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2.5 Die Kartographie von Kontroversen nach der Akteur-Netzwerk-Theorie nach

2.5.5 Die Vorgehensweise bei der Untersuchung von Kontroversen

Zu Beginn der Untersuchungen sollen die Kartographierer alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen und sich von der sozialen Umwelt beeinflussen lassen. Obwohl jedes kollektive Phänomen als Kontroverse beobachtet werden kann, ist nicht jede Kontroverse ein guter Untersuchungsgegenstand. Es gibt keine exakten Instruktionen, wie eine gute Kontroverse zu wählen ist.174 Wenn ein Projekt kartographiert wird, ist in erster Linie zu definieren, welche Kontroverse analysiert wird.175 Nach der Auswahl der Kontroverse kann die Untersuchung begonnen werden.176

Kontroversen vermitteln den Eindruck konkurrierender Stellungnahmen. Jedes neue Statement löst eine Vielzahl an Antworten und Diskussionen aus. Die Identifikation des vollständigen Ausmaßes der kontroversen Arena ist ein Schritt in der sozialen Kartographie.

Die Kartographierer müssen die Existenz eines Netzwerks von Beziehungen zwischen den Statements erkennen, welche in eine Diskussion münden. Die soziale Kartographie hat das Netz von Beziehungen nachzuzeichnen.177

Die Literatur soll nachrangig behandelt werden. In der sozialen Kartographie geht die Beobachtung immer der Theorie und Methodologie voraus.178 Literatur existiert auf jedem sozialen Gebiet und animiert jede kollektive Debatte. Kontroverse Themen werden in der Literatur dynamisch und widersprüchlich diskutiert. Der schriftliche Diskurs bildet eine erste Ebene der Aussprache, welche die soziale Kartographie aufzeigen muss.179 Folgt man dem Netz von Beziehungen, welches die kontroversen Statements umgibt, werden soziale Kartographierer zwangsläufig dazu gebracht, Zusammenhänge zu berücksichtigen, die sich jenseits der Grenzen des textlichen Universums ausbreiten. Statements werden immer Teil

173 Vgl. Venturini 2009, S. 17 f.

174 Vgl. Venturini 2009, S. 11.

175 Vgl. Venturini 2009, S. 11.

176 Vgl. Venturini 2009, S. 14.

177 Vgl. Venturini 2009, S. 14 f.

178 Vgl. Venturini 2009, S. 3.

179 Vgl. Venturini 2009, S. 14 f.

Methodische Vorgehensweise

eines größeren Netzwerkes sein, das menschliche Wesen, technische Objekte, natürliche Organismen, metaphysische Wesen usw. umfasst.180

Mit der Beschreibung einer Kontroverse wird die Komplexität auf ein überschaubares Level reduziert. Beide Aufgaben der Beobachtung und Beschreibung sind wichtig und in der Praxis der sozialen Kartographie als auch bei kollektiven Phänomenen eng miteinander verbunden.

Die Beobachtung und die Beschreibung sollten nicht verwechselt werden, weil sie unterschiedliche Zwecke und unterschiedliche Konsequenzen haben. Für die soziale Kartographie darf die Anzahl der Aussagen nicht vereinfacht werden, um in der Diskussion berücksichtigt werden zu können. Es muss sichergestellt werden, dass sich die Akteur_innen, die mit der Artikulation von Aussagen an der Kontroverse partizipieren, nicht beliebig kurzschließen können.181

In der sozialen Wissenschaft könnte keine seriöse Untersuchung ohne Beobachtung der Komplexität des kollektiven Lebens und ohne Vereinfachung durch Beschreibungen bestehen. Das Bekenntnis zum offensichtlichen Widerspruch zwischen der Untersuchung des Reichtums der sozialen Landschaft und der verständlichen Abbildung einer solchen Landschaft ist essenziell. Mit der Aufzeichnung der Debatte verlieren Kartographierer einen Teil der Resonanz.182

Die Evaluierung der Beobachtungsarbeit preist die Artikulation wesentlich mehr als die Präzision und Konsistenz. Die Qualität der Beobachtung hängt von den Möglichkeiten ab, die Untersuchungen zu vervielfachen und die Sensibilität der Kontrollmechanismen zu steigern.

Mit der Akkumulation der Bemerkungen, Dokumente, Interviews, Gutachten, Experimente, Statistiken usw. dürfen die Forscher_innen den Reichtum des kollektiven Lebens nicht reduzieren.183 Dies erschwert die Interpretation und verkompliziert die Arbeit der Darstellung.

Das verlangsamt die Konstruktion eines gemeinsamen Kosmos.184

180 Vgl. Venturini 2009, S. 15.

181 Vgl. Venturini 2009, S. 18 f.

182 Vgl. Venturini 2009, S. 19.

183 Vgl. Venturini 2009, S. 19.

184 Vgl. Venturini 2009, S. 20 f.

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Spiegel der Strategie „Europa 2020“ zur Ermittlung lokaler Performance-Felder

Wie in der Einleitung dieser Arbeit bereits beschrieben, bildet der Fokus auf die Ressourceneffizienz und die Stadtgemeinde Attnang-Puchheim den Ausgangspunkt dieser Arbeit.

Der Autor setzt sich zu Beginn dieses Kapitels mit den Visionen und Zielen der Strategie

„Europa 2020“ auseinander. Die inhaltliche Analyse der Strategie „Europa 2020“

verdeutlicht, dass die Ressourceneffizienz ein wesentlicher Bestandteil des nachhaltigen (Wirtschafts-)Wachstums ist. Die Ressourceneffizienz ist eine Strategie, um eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu erreichen.

Die Diskussion der Strategie „Europa 2020“ zeigt, dass es bei der Auseinandersetzung mit der Ressourceneffizienz nicht ausreichend ist, sich ausschließlich auf die Strategie „Europa 2020“

zu konzentrieren. So setzt sich der Autor mit den europäischen und nationalen Initiativen auseinander, die mit der Strategie „Europa 2020“ in Verbindung stehen. Die besagten Dokumente greifen ineinander und stützen sich gegenseitig. Mit den ausgearbeiteten Dokumenten konkretisieren sich die Vorstellungen davon, wie mit der Ressourceneffizienz umzugehen ist. Der Autor folgt dem Netzwerk aus europäischen sowie nationalen Dokumenten. Die Strategie „Europa 2020“ und die nationalen und europäischen Initiativen definieren das Verständnis zur Ressourceneffizienz.

Die Inhalte der Strategie „Europa 2020“ sowie der europäischen und nationalen Initiativen werden auf die Fragen der transdisziplinären Forschung untersucht und das benötigte Wissen wird extrahiert. Mit dem Transitions-Management wird die Wissensproduktion strukturiert:

1. Was sind die Visionen und Ziele der Europäischen Union zur Ressourceneffizienz?

a. Welche Initiativen oder Dokumente sind mit der Strategie „Europa 2020“

verbunden und welchen Einfluss haben diese auf die Zieldefinition?

b. Welche (Ziel-)Definition kann aus den europäischen und nationalen Initiativen für die Ressourceneffizienz abgeleitet werden?

2. Welche Maßnahmen werden diskutiert, um die Ressourceneffizienz-Ziele zu erreichen und um die Ressourceneffizienz kontinuierlich zu verbessern?

Diskussion des lokalen Ressourceneffizienz-Netzwerks im Spiegel der Strategie „Europa 2020“ zur Ermittlung lokaler Performance-Felder

Der Autor befasst sich zuerst mit den Zielen und Visionen der Strategie „Europa 2020“. Mit der Strategie „Europa 2020“ werden gleichzeitig die Ziele für ein nachhaltiges Wachstum dokumentiert. Aus diesen leiten sich wiederum die Ziele und Maßnahmen der nationalen und europäischen Initiativen zur Ressourceneffizienz ab, die in dieser Arbeit inhaltlich analysiert und beschrieben werden. Der Autor fokussiert sich bei der Beschreibung der Maßnahmen auf die Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und die Bewusstseinsbildung, da diese vorwiegend von den nationalen und regionalen Expert_innen diskutiert werden.

Zudem hat der Autor Expert_inneninterviews mit nationalen und regionalen Gesprächspartner_innen geführt. Zur Vorbereitung auf die Gespräche hat der Autor einen Gesprächsleitfaden erstellt, der sich an den Fragen der transdisziplinären Forschung orientiert.

Der Autor hat die Fragen entsprechend dem Transitions-Management strukturiert und die Expert_innen nach den Visionen, Zielen und Maßnahmen zur Ressourceneffizienz befragt.

Mit der netzwerkanalytischen Methode der Kartographie der Kontroversen wird das lokale Netzwerk zur Ressourceneffizienz sichtbar. Die Befragungen der Expert_innen hat hervorgebracht, welche Elemente die nationalen und regionalen Stakeholder mit der