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— Aussichten für Deutschland

Im Dokument MARKT OST-EUROPA­ (Seite 78-88)

A, M. Vom 30. Januar bis 5, Februar 1932, etwa 31/» Jahre nach dem Beginn des ersten Fünfjahrplanes, tagte in Moskau die 17. Kon­

ferenz der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, um vor der sow­

jetrussischen Oeffentlichkeit und vor dem Auslande kundzutun, daß der Fünfjahrplan in vier Jahren, d. h. bis Ende 1932, durchgeführt werde.

Bei dieser Gelegenheit wurde auf die bereits erzielten Ergebnisse hingewiesen, und für den zweiten Fünfjahrplan wurden die Richt­

linien bekanntgegeben. Der zweite Fünfjahrplan sollte im Tempo des ersten ausgeführt werden. (Vergl. Februarheft 1932 des „Ost-Europa-Markt", 12. Jahrg. S. 53—60.) Das Jahr 1932 ging zu Ende, und am 1. Januar 1933, dem vorgesehenen Tage des Beginns der zweiten Fünfjahrperiode, waren die neuen Pläne der Oeffentlichkeit noch nicht bekannt. Am 7. Januar trat das vereinigte Plenum des Zentralkomitees und der Zentral-Kontroll-Kommission der Kommu­

nistischen Partei der Sowjetunion zusammen, um die Ausführungen Stalins, des Vorsitzenden des Rats der Volkskommissare der UdSSR M o 1 o t o w, seines Stellvertreters Rudsutak, des Vor­

s i t z e n d e n d e r S t a a t l i c h e n P l a n k o m m i s s i o n d e r U d S S R K u i b y ­ schew und des Volkskommisars für Schwerindustrie der UdSSR Ordshonikidse, über die Ergebnisse der ersten Fünfjahr­

periode, die neuen Richtlinien für die zweite und den Volkswirt­

schaftsplan der UdSSR für 1933 anzuhören und zu beschließen. Zum Unterschied gegen das Vorjahr wurde nach der Sitzung des Partei­

ausschusses die gesetzgebende Körperschaft der Sowjetunion, das Zentral-Exekutiv-Komitee, einberufen, um nunmehr über den zwei­

ten Fünfjahrplan und den Volkswirtschaftsplan für 1933 endgültige Beschlüsse zu fassen. Die Sitzung des Vollzugsausschusses wurde am 23. Januar 1933 mit einer Rede des „Präsidenten" der Sowjet­

union, Kalinin, in Gegenwart des gesamten diplomatischen Korps feierlich eröffnet, worauf der „Reichskanzler" Molotow sehr aus­

führlich über die internationale Lage der Sowjetunion sprach, die Erfolge des ersten Fünfjahrplanes, wie üblich, mit der wirtschaft­

lichen Lage in der kapitalistischen Welt verglich und sich im übrigen im Rahmen der Ausführungen vor dem Parteiausschuß hielt. Der Vorsitzende der Staatlichen Plankommission, Kujbyschew, entwarf den Volkswirtschaftsplan für das Jahr 1933. Den Reden schloß sich eine ausführliche Diskussion an, worauf am 27. Januar der Plan bestätigt wurde und damit Gesetzeskraft erhielt.

Wir wollen aus den weitschweifigen Ausführungen im folgenden nur das wiedergeben, was für die deutsche Wirtschaft von prak­

tischem Interesse sein dürfte.

Praktische Ergebnisse der ersten Fünijahrperiode.

Der Parteiausschuß kennzeichnet die Ergebnisse in nachstehen­

der Weise:

Im Landmaschinenbau ist eine ganze Reihe neuer Werke ent­

standen, und zwar im Schlepperbau neue Werke in Stalingrad, Sa-ratow und Tscheljabinsk; für den Bau komplizierter Landmaschinen ein Werk in Rostow, ein Mähdrescherwerk in Saratow, das Land­

maschinenwerk „Serp i Molot" in Charkow, die Fabrik „Kommunar"

in Saporoshje und das Landmaschinenwerk in Ljuberzy. Im Jahre 1928 hat der Zuwachs mechanischer Zugmittel in der Landwirtschaft

1,6 % betragen, im Jahre 1932 bezifferte er sich auf 13,7 %. Die Produktion von landwirtschaftlichem Inventar ist im Jahre 1932 3V2mal im Vergleich mit dem Jahre 1928 gestiegen. 25 % aller Bauernwirtschaften arbeiten jetzt mit komplizierten landwirtschaft­

liehen Maschinen. Der Bestand an landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten hatte im Jahre 1928 einen Wert von 1,150 Mrd. Rbl.

Im Laufe der vier Jahre, von 1928 bis 1932, sind neue landwirtschaft­

liche Maschinen und Geräte im Werte von 1,6 Mrd. Rbl. hinzugekom­

men, somit hat sich ihr Bestand um zirka 50 % erhöht. Hierbei sei zu berücksichtigen, daß die neuen Maschinen viel produktiver als die bereits vorhandenen arbeiten. Die landwirtschaftliche Maschinen­

produktion sei soweit gediehen, daß ihre Einfuhr im Jahre 1932 fast völlig aufgehört habe.

In der Automobilindustrie sind neue Werke entstanden: das

„Stalinwerk" in Moskau, das „Molotowwerk" in Gorkij und das Werk für schwere Lastautomobile in Jaroslaw.

Die Werkzeugmaschinenindustrie ist ganz neu aufgebaut. Fa­

briken sind in Moskau, Gorkij und Leningrad eingerichtet. Das Werk in Gorkij ist für eine jährliche Produktion von 9000 Fräs­

bänken vorgesehen, das Moskauer für die Produktion von 6000 Revolverbänken jährlich.

Waggon- und Lokomotivbau, Eine neue Lokomotivfabrik ist in Lugansk errichtet; das Werk in Kolomna ist wiederhergestellt. Es befinden sich im Bau die Waggonfabrik in Nishnij Tagilj, eine Reihe alter Werke werden instandgesetzt.

Turbinen und Generatoren für elektrische Kraftwerke: die Fa­

briken „Elektrosila" und das Metallwerk in Leningrad, das Werk

„Turbostroj" in Charkow.

Eisenhüttenindustrie. Im ersten Jahrfünft hat die Sowjetunion bereits mit der Herstellung der Ausrüstung für diese Industrie be­

gonnen, Zu nennen sind: das Kramatorsker Werk, das 150 000 To.

Ausrüstungen für die Hüttenindustrie im Jahre herstellen soll, das Uraler Maschinenbauwerk, das jährlich die komplette Ausrüstung für 4 Hochöfen und für 20 Martinöfen, ein neues Blockwalzwerk, 50 Gasgeneratoren liefern soll, ferner das Werk von Ishorsk, das Werk in Dnjepropetrowsk u. a. m.

Heizstoifindustrie. Hier sind zu nennen: die Anlage in Gorlowka, die Fabrik „Sibmaschstroj" (Sibirische Maschinenbau-Fabrik), das Werk für Crackinganlagen in Baku. Im Jahre 1913 wurden 9,2 Mill.

To., im Jahre 1927/28 11,9 Mill. To., 1932 22,2 Mill. To. Naphtha gewonnen. An Kohlen wurden gefördert: im Jahre 1913 29 Mill. To., 1928 35,4 Mill. To., im Jahre 1932 61,5 Mill. To. *

Flugzeugindustrie. Fabriken sind entstanden in Moskau, Woro-nesh und in einigen Orten Sibiriens.

Kugellagerindustrie. Im Jahre 1932 ist das Moskauer Kugellager­

werk in Betrieb gesetzt worden; es soll 24 Mill. Kugel- und Rollen­

lager herstellen.

Chemische Industrie. Vor dem Kriege gab es in Rußland fast keine chemische Industrie. Jetzt habe sie eine sehr große Bedeu­

tung in der Volkswirtschaft der UdSSR gewonnen. Ihre Produktion erreichte (ohne Gummi) im Jahre 1913 einen Wert von 153 Mill. Rbl., im Jahre 1928 314 Mill. Rbl., im Jahre 1932 1,020 Mrd. Rbl. (nach den Preisen von 1926/27). In den vier Jahren des ersten Jahrfünfts sind 13 Fabriken und Kombinate der Industrie der chemischen Grund­

stoffe, 2 chemische Fabriken für plastische Massen, 1 Fabrik für Lacke und Farben, 3 Fabriken für künstliche Faserstoffe, 2 Fabriken für synthetischen Kautschuk, 19 holzchemische Fabriken, sowie 13 Koks- und kokschemische Anlagen in Betrieb genommen worden.

Unter den chemischen Fabriken befänden sich „tatsächlich in Be­

trieb" die Fabriken in Beresniki, Bobriki, Woskresensk, Leningard, Solikamsk, Konstantinowka, Jaroslaw, Ugreshi und Perm. Besonders groß soll das Werk in Beresniki sein, das als Kombinat aus einer Reihe von Fabriken besteht.

Sehr charakteristisch sind die Ziffern über die Erneuerung der Werke der Schwerindustrie, Insgesamt sind in die Industrie 23 Mrd. Rbl. investiert worden, davon entfallen auf die Schwerindustrie 19,2 Mrd. Rbl. Für Neubauten sind 7,3 Mrd. Rbl. ausgegeben wor­

den, für Erneuerung und Erweiterung alter Werke 5,9 Mrd. Rbl., für den Wohnbau 2,1 Mrd. Rbl. Das Grundkapital der Schwerindu­

strie habe im Jahre 1928 5,5 Mrd. Rbl., zum 1. Januar 1933 14,4 Mrd. Rbl. betragen.

Trotz dieser Leistungen ist die Sowjetregierung keineswegs mit dem Erreichten zufrieden. Molotow sagte in der Sitzung des Zentral-Exekutiv-Komitees am 23. Januar 1933:

„Der Aufbau war gigantisch, aber in der Erfassung dieser neuen Unterneh­

mungen haben wir noch lange nicht erreicht, was notwendig ist. Wir konnten es auch nicht in einer so kurzen Zeit erreichen. Die neuen Fabriken mit ihren neuen Ausrüstungen, viele Tausend landwirtschaftliche Kollektiv- und Staats­

betriebe mit ihrer neuen Technik sind da; aber es muß eine gewisse Zeit ver­

gehen, um ihnen die nötige wirtschafts-technische Leitung zu sichern, weil es noch an den nötigen qualifizierten Arbeitern, den genügend vorbereiteten Tech­

nikern und wissenschaftlich gebildeten Ingenieuren fehlt. Deshalb muß in den e r s t e n z w e i b i s d r e i J a h r e n d e s z w e i t e n F ü n f j a h r p l a n e s d a s T e m p o d e s W a c h s t u m s d e r i n d u s t r i e l l e n P r o d u k t i o n v e r l a n g s a m t werden.

Darin unterscheiden sich die jetzigen Aufgaben von denen des ersten Jahr­

fünfts. Dementsprechend muß das Hauptgewicht von dem mengenmäßigen Wachstum der Produktion auf die Verbesserung ihrer Qualität und auf das Wachstum der Arbeitsleistung in der Industrie, von der Ausdehnung der Saat­

flächen auf das Wachstum der Ernteresultate und die Verbesserung der Arbeits­

qualität in der Landwirtschaft gelegt werden. Ohne eine Hebung der Gesamt­

organisation der wirtschaftlichen Arbeit wird man mit dem Plan für 1933 nicht fertig werden."

Molotow führt für seine Unzufriedenheit einige beachtenswerte Momente an. Die Produktivität der menschlichen Arbeit war im Jahre 1932 in der UdSSR besonders unbefriedigend, der Zuwachs habe nur 1 % erreicht, obwohl jeder Prozent der Zunahme an menschlicher Arbeitsleistung für das Jahr 1933 290 Mill. Rbl. aus­

mache. In der Frage der Herabsetzung der Selbstkosten weise die Sowjetwirtschaft eine sehr schwache Stelle auf. Trotz der erfolg­

reichen Abwicklung des ersten Jahrfünfts sei von einer Herabsetzung der Selbstkosten nicht das geringste zu verspüren. Als anormal müsse auch angesehen werden, was sich in bezug auf die Qualität der Produktion bietet. Vor kurzem habe z. B. die Autofabrik in Gorkij ihre ersten 50 Personenwagen nach Moskau geschickt. Sie seien nach Urteilen von Fachleuten nicht schlecht gebaut: in ihren Haupt­

teilen, auch in bezug auf den Motor, Chassis und Steuer; aber in

vieler anderer Hinsicht seien diese Automobile noch sehr schlecht.

„Wir brauchen nicht nur einen guten Motor für unsere Automobile, sondern wir brauchen ein gutes Personenauto. Das sowjetrussische Personenauto muß so sein, daß man in ihm nicht schlechter fährt als in einem bourgeoisen. Und wie groß," ruft dann Molotow aus,

„ist der Prozentsatz des Ausschusses an industriellen Erzeugnissen!

Man muß zugeben, daß in dieser Beziehung unsere Industrie eine große Anzahl vollständig unbefriedigender Stellen aufweist. In tech­

nischer Beziehung sind wir auf dem Gebiete des Eisenbahntrans­

portes bedeutend zurückgeblieben. Es genügt nicht, daß w i r U n t e r n e h m e n v o n m o d e r n e m i n d u s t r i e l l e m T y p u s e r b a u e n u n d d e n e i n e n o d e r a n d e r e n Z w e i g d e r Industrie mit neuester Ausrüstung versehen! Wir müssen uns mit der Technik der neuen Produktion vertraut machen und sie beherrschen. Wir dürfen nicht zulassen, daß das Geschaffene durch schlechte Arbeit vernichtet wird, sondern müssen dafür sorgen, daß sich die Industrialisierung weiter günstig entwickele. So ist es z. B. in der Kohlenindustrie sehr unbefriedigend bestellt, trotzdem in dieser Industrie sehr günstige technische Vorbedingungen für ein Wachstum vorhanden sind," Molotow sagt ferner, daß er noch eine ganze Anzahl von Beispielen dafür anführen könne, wie unachtsam und geradezu verbrecherisch die neuesten Ausrüstungen, auch die im Ausland gekauften, auf den besten sowjetrussischen Werken behan­

delt würden (z. B. auf dem Charkower Traktorenwerk, in der Auto­

mobilfabrik in Gorkij, in Magnitogorsk und Beresniki).

Bezüglich der Landwirtschaft konstatiert Molotow u. a., daß i n der V iehzucht die Lage sehr unbefriedigend sei. Es müsse dafür gesorgt werden, daß die Zahl der Rinder, Schweine und Schafe in den Kollektivwirtschaften und in den staatlichen Vieh­

zuchtbetrieben entsprechend dem aufgestellten Plane erhöht werde;

denn das Wachstum der sozialistischen Viehzucht habe eine große Bedeutung sowohl für die Landwirtschaft als auch für die weitere Verbesserung der Versorgung der Stadt mit Lebensmitteln. Molotow berührt dann die Frage der Versorgung der Bevölkerung mit Massenartikeln und stellt fest, daß in der sogenannten leichten Industrie jene Steigerung in der Produktion, die die Bedürfnisse der Bevölkerung befriedigen könne, noch lange nicht erreicht sei.

Im Jahre 1932 hat es die Sowjetregierung ursprünglich als Auf­

gabe des zweiten Jahrfünfts betrachtet, den Umbau der ganzen Volkswirtschaft zum Abschluß zu bringen, für alle ihre Zweige die modernste technische Basis zu schaffen und damit die Sowjetunion vom Auslande unabhängig zu machen. Die Ergebnisse der Industria­

lisierung für das Jahr 1932 müssen der Regierung anscheinend ge­

z e i g t h a b e n , d a ß e i n e w e i t e r e A n s p a n n u n g d e r K r ä f t e i n d e m T e m p o , w i e e s b i s h e r d e r F a l l w a r , n i c h t m e h r a n g ä n

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i g ist, und daß man sich zunächst mehr einer Verbesserung der rganisation widmen muß, weil sonst alles bisher Erreichte zunichte gemacht werden könnte.

Volkswirtschaftsplan für 1933.

Der Vorsitzende der Staatlichen Plankommission, Kujbyschew, entwarf dann in der Sitzung des Zentral-Exekutiv-Komitees den Plan für die Volkswirtschaft der UdSSR im Jahre 1933, der einstim­

mig von der "Versammlung angenommen wurde. Auch aus diesem Plan wollen wir nur einige wesentliche Abschnitte wiedergeben.

Im Jahre 1933 soll die Bruttoproduktion in der Industrie um 16V'j % gegenüber 1932 zunehmen. Die Kapitalinvestierung für die­

ses Jahr ist mit 10,108 Mrd, Rbl. veranschlagt worden, also nur um 1 Mrd, Rbl. mehr als für das Vorjahr. Davon entfallen auf die Schwerindustrie 8,527 Mrd. Rbl. und auf die Leichtindustrie 1,581 Mrd. Rbl. Es ist sehr bezeichnend, daß wiederum der Leichtindustrie ein geringerer Platz zugewiesen worden ist, während noch im vori­

gen Jahre die Sowjetregierung erklärt hatte, man müsse im zweiten Jahrfünft der Leichtindustrie die größte Aufmerksamkeit zuwenden, nachdem die Schwerindustrie und der Maschinenbau auf eigene Füße gestellt worden seien. Im einzelnen sieht der Plan vor:

Die Hüttenindustrie. In die Hüttenindustrie sollen 2,197 Mill.

Rbl. investiert werden. Das bedeutet die Inbetriebsetzung einer gan­

zen Reihe von neuen Hochöfen, Martinöfen und Walzwerken. Im Jahre 1933 sollen die Produktion von Gußeisen 9 Mill. To., die Stahl­

gewinnung 8,9 Mill, To, und die Walzwerke 6,2 Mill, To, ergeben.

Die Hauptaufgabe der Hüttenindustrie im Jahre 1933 besteht nicht nur darin, eine größere Gußeisenproduktion zu erreichen, sondern die Stahlgewinnung und die Arbeit der Walzwerke zu steigern.

Die Industrie der Nichteisenmetalle (Buntmetalle). Im Jahre 1933 sollen in Betrieb gesetzt werden: das Dnjepr-Aluminiumkombi-nat, das Nickelkombinat in Ufalejsk, das erste seiner Art in Ruß­

land, eine Bleifabrik, zwei Werke für Elektrolytzink in Tscheljabinsk und Ordshonikidse, Anreicherungs- (Agglomerations-) Anlagen im Uralkombinat usw.

HeizstoSfindustrie. Die Steinkohlen förderung soll 84 Mill.

To. ergeben — 30 % mehr als im Jahre 1932. Vor allem soll im laufenden Jahre die Förderung in den neuen Kohlenrevieren im Ural, im Moskauer Gebiet, in Kusnezk und Karaganda bedeutend ge­

steigert werden. Die Ausbeutung neuer Kohlenreviere im Nordgau und in Georgien ist vorgesehen. In die Steinkohlenindustrie sollen 707 Mill. Rbl. investiert werden. Die N a p h t h a gewinnung soll von 22 auf 241/2 Mill. To. steigen. 6 Crackingkombinate sind zurzeit im Bau, davon sollen 4 Ende 1933 fertiggestellt werden. In Saratow werden noch weitere 8 gebaut, von denen 4 Ende 1933 fertig sein werden. Die Torf gewinnung soll erheblich erhöht werden, da ihre Bedeutung als Heizmaterial für die Industrie stark zugenommen hat.

Im Jahre 1933 sollen 17,7 Mill. To. Torf gewonnen werden. Die För­

derung der Brennschieferindustrie wird im Jahre 1933 560 000 To. Brennschiefer ergeben. Kujbyschew weist darauf hin, daß eine Hauptaufgabe des Jahres 1933 die Erhöhung der Produktion der Heizstoffindustrie sein werde, und zwar solle sie um 16,5 %

gegenüber 1932 wachsen- Die Industrie habe den Bedarf an Heiz­

stoffen mit 119,5 Mill, To. berechnet.

Die Kraftwerke. Insgesamt sollen im Jahre 1933 1 100 000 KW Energie gewonnen werden. Die Erweiterung des Kraftwerks in Schatura ist vorgesehen. Im Leningrader Gebiet soll das Kraftwerk am Swirj, „Swirjstroj", und das Dubrower Kraftwerk, das mit Torf geheizt wird, dem Betrieb übergeben werden. Im Ural ist die Ver­

sorgung der Hütten- und Maschinenbauindustrie mit Elektrizität un­

genügend. Auf die Beseitigung dieser Mängel soll im Jahre 1933 besonders geachtet werden. Eine ganze Reihe neuer Kraftwerke soll im Jahre 1933 in Betrieb genommen werden. Die Elektroenergie soll eine Steigerung um 3 Mrd. KW-Stunden, und zwar von 13,3 Mrd. im Jahre 1932 auf 16,3 Mrd. KW-Stunden im Jahre 1933 erfahren.

Die chemische Industrie. Der Wert der Bruttoproduktion ist für das Jahr 1933 auf 1,839 Mill. Rbl. angesetzt, d. h. es soll eine Steige­

r u n g u m 1 7 , 9 % g e g e n d a s J a h r 1 9 3 2 s t a t t f i n d e n . S y n t h e t i s c h e r Kautschuk soll jetzt in der Sowjetunion für die Gummiindustrie in Jaroslaw erstmalig zur Anwendung gelangen. Eine zweite Fabrik für synthetischen Kautschuk wird in Jefremowo im Jahre 1933 er­

richtet. 27 neue chemische Fabriken werden im Jahre 1933 in Be­

trieb genommen.

Die Leichtindustrie. Im Jahre 1933 soll die Leichtindustrie ihre Produktion um 10 % gegenüber 1932 erhöhen. Es werden zwei neue große Textilkombinate in Taschkent und Barnaul in Betrieb genom­

men werden. Die Kapitalinvestierung soll 730 Mill. Rbl. gegen 300 Mill. Rbl. im Vorjahre betragen. Der Plan sieht für die Textilindu­

strie einen Produktionswert von 500 Mill. Rbl. vor. Das Land soll auf diese Weise 200 Mill. m baumwollene Gewebe mehr erhalten als im Vorjahre.

Die Nahrungs- und Genußmittelindustrie. Die Bruttoproduktion dieser Industrie soll bedeutend erhöht werden und einen Wert von 4600 Mill. Rbl. erreichen. In der Fleischindustrie sollen 1933 Fleischkombinate in Moskau, Leningrad, Semipalatinsk und Baku in Betrieb genommen werden. In der Fischindustrie werden die Arbeiten der Kombinate in Astrachanj und Burjew beendet, die 60 Mill. Büchsen Konserven herstellen sollen. In diese Industrie werden 160 Mill, Rbl. investiert, die vornehmlich dem Ausbau der Fischereiflotte dienen sollen. Die Zuckerindustrie erhält eine weitere geographische Basis, die mehr nach dem Osten verlegt wird. Im Osten werden eine Fabrik im Kasakstan, eine in Kirgisien, eine im Mittelwolga- und eine im Unteren Wolgagau errichtet.

Die Holzindustrie. Für das Jahr 1933 ist eine Zunahme der Holzproduktion um 11,9 % vorgesehen. An Papier sollen 550 000 To,, an Furnieren 96 000 cbm hergestellt werden. Die ganze Produktion des Holzkommissariats im Jahre 1933 soll 2272 Mill. Rbl. betragen.

Der Maschinenbau. Während im Durchschnitt die industrielle Produktion nur um I6V2 % zunehmen soll, sind für den Maschinenbau 22% % Steigerung im Vergleich mit dem Jahre 1932 vorgesehen.

Die Produktion soll eine Wertsteigerung von 1,2 Mrd. Rbl. erfahren

und insgesamt 6,5 Mrd. Rbl. erreichen. Für den Transport z. B. soll die Anzahl der Güterwagen von 17 000 Stück auf 30 500 Stück im Jahre 1933 erhöht werden. Auch die Anzahl der Personenwaggons soll um 45 % vermehrt werden. Die Zahl der Lokomotiven wird erhöht. Vorgesehen ist ferner eine Erweiterung des Schiffs- und Automobilbaues. An Schleppern sollen im Jahre 1933 60 500 Stück auf den Markt gebracht werden, und zwar in einer Gesamtmenge von 1 Mill, PS. Das Werk in Tscheljabinsk soll allein 200 große Raupen­

schlepper liefern, an Mähdreschern sollen im Jahre 1933 12 000 Stück gebaut werden. Insgesamt soll der Wert des landwirtschaftlichen Maschinenbaues die Ziffer von 550 Mill, Rbl. erreichen. Der Werk­

zeugmaschinenbau soll im Jahre 1933 eine weitere bedeutende Ent­

wicklung erfahren: die neuen Fabriken sollen insgesamt 80 000 Metallbearbeitungsmaschinen liefern. Auch soll die Produktion von Nähmaschinen, Geschirr, Fleischmaschinen, Fleischzerkleinerungs­

maschinen und sonstigen Eisenwaren erweitert werden. Schließlich ist für 1933 eine erhebliche Steigerung der Produktion von Stahl- und Eisenwaren für den Massenbedarf vorgesehen.

Die Landwirtschaft. Hier wird das Augenmerk besonders auf die Erhöhung der Ernteresultate gerichtet werden. Im Durchschnitt sollen im Jahre 1933 pro Hektar 8 dz geerntet werden, was aller­

dings im Vergleich mit den andern Agrarstaaten noch sehr gering ist. Molotow bezeichnet die augenblicklichen Ernteresultate als un­

glaublich schlecht. Um eine Erhöhung zu erreichen, müsse eine regel­

rechte rationelle Fruchtfolge eingeführt und die Saatensorten ver­

mehrt werden. Künstliche Düngemittel sollen in größerem Maße als bisher zur Anwendung kommen, Superphosphate, Phosphormehl und Kalisalze erstmalig in verstärktem Maße im Jahre 1933 verwen­

d e t w e r d e n . S c h l i e ß l i c h w i r d u . a . d i e H e b u n g d e r P f e r d e z u c h t verschiedentlich betont.

Die Bruttoproduktion soll für Getreide 802 Mill. dz, für Baum­

wolle 14,3 Mill. dz, für Flachs 5,5 Mill. dz, für Zuckerrüben 120 Mill. dz und für Sonnenblumen 22 Mill. dz betragen. Die Landwirtschaft soll mit Produktionsmitteln in folgender Höhe versehen werden: an Schleppern mindestens 870 000 PS eigener Fabrikation, Landmaschi­

nen und Inventar im Werte von 550 Mill, Rbl, Die ganzen Investie­

rungen für die Landwirtschaft im vergesellschafteten Sektor werden in einer Höhe von 2147,7 Mill, Rbl, festgesetzt.

Transport. Im Jahre 1933 werden in Betrieb genommen: der größte Teil der Eisenbahnmagistrale Donezbecken—Moskau und das zweite Gleis Kusnezk—Magnitostroj, die nach Auffassung russi­

scher Wirtschaftler eine große volkswirtschaftliche Bedeutung haben.

Für große Eisenbahnarbeiten werden im Jahre 1933 2941 Mill. Rbl.

a u s g e s e t z t ; d a v o n s o l l e n a u f d e n B a u v o n C h a u s s e e n , G r u n d ­ wegen und für den Autotransport 333 724 000 Rbl. ent­

fallen.

Die Gesamtsumme der Investierungen für den ver­

gesellschafteten Sektor der Volkswirtschaft der UdSSR für das Jahr 1933 ist mit 18 Mrd. Rbl., gegen 17 Mrd. Rbl.

im Jahre 1932, festgesetzt worden.

Staatsbudget. Das Budget für das Jahr 1933 ist folgendermaßen bestätigt: Einnahmen 35 011 Mill. Rbl. Es verdient Beachtung, daß eine innere 8%ige Anleihe von 800 Mill. Rbl. vorgesehen ist.

Ferner sind noch zwei weitere Anleihen, eine Massenanleihe im Be­

trage von 2800 Mill, Rbl, und Sparkassenanleihen in Höhe von 412 Mill. Rbl. beabsichtigt.

Die Ausgaben sind mit 33 231 Mill. Rbl, vorgesehen.

Der Ueberschuß beträgt 1,780 Mill. Rbl.; aber er entsteht dank d e n A n l e i h e n i m B e t r a g e v o n 4 M r d . R b l , D i e o r d e n t l i c h e n Ein- und Ausgaben schließen mit einem Defizit von 21,4 Mrd. Rbl.

Hierbei ist vorgeschrieben, die Haushaltsdisziplin sowohl in den Einnahmen als auch in den Ausgaben und in den Kreditbewilligungen strengstens einzuhalten und keine Ueberschreitungen außerhalb des Planes vorzunehmen.

Schlußfolgerungen,

Vier, schon oft aufgestellte Forderungen charakterisieren auch

Vier, schon oft aufgestellte Forderungen charakterisieren auch

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