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TEIL II: EMPIRISCHE ANALYSE

8. Datenauswertung und Ergebnisdarstellung

8.2 Analyse und Auswertung der ökonomischen Parameter

8.2.3 Detailbetrachtung stationärer Bereich

Mit einem Anteil von 67 % an den Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherungen stellt der stationäre Bereich im Rahmen der CardioBBEAT Studie den deutlich kostenintensivs-ten Teilbereich dar, gefolgt von Ausgaben für Arzneimittel und ambulante Behandlungen (siehe Abbildung 26).

Abbildung 26: Verteilung der GKV-Ausgaben in den jeweiligen Bereichen der Versorgung.

Quelle: Eigene Darstellung.

Bei genauerer Betrachtung des stationären Bereiches und damit der Krankenhausaufenthalte, lassen sich zwischen Interventions- und Kontrollgruppe kaum Unterschiede feststellen. Ver-zeichneten in der Interventionsgruppe insgesamt 139 Patienten mindestens einen stationären Aufenthalt, was einem Anteil von 57,7 % der 241 Patienten mit verfügbaren Daten entspricht, sind dies in der Kontrollgruppe mit 150 Patienten ein ähnlich hoher Anteil (59,8 % der 251 Patienten mit verfügbaren Daten). Mit einer Gesamtzahl von 343 (IG) und 342 (KG) Hospitali-sierungen gleichen sich die Gruppen ebenfalls, wobei die Inzidenz 1,530 bzw. 1,396 pro Pati-ent in der jeweiligen Gruppe beträgt. Mit 1,096 nimmt die Incidence Rate Ratio (IRR) damit einen Wert von ungefähr 1 an, was bedeutet, dass das Risiko für eine stationäre Einweisung in beiden Gruppen nahezu gleich ist. Auch der p-Wert von 0,452 legt keinen signifikanten Un-terschied zwischen beiden Gruppen nahe.

Arzneimittel Heilmittel Hilfsmittel Krankengeld Pflege Kur Transport

GKV-Ausgaben

Kostenbereiche

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei alleiniger Betrachtung der stationären Aufenthalte aus kar-dialen Gründen, erweitert karkar-dialen Gründen sowie aufgrund einer Herzinsuffizienz. Mit einer IRR von 1,107 bzw. 0,968 und p-Werten von 0,494 und 0,900 sind auch hier keine klaren Un-terschiede zwischen den beiden Gruppen sichtbar (siehe Tabelle 20).

Tabelle 20: Hospitalisierungen gesamt, kardial, Herzinsuffizienz-bedingt, wegen Notfällen und Kunstherzen.

IG KG IRR CI: Confidence Interval; IRR: Incidence Rate Ratio; Hosp: Hospitalisierungen; Pat.: Patient.

Quelle: Eigene Darstellung.

Da ein zentraler Punkt des Telemonitoringansatzes die frühzeitige Erkennung einer Dekom-pensation und damit das Verhindern von Notfalleinweisungen ist, werden auch diese Fälle genauer betrachtet. Hier zeigte sich analog zu den bisherigen Analysen ebenfalls kein signifi-kanter Unterschied zwischen beiden Gruppen. So verursachten 28,2 % (IG) bzw. 26,3 % (KG) der Patienten 121 bzw. 106 Notfalleinweisungen. Die IRR von 1,282 zeigt eine leichte Tendenz für häufigere Notfalleinweisungen in der Interventionsgruppe, der Unterschied ist jedoch nicht signifikant (p = 0,216).

Als größter Kostentreiber innerhalb der Studie zeigte sich der Einsatz von Kunstherzen bei ins-gesamt sieben Patienten. Da die Herztransplantation im Endstadium einer Herzinsuffizienz in Bezug auf Langzeitüberleben und Lebensqualität als Goldstandard in der Therapie gilt479, wird sie in die Betrachtung integriert. Diese Intervention generiert im Rahmen der Studie Kosten von bis zu 225.000 EUR pro Patient und Verweildauern von bis zu 125 Tagen, die entweder

479 Vgl. Antretter et al. 2016, S. 48f.

durch Todesfälle oder die Entlassung in eine Rehabilitationseinrichtung enden. Die sieben Pa-tienten sind zwischen den Gruppen mit sechs Kunstherztransplantationen in der Interven-tions- und nur einer Kunstherztransplantation in der Kontrollgruppe ungleich verteilt, weshalb die IRR von 6,385 deutlich in Richtung Kontrollgruppe tendiert. Statistisch signifikant ist dieser Unterschied mit einem p-Wert von 0,086 nicht.

Um mögliche zeitliche Abhängigkeiten der Intervention abzuleiten, werden sowohl die durch-schnittlichen Kosten als auch die Tage zuhause bzw. nicht in einer stationären Einrichtung aller Patienten quartalsweise betrachtet. Insgesamt zeigten sich die Kosten über die ersten drei Quartale rückläufig mit einem leichten Anstieg in Quartal vier. Diese Auswertung suggeriert für die täglich angefallenen Kosten eine generelle Tendenz zugunsten der Kontrollgruppe, mit einer durchgehenden Ratio von > 1 über alle Quartale hinweg. In Quartal drei erreicht der Unterschied zwischen beiden Gruppen mit einem p-Wert von 0,020 ein statistisch signifikan-tes Niveau (siehe Tabelle 21).

Tabelle 21: Verhältnis quartalsweise erfasster Durchschnittskosten pro Tag.

Interventionsgruppe Kontrollgruppe

Dies lässt sich in einer graphischen Darstellung der Gesamtkosten veranschaulichen. Liegen die durchschnittlichen Kosten in Quartal eins näher beieinander, entwickeln sie sich in den Folgequartalen deutlich auseinander (siehe Abbildung 27).

Abbildung 27: Quartalsweise erfasste Kosten pro Tag.

Quelle: Eigene Darstellung.

Bei Betrachtung des quartalsweisen Anteils an Tagen nicht zuhause bzw. in einer stationären Einrichtung, zeigt sich ein abnehmender Verlauf über alle vier Quartale sowie ebenfalls eine Tendenz zugunsten der Kontrollgruppe. Die Differenz zwischen Interventions- und Kontroll-gruppe bewegt sich im Bereich von 0,1 % bis 2 % und ist durchgehend als nicht signifikant anzusehen (siehe Tabelle 22).

Tabelle 22: Quartalsweise erfasster Anteil an Tagen nicht zuhause bzw. in einer stationären Einrichtung.

Interventionsgruppe Kontrollgruppe Quartal Anteil

Tage

Unteres 95% CI

Oberes 95% CI

Anteil Tage

Unteres 95% CI

Oberes 95% CI

Differenz Unteres 95% CI

Oberes 95% CI

p-Wert

Q1 0,954 0,939 0,970 0,972 0,956 0,987 -0,017 -0,039 0,004 0,117

Q2 0,935 0,916 0,954 0,955 0,937 0,973 -0,020 -0,047 0,006 0,130

Q3 0,928 0,903 0,953 0,949 0,925 0,973 -0,021 -0,056 0,013 0,225

Q4 0,910 0,878 0,942 0,911 0,880 0,942 -0,001 -0,045 0,043 0,970

CI: Confidence Interval Quelle: Eigene Darstellung.

Dies zeigt sich auch in der grafischen Aufbereitung (siehe Abbildung 28). Hier fällt auf, dass in den Quartalen eins bis drei ein höherer Anteil an Tagen zuhause bzw. nicht in einer stationä-ren Einrichtung in der Kontrollgruppe vorliegt, wobei sich dieser Unterschied in Quartal vier nahezu nivelliert.

Abbildung 28: Quartalsweiser Anteil an Tagen zuhause bzw. in einer stationären Einrichtung.

Quelle: Eigene Darstellung.

Zwischenfazit:

Bei der Analyse des primären Endpunktes für die hier verwendete Telemonitoring-Lösung bleibt der Nachweis einer Kosteneffektivität aus. Es wird keine eindeutige Verbesserung des Effektparameters Tage zuhause und nicht in einer stationären Einrichtung nachgewiesen und die aufgewendeten Kosten liegen in der Interventionsgruppe signifikant über denen der Kon-trollgruppe. Auch in den einzelnen Subgruppen-Analysen ergibt sich keine Kosteneffektivität der Maßnahme, jedoch kann hier keine Signifikanz in den Kostenunterschieden nachgewiesen werden. Die genauere Betrachtung des stationären Bereiches ordnet sich in die übergreifen-den Analysen ein. Das Remote Patient Monitoring-System weist in dieser Form und bei dieser Studienpopulation keine Überlegenheit zur Standardtherapie auf.