) die Einfuhr sämtlicher, bisher noch nicht kontingentierter Waren auf 75 % der Einfuhrmengen des Jahres 1931 festgelegt wurde. Von da ab gab es also überhaupt keine Waren mehr, deren Einfuhr nicht kontingentiert war. Die Kontingentierung der gesamten Warenein­

fuhr zeitigte jedoch sehr bald recht unliebsame Erscheinungen, an die man wohl bei Erlaß der entsprechenden Bestimmungen gar nicht

gedacht hatte, nämlich: einerseits war die mit der Festsetzung der K o n t i n g e n t e b e a u f t r a g t e S t e l l e , d i e s o g e n a n n t e „ I m p o r t r e g u ­ lierungskommission" einfach nicht in der Lage, den auf sie einstürmenden Anforderungen auch nur einigermaßen gerecht zu werden; andererseits drohte dem auf den Import eingestellten Privathandel der völlige Ruin mit allen seinen üblen Folgen, und schließlich machte sich auch der erhebliche Verlust in den Zollein­

nähmen des Staates recht fühlbar. Man gelangte daher zu der Ueber-zeugung, daß man mit der völligen Kontingentierung des Waren­

imports zu weit gegangen war und entschloß sich zu einer Kompro­

mißlösung, indem man für einen Teil von Waren die Kontingentie­

rung aufhob, dafür jedoch den Einfuhrzoll erhöhte. Diese Kompromiß­

l ö s u n g w u r d e v o n d e r R e g i e r u n g d u r c h d i e V e r o r d n u n g e n „ A e n d e r u n g e n d e s Z o l l t a r i f s " v o m 1 2 , J u l i 1 9 3 2 u n d „ A e n d e r u n -g e n i n d e n B e s t i m m u n -g e n z u r R e -g u l i e r u n -g d e s Warenimports" vom 12. Juli 1932 (beide veröffentlicht im Reg.-Anz. Nr. 152) durchgeführt. Diese Regelung ist bis zur Stunde (Januar 1933) unverändert geblieben. Neben dieser allgemeinen Re­

gelung der Wareneinfuhr erfuhren gewisse Waren eine Sonder­

behandlung durch Einführung von Monopolen (Getreideeinfuhr­

monopol, Zuckereinfuhrmonopol) und durch Spezialbestimmungen für die Einfuhr von Fleisch, Fleischwaren und tierischen Rohstoffen, von Brennholz, von Fetten und Fettsäuren sowie von medizinischen Bakterien-Präparaten, Sera u. dgl. Schließlich gehört hierher auch die erst kürzlich eingeführte Besteuerung ausländischer Handlungs­

reisender,

Unter Zusammenfassung des Bisherigen ergibt sich somit für die praktische Handhabung der Wareneinfuhr folgende Situation:

Kontingentfreie Waren: Zu diesen gehören gemäß Verord­

nung vom 12. Juli 1932 Waren, die auf Grund der nachfolgenden Artikel des Zolltarifs verzollt werden: Art. 1: Getreide, mit Aus­

nahme von Brotgetreide, ferner Kartoffeln, Bohnen, Erbsen, Lupinen, Wicken und Peluschken, Art, 3—5: Mehl, Kartoffel- und Tapioka-mehl, Gemüse; Art. 7: Schalen von Apfelsinen, Zitronen, Mandarinen und Pomeranzen; Art. 9—19: Kapern, Oliven, Anis, Kümmel, Nüsse, Senf, Pasteten, Speisewürze, Pilze, Gewürze, Lorbeer, Zichorie und Eicheln, Kaffee, Kakaobohnen und Kakaoschalen; Art. 21—25:

Tabak, Honig, Sirup und Honigpulver, Konditorwaren, Genußmittel aus Früchten und Beeren, Hefe; Art. 29—31: Porter, Bier und Met, Fruchtwasser, Essig; Art. 34—35: Fleisch und Fleischprodukte, Käse (jedoch unter Berücksichtigung der später folgenden Sonder­

bestimmungen); Art. 36 Punkt 1, 2 und 4: Milch, Sahne, frische Eier; Art, 38: Austern, See- und Süßwasserkrebse; Art. 39: Eß­

waren und Viehfutter, mit Ausnahme von Viehfutterkalk; Art. 40:

lebende Tiere, mit Ausnahme von Pferden und Füllen; Art. 41:

natürliche und künstliche Düngemittel, mit Ausnahme von Super-phosphat und Knochenmehl; Art. 42: Ruß und Kienruß; Art. 43 Punkt 1 und 3: Fischleim jeder Art, Harzleim, Schuster-, Appretur- und Pflanzenleim; Art. 44—50: Knochen, Menschenhaar, Tierhaar, Vogel-daunen, Federn und Bälge, Kissen, Pfühle, Matratzen und Bettsäcke,

natürliche Schwämme; Art. 51 Punkt 1 und 3—7: technische Pflan­

zen und tierische Fette, Oleinsäure, Spermacet, Stearin, Oele aus tierischen Stoffen jeder Art, Fischtran; Art. 52—54: Wachs, Vaselin, Paraffin, Lichte aller Art, rohe ungegerbte Häute; Art. 58—60: Holz­

material, Zimmermanns- und Böttcherarbeiten, Korkholzrinde, Tischler- und Drechslerarbeiten, Pflanzen und deren Teile, Karden­

disteln, Korb- und andere Flechtwaren; Art. 65 Punkt 1—4: Ton, Kreide, Gips, Kalk; Art. 66 Punkt 1—3 und 5—9: Feldsteine für Straßenpflaster, Bausteine, Marmor, Schieferplatten, Lithographen­

steine, Mühlsteine, Glimmer; Art. 67—73: Edelsteine und Halbedel­

steine, Perlmutter, Asbest, Fabrikate aus Stein jeder Art, Schleif­

und Poliermaterial, künstliche Bausteine, keramische Rohre und Fabrikate; Art. 81—83: Antracen, Naphthalin, Phenol, Benzol, Toluol, Karbolineum, Harpius oder Kolophonium, Asphalt und Goudron; Art, 87: Gummi, Gummiharze, Balsame u. dgl, mit Aus­

nahme von Kasein; Art. 89—107: Chlorkalk, natürliche Salze jeder Art, Schwefel, Antimon, Bormineralien, Borsäure und Borax, Mag­

nesit, Weinstein, Schwerspat, Stronzianit, Ammoniakpräparate, Ar­

sen, Cyanide, Alaun und Chromalaun, Oxyde, Hydrooxyde und Superoxyde, Salpeter, Magnesium und Kalzium, Natron und Kali, Essigpulver, Azeton, Chlorkalk, Bleichlauge und flüssiges Chlor;

Art. 108 Punkt 1—4 und 7—10: Schwefelsäure, Schwefelkohlenstoff, Salpeter- und Salzsäure, Essigsäure, Benzoesäure, Salizylsäure, Gal­

lus- und Pyrogallussäure, Phosphorsäure; Art. 109—111: Vitriole, gold-, platin- und silberhaltige Salze und Präparate, Antrachinon;

Art. 112: chemische und pharmazeutische Produkte und Präparate, wie essigsaures Natron, Lysoform, Formalin usw., ausgenommen Holzspiritus; Art. 113—116: patentierte Heilmittel, Heilpflaster, Phosphor, Schwefel, Essig, Chloroform, Opium; Art. 118: aromatische Wasser ohne Alkoholzusatz; Art. 122—124: Siegellackharze und Siegellack, Zündhölzer, außer den zur Einfuhr verbotenen, Gerbstoffe und Gerbextrakte; Art. 125 Punkt 1, 2a und 2d: vegetabilische na­

türliche Farbstoffe, Talg; Art. 126—129: Orsielle, Krapp, Indigo, Cochenille; Art. 133—136: Kupferfarben, Farbstoffextrakte und Prä­

parate, Alizarin aller Art, synthetische Farbstoffe, Miniaturfarben in Tafeln, Pulvern, Schälchen und in Flaschen, chinesische Tusche, Pastellkreide; Art. 137 Punkt 1 und 6: Farben und Farbstoffe aller Art mit Beimischung von organischen Pigmenten, spezielle Pflanzen­

farbstoffe zum Färben von Käse und Butter; Art. 138—139: Metall-und Mineralerze, Gußeisen jeder Art; Art. 141: Weißblech, Eisen-und Stahlblech; Art. 143—148: Kupfer, Aluminium, Nickel, Kobalt, Wismut, Zinn, Quecksilber, Blei, Zinn, Gold, Silber, Platin und Fabri­

kate daraus; Art. 149 Punkt 1 und 4: Lampenbrenner; Art. 158 Punkt 1, 3 und 4: Messerwaren jeder Art, einfache Schafscheren, Metall­

schneidescheren, Schneiderscheren, Gartenscheren usw.; Art. 159:

Waffen, Zubehör sowie auch Sprengmaterial; Art, 160 Punkt 1:

Sensen, Sichel, Strohhäckselmesser; Art, 162—163: Zubehör für Druckereien, wie Buchdruckerschrift, Matrizen, Lithographenstein, ferner Zinn, Blei, Hartblei, Zink und deren Legierungen; Art. 165 bis 166: Rauschgold und -silber, Metallfarbpulver, Bronzierpulver;

Art, 169 Punkt 1—3 und 8, 9 und 11: Instrumente und Apparate für Astronomie und Navigationszwecke, Projektionslaternen, photo­

graphische und kinematographische Apparate, Filme, photographi­

sche Glasplatten, elektrische Schalttafeln, Isolationsrohre, Teile elektrischer Glühlampen; Art. 170—171: Brillen und dergl. sowie aller Art Ferngläser, Uhrmacherwaren; Art. 173 Punkt 1, 3, 6 und 8:

Personenfuhrwerke, Lastfuhrwerke, gewöhnliche Bauernwagen, Automobile, Flugzeuge; Art. 174—175: Eisenbahnwagen aller Art, schwimmende Verkehrsmittel; Art. 177 Punkt 3: Papier und Pappe mit Verzierungen sowie auch Erzeugnisse aus Papier und Pappe;

Art, 178—182: Bücher, Bilder, Plakate, Karten, Noten u. dgl., vege­

tabilische Faserstoffe, wie Baumwolle, Jute, Flachs und Hanf, Seide, Wolle und Flaumhaare, Baumwollwatte; Art, 184 Punkt 3 und 4:

Jute, Garn, Manilahanfgarn; Art, 186 Punkt 1: gekämmte Wolle;

Art, 195 Punkt 3: Seidengaze für technische Zwecke; Art, 202: wol­

lene, halbwollene und baumwollene Gewebe und Erzeugnisse für technische Zwecke; Art, 212 Punkt 1 und 2: Knöpfe und Druck­

knöpfe aus Seide, Halbseide und Brokatstoff sowie Knöpfe aus Perl­

mutter, Elfenbein u. dgl,; Art. 213—215: Schmuckfedern und künst­

liche Blumen, Schmelz, Perlen und Flitter aus Glas, unedlen Metal­

len sowie einfachen Stoffen, Galanteriewaren und Toilettengegen­

stände; Art. 216: Schreib-, Zeichen- und Malutensilien, mit Aus­

nahme von Schreibfedern, ferner Schapirographen, Bleistifte, Schneiderkreide; Art. 217: Gegenstände für archäologische und naturhistorische Museen und Sammlungen

Alle hier aufgezählten Waren könnten mithin theoretisch in unbeschränkten Mengen nach Lettland eingeführt werden. Prak­

tisch werden sich der Einfuhr jedoch verschiedene Hindernisse in den Weg stellen, wie etwa hoher Einfuhrzoll und vor allen Dingen die Beschaffung der erforderlichen Devisen von der Valutakommission, Kontingentierte Waren! Zu diesen gehören alle Waren, die in den bisher nicht aufgezählten Artikeln des Zolltarifes genannt werden. Die wichtigsten unter ihnen sind: Reis, Früchte und Beeren, frisch und gedörrt, ferner Rosinen, Korinthen, Feigen, Tee aller Art, Hopfen und Hopfenextrakt, Spiritus und starke alkoholhaltige Ge­

tränke, Salz, Fische und Kaviar, gegerbte Häute, Rauchwaren, Leder-fabrikate, Töpferwaren aus gewöhnlichem Ton, Fayence-, Porzellan-und Glaswaren, Tafel- Porzellan-und Spiegelglas, Stein-, Torf- Porzellan-und Holzkohle, Koks, Brennschiefer, Teer und Pech, Naphtha und Naphthaprodukte, Terpentin und Terpentinöl, Kautschuk und Guttapercha, Pflanzen­

öle und Glyzerin, kosmetische Präparate und wohlriechende Stoffe, Seife und Waschpulver, Spiritus- und Terpentinlacke, Berliner und Pariser Blau, Ultramarin, Waschblau, Blei- und Zinkweiß, Blei­

mennige, Schuhwichse, Tinte, schwarze Druckfarbe, Eisen, Gußeisen­

fabrikate, Eisen- und Stahlfabrikate, Kesselarbeiten, Rohre, Weiß­

blechfabrikate, Draht, Nadelwaren, Tischmesser- und Gabeln, Hand­

werkszeuge, Bleischrot und Bleikugeln, Maschinen und Apparate, Waagen, elektrische Ausschalter, elektrische Akkumulatoren, Tele­

graphen- und Telephonapparate, Radioapparate, Musikinstrumente, Lumpen und Papiermasse, Baumwollgarn, Seidengarn, Baumwoll­

gewebe, Samt- und Plüschgewebe, Taue, Seile, Schnüre, Bindfaden, Gewebe aus Flachs, Jute, Hanf, Leinwand, Wachstuch, Seiden­

gewebe, Filz- und Filzerzeugnisse, Wollgewebe, wollene Teppiche, Dielenläufer, Strick- und Wirkwaren, Flecht- und Posamentierwaren, Tüll- und Tüllfabrikate, Spitzen, Stickereien, Leibwäsche und Kleider in fertigem und halbfertigem Zustande, Hüte und Mützen, Regen-und Sonnenschirme,

Die Kontingente werden vierteljährlich im voraus von der bereits erwähnten Importregulierungskommission festgesetzt. Zur Einfuhr dieser Waren ist die Genehmigung der Importregulierungskommission erforderlich, deren Geschäftsstelle sich in Riga, Muitas Krastä, Rigas muitnicas pasta nodalas ekä befindet. Die Zuteilung von De­

visen durch die Valutakommission erfolgt nur auf Grund der vor­

liegenden Genehmigung der Importregulierungskommission,

Waren, für die Sonderbestimmungen gelten: Hierzu gehören Brotgetreide (Roggen und Weizen), für das ein Einfuhrmono­

pol besteht (veröffentlicht im Reg,-Anz. Nr. 82 vom 14. April 1932), ferner Zucker, für den ebenfalls ein Einfuhrmonopol besteht (Ge­

setz über das Zuckermonopol vom 3. Januar 1932, Reg.-Anz. Nr, 3).

Für das erstgenannte Monopol ist das Landwirtschaftsministerium, für das zweite — das Finanzministerium zuständig. Sonderbestim­

m u n g e n b e s t e h e n f e r n e r f ü r d i e E i n f u h r v o n F e t t e n u n d F e t t ­ s ä u r e n ( G e s e t z e s s a m m l u n g N r . 1 9 3 J a h r g a n g 1 9 3 1 ) , v o n F l e i s c h u n d F l e i s c h w a r e n s o w i e t i e r i s c h e n R o h s t o f f e n ( v e r ­ öffentlicht im Reg.-Anz. Nr. 159, Jahrgang 1931 und im Reg.-Anz.

Nr. 217 vom 26. September 1932), von Brennholz und von m e -d i z i n i s c h e n B a k t e r i e n - P r ä p a r a t e n , S e r a u n -d -d e r ­ gleichen (Reg.-Anz, Nr. 88 vom 21, April 1932.)

Die Besteuerung ausländischer Handlungsreisender ist durch das Gesetz vom 13, Dezember 1932 geregelt worden. Hiernach müssen alle Personen, sowohl lettische Staatsangehörige, die im Auslande leben, als auch Ausländer, die selbst oder in Vertretung einer aus­

ländischen Firma in Lettland keinen Handelsschein gelöst haben, wenn sie im Auftrage eines im Auslande eingetragenen Handels- oder Industrieunternehmens Lettland mit oder ohne Waren- oder Fabrik­

muster zu bereisen wünschen, um Bestellungen entgegenzunehmen, Waren für eigene oder fremde Rechnung anzubieten oder zu ver-;

kaufen, oder Inserate zu sammeln — bei der Einreise nach Lett­

land eine Handlungsreisendensteuer entrichten. Diese beträgt, falls nur eine Firma vertreten wird, 150,00 Ls, monatlich oder 600,00 Ls.

jährlich. Für jede weitere Firma sind monatlich 30,00 Ls. und für ein Jahr 150,00 Ls, zu zahlen. Somit ergibt sich auch aus diesem Gesetz die deutliche Absicht, den Import ausländischer Waren zu er­

schweren.

Welchen Einfluß die aufgezählten Einfuhrbeschränkungen auf den Außenhandel Lettlands genommen haben, läßt sich wegen der kurzen Zeit ihrer Geltung noch nicht übersehen, nur die eine Tat­

sache kann festgestellt werden, daß der Außenhandel Lettlands seit dem Bestehen der Einfuhrbeschränkungen aktiv geworden ist.

Estland.

Das außerordentliche Absinken der Preise auf dem Weltmarkt für landwirtschaftliche Produkte führte in dem vorwiegend agra­

rischen Estland naturgemäß zu einer wesentlichen Verringerung des Absatzes dieser wichtigsten Ausfuhrwaren. Durch das Nachlassen des Exports wurde in erster Linie die Landwirtschaft betroffen. Diese Landwirtschaftskrise hat in der Folge den estländischen Außen­

handel in hohem Maße beeinflußt und zu einer Reihe von Einfuhr­

beschränkungen, zur Devisenbewirtschaftung und anderen Maß­

nahmen geführt.

Die Reihe dieser Maßnahmen wurde durch die Erklärung des Imports von Roggen und Roggenmehl zum Staatsmonopol eröffnet.

Dieses Einfuhrmonopol für Getreide wurde sehr bald zu einem all­

gemeinen Einfuhrmonopol ausgebaut. Durch das Gesetz über .die Wareneinfuhr vom 6. November 1931 und durch eine Anzahl von Verordnungen wurden fast sämtliche vom Zolltarif erfaßten Einfuhr­

waren in die Liste der Monopolwaren einbezogen. Da die Auswir­

kung des Einfuhrmonopols nicht den in es gesetzten Erwartungen entsprach und seitens der Industrie und des Handels eine starke Be­

wegung für die Aufhebung dieser Einfuhrbeschränkung einsetzte, so wurde schon im April 1932 in Regierungskreisen eine teilweise Auf­

hebung des Einfuhrmonopols geplant. In erster Linie sollte der Han­

del mit Waren freigegeben werden, die nicht im Inlande hergestellt werden konnten und deren Einfuhrzoll nicht durch Handelsverträge festgelegt war. Statt des Lizenzsystems beabsichtigte man auf das System der Zollerhöhung überzugehen und die Einfuhr im übrigen freizugeben. Den ersten Schritt zum Abbau des Monopol- und Lizenzsystems bildeten die für eine ganze Reihe von Waren mit dem 1. Juni 1932 in Kraft gesetzten Zollerhöhungen,

Diese Zollerhöhungen bewegten sich um etwa 75 bis 400 % über den bisherigen Zöllen und betrafen nachfolgende Waren;

Erbsen geschält, Makkaroni, Vermicelli und Nudeln, Stärke aller Art, Sago, Mandelkleie, Zwiebeln, Gurken, Rettiche, Aepfel und Birnen sowie anderes nicht besonders genanntes Obst, getrocknete Aepfel und Birnen, Malz, Maltose und Fruktoseextrakt, gemahlenes und gereinigtes Salz in Packungen bis zu 2 kg, Maler- und Malpinsel sowie einfachere Bürsten, tierische Fette für technische Zwecke, gereinigte tierische Oele aller Art, Leder, kleine Häute, Sämisch-Lack- und anderes Luxusleder, Rauchwaren, gegerbt und gefärbt, Hasen- und Kaninchenfelle und Imitation daraus, gefärbt und gegerbt, Schuhwerk aus besseren Ledersorten, Sportartikel aus Holz und hölzerne zu den Kurzwaren gehörende Gegenstände, Isolationsplat­

ten aus Torf, Stroh und anderen einfachen Materialien außer Kork­

holzrinde und Asbest, Teer, Goudron und Holzteer, Tinte, Schreib­

maschinen, deren Bestandteile, Bänder und Futterale, elektrische Glühbirnen, Radioapparate und Lautsprecher, Teile von Radioappa­

raten und Lautsprechern, Grammophone und andere mechanische Musikapparate, Platten, Noten und Nadeln, Fahrräder, Papier, Ta­

peten, Postkarten, baumwollene und samtene Plüschgewebe, baum­

wollener Gardinentüll ohne Verzierungen, Garn und Zwirn.

Der Import dieser Waren erfolgt gegen Einfuhrlizenzen, die jedoch vom Wirtschaftsministerium ohne Einschränkung erteilt wer­

den. Hier ist jedoch im Auge zu behalten, daß die Eesti-Bank bei der Bewilligung von Devisen für den Import selbständig bleibt.

Eine teilweise Aufhebung des Einfuhrmonopols erfolgte durch Verordnung vom 17. August 1932 und bezog sich auf folgende Waren:

Weintrauben und Ananas, frische Wald- und Feldbeeren, Kaffee, Kakaobohnen und -schalen, Tee aller Art, Tabak in Blättern mit oder ohne Stengel, Tabakstengel und -rippen, Spiritus und starke alkoholische Getränke, Beeren-, Trauben- und Fruchtweine mit Alkoholgehalt, Holzwaren, die ihrer Natur nach zu den Kurzwaren gehören, wie Spazierstöcke, Pfeifen, Schachteln, Zigarren- und Zigarettenspitzen, Häkelnadeln, Zahnstocher usw., jedoch nicht in Verbindung mit kostbarem Material. Ferner Naphtha- und Gasöl, Schmieröl, Soda, Pottasche, Seifenstein, Farbe und Schuhcreme.

Durch Beschluß vom 24. August 1932 wurde das Einfuhrmonopol für folgende Waren aufgehoben: Apfelsinen, Zitronen, Mandarinen, Pomeranzen, Bananen, Weintrauben, große Rosinen, Essig, Che-vreau, Chevrette-, Sämisch- und Lackleder, Kühler- und Zentral­

heizungsanlagen sowie Handwerkszeug.

Am 20. August 1932 wurden folgende Zollerhöhungen in Kraft gesetzt, die sich auf Warengruppen beziehen, für die Einfuhrlizenzen ohne weiteres erteilt werden, oder für die das Einfuhrmonopol auf­

gehoben worden war: Zitronen, Apfelsinen und Pomeranzenschalen, auch getrocknet, Aprikosen, Datteln, Pfirsiche und andere Mischun­

gen, Oelsaaten, Kopra und Koprakerne, Leinsaat, Sulfimit und dessen Salze, nicht besonders genanntes Stahl- und Eisenblech, verzinktes Stahl- und Eisenblech, gefärbtes, lackiertes, verkupfertes, vernickel­

tes mit Blech oder anderen einfachen Metallen überzogenes oxydier­

tes Stahl- und Eisenblech, Eisen- und Stahlblech mit aufgedrucktem Muster, Aufschriften usw., nicht besonders genannte Teile und Zu­

behör von Musikinstrumenten, leinene, baumwollene und andere Lumpen, außer wollenen und seidenen, Strick-, Schnur- und Netz­

abfälle, wollene Lumpen, die nicht als Muster eingeführt und gleich­

zeitig nicht als Gewebe gebraucht werden können, seidene und kunstseidene Abfälle, ungekämmt sowie seidene und kunstseidene Lumpen. Ferner Seiden- und Kunstseidengarn, gesponnen oder zu Zwirn gedreht aus Rohseide, Garn und Zwirn aus jeder Art Zwirn­

abfällen, auch mit Beifügung anderer Spinnstoffe, Garn und Zwirn aus Kunstseide ohne Beifügung natürlicher Seide, Wollgarn, Woll­

zwirn aus mehr als zwei Fäden, Fassongarn und Zwirn aller Art.

Dem Einfuhrmonopol unterliegen damit nur noch Getreide und Getreideprodukte, sowie einige Massenartikel des täglichen Bedarfs.

Was den Devisenverkehr betrifft, so hatte die Eesti-Bank durch Beschluß vom 24. Oktober 1931 im Einvernehmen mit den Privatbanken hier eine Einschränkung vorgenommen. Diese rein private Regelung der Devisenzuteilung wurde später durch eine Reihe gesetzlicher Vorschriften abgelöst. Unter diesen Maßnahmen

sind zu nennen; die Vorschrift der Eesti-Bank über den Devisenver­

kauf vom 10. November 1931, die Verordnung über die Regelung des Verkehrs mit ausländischen Zahlungsmitteln und Wertmetallen vom 18. November 1931, die Aufzählung der zum Devisenhandel berech­

tigten Banken in einer Bekanntmachung vom 22. November 1931, die Richtlinien über die Beförderung von Waren und ausländischen Zahlungsmitteln über die Grenze vom 25. November 1931, die Ver­

ordnungen über den Verkehr mit ausländischen Zahlungsmitteln vom 19, November und 16. Dezember 1931. Am 29. November 1931 wurde das Gesetz über den Verkehr mit ausländischen Zahlungsmitteln an­

genommen. Dieses Gesetz bildet zusammen mit dem Gesetz vom 18. November die Grundlage der estländischen Devisenbewirtschaf­

tung. Der Handel mit ausländischen Zahlungsmitteln ist danach nur der Eesti-Bank und den von ihr bevollmächtigten Kreditinstitutionen gestattet. Verboten ist die Ueberweisung ausländischer Zahlungs­

mittel, ihre Versendung oder Beförderung ins Ausland, sowie ihre Beschaffung für Ausländer. Bei der Ausreise aus Estland dürfen ohne Genehmigung der Eesti-Bank ausländische Zahlungsmittel für nicht mehr als 50 Ekr. mitgeführt werden. Die Ausreisenden sind verpflich­

tet, den Grenzbehörden auf Aufforderung die mitgeführten Devisen anzugeben und vorzuweisen und können Leibesvisitationen unter­

zogen werden. Sämtlichen Verkehrsinstitutionen, mit Ausnahme der Post, ist es verboten, ohne Genehmigung der Eesti-Bank ausländische Zahlungsmittel zur Beförderung ins Ausland anzunehmen.

Für die durch den Export erlangten Devisen sind die Exporteure verpflichtet, die genauen Verkaufs- und Zahlungsbedingungen vorzu­

weisen, und zwar beim Versand per Bahn, Schiff, Kraftwagen oder Flugzeug über jede Summe, beim Postversand jedoch nur soweit der Wert 100 Ekr, übersteigt. Der Exporteur ist verpflichtet, die durch Ausfuhr erlangten Devisen innerhalb von 7 Tagen der Eesti-Bank zu verkaufen oder, sofern der Verkauf ins Ausland gegen Ekr, erfolgt ist, Devisen im entsprechenden Werte beizubringen, Darlehen und Darlehnsgarantien in ausländischer Währung dürfen von Personen, deren Wohnsitz sich im Auslande befindet, weder gegeben noch ent­

gegengenommen werden. Auszahlungen von laufenden Rechnungen, Einlagen und Kontokorrenten, die auf ausländische Währung lauten, dürfen nur mit Genehmigung der Eesti-Bank erfolgen.

Bei der Versendung von inländischen und ausländischen Zah­

lungsmitteln ins Ausland durch die Post ist die Vorweisung und Nach­

prüfung des Inhalts der Sendung vorgeschrieben. Durch Postanwei­

prüfung des Inhalts der Sendung vorgeschrieben. Durch Postanwei­

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