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Mit der Fokussierung auf ein ausgewähltes Thema im Netzwerk der Ressourceneffizienz wird ein bestimmter Blickwinkel im Netzwerk angelegt. Das gesammelte Material wird nach dessen Kontext sortiert bzw. strukturiert. Mit diesem konzentrierten Blickwinkel werden andere Inhalte unsichtbar. Mit der Gegenüberstellung werden Probleme sowie die Ursache für diese Probleme sichtbar, die in der jetzigen Konstellation noch nicht ausverhandelt werden.

Dasselbe Phänomen eröffnet so unterschiedliche Problemlagen, mit denen sich auch dementsprechend der Lösungsansatz verändert.

5.1.1 Öffentliche Neuausrichtung bei Fragestellungen zur Ressourceneffizienz Abbildung 15: Der Blickwinkel auf die energetische Nutzung von Biomasse

Quelle: eigene Darstellung

Maßnahmenpakete und Lösungsvorschläge für Attnang-Puchheim und die Region im Sinne der Strategie „Europa 2020“

Das Element der energetischen Nutzung von Biomasse liefert die Bühne für die Positionierung der Akteur_innen. Die Rohstoff- und Energieautarkie ist eine konkrete Forderung der Wissenschaft. Für die Umsetzung dieser Vision bzw. Zielvorstellung kann die Notwendigkeit eines staatlichen Eingriffes erforderlich werden, so Prammer.

Aus der Abbildung wird ersichtlich, dass der stofflich effiziente Einsatz natürlicher Rohstoffe neben Prammer auch für Grill438 ein Anliegen darstellt. Die Lenzing AG kann aber nicht (ressourcen-)effizient wirtschaften, weil einerseits ihre industrielle Abwärme nicht genutzt wird und auf der anderen Seite biogene Rohstoffe direkt der energetischen Verwertung zugeführt werden.

Die Wirtschaft stellt mit der Anpassung der derzeitigen Förderpolitik im Bereich der Bioenergie eine konkrete Forderung an die Politik bzw. Öffentlichkeit, die stoffliche Nutzung von Biomasse in ihren Zielen zu berücksichtigen und sich diesem Thema anzunehmen.

Mit der Förderung alternativer Energieträger werden immer mehr Nutzungsanforderungen auf denselben Rohstoff projiziert. Der Konflikt wird verschärft. Die Problematik ist selbst in einer kleinen Region offensichtlich.

Die Klima- und Energiemodellregion Vöckla-Ager ist eine öffentliche Maßnahme, die dem höheren Ziel der Nachhaltigkeit verpflichtet ist. Die Politikübersetzungsagentur verfolgt nationalstaatliche Interessen und ist Umsetzungspartner für Wissenschaft und Politik. Das bedeutet, sie muss sich nicht nur der Energieautarkie, sondern auch der Rohstoffautarkie annehmen.

Die Klima- und Energiemodellregion Vöckla-Ager nimmt aber die Rolle, für die Rohstoffeffizienz zuständig zu sein, nicht wahr. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf der Energieeffizienz und die Rohstoffeffizienz verbleibt in der Eigenverantwortung der Unternehmen. Vöckla-Ager unternimmt keine Zielanpassung, um nicht nur einem Teilaspekt der Ressourceneffizienz zu entsprechen.

Die Ressourceneffizienz ist ein sektorenübergreifender Ansatz, der eine sektorenübergreifende Lösungssuche erzwingt. Die Verantwortung wird zwischen den Sektoren hin- und her geschoben. Eine Lösung kann nur miteinander gefunden werden. Es gibt keine Verortung für die Verantwortung bzw. die Öffentlichkeit nimmt die Verantwortung nicht wahr. Das Problem wird nicht erkannt. Man braucht eine langfristige öffentliche

438 Grill ist Leiter des Holzeinkaufs der Lenzing AG.

Neuausrichtung – einen neu ausgerichteten staatlichen Eingriff – bei der Fragestellung zur Ressourceneffizienz.

Die Gegenüberstellung der Akteur_innen Prammer, Watzlik und Grill liefert ein Argument für einen sinnvollen Maßnahmenvorschlag.

5.1.2 Vernetzung zwischen öffentlichem und privatem Sektor

Abbildung 16: Die Strukturierung nach den Zielvorstellungen der öffentlichen und privaten Akteur_innen

Quelle: eigene Darstellung

Mit der Strukturierung nach den öffentlichen und privaten Akteur_innen wird eine alternative Darstellungsweise gewählt. Die Geschehnisse im Forschungsfeld der Ressourceneffizienz werden gemäß der Ziele reflektiert, die aus dem Blickwinkel der Akteur_innen vorgenommen werden sollen:

Ziele im öffentlichen bzw. öffentlich finanzierten Sektor volkswirtschaftliche Themen

Fokus auf den Rohstoff- und Energieautarkiegedanken Haushaltsfragen

Privatwirtschaftliche Zielsetzungen:

Kombination aus Kostengedanken und Effizienzüberlegungen

Mit diesem Blickwinkel auf die Forschungsergebnisse wird verdeutlicht, dass mit der Forcierung der erneuerbaren Energieträger im öffentlichen Sektor der Zielkonflikt mit der Privatwirtschaft – im Besonderen mit der Lenzing AG – bereits auf der Zielebene vorprogrammiert ist.

Unter anderem wird bereits auf der Zielebene das Rollenverständnis der einzelnen Akteur_innen verdeutlicht: Steinmüller ist an einem privat finanzierten Institut tätig und bringt den Dienstleistungsgedanken zur Sprache, während Prammer am öffentlich finanzierten Lehrstuhl die Energie- und Rohstoffautarkie als Vision präsentiert. Die

Maßnahmenpakete und Lösungsvorschläge für Attnang-Puchheim und die Region im Sinne der Strategie „Europa 2020“

Akteur_innen sprechen über Themen und nicht ausschließlich für sich. Sie nehmen jeweils Rollen ein, die sie übernommen haben (Unternehmen, Wissenschaft,…). Im Rollenverständnis steckt implizit ihre Existenzberechtigung.

Mit der Gegenüberstellung des öffentlichen und des privaten Sektors kann eine erste Erkenntnis gewonnen werden: Die Privatwirtschaft und der öffentliche Sektor sind kaum vernetzt. Das gegenseitige Verständnis fehlt zum jetzigen Zeitpunkt noch. Bis jetzt noch nicht realisierte Schnittstellen müssen aufgebaut und Synergien müssen genutzt werden.

5.1.3 Unternehmenskooperation entlang der regionalen Wertschöpfungskette Abbildung 17: Die Positionierung der Akteur_innen zur Kaskadennutzung

Quelle: eigene Darstellung

Die Wissenschaft und die europäische Politik fordern die Kaskadennutzung für die nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen ein und sehen mit der Zellstoffindustrie eine geeignete Partnerin, um diese Idee zu verwirklichen. Die Zellstoffindustrie – in Form der Lenzing AG – zeigt auch die Bereitschaft, sich diesem Thema anzunehmen: mit der Bereitstellung von Abprodukten439.

Sie zeigt aber auch auf, dass zu diesem Zweck die Förderpolitik in Österreich geändert werden muss.

Die Lenzing AG kann als Abprodukt Abwärme bereitstellen, um eine Kaskadennutzung im Fernwärmenetzbetrieb voranzubringen. Mit der Bereitstellung der Fernwärme durch das Biomassekraftwerk in Timelkam wird aber die industrielle Abwärme der Lenzing AG für einen Fernwärmenetzbetrieb nicht nachgefragt.

Andererseits könnte die Kooperation der Lenzing AG mit anderen Industrieunternehmen – wie beispielsweise mit der Biowärme Attnang-Puchheim GmbH – eine Kaskadennutzung vorantreiben. Das Altholz bzw. Recyclingholz der Lenzing AG, das bereits einem Verwendungszweck zugeführt worden ist, kann von der Biowärme Attnang-Puchheim GmbH energetisch genutzt werden. Die Biowärme Attnang-Puchheim GmbH nimmt jedoch zurzeit

439 Abprodukte sind Abfälle, Abwässer oder Abfälle etc. deren Anfall bzw. deren weitere Behandlung mit realen Aufwänden verbunden sind.

das Problem nicht wahr, dass sie mit dem Einsatz von Waldhackgut der Zellstoffindustrie Ressourcen entzieht. Zumindest könnte der Holzeinsatz optimiert werden, wenn die Unternehmen eine Zusammenarbeit anstreben und so das Holz in ein energetisch und stofflich nutzbares Produkt getrennt wird.

Die Wissenschaft sieht das Problem im „missing link“ zwischen den Akteur_innenn entlang der Wertschöpfungskette. Auf regionaler Ebene kann der_die notwendige Akteur_in fehlen, damit der Effizienzablauf über die gesamte Kette gegeben ist. Teilweise wird aber nicht bemerkt, dass diese_r Akteur_in fehlt. Man muss diese Kette genauer betrachten und analysieren, auf welche Weise diese am ressourceneffizientesten ablaufen kann.

5.2 Lösungsvorschläge für ressourceneffiziente Entscheidungen in der